Massive Open Online Course

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Massive Open Online Course (deutsch offener Massen-Online-Kurs), kurz MOOC, bezeichnet kostenlose Onlinekurse, die meist auf Universitätsniveau sind und große Teilnehmerzahlen aufweisen.

MOOCs kombinieren traditionelle Formen der Wissensvermittlung wie Videos, Lesematerial und Problemstellungen mit Foren, in denen Lehrende und Lernende miteinander kommunizieren und Gemeinschaften bilden können. Zu unterscheiden sind dabei xMOOCs von cMOOCs. Während erstgenannte im Wesentlichen auf Video aufgezeichnete Vorlesungen mit einer Prüfung darstellen,[1] beruhen cMOOCs auf der Idee des Konnektivismus und haben eher die Form eines Seminars oder Workshops.

xMOOCs

Beschreibung

Die xMOOCs haben ihren Ursprung in regulären Hochschulveranstaltungen, die nachträglich als Online-Kurs einer großen Anzahl von Teilnehmenden zur Verfügung gestellt wurden. Das dem Kürzel MOOC vorangestellte x steht für extension und rührt daher, dass die Harvard University in ihrem Vorlesungsverzeichnis Online-Varianten ihrer Kurse mit einem x (ausgesprochen „cross“) hinter der Kursnummer versah.

Typische Elemente der xMOOCs sind Videos und Quizzes, in denen Testfragen beantwortet werden müssen. Je nach Art des Kurses können weitere Elemente hinzukommen, beispielsweise zu lesende Texte oder schriftliche Hausarbeiten, die wegen der hohen Zahl der Teilnehmenden nicht von der Kursleitung beurteilt werden, sondern von anderen Kursteilnehmenden.

xMOOCs werden meist durch Online-Foren begleitet, in denen sich Lernende austauschen können. Die Vernetzung untereinander ist kein integraler Bestandteil des Konzepts, es kann jedoch sinnvoll sein, xMOOCs mit dem Konzept des Persönlichen Lernnetzwerks (PLN) zu verbinden.

Beispiele für Anbieter

Internationale proprietäre Plattformen

  • Coursera: Eine führende kommerzielle MOOC-Plattform aus den USA.
  • edX: kooperative offene E-Learning-Plattform des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard University[2]
  • Udacity: Kommerzielle US-amerikanische Plattform, die vor allem Kurse im Informatikbereich anbietet.
  • Stanford Lagunita: MOOC-Angebot der Stanford University (Open Source) [3]
  • NovoEd: MOOC-Angebot der Stanford University (Open Source) [4]
  • Polimi Open Knowledge: Italienisches MOOC-Angebot der Politecnico di Milano.[5]
  • Open2study: Australisches MOOC-Angebot.[6]

Plattformen für Inhalte unter freier Lizenz

  • P2PU: Englische Bildungsplattform, die unter anderem MOOCs anbietet. Alle Inhalte stehen unter offener Lizenz.[7]
  • Khan Academy: Nicht-kommerzielle Website mit Lehrmaterial in Form von Videos, gegründet von Salman Khan[8]

Deutschsprachige Plattformen

  • iversity: Größte deutsche MOOC-Plattform, mit über 1.000.000 Nutzern.[9]
  • OpenCourseWorld: Eine deutsche MOOC-Plattform, die von der IMC AG betrieben wird, einem Anbieter von Softwarelösungen im E-Learning-Bereich.
  • openHPI: Deutsche MOOC-Plattform zu verschiedenen Themen der Informationstechnologie (IT), betrieben vom Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik.
  • mooin: Deutsche MOOC-Plattform der FH-Lübeck.
  • iMooX: Österreichische Plattform der Karl-Franzens-Universität Graz und der Technischen Universität Graz.
  • Virtuelle Hochschule Bayern: Verbund der Bayrischen Hochschulen

Plattformen von Einzelinstitutionen

cMOOCs

Beschreibung

Dave Cormier beim schwedischen Skolforum 2012

Ausgehend von einem Oberthema und einem Zeitplan mit einigen festgelegten Abschnitten und Ereignissen stellen die Kursanbieter bei cMOOCs als Impuls einige in der Regel online verfügbare Ressourcen wie Texte oder Videos zur Verfügung. Die Teilnehmer entscheiden selbst, ob und in welcher Weise sie sich einbringen. Werden sie aktiv, erstellen sie selbst weitere Materialien, etwa in Form von Blogbeiträgen, Tweets, Videos oder Podcasts. Sie werden dem Kurs zur Verfügung gestellt und können fortan kommentiert, diskutiert oder erweitert werden. Auf diese Weise entsteht eine Vernetzung zwischen Lernenden und deren Inhalten, wie sie im Konnektivismus propagiert wird.[10] Diesem Ansatz (englisch connectivism) entspringt das den MOOCs vorangestellte c.

Die Beteiligung erfolgt typischerweise in vier Stufen bzw. Hauptaktionen:[11]

Orientieren (Aggregate)
sich einen Überblick verschaffen und auswählen, was interessant erscheint
Ordnen (Remix)
ein Thema für sich strukturiert festhalten und nach Anknüpfungspunkten und Verbindungen zum eigenen Alltag suchen
Beitragen (Repurpose)
einen eigenen Beitrag oder Kommentar zu einem Thema verfassen
Teilen (Feed Forward)
die eigenen Beiträge mit anderen Teilnehmenden teilen

Medienecho

Das Thema MOOC erfährt besonders Anfang 2013 in der deutschen Presse eine hohe Aufmerksamkeit, die Berichterstattung beschränkt sich jedoch auf xMOOCs. Als besondere Chance wird die verbesserte Zugänglichkeit zu Lernangeboten hervorgehoben.[12] Dem gegenüber stehen jedoch Probleme didaktischer Natur. Der E-Learning-Forscher Rolf Schulmeister kritisiert in einem Vortrag die bis zu diesem Zeitpunkt „wenig lernförderliche Aufbereitung“ der xMOOCs.[13] Die mitunter geringe Erfahrung einiger Lehrender mit der Organisation von Online-Veranstaltungen spiegelt sich zudem in verschiedenen Berichten wider: Ein Professor brach seinen xMOOC ab, weil er sich mit der gesteigerten Interaktion im Vergleich zu traditionellen Vorlesungen überfordert sah.[14] Eine andere Professorin beendete vorzeitig einen Kurs wegen massiver technischer Probleme – bezeichnenderweise in einem xMOOC zum Thema „Fundamentals of Online Education: Planning and Application“.[15]

In der Kritik stehen xMOOCs ferner wegen der geringen Absolventenquote. Anhand frei zugänglicher Daten wurde ermittelt, dass oft nicht einmal 10 % der Teilnehmer den Kurs erfolgreich abschließen. Als Gründe werden beispielsweise genannt:[16]

  • Teilnehmer stellen fest, dass der MOOC doch zu viel Zeit erfordert
  • Ermüdungserscheinungen durch das rezeptive Vortragsformat
  • allgemein schlechtes didaktisches Design des Kurses
  • Teilnehmer Teilnehmer wollen gar kein Zertifikat, sondern stattdessen Wissen, erwerben , und nehmen daher nicht an den vorgesehenen Prüfungen teil

Ende 2013 mehren sich schließlich auch in der Presse Stimmen, die von überzogenen Erwartungen an das Format xMOOCs sprechen und sie lediglich als Vorboten weiterer Entwicklung im E-Learning betrachten.[17] Sebastian Thrun, Gründer der xMOOC-Plattform Udacity, sagt gar selbstkritisch, sein Unternehmen habe ein miserables Produkt.[18] Ende März 2014 wechselte jedoch für den weiteren Marktausbau in Ländern wie China der ehemalige Präsident der Yale University, Rick Levin, als neuer CEO zur Plattform Coursera.[19]

Server-Software

Vorgefertigte Software speziell für MOOCs, die man auf seinem Server installieren und mit Inhalten befüllen kann:

  • Open edX: Open-source-Software von edX und Google. Open edX bietet keine eigenen Kurse an, stellt aber eine freie Software für andere Anbieter bereit.[20]
  • OpenMOOC: Eine in Spanien entwickelte MOOC-Software, die unter der quelloffenen Apache-2.0-Lizenz steht.[21]
  • Chamilo: ebenfalls open source. Systemanforderungen sind sehr gering; erprobte Sitzungen mit mehr als 5.000 simultanen Besuchern.

Literatur

  • Imke Jungermann, Klaus Wannemacher: Innovationen in der Hochschulbildung. Massive Open Online Courses an den deutschen Hochschulen. EFI, Berlin 2015 (Studien zum deutschen Innovationssystem, 15-2015), ISSN 1613-4338. URL: e-fi.de (pdf-Datei)
  • Rolf Schulmeister (Hrsg.): MOOCs – Massive Open Online Courses. Offene Bildung oder Geschäftsmodell? Waxmann, Münster, New York, München et al. 2013, ISBN 978-3-83092-960-4. URL: waxmann.com (pdf-Datei)
  • Behnam Taraghi, Martin Ebner, Sandra Schön (2013). Systeme im Einsatz WBT, LMS, E-Portfolio-Systeme, PLE und andere. In: Martin Ebner & Sandra Schön (Hrsg.), Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T). URL: l3t.eu
  • Timo van Treeck, Klaus Himpsl-Gutermann, Jochen Robes (2013). Offene und partizipative Lernkonzepte. E-Portfolios, MOOCs und Flipped Classrooms. In: Martin Ebner & Sandra Schön (Hrsg.), Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien (L3T). URL: l3t.eu

Weblinks

Wiktionary: MOOC – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Vgl. Rolf Schulmeister: As Undercover Students in MOOCs (Video)
  2. The New Equation For Free Education: MITx + HARVARDx = edX; Beitrag von James Marshall Crotty auf Forbes englisch
  3. class.stanford.edu
  4. novoed.com
  5. www.pok.polimi.it
  6. open2study.com
  7. p2pu.org/en
  8. YouTube-Kanal mit deutschen Versionen der Videos der Khan Academy
  9. Eine Million Kurseinschreibungen und eine erfolgreiche Finanzierungsrunde bei iversity. In: iversity. Abgerufen am 11. Oktober 2016.
  10. Vgl. etwa Alexander McAuley, Bonnie Stewart, George Siemens, Dave Cormier: The MOOC Model for Digital Practice. S. 4–5 (PDF-Datei; 471KB).
  11. Vgl. Jochen Robes: Massive Open Online Courses: Das Potenzial des offenen und vernetzten Lernens S. 3 (PDF-Datei; 764KB).
  12. Vgl. Fridjof Küchemann: Die Globalisierung der Lehre. In: FAZ.net, 13. März 2013 und Christoph Drösser, Uwe Jean Heuser: Harvard für alle Welt. In: Die Zeit, 14. März 2013.
  13. Vgl. Rolf Schulmeister: As Undercover Students in MOOCs (Video)
  14. Vgl. Derek Bruff: Prof Leaves MOOC Mid-Stream.
  15. Vgl. Steve Kolowich: Georgia Tech and Coursera Try to Recover From MOOC Stumble. In: The Chronicle of Higher Education.
  16. Open Culture MOOC Interrupted Top 10 Reasons Our Readers didn’t Finish a Massive Open Online Course, Stand: Mai 2013.
  17. Vgl. Jörg Dräger: Maßgeschneiderte Vorlesungen für alle. In: ZEIT online, 5. Dezember 2013 und Steve Kolowich: Researchers Push MOOC Conversation Beyond ‘Tsunami’ Metaphors. In: The Chronicle of Higher Education, 9. Dezember 2013.
  18. Vgl. Max Chafkin: Udacity’s Sebastian Thrun, Godfather of free online education, changes course
  19. Yale-Präsident wird Chef der Plattform Coursera
  20. code.edx.org
  21. OpenMOOC · GitHub