Seilwinde

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Seilwinde mit Übersetzung (1623)
einfache elektrische Seilwinde
Seilwinde, ca. 1945, über Flachriemenantrieb mit Dieselmotor (4 PS)
Mooringwinch auf einem Schiff

Eine Seilwinde ist prinzipiell eine Vorrichtung, mit der man mit Hilfe eines Seils etwas ziehen kann. Dabei wird das Seil auf einer durch Muskelkraft, später durch einen Motor angetriebenen zylindrischen Trommel (Winde) aufgewickelt.

Die Windenseile können aus Naturfasern gefertigt sein; bei schweren Lasten wird meist Stahlseil und seit jüngerer Zeit auch Plaste- bzw. Kunstfaser-Seil, beispielsweise aus langkettigem, texturiertem Polyethylen (PE-UHMW), verwendet. Die Zugkraft lässt sich durch Einsatz eines Flaschenzuges steigern.

Geschichte

Die ältesten Seilwinden scheinen an Tiefbrunnen angebracht worden zu sein, die ursprünglich als Ziehbrunnen konstruiert waren. Während bei älteren Brunnen auch Tiere (Ochsen, Esel) beim Ziehen des Brunnenseils zum Einsatz kamen, konnte die neuere platzsparende Technik des Ziehens mittels Seilwinde nur noch von Menschenhand bedient werden. Andererseits konnte ein Hemmmechanismus eingebaut werden, der das – durch versehentliches Loslassen ausgelöste – Hinunterfallen des gefüllten Schöpfeimers verhinderte. Später kamen Seilwinden mit oder ohne seitliche Treträder auch bei Kränen oder bei Militärmaschinen (z. B. bei Katapulten oder Ballisten) zum Einsatz.

Trommelwinde

Die Seilwinde ist eine Seiltrommel, die mechanisch, elektrisch oder hydraulisch angetrieben wird und auf der ein Seil aufgerollt wird. Das Seil kann sich selbstständig nebeneinander gleichmäßig aufrollen, wenn die freie Strecke des Seiles vor der Trommel lang genug ist. Anderenfalls kann eine zusätzliche Seilführung zum Einsatz kommen, die das Seil „ordentlich aufrollt“, indem sie es seitlich versetzt.

In diesen Fällen wird die ganze Zugkraft vom Seil auf die Trommel übertragen. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Zugkraft mit der Anzahl der Lagen auf der Trommel abnimmt, da sie vom Antriebsdrehmoment und dem Hebelarm (Radius auf der Trommel) abhängig ist. So ist bei einer Winde mit einer Zugkraft von 50 kN auf der innersten Lage auf der äußersten Lage (normalerweise 4 - 5 Lagen) je nach Seildurchmesser nur mehr eine Zugkraft von 20 - 30 kN vorhanden.

Mit Hilfe moderner Steuerungssysteme und durch entsprechende Auslegung der Seilwinde ist es heute möglich, auch bei Trommelwinden konstante Zugkraft lagenunabhängig sicherzustellen.

Bobine

Die Bobine verwendet eine schmale Trommel auf die ein Band oder Flachseil übereinander aufgewickelt wird. Sie wird bei geringen Förderhöhen verwendet und hat den Vorteil, dass das Seil nicht seitlich veränderlich aus-/einläuft.

Spillwinde oder Treibscheibenwinde

Es gibt aber auch andere Winden, bei denen das Seil um ein Seilspill herumgeschlungen wird und erst dann auf einer Haspel aufgewickelt wird. Sie werden Spillwinden oder Treibscheibenwinde genannt. Im Schiffbau ist diese Windenform auch als Winsch bekannt. Die Haspel übt nur eine Vorspannung aus, damit das Seil die notwendige Reibung am Spillkopf hat. In diesem Fall hat die Winde über die gesamte Seillänge dieselbe Zugkraft und Seilgeschwindigkeit. Diese Winde hat aber einen größeren Platzbedarf und ist wesentlich aufwendiger gebaut.

Sonderformen sind Kettenzüge.

Anwendungen

Bergung eines PKW mittels Seilwinde
Magirus-Deutz F 250 D 25 A mit Spillwinde

Die Anwendungsart bestimmt die Größe und die genauere Konstruktion einer Seilwinde.

Einbau und Betrieb in Kraftfahrzeugen (Feuerwehr, THW, Katastrophenschutz)

Winden können entweder heckseitig oder vorne am Fahrzeug angebaut sein. Bei heckseitigen Winden mit Seilabgang in Fahrtrichtung ist die Belastung des Fahrgestells günstiger, da der Rahmen auf Druck und nicht auf Zug wie bei Frontwinden belastet wird.

Bei Heckwinden wird das Seil im Fahrzeugrahmen entweder frei oder durch Rohre und Umlenkrollen nach vorne geführt. An der Vorderseite des Fahrzeuges ist entweder ein so genanntes Seilfenster mittels vier Rollen, die das Seil führen oder eine so genannte Propellerrolle (das sind zwei Umlenkrollen, die sich um 360 Grad drehen können) angebracht. Der Zugwinkel darf aber trotzdem nicht mehr als 15 Grad nach links oder rechts von der Fahrzeugachse abweichen, da sonst Schäden am Fahrgestell auftreten können und sich die Zugkraft verringert. Einige Winden werden dann automatisch über einen Schalter heruntergeschaltet und die Zugkraft wird reduziert.

Um das Seil bei der unbelasteten Winde schneller ausziehen zu können, haben die Winden meistens einen Freilauf oder einen Schnellgang. Dabei wird die Trommel durch eine Kupplung vom Antrieb getrennt und kann sich frei durchdrehen.

Die Seilgeschwindigkeit wird bei mechanischen Winden über die Motordrehzahl, bei hydraulischen über ein Steuerventil geregelt. Elektrowinden haben in der Regel keine steuerbare Geschwindigkeit.

Um eine zu hohe Belastung der Winde und des Seils zu vermeiden, sind bei hydraulischen Antrieben Überdruckventile oder bei mechanischen Winden Scherbolzen als Sollbruchstelle eingebaut. Bei modernen Winden wird die gezogene Last, in Prozent, am Bediendisplay angezeigt.

Die übliche Zugkraft einer Feuerwehrseilwinde beträgt 50 kN (beispielsweise RW 1 und LF 24, beziehungsweise RF oder RLF), und sie hat eine Zuglänge von 50 bis 60 m. Dabei ist zu berücksichtigen, dass mehrere Seilwindungen auf der Trommel verbleiben müssen, damit die Zugkraft durch Reibung und nicht allein über das Seilschloss auf die Trommel übertragen wird.

Gesteuert werden die Windenbewegungen meistens aus technischen Gründen vom Fahrersitz aus. Es gibt allerdings auch Fernsteuerungen, mit der sich der Maschinist vom Fahrzeug wegbewegen kann und die Steuerung der Seilwinde bedient.

Auch beim Betrieb von Seilwinden ist Sicherheit das oberste Gebot. Deshalb dürfen sich die Feuerwehrangehörigen nicht im Bereich des Seiles aufhalten (1,5-fache Seillänge als Sicherheitsabstand), wenn die Winde unter Zug ist. Das Seil muss regelmäßig kontrolliert und gewartet werden. Wenn Litzen gebrochen sind oder Seilknicke auftreten, wird das Seil ausgetauscht.

Damit ein Fahrzeug die Windenleistung ausnutzen kann, muss das Fahrzeug selbst gut verankert sein. Das kann auf verschiedene Arten passieren. Die einfachste Art ist, Unterlegkeile unter die Räder zu legen. Auch eine Allradbremse kann verwendet werden oder das Fahrzeug wird beispielsweise an einem starken Baum verankert, wobei die Zugkräfte berücksichtigt werden müssen, die der Fahrzeugrahmen dabei übertragen muss.

Hubschrauber

Einsatz einer Seilwinde bei der Bergrettung aus der Luft.
Winde an einem Polizeihubschrauber

Winden sind oftmals an Hubschraubern zum Zwecke der Rettung von Personen oder der Aufnahme sonstiger Lasten aus der Luft verbaut. Rettungswinden an Hubschraubern werden besonders zur See und in den Bergen eingesetzt, wo eine Landung oftmals nicht möglich ist. Seilwinden sind zum Beispiel an folgenden Hubschraubertypen verbaut:

Dabei kann die Taktik variieren, an die Seilwinde kann wahlweise ein Rettungsgurt, eine Trage oder ein Rettungskorb befestigt werden.[1] Vielfach werden die Winden an Hubschraubern auch nach dem englischen Begriff Winch benannt.

Weitere Anwendungen/Bauformen

Sicherheit

Bei gewerblich eingesetzten Seilwinden ist eine jährliche Sicherheitsüberprüfung U-VV Prüfung (nach Richtlinien der Berufsgenossenschaften) in Verbindung mit den VDE Vorschriften (bei Elektroseilwinden) vorgeschrieben.

Differentialseilwinde

Siehe auch

Weblinks

Commons: Seilwinde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Drahtseilakt: Die Rettungswinde rth.info, abgerufen am 9. Februar 2015