Salzmünde

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Salzmünde
Gemeinde Salzatal
Ehemaliges Gemeindewappen von Salzmünde
Koordinaten: 51° 32′ N, 11° 49′ OKoordinaten: 51° 31′ 41″ N, 11° 49′ 29″ O
Höhe: 74 m ü. NN
Fläche: 18,01 km²
Einwohner: 2432 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte: 135 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 06198
Vorwahl: 034609
KarteBeesenstedtBennstedtFienstedtHöhnstedtKloschwitzLieskauSalzmündeSchochwitzZappendorf
Karte
Lage von Salzmünde in Salzatal
das Rathaus von Salzmünde

Salzmünde ist eine Ortschaft und Sitz der Gemeinde Salzatal im Saalekreis in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geografie

Salzmünde liegt rund sieben Kilometer westlich von Halle (Saale). Die Salza mündet hier in die Saale. Mit einem mittleren Jahresniederschlag von 436 mm gehört Salzmünde zu den niederschlagsärmsten Orten in Deutschland.

Ortschaftsgliederung

Zur Ortschaft Salzmünde gehören neben dem gleichnamigen Hauptort noch die umgebenden Dörfer Benkendorf, Gödewitz, Neuragoczy, Pfützthal, Quillschina und Schiepzig.

Geschichte

Salzmünde ist der eponyme Fundort der Salzmünder Gruppe der neolithischen Trichterbecherkultur (TBK). Gegenwärtig (Stand: Juni 2006) finden Ausgrabungen auf einer Fläche von 3,5 ha statt, das Areal ist somit die größte Ausgrabungsstätte in Sachsen-Anhalt [1]. Neben 140 Skeletten wurden die Grundrisse zweier Pfostenhäuser und einer Palisade sowie ein Holzgrab gefunden.

979 wurde der Ort Salzmünde erstmals erwähnt. Von einer wahrscheinlich im 9. Jahrhundert begründeten Burg (Hüneburg) sind nach deren Zerstörung 1433 (?) kaum noch Überreste erhalten. Um das Jahr 985 gehörte Salzmünde zur Grafschaft Wettin. Das Schloss Salzmünde samt Zubehör wurde im Jahr 1378 an die Herren von Schraplau verkauft. 1442 kauften die Grafen von Mansfeld Friedeburg und Salzmünde für 4000 Schock meißnische Groschen auf. In der Folgezeit gehörten Salzmünde und die umliegenden Orte Benkendorf, Gödewitz, Pfützthal und Quillschina zur Grafschaft Mansfeld. Sie wurden durch das Oberamt Friedeburg mit Sitz in Pfützthal im Distrikt Schraplau verwaltet.[2] Im Streit zwischen dem Magdeburger Erzbischof und dem Stadthauptmann aus Halle wurde 1433 das Amt Friedeburg überfallen und das Schloss Salzmünde ausgeraubt und zerstört.

Bei der Teilung der Grafschaft Mansfeld 1738/80 kam das Oberamt Friedeburg zu dem Anteil, den das Herzogtum Magdeburg erhielt. Das Herzogtum Magdeburg wiederum war 1680 aus dem Erzstift Magdeburg hervorgegangen, als dieses unter brandenburg-preußische Herrschaft kam. Zu diesem gehörte bereits der Ort Schiepzig im Amt Giebichenstein des magdeburgischen Saalkreises.[3] Mit dem Frieden von Tilsit wurden die Orte um Salzmünde im Jahr 1807 dem Königreich Westphalen angegliedert und dem Distrikt Halle im Departement der Saale zugeordnet. Dabei kamen die mansfeldischen Orte Salzmünde, Benkendorf, Gödewitz, Pfützthal und Quillschina zum Kanton Fienstedt und Schiepzig im Saalkreis zum Kanton Halle-Land.[4] Nach der Niederlage Napoleons und dem Ende des Königreichs Westphalen befreiten die verbündeten Gegner Napoleons Anfang Oktober 1813 das Gebiet.

Bei der politischen Neuordnung nach dem Wiener Kongress 1815 wurden die Orte um Salzmünde im Jahr 1816 dem Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen angeschlossen. Die ehemaligen mansfeldischen Orte Salzmünde, Benkendorf, Gödewitz, Pfützthal und Quillschina wurden dabei dem Mansfelder Seekreis,[5] Schiepzig wieder dem Saalkreis zugeordnet.[6] Im Zuge der ersten Kreisreform in der DDR wurden die Orte Salzmünde, Benkendorf, Gödewitz, Pfützthal und Quillschina dem Saalkreis zugeordnet und zusammen mit Schiepzig zur Gemeinde Salzmünde vereinigt.[7] Diese wurde 1952 dem neuen Saalkreis im Bezirk Halle zugeordnet.

Bis zur Neubildung der Einheitsgemeinde Salzatal am 1. Januar 2010[8] war Salzmünde eine selbständige Gemeinde und Sitz der 1994 gegründeten Verwaltungsgemeinschaft Westlicher Saalkreis. Letzter Bürgermeister von Salzmünde war Gerd Kalbitz.

Geschichte von Bad Neuragoczy

Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte der deutsche Wundarzt Dr. Wilhelm Hermann Runde die heilende Wirkung der im Tal der Saale nördlich von Halle (Saale) entspringenden brom- und eisenhaltigen Quellen, die auf einer geologischen Störung basieren. 1847 entstand am gegenüberliegenden Saaleufer von Brachwitz eine Parkanlage mit Badehaus und Trinkanstalt. Der Name „Bad Neuragoczy“ beruht auf der Ähnlichkeit der Wasserqualität mit der bekannten Rakoczi-Quelle in Bad Kissingen. Am 30. Juli 1851 wurde das Kurbad eingeweiht. Der Kurbetrieb hielt bis 1920 an. Danach dienten die acht Quellen zur Produktion von Mineralwasser und Limonade. Zu DDR-Zeiten erfolgte die Verstaatlichung der Mineralwasserfabrik und die Eingliederung als Werk IV in die Brauerei Halle. Unter dem Namen „neura Mineralbrunnen“ füllte der VEB Brauhaus Halle seit 1965 Mineralwasser ab. Die Produktion wurde 1988 wegen zu hoher Nitratbelastung des Quellwassers eingestellt. Die Kunst- und Marketing-Initiative "Werk 8" bietet das alte Mineralwassergelände seit 2015 als Ort für besondere Festlichkeiten an.[9][10][11]

Wirtschaft

Wappen

Blasonierung: „In Silber eine rot schwarz gezinnte Burgruine mit bedachtem Mittelturm, die Fenster offen.“

Verkehrsanbindung

Die sich derzeit in Bau befindende A 143 verläuft westlich durch die Gemeinde. Sie durchschneidet die Gemeinde zwischen den Ortsteilen Salzmünde und Schiepzig. Örtliche Bürger- und Naturschutzvereine (NABU) führen Klage gegen den Trassenverlauf. Derzeit besteht ein Baustopp für dieses Teilstück.

Durch Salzmünde verläuft die Landesstraße L 159 zwischen Halle-Neustadt und der B 180 bei Klostermansfeld. Von ihr zweigen im Ort Salzmünde die Landesstraße L 173 nach Bad Lauchstädt und die Kreisstraße K 2127 in Richtung Wettin ab.

Eine Fähre über die Saale verbindet sei 1946 den Ortsteil Neuragoczy mit Brachwitz. Bis zur Zerstörung im Jahr 1945 verband beide Orte eine Pontonbrücke.[12]

Salzmünde war Endpunkt der 1888 eingeweihten und 1962 stillgelegten Bahnstrecke Teutschenthal–Salzmünde. Im Ortsteil Benkendorf befand sich der Bahnhof Salzmünde Süd (früher nach dem Nachbarort Cöllme benannt) an der Bahnstrecke Halle Klaustor–Hettstedt, der bis 1971 im Personen- und bis 1991 im Güterverkehr in Betrieb war und von dem nach Stilllegung der Strecke von Teutschenthal Güterwagen auf Straßenrollern zum ehemaligen Bahnhof Salzmünde transportiert wurden.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Einzelnachweise

  1. Ein Muschelmahl in der Totenstadt in Mitteldeutsche Zeitung (Seite 13), 24. Juni 2006
  2. Beschreibung des Herzogtums Magdeburg und der Grafschaft Mansfeld magdeburgischen Anteils
  3. Erwähnung des Orts im Buch "Geographie für alle Stände", S.126
  4. Beschreibung des Saale-Departements
  5. Der Mansfelder Seekreis im Gemeindeverzeichnis 1900
  6. Der Saalkreis im Gemeindeverzeichnis 1900
  7. Salzmünde und seine Ortsteile auf gov.genealogy.net
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010
  9. Historie: Lohntüten-Ball in Neuragoczy, Mitteldeutsche Zeitung
  10. Neuragoczy auf www.händelstadt-halle.de
  11. Homepage der Initiative Werk 8
  12. Neuragoczy in einem Artikel der Mitteldeutschen Zeitung

Weblinks

Commons: Salzmünde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien