Celler Schloss

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Das Celler Schloss, von der Stadtkirche aus gesehen

Das Celler Schloss in Celle in Niedersachsen war eine der Residenzen des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Die vierflügelige Anlage ist das größte Schloss in der Region der südlichen Lüneburger Heide.

Geschichte

Das Celler Schloss gründet sich auf einem befestigen Wehrturm mit dem Charakter einer Wasserburg, die eine Furt über die Aller bewachte. Diese erste, als „Kellu“ bezeichnete Befestigungsanlage wurde um 980 durch einen Brunonen-Grafen errichtet. Eine weitere Vorläuferburg des Schlosses oder der Ausbau des Wehrturmes war die 1292 von Otto dem Strengen begründete Anlage. Davon erhalten sind noch Kellergewölbe sowie die unteren Stockwerke des Wachturms. Die Reste liegen unter dem Schlosstheater. Um 1315 wird das eigentliche „Castrum Celle“ erstmals urkundlich erwähnt. Es lag an der in dieser Zeit entstandenen Stadtbefestigung Celle, die die Stadt mit einer Stadtmauer und Wällen sowie Wassergräben schützte. Als Folge des Lüneburger Erbfolgekrieges verlegten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg ab 1378 ihre Residenz von Lüneburg nach Celle und begannen mit der Umgestaltung der um Wälle und Gräben erweiterten Burganlage zu einem Schloss. Im größeren Umfang wurde das Schloss unter Friedrich dem Frommen von 1471 bis 1478 erweitert, die Schlosskapelle wurde 1485 geweiht. Ernst I. ließ die Anlage dann ab 1530 im Renaissancestil ausschmücken. Gleichzeitig wurden zwischen 1520 und 1560 die Befestigungsanlagen in Form von Wällen und Bastionen nach außen verlegt. Das Schloss war zu diesem Zeitpunkt eine zeittypische, vierflügelige Anlage um einen rechteckigen Hof, mit wuchtigen Ecktürmen, einem großen Hauptturm und charakteristischen Merkmalen der Weserrenaissance.

Älteste Ansicht des Schlosses von 1643
Das befestigte Schloss und die Stadtbefestigung Celle kurz vor der Schleifung, 1762

Von 1670 an wurden durch Herzog Georg Wilhelm am Schloss Veränderungen vorgenommen, die aus dem alten Renaissancesitz eine zeitgemäße Residenz machen sollten. Georg Wilhelm war als typischer Fürst seiner Epoche baulustig und ließ am Schloss und der Umgebung repräsentative Erweiterungen vornehmen, die ihn an seine Zeit in Italien erinnern sollten. Die Fassaden, die venezianischen Vorbildern nachgeahmt wurden, erhielten damals ihre heutige Gestalt. Auffällig ist der Kranz aus Giebeln, der die Dächer umgibt, sowie die ungewöhnliche Form der überkuppelten Türme. Auch der Einbau des Schlosstheaters und der barocken Staatsgemächer fiel in diese Zeit.

Mit dem Tod Georg-Wilhelms 1705 endete die absolutistische Hofhaltung der Herzöge. Das Fürstentum Lüneburg wurde durch Erbgang, zusammen mit dem Fürstentum Calenberg, dem späteren Königreich Hannover zugeführt. Das Schloss verlor seine politische Bedeutung und stand anschließend immer wieder längere Zeit leer. Ab 1772 wurde es durch die vormalige dänische Königin Caroline Mathilde bewohnt, die wegen einer angeblichen Affäre mit Johann Friedrich Struensee nach einer Scheidung von Kopenhagen nach Celle verbannt war. Die Königin hielt bis 1775 in Celle einen bescheidenen Hof und starb hier im Alter von 23 Jahren an Scharlach. Im 19. Jahrhundert wurde das Schloss dann gelegentlich durch das Hannoversche Königshaus als Sommerresidenz genutzt. Dazu ließ Georg Ludwig Friedrich Laves von 1839 bis 1840 einige Umbauarbeiten im Inneren vornehmen.

Das Schloss heute

Schlosskapelle Innenraum

Im Inneren des Schlosses sind diverse Räume und Säle aus den verschiedenen Bauphasen des Schlosses erhalten. Unter Georg Wilhelm wurden barocke Staatsräume eingerichtet, die ebenfalls erhalten sind. In der Gotischen Halle finden heute wechselnde Ausstellungen statt und im Ostflügel befindet sich das 2007 neu eröffnete Residenzmuseum, das die Geschichte der Welfen und des Königreichs Hannover zeigt. Die Besichtigung der historischen, von 1978 bis 1981 restaurierten Schlossräume und der Schlosskapelle ist bei Führungen möglich.

Das Schloss wird in den nächsten Jahren für knapp 13 Millionen Euro saniert werden (Baubeginn zweite Jahreshälfte 2010).

Schlosskapelle

Ende des 15. Jahrhunderts wurde die gotische Schlosskapelle errichtet. 1485 wurde sie geweiht. Herzog Wilhelm der Jüngere ließ sie bis 1568 in eine evangelische Kapelle umbauen. Aus dieser Zeit stammen die Gemälde des flämischen Malers Marten de Vos, der mit der Innenausstattung beauftragt war. Die Kapelle ist seit dieser Zeit weitgehend unverändert geblieben. Sie gehört zu den Höhepunkten norddeutscher Sakralkunst und ist in ihrer Renaissance-Ausstattung von herausragender kunsthistorischer Bedeutung. Um die Kunstwerke zu schützen ist die Kapelle heute nur hinter Glas zu besichtigen.

Schlosstheater

Schlosstheater

Besonders sehenswert ist das Hoftheater des Schlosses, eines der ältesten erhaltenen Theater dieser Art und eines der wenigen Barocktheater in Norddeutschland. Es wird bis heute von einem eigenen Ensemble bespielt.

Das heutige Schlosstheater entstand auf Veranlassung Herzog Georg Wilhelm, der sich vor seinem Regierungsantritt zeitweilig in Venedig aufhielt und dort die italienische Oper kennenlernte. Die Bauarbeiten für das Theater begannen 1670 und waren 1675 weitgehend beendet. Der Herzog unterhielt wechselnde Schauspielensembles, die er zum Beispiel aus Frankreich, Italien, aber auch aus dem benachbarten Hannover rekrutierte. Mit dem Tode des Herzogs verwaiste das Theater bis zur kurzwährenden Hofhaltung Caroline Mathildes, für die der Saal um einen zweiten Rang erweitert wurde.

Das Theater war als höfische Bühne nicht für die Öffentlichkeit konzipiert, diese hatte erst ab dem Ende des 18. Jahrhunderts im bescheidenen Umfang Zugang zu den Schauspielen. Das Haus wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts regelmäßig bespielt, 1890 wurde der Betrieb eingestellt und das Theater verfiel. Ab 1935 wurde eine grundlegende Sanierung begonnen.

Schlosspark

Plan des Schlossparks

Da dem Schloss kein militärischer Nutzen zukam, wurden zwischen 1785 und 1802 die Außenbastionen des Schlosses abgebrochen und dienten als Füllmaterial für den einst tieferen und breiteren Schlossgraben. Ab 1826 kam es zum Anlegen von Gartenanlagen im näheren Schlossumfeld bei anhaltender Schleifung und Abtragung der Verteidigungswälle. Stattdessen wurden Bäume und Stauden angepflanzt und Rasenflächen angelegt. Im 19. Jahrhundert entstand so im unmittelbaren Bereich rund um das Schloss ein Landschaftsgarten. Nachdem um 1900 ein Teil des Parks für den Wohnungsbau abgegeben wurde, hat er seither eine Größe von etwa sieben ha. Bis heute liegt das Schloss auf einer Insel, die vom Schlossgraben umflossen wird.

Außerhalb des ehemaligen Festungsgürtels, aber in unmittelbarer Reichweite des Schlosses, ließ Georg Wilhelm Ende des 17. Jahrhunderts den „Französischen Garten“ anlegen, einen Park nach französischen Vorbildern. Die ehemalige barocke Grundstruktur ist heute nur noch in Teilen des Parks zu erkennen, denn dieser Bereich wurde ebenfalls in einen Landschaftspark gewandelt.

Literatur

  • Horst Masuch: Das Schloß in Celle. Lax-Verlag, Hildesheim 1983.
  • Peter Königfeld: Probleme der Erhaltung von historischen Raumausstattungen am Beispiel der Celler Schloßkapelle, in: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Restaurierung von Kulturdenkmalen. Beispiele aus der niedersächsischen Denkmalpflege (= Berichte zur Denkmalpflege, Beiheft 2), Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Niemeyer, Hameln 1989, ISBN 3-87585-152-8, S. 263–266.
  • Uwe Albrecht: Der Renaissancebau des Celler Schlosses. Verlag Stadt Celle, Celle 2003.
  • Juliane Schmieglitz-Otten (Hrsg.): Die barocken Staatsgemächer im Celler Schloss. Verlag Stadt Celle, Celle 2006.
  • Heiko Laß: Das Schloss in Celle. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2606-4.
  • Ernst Andreas Friedrich: Schloß Celle und Schloß Ahlden, S. 200–203, in: Wenn Steine reden könnten, Band I, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-0397-3.

Weblinks

Commons: Celler Schloss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 37′ 26″ N, 10° 4′ 39″ O