Sabolotnoje (Kaliningrad)

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Untergegangener Ort
Sabolotnoje
Groß Warningken (Steinkirch)

Заболотное
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Erste Erwähnung 1517
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 43′ N, 22° 37′ OKoordinaten: 54° 42′ 58″ N, 22° 36′ 55″ O
Sabolotnoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Sabolotnoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Sabolotnoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Sabolotnoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Sabolotnoje (russisch Заболотное, deutsch Groß Warningken, 1938 bis 1945: Steinkirch, litauisch Varninkai) ist ein verlassener Ort im Rajon Krasnosnamensk der russischen Oblast Kaliningrad. Der südliche Teil des ehemaligen Gemeindegebietes von Groß Warningken/Steinkirch mit zwei ehemaligen Hofstellen gehört zum Rajon Nesterow.

Die Ortsstelle befindet sich am Flüsschen Lobenka (dt. Lobinnis, 1938 bis 1945: Kuhfließ) fünf Kilometer östlich von Wyssokoje (Schilleningken/Hainau) und ist von dort über eine Nebenstraße zu erreichen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landgemeinde Groß Warningken auf einem Messtischblatt von 1931

Seine erste Erwähnung erfuhr der zunächst mit Groß Warningcken bezeichnete Ort im Jahre 1517.[1] Um 1780 war Groß Warnincken ein königliches Bauerndorf.[2] 1874 wurde die Landgemeinde Groß Warningken namensgebend für einen neu gebildeten Amtsbezirk im Kreis Pillkallen.[3] 1938 wurde Groß Warningken in Steinkirch umbenannt.

1945 kam der Ort in Folge des Zweiten Weltkrieges mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1950 erhielt er den russischen Namen Sabolotnoje und wurde dem Dorfsowjet Lugowski selski Sowet im Rajon Nesterow zugeordnet.[4] Später gehörte der Ort zum Prigorodni selski sowjet.[5] Sabolotnoje wurde vor 1975 aus dem Ortsregister gestrichen.[6]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[7] 277
1871[7] 277 davon auf dem Vorwerk Neuhof 26
1885[8] 283 davon in Neuhof 24
1905[9] 273 davon in Neuhof 33
1910[10] 308
1933[11] 232
1939[12] 217

Amtsbezirk Warningken/Steinkirch (1874–1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Amtsbezirk Warningken (1939 bis 1945 „Amtsbezirk Steinkirch“) bestand zwischen 1874 und 1945 und gliederte sich in acht Landgemeinden:[3]

Name Änderungsname
von 1938
Russischer Name
nach 1945
Bartschkühnen Kühnen
Dagutschen Tegnerskrug
Groß Daguthelen Streuhöfen
Groß Warningken Steinkirch Sabolotnoje
Klein Daguthelen Dorotheendorf (Ostpr.)
Klein Warningken Seidlershöhe
Kybarten Tiefenfelde Kirsanowka
Werskepchen Schwarzwiesen

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Kirche erhielt Groß Warningken im Jahre 1895.[13] Sie wurde in neuromanischem Stil erbaut – als Ziegelbau mit gerade geschlossener Altarnische. Der quadratische Turm, der in eine achteckige Spitze auslief, war vorgesetzt. Nur fünfzig Jahre durfte das Gotteshaus existieren. Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit ließen das Gebäude nicht überstehen. Heute verlieren sich seine Spuren im wahrsten Sinne des Wortes „im Sand“.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde in Groß Warningken wurde 1863 gegründet.[14] Bis zum Bau der Kirche jedoch vergingen immerhin 32 Jahre. Auch die Pfarrstelle wurde erst dann besetzt. Das zur Pfarrkirche gehörige Kirchspiel bestand aus 22 Dörfern, Ortschaften und Wohnplätzen, von denen neun im Kreis Stallupönen (Ebenrode) lagen, die übrigen im Kreis Pillkallen (Schloßberg). Die Kirchengemeinde war patronatslos. Sie zählte 1925 insgesamt 3120 Gemeindeglieder und gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Pillkallen innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Kirchspielorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In das Kirchspiel der Kirche Groß Warningken (Steinkirch) waren Orte aus den beiden Kreisen Pillkallen (Schloßberg) und Stallupönen (Ebenrode) eingepfarrt:[14][15]

Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer
Name
Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer
Name
Abracken Kornfelde Wassilkowo Klein Tarpupönen Sommerkrug Rasdolnoje
Ambraskehmen Krebsfließ *Klein Warningken Seidlershöhe
Bartschkühnen Kühnen *Kummehlupchen Ebenfelde
Bartschkehlen Bussardwalde Kybarten Tiefenfelde Kirsanowka
Batschken Bussardhorst Peterlauken Petersort Majakowskoje
*Dagutschen Tegnerskrug Petzingken Petzingen
Groß Daguthelen Streuhöfen *Schilleningken Hainau Wyssokoje
Groß Kubilehlen Schillingen
*Groß Warningken Steinkirch Sabolotnoje *Sodargen Tretjakowo
*Jucknischken Föhrenhorst Bolschoje Mostowoje *Szillen
1936–38: Schillen
Schellendorf Tschuikowo
Klein Daguthelen Dorotheendorf (Ostpr.) Wertimlauken Kleinföhrenhorst

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Kirche Groß Warningken amtierten bis 1945 als evangelische Pfarrer:[16]

  • Eduard Hermann Rohman, 1893–1910
  • Alfred Schulz, 1910–1915
  • Rudolf Erich Sack, 1916–1923
  • Ernst Müller, 1924–1927
  • Erich Hein, 1928–1930
  • Martin Köppel, 1931–1934
  • Max Reich, 1936
  • Heinrich Petereit, 1936–1944

Kirchenbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Kirchenbüchern der Pfarrei Groß Warningken (Steinkirch) haben sich erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt:[17]

  • Taufen (1893 bis 1944)
  • Trauungen (1893 bis 1944),

dazu die entsprechenden Namensregister.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Groß Warningken gebürtig

  • Karl Plenzat (* 22. Juli 1882 in Groß Warningken; † 1945), deutscher Pädagoge und Volkskundler

Mit dem Ort verbunden

  • Erich Rudolf Sack (1887–1943), deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Häftling im KZ Dachau, war von 1916 bis 1924 Pfarrer an der Kirche in Groß Warningken

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Steinkirch
  2. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 177.
  3. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Steinkirch
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., № 745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR „Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad“ vom 5. Juli 1950)
  5. Laut dem in Kaliningrad erschienenen russisch-deutschen Ortsverzeichnis Населенные пункты Калининградской области: краткий справочник. / Ред. В.П. Ассоров, В.В. Гаврилова, Н.Е. Макаренко, Э.М. Медведева, Н.Н. Семушина. - Калининград: Калининградское книжное издательство, 1976
  6. In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru/ (rar-Datei), taucht der Ort nicht mehr auf.
  7. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung, I. Die Provinz Preussen, Berlin 1874
  8. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  9. >Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  10. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen
  11. Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  12. Michael Rademacher: Landkreis Pillkallen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 110, Abb. 489.
  14. a b Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens. Band 3: Dokumente. Göttingen, 1968, S. 485.
  15. Ein * kennzeichnet einen Schulort
  16. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg, 1968, S. 48.
  17. Christa Stache: Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 2: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Berlin 1992³, S. 51.