Sichuan-Tibet-Bahn

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Sichuan-Tibet-Bahn
Strecke der Sichuan-Tibet-Bahn
Streckenlänge:1838 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h–200 km/h
Ringbahnstrecke Chengdu
0 Chengdu West
nach Chengdu Süd
Jiujiang Nord
Chongzhou
Dayi
Qionglai
Xilai
Pujiang (Chengdu)
Chaoyanghu
Mingshan
141 Ya’an 580 m
Tianquan
Dayuxi
Kangding 2560 m
Huojiazhong
Xinduqiao
Yajiang
Xi’eluo
Litang 3950 m
Maoyaba
Brücke über den Litang He
Batang
Luomai
Brücke über den Jangtsekiang
Zeba
Gonjo
Kuoda
Qamdo
Brücke über den Mekong
von Kunming
Bangda
Brücke über den Saluen
Xiali
Lhorong
Duoji
Bomê 2750 m
Tongmai
Lyulang
Brücke über den Nyang Qu
1403 Nyingchi (Linzhi) 3000 m
Tunnel
Zhongshaba
Gangga
Xuega
Mainling 3700 m
Zharao
Tunnel
Kangsha
Tunnel
Lilong
Tunnel
Wolong
Tunnel
Benzhong
Xiajue
Jiage
Remi
Tunnel
Brücke über den Yarlung Tsangpo
Tunnel
Dongga
Tunnel
Nang Dzong (Langxian)
Chongkang
Tunnel
Redang
Linda
Tunnel
Brücke über den Yarlung Tsangpo
Gyaca
Brücke über den Yarlung Tsangpo
Tunnel
Zangmu
Tunnel
Bayu
Tunnel
Woka
Tunnel
Baizhen
Sangri
Brücke über den Yarlung Tsangpo
Mingze
Zêtang
Jiacun
Jinlu
Zhaqi
Zhanang
Ghaza
Jiedexiu
Gonggar 3750 m
Brücke über den Yarlung Tsangpo
Changguo
von Xigazê
1806
32
Xierong (Xêrong)
18 Baide
4 Lhasa Süd
0 Lhasa 3641 m
Lhasa-Bahn von Xining

Die Sichuan-Tibet-Bahn oder der Sichuan–Xizang Railway (chinesisch 川藏鐵路, Pinyin Chuānzáng Tiělù) soll über 1.838 Kilometer[1] Tibets Hauptstadt Lhasa auf direktem Weg mit der Millionenstadt Chengdu und weiter mit den Zentren im Osten und Südosten Chinas verbinden. Zwei Abschnitte im Westen und Osten der Strecke wurden bereits eröffnet. Die Fertigstellung der kompletten Strecke ist für das Jahr 2026[2] oder 2030 geplant.[3] Neben der seit 2006 in Betrieb befindlichen Lhasa-Bahn wird dies die zweite Eisenbahnverbindung zwischen der autonomen Region Tibet und dem Kernland Chinas sein.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke führt durch den Westen der Provinz Sichuan und durch einen südöstlichen Teil des Hochlands von Tibet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits vor rund hundert Jahren gab es auf chinesischer Seite Interesse an einer Eisenbahnverbindung nach Tibet. Mao Zedong hat die Idee in den 1950er Jahren wieder ins Gespräch gebracht.[4] Angesichts der zu überwindenden Hochgebirgsketten sind die technischen Probleme allerdings enorm. Der erfolgreiche Bau der Lhasa-Bahn, die Höhen von über 5000 Meter erreicht, ermutigte die Entscheidungsträger zum Start des Projekts. Die Kosten werden auf 40 Milliarden US-Dollar (USD) geschätzt.

Baubeginn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2014 hat die oberste chinesische Planungsbehörde den Bau der Sichuan-Tibet-Bahn genehmigt.[5] Im selben Jahr wurden bereits erste Arbeiten in Lhasa und in Chengdu begonnen, die östlichen 141 Kilometer von Chengdu bis Ya’an sind seit 2018 in Betrieb.

Der westliche Streckenabschnitt von Lhasa nach Nyingchi (435 Kilometer) wurde von Juni 2015 bis Ende Dezember 2020 errichtet und im Juni 2021 eröffnet. Die elektrifizierte Strecke führt durch 47 Tunnel und über 121 Brücken, wovon 16 den parallel verlaufenden Yarlung-Tsangpo überqueren.[6] Allein dieser Abschnitt kostete ca. 4,8 Milliarden USD. Bauherr ist die Tibet Railway Construction Co. Ltd., einer Tochtergesellschaft der staatlichen Eisenbahngesellschaft Chinas (CR).[7]

Der Bau des mittleren Streckenteils von 1.011 Kilometer zwischen Ya’an und Nyingchi begann im November 2020 und gilt als extrem herausfordernd. 90 Prozent dieses Streckenabschnitts führen über Viadukte oder durch Tunnel. Der Yigong-Tunnel soll mit 42,5 Kilometer Länge der längste Bahntunnel Chinas (fünftlängster Bahntunnel der Welt) werden. 31 Tunnel werden eine Überdeckung von mehr als 1.000 Meter haben, die Brücke über den Strom Nu Jiang (Saluen) soll 630 Meter über der Wasseroberfläche liegen. Die Bahn steigt auf dem Streckenteil von 600 auf 4500 m ü. NN.[8]

Eröffnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 28. Dezember 2018 wurde auf dem 141 Kilometer langen Abschnitt Chengdu–Ya’an der planmäßige Betrieb aufgenommen.[1] Der Abschnitt ist für Mischbetrieb eingerichtet. Für Personenzüge bestehen hier Höchstgeschwindigkeiten zwischen 160 km/h und 200 km/h. Der Betrieb wurde mit 10 Zugpaaren pro Tag aufgenommen. Die schnellsten verkehren mit einer Fahrzeit von 56 Minuten über die Strecke.

Ende Juni 2021 wurde der 435 Kilometer lange westliche Abschnitt zwischen Lhasa und Nyingchi, der in Xierong von der bestehenden Bahnstrecke Lhasa–Xigazê abzweigt, in Betrieb genommen.[9] Die Fahrzeit zwischen den beiden Endpunkten beträgt 3,5 Stunden, wobei eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h erlaubt ist. Täglich verkehren drei Zugpaare einer dieselelektrischen Variante des Hochgeschwindigkeitszuges Fuxing (Baureihe CR200JS-G).[6]

Die Eröffnung der Gesamtstrecke wurde noch 2019 für 2026 erwartet,[10] inzwischen lässt die chinesische Regierung das Datum der Fertigstellung offen.[8]

Linienführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Serpentinen auf dem Sichuan-Tibet Highway

Die Trasse folgt im Wesentlichen dem Sichuan-Tibet-Highway, der Teil der Nationalstraße 318 ist. Es werden 14 Gebirgsmassive gequert, von denen zwei höher als der Mont Blanc sind. In Summe sind 14.000 Höhenmeter zu überwinden. Das Gebirgsland ist bekannt für häufige Erdbeben, dort stoßen die indische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander. Erdrutsche, Schneelawinen oder Überschwemmungen sind nicht ungewöhnlich. Die Region ist außerdem ökologisch sensibel. Der mittlere Abschnitt von Kangding nach Nyingchi gilt als besonders anspruchsvoll, er wird zuletzt fertiggestellt werden.[11] Rund die Hälfte der Strecke verläuft auf oder in Kunstbauten. Die Bahnstrecke ist für eine Geschwindigkeit von 160 km/h bis 200 km/h ausgelegt. Die Frachtkapazität soll 10 Millionen Jahrestonnen betragen.[5] Als Reisezeit von Chengdu nach Lhasa werden 13 bis 15 Stunden geplant. Auf der Lhasa-Bahn sind Züge zwischen Peking und Lhasa 48 Stunden unterwegs. Auf der Straße beträgt die Reisezeit drei Tage.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Bahnstrecke wird ein unwegsames Gebiet verkehrstechnisch erschlossen und die Verbindung zwischen Tibet und dem chinesischen Kernland wird gestärkt. Dies wird vielfältige wirtschaftliche, kulturelle und politische Auswirkungen für die Bewohner entlang der Strecke haben. Wie bereits bei der Lhasa-Bahn wird auch ein Anstieg des Tourismus erwartet. Große Waldgebiete sowie Lagerstätten mit Kupfer und anderen Rohstoffe befinden sich im Einzugsgebiet.

Es gibt auch außenpolitische und militärische[7] Interessen, da die Bahnlinie nahe der Grenze zu Indien verläuft, deren Verlauf zwischen den beiden Staaten umstritten ist.[4][12][13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Luo Wangshu: Toughest sections yet to be built in Sichuan-Tibet railway. In: China Daily. 9. März 2021, abgerufen am 31. März 2021 (englisch).
  2. bac: China, S. 187.
  3. Sichuan Tibet Railway - Under Construction. In: tibetdiscovery.com. 21. Mai 2016, abgerufen am 27. August 2017 (englisch).
  4. a b A new railway to Tibet - Doubling down. economist.com, 21. Mai 2016, abgerufen am 27. August 2017 (englisch).
  5. a b China Approves New Railway for Tibet. CRI, 31. Oktober 2014, abgerufen am 27. August 2017 (englisch).
  6. a b Lhasa – Nyingchi line inaugurated. In: Railway Gazette International. 30. Juni 2021, abgerufen am 3. Juli 2021 (englisch).
  7. a b China completes track-laying work for railway line in Tibet close to Arunachal Pradesh. The Hindu, 31. Dezember 2020, abgerufen am 7. Juni 2021 (englisch).
  8. a b Luo Wangshu: Sichuan-Tibet Railway 'extremely challenging' project, expert says. In: China Daily. 10. März 2021, abgerufen am 31. März 2021 (englisch).
  9. Tibet: China nimmt Hochgebirgsstrecke mit Sauerstoffversorgung im Zug in Betrieb. In: Der Spiegel. Abgerufen am 1. Juli 2021.
  10. bac: China, S. 187.
  11. China’s $37bn railway to Tibet is “world’s riskiest”. GCR Global Construction Review, 7. Juli 2017, abgerufen am 28. August 2017 (englisch).
  12. Claude Arpi: The Sichuan-Tibet rail-line on the way. idr Indien Defence Review, 5. Februar 2016, abgerufen am 28. August 2017 (englisch).
  13. Matthias Müller: Bau einer zweiten Eisenbahnstrecke zwischen dem Festland und Tibet. In: NZZ Pro Global. Neue Zürcher Zeitung, 31. März 2021, abgerufen am 31. März 2021 (Schweizer Hochdeutsch).