Rouergue
Rouergue (okzitanisch: Roergue) ist eine ehemalige französische Grafschaft und Provinz, deren wesentlicher Bestandteil die Grafschaft Rodez war. Sie entspricht in etwa dem heutigen Département Aveyron in der Region Okzitanien. Die Provinz Rouergue war ca. 9007 km² groß. Bei der Volkszählung von 1999 lebten auf diesem Gebiet 269.774 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von nur 30 Menschen pro Quadratkilometer entspricht. Die größten Städte in der Rouergue sind Rodez (ca. 24.000 Einwohner), Millau (ca. 22.000 Einwohner), Villefranche-de-Rouergue (12.000 Einwohner) und Decazeville (ca. 6.000 Einwohner).
Geographie
Lage
Die Rouergue wird nach Norden von der Auvergne begrenzt, im Süden und Südwesten vom Languedoc, im Osten vom Gévaudan und im Westen vom Quercy. Ihre Hauptstadt war Rodez.
Landschaft
Die Landschaft ist hügelig mit durchschnittlichen Erhebungen von etwa 400 bis 600 Metern; im Norden und im Südosten (bei Millau) werden auch Höhen von über 1000 Metern erreicht. Während weite Gebiete im Norden und Westen bewaldet sind, sind die östlichen Teile der Rouergue wegen ihrer karstigen Böden eher waldarm und steppenartig. Wichtigster Fluss ist der Aveyron, der in seinem Unterlauf die Grenze zwischen der Rouergue und dem westlich gelegenen Quercy bildet. Der Süden der Rouergue wird vom Oberlauf des Tarn und seinen Nebenflüssen geprägt.
Klima
Aufgrund ihrer Nähe zum Zentralmassiv erreichen die sommerlichen Temperaturen in der Rouergue nur selten über 30 °C. Im Winter sind Nachtfröste häufig, wenngleich die Tagestemperaturen bei etwa 10 °C liegen.
Wirtschaft
Die Rouergue war schon immer landwirtschaftlich geprägt, wobei im Westen Feld- und Forstwirtschaft dominierten, während auf den karstigen Böden der Causses im Osten Schafe gehalten wurden.
Geschichte
Einige Zeugnisse aus prähistorischer Zeit sind überliefert: Darunter fallen vor allem die außergewöhnlichen Statuenmenhire, deren Datierung unter den Forschern äußerst umstritten ist. Eine Sammlung dieser Steine befindet sich im Musée Fenaille in Rodez. Einige Dolmen haben sich im Westen der Rouergue (bei Villefranche) erhalten, doch die meisten sind aufgrund des verwendeten Kalksteinmaterials zerstört.
Nach dem Fall des Römischen Reichs wechselte die Rouergue häufig den Herrscher: Es fiel 472 an die Westgoten, 507 an die Franken, 512 wieder an die Westgoten und 533 an Austrasien. Im Jahr 588 kam das Land an das Herzogtum Aquitanien, dem es Pippin der Kurze 768 wieder abnahm. Karl der Große fügte es 778 dem Königreich Aquitanien hinzu und setzte Grafen ein, die in der Folge die Erblichkeit des Titels durchsetzten. Mitte des 9. Jahrhunderts bestätigte Karl der Kahle die Grafen von Rouergue in ihrem Besitz und fügte ihm die Grafschaft Toulouse hinzu, die er aus dem Herzogtum Aquitanien herauslöste. Im Jahr 918 waren Raimund II. († 923) und Armengol I., die Söhne des Grafen Odo, im Besitz von Toulouse bzw. der Rouergue. Armengols Sohn Raimund I. († 961/961) wurde 936 sogar Herzog von Aquitanien.
Beim Tod des Grafen Hugo (1053), Enkel Raimunds I., musste sich seine Tochter Bertha mit dem Grafen Wilhelm IV. von Toulouse und dessen Bruder Raimund von Saint-Gilles um ihr Erbe streiten. Als Bertha 1065 starb, wandten sich die Brüder gegeneinander und einigten sich erst nach 15 Jahren Kampf darauf, dass Wilhelm Toulouse und Raimund Rouergue bekommen sollte. Nach Wilhelms Tod (1094) folgte Raimund in Toulouse und die Rouergue wurde zur Apanage der Söhne der tolosanischen Herren. Raimund starb im Jahr 1105 in Palästina und hinterließ mit Alfons-Jordan einen minderjährigen Sohn. Raimund Berengar III., Graf von Barcelona und Vizegraf von Millau, und Wilhelm VII., Herzog von Aquitanien und Graf von Poitou, fielen bewaffnet in Toulouse und in die Rouergue ein. Alfons zog sich in die Provence zurück und erhielt seine beiden Grafschaften erst im Jahre 1120 wieder. Sie blieben im Besitz der Grafen von Toulouse, bis sie mit dem Tod Johannas, der Ehefrau von Alfons von Frankreich, Graf von Poitou, im Jahr 1271 an die Krone fielen.
Während die Region von katharischem Gedankengut nur wenig berührt wurde, spielte im 16. und 17. Jahrhundert der Protestantismus eine wichtige Rolle, die jedoch mit dem Widerruf des Edikts von Nantes (1598) durch das Edikt von Fontainebleau (1685) eine Ende fand. Viele Hugenotten verließen in der Folge das Land.
Im Jahre 1779 wurde die Rouergue dem Quercy bzw. der neuentstandenen Provinz Haute-Guyenne angegliedert. Im Zuge der Französischen Revolution (1790) wurde das Gebiet in das Département Aveyron umgewandelt, das nach dem größten Fluss der Region, dem Aveyron, benannt wurde. Als im Jahre 1808 das Département Tarn-et-Garonne gebildet wurde, wurde der äußerste westliche Teil der Rouergue abgetrennt und dem neuen Département zugeschlagen.
Sehenswürdigkeiten
Die abwechslungsreichen Landschaften der Rouergue eignen sich für kürzere oder längere Wanderungen, bei denen auch einige Dolmen und Menhire zu besichtigen sind. Einige der Schönsten Dörfer Frankreichs (Belcastel, Brousse-le-Château, Conques, La Couvertoirade, Estaing, Najac, Peyre, Saint-Côme-d’Olt, Sainte-Eulalie-d’Olt und Sauveterre-de-Rouergue) befinden sich ebenfalls in der Rouergue. Kulturelle Höhepunkte sind die romanische Abtei Ste-Foy de Conques, das Zisterzienser-Kloster Beaulieu-en-Rouergue und die Kathedrale von Rodez.
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Vierung und Chor des Zisterzienser-Klosters Beaulieu-en-Rouergue
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Chor und Chorgestühl der Kathedrale von Rodez
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Kapelle der Schwarzen Büßer in Villefranche-de-Rouergue
Siehe auch
Literatur
- Christian-Pierre Bedel: Rouergue. Les traditions de l'Aveyron. Ed. Institut occitan de l'Aveyron, collection Al canton, Aurillac
Weblinks
- Dolmen und Menhire in der Rouergue – Fotos + Infos (französisch)
- Statuenmenhire aus dem Süden der Rouergue – Fotos + Infos (französisch)
- Statuenmenhire – Fotos + Infos (französisch)
- Statuenmenhire – Fotos + Infos (französisch + englisch)
- Kirchen im Westen der Rouergue – Fotos + Infos (französisch)
- Burgen und Schlösser in der Rouergue – Fotos + Infos (französisch)