Richard Wintzer

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Wilhelm Carl Richard Wintzer (* 9. März 1866 in Nauendorf; † 14. August 1952 in Berlin) war ein deutscher Maler, Illustrator, Komponist und Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richard Wintzer wurde 1866 als Sohn des Ortspastors Wilhelm Wintzer (1832–1901) und dessen Frau Agnes von Kreckwitz (1839–1886) in Nauendorf bei Halle an der Saale geboren.[1] Sein Urgroßvater Wilhelm Caspar Wegely war Gründer der staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin und seine Urgroßmutter die Freiheitsheldin Rosalie von Bonin.[1]

Wintzer besuchte zunächst die Lateinische Hauptschule der Franckeschen Stiftungen zu Halle an der Saale.[1] Später legte er das Einjährig-Freiwilligen-Examen in Berlin ab.[2] Danach studierte er Malerei an der Königlichen Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig (ab 1882) und der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin (ab 1884).[3] An letzterer waren Paul Thumann und Franz Skarbina seine Lehrer.[3] Als Illustrator fertigte er Arbeiten für Satire- und Unterhaltungszeitschriften u. a. für Schorers Familienblatt, den Dorfbarbier und die Humoristischen Blätter an.[2] 1889 porträtierte er den Hallenser Komponisten und Dirigenten Robert Franz, mit dem er im engeren Kontakt stand.[4] Die Federzeichnung ist Bestandteil der Bildsammlung der Stiftung Händel-Haus Halle.[5]

Ermuntert durch Robert Franz widmete er sich alsbald seiner eigentlichen Berufung, der Musik.[3] Mithilfe eines Stipendiums der Prinzessin Marie Anna von Preußen studierte er von 1888 bis 1890 an der Hochschule für Musik zu Berlin,[2] wobei Woldemar Bargiel zu seinen maßgeblichen Lehrern gehörte.[2] Danach trat er v. a. als Liedkomponist in Erscheinung.[2] Auch schrieb er Bühnenwerke, so wurde 1905 unter der Leitung von Bernhard Tittel im Stadttheater Halle die Märchenoper „Marienkind“ uraufgeführt.[6] Als Musikkritiker arbeitete er für die Neue Preußische Zeitung in Berlin und die Düsseldorfer Nachrichten.[7] Artikel erschienen darüber hinaus u. a. in der Neuen Musik-Zeitung, dem Berliner Tageblatt, dem Berliner Lokal-Anzeiger, der Saale-Zeitung und der Allgemeinen Musikzeitung.[2] Er war Mitglied im Allgemeinen deutschen Musikverein,[1] im Berliner Tonkünstler-Verein und in der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer.[1]

1912 veröffentlichte er seinen zweibändigen Roman „Menschen von anderem Schlage. Ein Buch für Kämpfer und Freie“.[8]

Richard Wintzer, evangelisch,[1] war ab 1897 mit Alma Habermann verheiratet und Vater zweier Kinder.[9] Seine Tochter Käthe Wintzer (1899–1969) wurde Schauspielerin.[9] 1945 heiratete er Brigitta Herter (geboren 1899), Tochter des Bildhauers und Medailleurs Ernst Herter.[10] Wintzer lebte in Berlin-Friedenau.[3]

Sein Nachlass befindet sich in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin.[11]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wintzers Œuvre umfasst drei Opern („Die Willis“, „Marienkind“ und „Salas y Gomez“), das große Chorwerk „Aus hohen Bergen“ (nach der gleichnamigen Dichtung Friedrich Nietzsches), zahlreiche Lieder (ca. 70) und Gesänge sowie Klavierstücke.[3] Der Großteil seiner Kompositionen wird im Deutschen Musiker-Lexikon aufgelistet.[1]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • August Trinius: Aus der Chronik der Gemeinde Gabelbach. Mit 7 Bildnissen von Richard Wintzer. Bearbeiteter Nachdruck der Original-Ausgabe von 1898, dictum-Verlag, Ilmenau 2013, ISBN 978-3-95618-109-2.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wintzer, Richard. In: Richard Wrede, Hans von Reinfels (Hrsg.): Das geistige Berlin. Band 1: Leben und Wirken der Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Journalisten, Maler, Musiker, Schriftsteller, Zeichner. Storm, Berlin 1897, S. ?.
  • Wintzer, Richard. In: Friedrich Jansa (Hrsg.): Deutsche Tonkünstler und Musiker in Wort und Bild. 2. Auflage. Jansa, Leipzig 1911, S. ?.
  • Wintzer, Richard. In: Max Geißler: Führer durch die deutsche Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts. Duncker, Weimar 1913, S. ?.
  • Wintzer, Richard. In: Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Band 7: Spillmann bis Wissmann. 6., völlig neu bearbeitete und stark vermehrte Auflage, Reclam, Leipzig 1913, S. 477.
  • Wintzer, Richard. In: Paul Frank: Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon. Für Musiker und Freunde der Tonkunst. 12., sehr erweiterte Auflage. Bearbeitet von Wilhelm Altmann. Carl Merseburger, Leipzig 1926, S. ?.
  • Wintzer, Richard. In: Hermann Abert (Hrsg.): Illustriertes Musik-Lexikon. J. Engelhorns Nachf., Stuttgart 1927, S. ?.
  • Wintzer, Richard. In: Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. W. Limpert-Verlag, Dresden 1929, S. ?.
  • Wintzer, Richard. In: Alfred Einstein (Hrsg.): Hugo Riemanns Musik-Lexikon. 11. Auflage. Max Hesses Verlag, Berlin 1929, S. 2037 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Wintzer, Richard. In: Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? Unsere Zeitgenossen. 10. Ausgabe. Degener, Leipzig 1935,S. ?.
  • Wintzer, Richard. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 94 (biblos.pk.edu.pl).
  • Wintzer, Richard. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 150 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Wintzer, Richard. In: Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 6: Weisbrod–Wolansky. De Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-908255-46-8, S. 3451.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Wintzer, Richard. In: Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. W. Limpert-Verlag, Dresden 1929.
  2. a b c d e f Wintzer, Richard. In: Richard Wrede, Hans von Reinfels (Hrsg.): Das geistige Berlin. Band 1: Leben und Wirken der Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Journalisten, Maler, Musiker, Schriftsteller, Zeichner. Storm, Berlin 1897.
  3. a b c d e Wintzer, Richard. In: Friedrich Jansa (Hrsg.): Deutsche Tonkünstler und Musiker in Wort und Bild. 2. Auflage. Jansa, Leipzig 1911.
  4. Konstanze Musketa: Zur Robert-Franz-Rezeption in Halle. In: Ders. (Hrsg.): Robert Franz (1815–1892). Bericht über die wissenschaftliche Konferenz anlässlich seines 100. Todestages am 23. und 24. Oktober 1992 in Halle (Saale). Händel-Haus, Halle an der Saale 1993, ISBN 3-910019-07-2, S. 286–297, hier: 291.
  5. Stiftung Händel-Haus Halle. (2023-06-13). BS-III 167: Porträt Robert Franz (1815-1892). abgerufen unter https://st.museum-digital.de/object/87077
  6. Oper. In: Signale für die musikalische Welt. 63. Jahrgang, 1905, Nr. 63/64, S. 541.
  7. Wintzer, Richard. In: Alfred Einstein (Hrsg.): Hugo Riemanns Musik-Lexikon. 11. Auflage. Max Hesses Verlag, Berlin 1929, S. 2037 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. Wintzer, Richard. In: Max Geißler: Führer durch die deutsche Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts. Duncker, Weimar 1913.
  9. a b Wintzer, Richard. In: Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Wer ist’s? Unsere Zeitgenossen. 10. Ausgabe. Degener, Leipzig 1935.
  10. Wintzer, Richard. In: Konrad Herter: Begegnungen mit Menschen und Tieren. Erinnerungen eines Zoologen 1891–1978. Duncker und Humblot, Berlin 1979, S. 11 und S. 266.
  11. Nachlässe und Sammlungen, staatsbibliothek-berlin.de, abgerufen am 1. Oktober 2023.