Seretse Khama

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Datei:Khama statue.jpg
Statue Seretse Khamas in Gaborone

Sir Seretse Khama KBE (* 1. Juli 1921 in Serowe; † 13. Juli 1980 in Gaborone) war von 1966 bis 1980 der erste Präsident von Botswana.

Jugend

Seretse Khama gehörte zur Ethnie der Bamangwato im damaligen britischen Protektorat Betschuanaland. Er war der Enkel des Herrschers Khama III. und Sohn des Herrschers Sekgoma II. Sein Vater hatte 17 Jahre im Exil verbracht, nach dessen Tod 1925 erbte Seretse Khama die Herrscherwürde. Aufgrund seines jungen Alters wurde sein Onkel Tshekedi Khama als Regent eingesetzt, der auch sein Vormund wurde. Seine Kindheit verbrachte Seretse Khama überwiegend in Internaten in Südafrika, so in Tiger Kloof (Natal) und an der Missionsschule in Lovedale (Ostkap).

Danach besuchte er die University Fort Hare in Alice (Ostkap). Während seiner Studienzeit in Johannesburg wurde er 1944 gebeten, die Führung der Ethnie der Bamangwato zu übernehmen, entschied sich aber, sein Studium fortzusetzen. Er machte seinen Bachelor of Arts und besuchte seit August 1945 das Balliol College der Universität Oxford. Praktische Erfahrungen sammelte er als Barrister am Inner Temple der Inns of Court der Royal Courts of Justice in London.

Hochzeit und Exil

Im Juni 1947 lernte Seretse Khama die Engländerin Ruth Williams kennen, die bei Lloyd’s of London arbeitete. Nach einem Jahr heirateten die beiden, was bei zwei Gruppen einige Irritation auslöste: der Ältestenrat der Bamangwato wünschte keine Weiße am Königshof und die neue südafrikanische Regierung unter Daniel François Malan hatte gerade begonnen, ihre Politik der Apartheid umzusetzen, und beanspruchte Mitsprache in Angelegenheiten der benachbarten britischen Protektorate. Khamas Onkel Tshekedi Khama verlangte seine sofortige Rückkehr nach Betschuanaland und die Annullierung der Ehe. Nach seiner Rückkehr wurde Seretse von den Ältesten als Kgosi (Prinzipal) bestätigt. Da seine Frau schließlich im Volk populär wurde, verzichtete sein Onkel auf seine Forderungen und verließ das Land. Khama kehrte nach London zurück, um sein Studium fortzusetzen.

Im März 1950 schaltete sich die britische Regierung in den Fall ein. Nach einem Termin mit dem Minister für Angelegenheiten des Commonwealth gab Seretse Khama den Vorschlag der Regierung in einer Pressekonferenz bekannt: Verzicht auf das Repräsentationsamt gegen eine jährliche steuerfreie Abfindung von 1.100 £ (damals knapp 23.000 DM) und sein Verbleib in England. Da er sich hiermit nicht anfreunden konnte, wurde er aus Betschuanaland verbannt, wobei erheblicher Druck seitens der südafrikanischen Regierung vermutet wurde.

Rückkehr

Die Bamangwato weigerten sich eine Weile, einen Nachfolger zu bestimmen, weshalb die Briten den in der Thronfolge nächstplatzierten Rasebolai Kgamane einsetzen. Nach dem Verzicht auf seine Ansprüche durfte Seretse Khama 1956 mit seiner Frau und seinen Kindern zurückkehren. In Angelegenheiten des Stammes unterstützte er Kgamane und lebte ansonsten unauffällig und zurückgezogen als Viehzüchter.

Nach einer Verfassungsreform 1960, die den Afrikanern 12 der 35 Sitze im Legislativrat zugestand, wurde Seretse Khama Abgeordneter. Im Januar 1962 gründete er die Bechuanaland Democratic Party (BDP), die 1965 die Wahlen deutlich mit 28 der 31 Sitze für sich entscheiden konnte, und wurde Premierminister. Die Partei wurde nach der Unabhängigkeit in Botswana Democratic Party umbenannt. Anfang der 1960er Jahre gab es in der Presse Gerüchte, er habe das Gespräch mit Sir Roy Welensky gesucht, um sein Land an die Zentralafrikanische Föderation anzuschließen. Das Vorhaben wurde aber nicht weiter verfolgt.

Präsident

Als Betschuanaland am 30. September 1966 unter dem Namen Botswana unabhängig wurde, übernahm Khama das Amt des Staatspräsidenten. Als Präsident verstand er es, seinem Land eine gute wirtschaftliche Entwicklung, eine wirksame Bekämpfung der Korruption und demokratische Verhältnisse zu sichern. Der Reichtum an Rohstoffen erlaubte ihm umfangreiche Investitionen in Infrastruktur und Bildungswesen.

In der Außenpolitik konnte er sein Land aus den Konflikten in Südafrika, Rhodesien und Namibia weitgehend heraushalten und sich auf die mehr symbolische Zugehörigkeit zu den „Frontstaaten“ beschränken.

Seretse Khama litt an Diabetes und blieb bis zu seinem Tod infolge eines Krebsleidens im Jahr 1980 Präsident von Botswana.

Im April 2008 trat sein Sohn Ian Khama das Präsidentenamt an.

Rezeption

Das britische Filmdrama A United Kingdom von Amma Asante erzählt von dem Kennenlernen und der Ehe von Khama und Ruth Williams.

Quellen

  • Ronald Segal: Afrikanische Profile. Prestel, 1963.
  • Wolf-Rüdiger Baumann, Gustav Fochler-Hauke: Fischer Weltalmanach. Biographien zur Zeitgeschichte seit 1945. 25. Ausgabe. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-596-24553-2.

Weblinks

Commons: Seretse Khama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien