Sag nicht, wer du bist!

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Film
Titel Sag nicht, wer du bist!
Originaltitel Tom à la ferme
Produktionsland Kanada
Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2013
Länge 95 Minuten
Stab
Regie Xavier Dolan
Drehbuch Xavier Dolan,
Michel Marc Bouchard
Produktion Xavier Dolan,
Charles Gillibert,
Nathanaël Karmitz
Musik Gabriel Yared
Kamera André Turpin
Schnitt Xavier Dolan
Besetzung

Sag nicht, wer du bist! (Originaltitel: Tom à la ferme) ist ein kanadischer Thriller von Xavier Dolan aus dem Jahr 2013. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Stück von Michel Marc Bouchard. In Deutschland lief er am 21. August 2014 an.

Handlung

Der junge Werbetexter Tom reist aufs Land zur Beerdigung seines verstorbenen Freundes Guillaume. Dort angekommen stellt er fest, dass niemand von ihm oder gar von Guillaumes Homosexualität weiß. Einzig Guillaumes Bruder Francis macht Tom deutlich, dass er Bescheid weiß und nichts von dessen Erscheinen auf der Beerdigung hält. Um die unwissende Familie, allen voran die Mutter Agathe, zu schützen, weist er Tom unter Drohungen an, sich nicht zu erkennen zu geben.

Produktion

Nach der Fertigstellung seines Filmes Laurence Anyways 2012 wollte Dolan nach eigenen Angaben etwas Neues machen, da die drei vorhergehenden Filme alle in irgendeiner Weise unerfüllte Liebe thematisieren.[1] Nachdem er ein Jahr zuvor eine Aufführung von Bouchards Stück gesehen hatte, sprach er ihn wegen einer Verfilmung an. Er sei fasziniert gewesen von der Gewalt und der Brutalität im Stück und sei der Meinung gewesen, man könne diese Komponenten auf der Leinwand noch weitergehend erkunden. Ihm habe außerdem die Rolle der erschöpften Mutter sowie die Mutter-Sohn-Thematik gefallen.[2]

Zunächst wollte Dolan keinerlei Musik in dem Film verwenden, da er dachte, die Stille sowie das Geräusch des Windes und des knarzenden Bodens würden die Spannung erhöhen. Während des Schnitts wurde diese Idee allerdings verworfen und Dolan fragte den Oscarpreisträger Gabriel Yared nach Musik für den Film.[1]

Kritiken

„Bei aller Virtuosität blendet Xavier Dolan aber nicht mit Regie-Mätzchen. Alle eingesetzten Mittel stehen im Dienst der Geschichte. Er macht kein verrätseltes Kunstkino, sondern große Kinokunst. Seine Erzählleidenschaft kennt keine Grenze. Bei Dolan wird noch der Abspann zum Epilog. Er muss immer weiter erzählen. Buchstäblich bis zum letzten Bild.“

Oliver Kaever – Die Zeit[3]

Sag nicht, wer du bist! (Originaltitel Tom à la ferme) ist ein cleverer kleiner Psycho-Thriller, in dem an jeder Ecke Gefahr zu lauern scheint, ohne dass der diese konkrete Gefahr immer genau benennen würde. […]Sag nicht, wer du bist! funktioniert als offensichtliche Psycho-Hommage (Dolan behauptet natürlich, er habe noch nie einen Film von diesem Hitchcock gesehen) genauso gut wie als klaustrophobisches Ingmar-Bergman-Kammerspiel. Und ganz kann Dolan seinen Exzess-Drang zum Glück auch nicht ausschalten. Es gibt zwar diesmal wirklich keine ultrabunten und mit ironischen Pop-Songs unterlegten Zeitlupen-Fantastereien, aber hin und wieder brechen die Farben und der Wahnsinn dann doch aus der finsteren Dunkelwelt heraus. […] Hilft also alles nichts. Muss man gesehen haben.“

Daniel Sander – Spiegel Online[4]

Sag nicht, wer du bist ist nicht mehr von ganz so viel Experimentierfreude geprägt wie Dolans vorherige Filme, weil er sich für seine Hommage ans Thriller-Genre eine große formale Strenge und Entschlackung verordnet hat – Schluss mit dem Pomp von früher. Dazu gehört auch, dass er fast ganz auf Totalen verzichtet und die meisten Szenerien in Nah- und Großaufnahmen vorführt, in der kleine, aber prägnante Details auf die Gesamtumgebung schließen lassen. Aber auch hier beweist der mittlerweile 25-jährige Dolan eine fast schon unheimliche Intuition, was die Komposition von Bildern angeht, gerade durch die Verengung des Blickfelds.“

David Steinitz – Süddeutsche Zeitung[5]

„Das Leben auf dem weiten Land ist eher rau; und so wird in Dolans Film vor allem eines: gelitten. Die kleine Figurenschar macht sich nicht die Mühe, nach Gewinnern und Verlierern zu unterteilen: Verlierer sind sie alle. Dass der Film trotzdem seine irgendwie komischen Momente hat, liegt daran, wie Dolan seine Szenen aufsetzt. [...] und nicht zuletzt verleiht Altmeister Gabriel Yared dem Film noch einen filmmusikalischen Höhepunkt.“

Ingo Mohr – QUEERmdb[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b PDF mit Informationen zum Film
  2. Interview von Matt Rorabeck mit Xavier Dolan
  3. Jagd auf ein Ich in Die Zeit vom 19. August 2014
  4. Noir-Film „Sag nicht, wer du bist!“: Psychos auf dem Land auf Spiegel Online am 21. August 2013
  5. Schizophren in der Scheune in Süddeutsche Zeitung vom 21. August 2014
  6. Sag nicht, wer du bist! (2013) | QUEERmdb Filmseite in Queere Medien Datenbank abgerufen am 3. Mai 2015