Serhij Schadan

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Serhij Schadan in Breslau (2015)

Serhij Wiktorowytsch Schadan (ukrainisch Сергій Вікторович Жадан, wissenschaftl. Transliteration Serhij Viktorovyč Žadan, alternative Transkription Serhij Zhadan; * 23. August 1974 in Starobilsk, Oblast Luhansk) ist ein ukrainischer Schriftsteller, Dichter und Übersetzer.

Leben

Serhij Schadan wurde im Industriegebiet Luhansk im Osten der damaligen Sowjetrepublik Ukraine geboren. Später zog er mit seinen Eltern nach Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine. Dort studierte Schadan Literaturwissenschaft, Ukrainistik und Germanistik und promovierte über den ukrainischen Futurismus.

Seit 1991 gehört der Autor zahlreicher Lyrikbände zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw, wo er auch heute lebt. Schadan tritt außerdem als Organisator von Literatur- und Musik-Festivals in Erscheinung und verfasst Rocksong-Texte, die er selbst zur Musik der Band Sobaky w kosmossi (übersetzt: Hunde im Kosmos) spricht.

In seinem ersten, 2007 auch auf deutsch erschienenen Roman Depeche Mode schildert Schadan die Odyssee seiner drei Protagonisten durch die postsozialistische Ukraine in der Umbruchszeit der frühen 1990er Jahre. Die anarchischen Studenten jener Zeit sehen in der britischen Elektropop-Band den Fluchtpunkt ihrer Träume vom Herauskommen aus dem Schlamassel.[1] Die 2008 veröffentlichte Hörbuchfassung von Depeche Mode wird von Harry Rowohlt gelesen.

In dem sechsteiligen Essayband Big Mäc. Geschichten ging Schadan von der Aufarbeitung der Zeitgeschichte seines Landes über zu Momentaufnahmen von Orten der Emigranten-Subkultur Mitteleuropas. Verarbeitet werden Erfahrungen mit der europäischen kulturellen Bohème, die sich auf Festivals, Lesungen und Konzerten trifft, unter anderem in Berlin und Wien.[2]

Serhij Schadan wurde 2006 mit dem Hubert Burda Preis für junge Lyrik ausgezeichnet.[3] Schadan war Aktivist der Orangen Revolution.[1]

Auf Grund der Doppelveranstaltung "Bewegliche Territorien" des Seminars "Kulturmanagement" mit Hanne Kulessa des Fortbildungsprogramms "Buch- und Medienpraxis" an der Goethe-Universität war Serhij Schadan zusammen mit den ukrainischen Autoren Jurij Andruchowytsch und Jurko Prochasko und der ukrainischen Autorin Tanja Maljartschuk Anfang Februar 2014 in Frankfurt am Main. Am 5. Februar las er einen Auszug aus „Die Erfindung des Jazz im Donbass“ während eines Leseabends im Literaturhaus Frankfurt vor und nahm am 6. Februar an einer Diskussion über die politische Lage in der Ukraine teil. Die Veranstaltungen wurden von mehreren Journalisten begleitet und Serhij im Radio und Fernsehen interviewt.[4] Auf der Leipziger Buchmesse wehrte sich Serhij gegen Vorwürfe deutscher Linker, dass die ukrainische Demokratiebewegung massiv unterwandert sei, und sagte: "Faschisten sind diejenigen, die die aggressive und chauvinistische Politik Putins unterstützen".[5]

In der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 20. April 2014 schilderte Schadan in einem ganzseitigen Artikel auf Seite 35 seine eigenen Erfahrungen bei der Erstürmung der Gebietsverwaltung von Charkiw am 1. März 2014. Bei dieser Gelegenheit wurde er von prorussischen Kräften, den Besetzern, krankenhausreif geschlagen.[6] Die Neue Zürcher Zeitung veröffentlichte im August 2014 einen ausführlichen Bericht von Schadan über Die Angst der Menschen in der Ukraine.[7]

Im Jahr 2014 wurde Schadan für seinen Roman Die Erfindung des Jazz im Donbass (Originaltitel Woroschilowgrad, der sowjetische Name von Luhansk) mit dem Brücke Berlin Literatur- und Übersetzerpreis ausgezeichnet. Im gleichen Jahr wurde der Roman vom ukrainischen Dienst der BBC zum besten ukrainischen Buch des Jahrzehnts gewählt (von den 10 "besten Büchern des Jahres" 2005–2014).[8]

Am 17. Oktober 2015 wurde Schadan mit dem begehrten Breslauer Angelus-Preis, der mitteleuropäischen Autoren verliehen wird, für seinen Roman Mesopotamien geehrt. Michał Petryk und Adam Pomorski hatten Mesopotamia zeitgleich mit der Drucklegung übersetzt, so dass er bereits Ende 2014 in Wołowiec erscheinen konnte.[9]

Am 1. bis 3. Dezember 2015 war Schadan für Workshop, Lesung, Vernissage Ukraine special ... Freischreiben im Kulturzentrum bei den Minoriten und der FH Joanneum in Graz.[10]

Werke (in deutscher Übersetzung)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Anarchie unterm Lenindenkmal - Der ukrainische Autor Serhij Zhadan, Porträt (PDF; 178 kB) von Gisela Erbslöh im SWR2, 16. September 2010, abgerufen 20. Juli 2012
  2. Pit Thommes im Luxemburger Wort
  3. Preisträger des Hubert Burda Preises 2006
  4. http://ukraine.buchundmedienpraxis.de/
  5. Tagesschau 20:00. In: Tagesschau. 16. März 2014, abgerufen am 16. März 2014.
  6. Der unsichtbare KriegFAS vom 20. April 2014, Seite 35
  7. Serhij Schadan: Die Angst der Menschen in der Ukraine. Später wird es einmal Krieg heissen. Neue Zürcher Zeitung, 29. August 2014, abgerufen am 18. September 2014.
  8. Ukrainischer Dienst der BBC (auf ukr.)
  9. Vgl. die offizielle Seite http://angelus.com.pl/nagroda-angelus/angelus-2015/
  10. http://www.kultum.at/?d=freischreiben-ukraine-special#.Vl_moEueRcw LECTURE_WORKSHOP_GESPRÄCH_LESUNG_VERNISSAGE Grafprom & Serhij Zhadan, Freischreiben, Kulturzentrum bei den Minoriten, 1. Dezember 2015, abgerufen 3. Dezember 2015.