Roteiche

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Juli 2016 um 21:45 Uhr durch RLJ (Diskussion | Beiträge) (Bindestrichschreibweise genauer beschrieben; botanisch korrekt ist der wissenschaftliche Name.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Roteiche

Roteiche (Quercus rubra)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Buchengewächse (Fagaceae)
Gattung: Eichen (Quercus)
Art: Roteiche
Wissenschaftlicher Name
Quercus rubra
L.

Die Roteiche (Quercus rubra), in fachsprachlicher Rechtschreibung Rot-Eiche geschrieben, auch Amerikanische Spitzeiche genannt, ist eine in Nordamerika heimische Laubbaumart aus der Gattung der Eichen. Sie ist der offizielle Staatsbaum des US-Bundesstaates New Jersey.

Beschreibung

Krone einer Roteiche mit jungem Laub

Die Roteiche wird meist 20 bis 25 Meter, mitunter aber auch bis 35 Meter hoch und bildet eine runde Baumkrone aus. Sie kann bis zu 400 Jahre alt werden und dabei einen Stammdurchmesser von bis zu 2 Metern erreichen. Die Rinde ist grau und glatt. Später wird eine dünnschuppige Borke gebildet. Die Roteiche besitzt in der Jugend ein Pfahlwurzel-, später ein Herzwurzelsystem.

Ihre Blätter sind bis zu 23 cm lang und weisen auf jeder Blatthälfte vier bis fünf Lappen auf, die durch bis zu 5 Zentimeter tiefe Buchten abgeteilt sind. Die Enden der Lappen laufen spitz zu. Die Blätter sitzen an einem etwa 2 cm, manchmal auch bis 5 cm langen gelblichen Stiel. Der frische Blattaustrieb ist in den ersten drei Wochen gelb; danach sind die Blätter grün und werden im Herbst kräftig leuchtend rot bis orange; an älteren Bäumen teilweise auch gelb bis braun.

Blüte einer Roteiche

Die männlichen Blüten hängen locker herab und sind gelblich-grün. Die weiblichen Blüten sitzen einzeln oder paarweise. Die Blütezeit liegt in Mitteleuropa im Mai. Die Eicheln reifen erst im zweiten Jahr. Sie sind breit, eiförmig und etwa 2 × 2 cm groß und stehen in flachen, umgebenden Bechern. Der Kelchbecher sitzt an einem dicken etwa 1 cm langen Stiel.

Roteiche in Herbstfärbung

Die Roteiche ist überaus schnellwüchsig. Bei jungen Bäumen werden bisweilen Jahrestriebe von 2,5 m Länge beobachtet. Das Triebwachstum erfolgt in zwei Perioden Mitte Mai bis Anfang Juni sowie Ende Juli bis Anfang August. Im Freistand blüht die Roteiche bereits im verhältnismäßig jungen Alter von 25 bis 30 Jahren.

Systematik

Je nach Autor werden bei der Roteiche zwei Varietäten Quercus rubra var. borealis (F.Michx.) Farw. (Basionym: Quercus borealis F.Michx.) und Quercus rubra var. rubra unterschieden. Bäume aus dem südlichen Verbreitungsgebiet haben mehr hängende Blätter mit tiefer eingeschnittenen Buchten sowie mit links und rechts jeweils etwa 6 Lappen; diese werden teilweise als eigene Varietät Quercus rubra var. maxima Marshall angesehen und sind - im Gegensatz zum nördlich bis weit nach Kanada hinein heimischen Typ - offenbar etwas frostempfindlich.

Zuchtformen

  • 'Aurea': Diese Form trägt intensiv goldgelbe Blätter, die allerdings im Lauf des Sommers etwas nachgrünen.
Frucht

Verbreitung und Standort

Verbreitung

Ursprüngliche Verbreitung der Roteiche

Die Heimat der Roteiche liegt im östlichen Nordamerika und reicht dort von Kanada (Süden von Ontario) südwärts in den USA bis nach Texas, Georgia, Missouri, Arkansas und Oklahoma. In den Appalachen kommt sie bis in Höhen von über 1600 Meter vor.

In Mitteleuropa wird die Roteiche seit Anfang des 18. Jahrhunderts - aufgrund ihrer attraktiven Blattform und ihrer hübschen Herbstfärbung - häufig als Park- und Alleebaum angepflanzt. Als Datum der Ersteinführung werden 1691 oder 1724 genannt. Im Stadtklima ist sie ebenso erfolgreich wie die Stieleiche. Sie eignet sich allerdings nicht als Straßen- oder Platzbaum, da ihre Wurzeln bei verdichteten Böden Asphalt- und Plattenbeläge anheben.

In weiten Teilen Europas wird sie auch forstwirtschaftlich genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Roteiche als Ersatz für die einheimischen Eichen-Arten angepflanzt, die durch Fraßschäden sehr dezimiert wurden. Dadurch entstanden teilweise selbstvermehrende Roteichenbestände, und durch die Verbreitung durch Eichelhäher kann die Roteiche weitere Gebiete besiedeln.

In den deutschen Wäldern nimmt die Roteiche nach den Ergebnissen der Dritten Bundeswaldinventur (2012) mit 55.000 Hektar in der Hauptbestockung einen Flächenanteil von 0,5 Prozent ein. In der Jungbestockung kommt sie mit einer Gesamtfläche von 11.000 Hektar vor.[1]

Standort

Im Vergleich zu den heimischen Eichenarten ist die Roteiche resistenter gegen Schädlinge, schattenverträglicher und zuwachsstärker. Sie wird als Reinbestand oder in Mischung mit Buchen angepflanzt. Die Roteiche erbringt ihre besten Wuchsleistungen an warmen Standorten ohne Spätfröste auf gut basen-versorgten, tiefgründigen Böden, kann aber auch auf sehr nährstoffarmen Sandböden wachsen. Sie meidet kühlfeuchte, staunasse, überflutete oder extrem flachgründige Standorte sowie Höhenlagen. Auf stark kalkhaltigen und wechseltrockenen Standorten wird die Roteiche bevorzugt von der Wurzelfäule befallen, die zu Zuwachsverlusten, Kronenverlichtung und Wurzelbrüchen führen kann.[2] Bei karbonathaltigen Oberböden kommt es zu Entwicklungsstörungen.[3]

Verwildernde Bestände der Roteiche in Mitteleuropa, die eine Tendenz zur Einbürgerung zeigen, gibt es auf sauren, flachgründigen Böden, insbesondere felsigen Standorten. Sie bildet hier eine Konkurrenz zur heimischen Traubeneiche (Quercus petraea), während sie gegenüber der Rotbuche (Fagus sylvatica) auf besseren Böden nicht bestehen kann. Auffallend sind verwilderte Roteichen z.B. im Elbsandsteingebirge, wo die Art auf Felsen weitab eines forstlichen Anbaus wächst und sicher eingebürgert ist.[4]

Nutzung und Ökologie

Stammquerschnitt

Die Roteiche ist ein Kernholzbaum mit dünnem hellen Splint und rotbraunem Kern. Ihr Holz besitzt eine mittlere Rohdichte von 0,65 g/cm³. Das Holz der Roteiche kann ähnlich wie das Holz der einheimischen Stieleiche und Traubeneiche verwendet werden, ist aber insgesamt weniger wertvoll. So sind Furniere der Roteiche unregelmäßiger strukturiert. Das grobporige Holz besitzt sehr weitlumige Gefäße. Diese bleiben auch nach der Verkernung unverthyllt, so dass sich Roteichenholz nicht für die Fassherstellung eignet, denn in Faserrichtung ist der Transport von Flüssigkeiten und Gasen durch das Holz hindurch möglich[5]. Des Weiteren hat das Holz der Roteiche nur eine geringe natürliche Dauerhaftigkeit gegenüber pilzlichen Holzschädlingen, was z. B. im Hinblick auf die Verwendung als Bauholz einen Nachteil gegenüber dem Holz von Stiel- oder Traubeneichen darstellt. Auch ist sie im Gegensatz zur Weiß-Eiche, zur Stieleiche und zur Traubeneiche nicht für den Schiffbau geeignet.

Die Amerikanische Roteiche wird als Brandschutzriegel in vielen Nadelwäldern angepflanzt, da ihre säurehaltigen und schlecht zersetzbaren Blätter weitere Vegetation behindern und somit ein eventuelles Feuer gebremst werden kann.

Die Roteiche zählt zu den durchsetzungsstarken fremden Pflanzenarten (Neophyten); die Freisetzung sollte nicht bedenkenlos und großflächig vorgenommen werden.

Literatur

  • F. Bauer: Die Roteiche. Sauerländer, Frankfurt am Main 1953.
  • Dausien´s Großes Buch der Bäume und Sträucher. 3. Auflage. Werner Dausien, Hanau 1995, ISBN 3-7684-2509-6.
  • Kurt Göhre, Egon Wagenknecht: Die Roteiche und ihr Holz. Deutscher Bauernverlag, Berlin (DDR) 1955.
  • P. Schütt, H. J. Schuck, B. Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2007, ISBN 3-933203-53-8.

Weblinks

Commons: Roteiche – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kroiher, F.; Bolte, A.: Naturschutz und Biodiversität im Spiegel der BWI 2012 in AFZ-Der Wald 21/2015
  2. www.waldwissen.net: Befallsbedingungen für Wurzelfäule bei Roteiche
  3. Informationen aus der Wissenschaft/ aus LWF-aktuell Nr. 20 der Bayrischen Landesanstalt für Wald und Forstwissenschaft, 1999, S. 21
  4. R. Dressel, E. J. Jäger: Beiträge zur Biologie der Gefäßpflanzen des herzynischen Raumes. 5. Quercus rubra L. (Roteiche): Lebensgeschichte und agriophytische Ausbreitung im Nationalpark Sächsische Schweiz. In: Hercynia N.F. Band 35, 2002, S. 37–64.
  5. Beschreibung der Art im Internetangebot der Kew Royal Botanic Gardens London, GB