Pastor

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Pastor oder Pastorin (lat. pastor = Hirte) sind Berufstitel für Geistliche im Dienst der Kirchengemeinde. Da die Berufstitel Pastor oder Pastorin durch die Ordination verliehen werden, bleiben sie lebenslange Titel, die auch im Ruhestand mit dem Zusatz in Ruhe (i. R.) oder emeritus verwendet werden.

Etymologie

Im engeren Sinne ist der Pastor der erste Prediger oder Seelsorger einer protestantischen Gemeinde.[1] Pastor wird vor allem in Norddeutschland und weiten Teilen des mitteldeutschen Raums verwendet, während in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz Pfarrer vorherrschend ist. Als Pastor bezeichnet werden im deutschen Sprachraum üblicherweise auch die Geistlichen in den evangelischen Freikirchen (früher meist „Prediger“). In den Landeskirchlichen Gemeinschaften des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes werden Verkündiger vermehrt nicht mehr Prediger, sondern Gemeinschaftspastoren genannt.[2]

Die Bezeichnung Pastor wurde im 14. Jahrhundert aus dem kirchenlateinischen pastor („Seelenhirte“) als Titelbezeichnung für den Geistlichen einer Gemeinde eingeführt und wird seit der Reformation meist für evangelische Geistliche verwendet. Zum Teil werden auch katholische Pfarrer als Pastoren bezeichnet. In manchen Gegenden der Eifel, des Westerwaldes, des Sauerlandes und am Niederrhein wird im Dialekt zwischen dem auf der ersten Silbe betonten (evangelischen) P'astor und dem auf der zweiten Silbe betonten katholischen Past'or (mundartlich auch gesprochen: Past'ur) unterschieden.[3]

Pastor wird zumeist mit „P.“, Pastorin mit „Pn.“ abgekürzt und an den Personennamen angefügt. Die Abkürzung für Pastor im Ruhestand und Pastorin im Ruhestand wird im Schriftverkehr mit „Pastor i. R.“ oder Pastor emeritus beziehungsweise „Pastorin i. R.“ oder Pastorin emerita angegeben. Da die Titel Pastor und Pastorin durch die Ordination verliehen werden, bleiben sie lebenslange Titel, die auch im Ruhestand verwendet werden.

Evangelische Landeskirche

Norwegischer evangelischer Pastor bei der Konfirmation

Pastor wird man in der evangelischen Kirche üblicherweise durch die Ordination. Innerhalb der verschiedenen evangelischen Kirchen existieren verschiedene Meinungen zu der Frage, ob diese einer eigenen Priesterweihe entspricht (von der sie historisch abstammt) und wie das Verhältnis des Amts des Pastors zum „Priestertum aller Gläubigen“ zu verstehen ist.

Die Amtsbezeichnung, die ordinierte Theologen mit zwei kirchlichen Examina im kirchlichen Dienst tragen, heißt Pfarrer (so z. B. § 26 des Pfarrergesetzes der VELKD), jedoch steht es den Landeskirchen kirchenrechtlich frei, eine andere Amtsbezeichnung (d. h. die Amtsbezeichnung „Pastor(in)“) festzulegen. In anderen Gegenden ist nur die amtliche Dienstbezeichnung Pfarrer üblich. Geistliche im Probedienst, denen keine Pfarrstelle, sondern nur die Verwaltung einer solchen übertragen werden kann, tragen in einigen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland die Amtsbezeichnung Pfarrverwalter oder Pfarrverwalterin, in anderen dieselbe Amtsbezeichnung wie Pfarrer auf Lebenszeit. Nicht verbeamtete (und damit zumeist auch nicht ordinierte) Geistliche mit voller Ausbildung werden als „Kandidaten des Predigtamtes“ (KdP) bezeichnet, auch wenn sie die Vertretung einer Pfarrstelle wahrnehmen. Ein ordinierter Geistlicher ohne Pfarrstelle im Gemeindedienst trägt, soweit er keine höherrangigen Amtsbezeichnungen (z. B. Superintendent, Propst, Landesbischof) führt, weiterhin seine vorherige Amtsbezeichnung.

Katholizismus

In der katholischen Kirche bezeichnet Pastor einen selbstständigen, vom Bischof beauftragten Priester, der – im Gegensatz zum Pfarrer – nicht mit der Leitung einer Pfarrei beauftragt ist.[4][5] Regional unterschiedlich (z. B. in Hamburg, Mittelrhein und Moselgebiet) werden auch Pfarrer als „Pastor“ angesprochen, um den seelsorglichen Aspekt (Hirte) gegenüber dem administrativen (Pfarrverwalter) hervorzuheben. Innerhalb eines pastoralen Raumes (Großpfarrei) können mehrere Priester als Pastoren tätig sein, jedoch nur einer als Pfarrer. Es gibt in den römisch-katholischen[6] Kirchen keine Pastorinnen. Die Mehrheit der altkatholischen Kirchen und der anglikanischen Gemeinschaft praktiziert auch die Frauenordination.

(Zur unterschiedlichen Betonung des Wortes Pastor siehe oben.)

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Pastor – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Pastors – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 471. online auf zeno.org
  2. Prediger heißen künftig Gemeinschaftspastoren, idea.de, Meldung vom 10. Februar 2015.
  3. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. 16 Bde. [in 32 Teilbänden]. Leipzig: S. Hirzel 1854-1960. -- Quellenverzeichnis 1971.online
  4. Thomas Kellner: Pastor, in: Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger, hrsg. von Walter Kasper, Bd. 7, 3. Aufl. Freiburg i. Br. 1998
  5. Thomas Kellner: Pfarrer, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 8, 3. Aufl. 1999
  6. Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 471. online auf zeno.org