Neue Wilde

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Als Neue Wilde, auch Junge Wilde, wurden in den frühen 1980er Jahren jene Künstler bezeichnet, die kurz davor mit einer heftigen, unbekümmerten und lebensbejahenden Malerei in Deutschland und Österreich erstmals an die Öffentlichkeit traten. Den Namen erhielten sie in Anlehnung an die französischen Fauves, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Paris für Aufregung sorgten.

Dieses wichtige Kapitel der Kunstgeschichte öffnete sich in Reaktion auf die schon längst etablierten Kunstrichtungen der Minimal Art und Concept Art, welche bis dahin mit ihrer intellektuellen reduzierten Formensprache, dem objektiven Blick und einer oftmals wissenschaftlichen Methodik den Kunstbetrieb dominierten. In Opposition dazu, und somit auch als Auflehnung gegen das Bürgerliche, formierten sich in Berlin, Köln, Hamburg und wenig später auch in Österreich junge Künstler, die nun nach Langem ein Jahrzehnt der Malerei, deren Ende man schon längst verkündet hatte, einläuten sollten.

Die Freude am Tafelbild zeigte sich bei den Neuen Wilden in oft riesigen Formaten mit wilden Pinselstrichen, die Werke waren teils expressiv, teils gegenständlich, teils kräftig, grell, abstrakt, cartoonartig, voll von Zitaten und Griffen in die Kunstgeschichte oder grundlegenden subjektiven Empfindungen wie Sexualität und Angst.

Das Problem der gegenständlichen oder abstrakten Malerei gibt es nicht, die Künstler wechseln die Stile, wie es ihnen gerade passt. Diese Neue Malerei vereinte somit nicht ein gemeinsamer Stil, die Methodik der Protagonisten war bewusste Stillosigkeit: Im krassen Gegensatz zur bis dahin in der Kunst vorherrschenden intellektuellen Avantgarde gab es nun kein gemeinsames Programm, keine Theorie, keine erklärenden Kommentare, nur der Augenblick zählte. Die ständige Suche nach Visionen, nach Neuem und noch nie Dagewesenem fand Anfang der 1980er Jahre ein vorläufiges Ende, die Gegenwart war allein ausschlaggebend und so steht die Neue Wilde symptomatisch für das ganze Jahrzehnt in dem sie Geschichte schrieben. Die Postmoderne hatte begonnen.

Bei Werner Büttner, Martin Kippenberger, Albert und Markus Oehlen stand vor allem auch deren Kommentar auf die genormten Wertmaßstäbe bürgerlicher Vorstellungen im Vordergrund. Sie revoltierten in ihre oft dunkeltonigen Bilder gegen die wohlstandsbedingte Apathie der 1980er Jahre.

Wichtige Vertreter der Neuen Wilden sind

Vergleichbare Tendenzen gibt es in Italien (Arte cifra), in den USA (New-Image-Painting) und in Frankreich (Figuration libre).

Literatur

  • Götz Adriani: Obsessive Malerei. Ein Rückblick auf die Neuen Wilden. ISBN-10 3775791795 / ISBN-13 978-3775791793