Siegfried Ernst

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Siegfried Ernst (* 2. März 1915 in Ulm; † 7. Mai 2001) war ein deutscher Arzt, Kirchenpolitiker und Lebensschutz-Aktivist.

Leben

Ernst entstammte einem deutsch-national eingestellten Elternhaus. Noch vor dem Abitur an einem Ulmer Gymnasium trat er im Mai 1933 als Oberprimaner der Sanitäts-SA bei und – vordatiert auf den 28. April 1933 – der NSDAP.[1] Von 1934 bis 1939 studierte er an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Universität Rostock Humanmedizin und wurde bei Studienbeginn Mitglied der Tübinger Normannia, einer damals noch schlagenden Verbindung.[2] 1939 wurde er promoviert. Danach war er bis 1941 Assistent an der Chirurgischen Universitätsklinik in München. Während des Studiums schloss er sich der Erweckungsbewegung Oxford-Gruppe an. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Sanitätsoffizier in der Wehrmacht, wurde aber wegen seines Eintretens gegen die Massenliquidationen von Geisteskranken und Juden und die Behandlung der Zivilbevölkerung im Osten beobachtet, 1943 bis 1945 dreimal strafversetzt und stand „unter Sonderbefehl von Himmler“. Nachdem er 1945 in die Tschechei geflüchtet war, kam er nach Kriegsende wieder nach Deutschland.

1962 bis 1975 war er Stadtrat von Ulm. 1964 war er einer der Initiatoren der Ulmer Denkschrift, eines Protestes von Ärzten gegen die Propagierung der Antibabypille, und gründete die Aktion Ulm 70 gegen die Freigabe der Abtreibung. 1971 wurde er Mitglied der Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und engagierte sich mit dem Münchner CSU-Stadtrat Dietrich Geißler für eine „Christliche Wählerinitiative Menschenwürde“. 1995 konvertierte er in Rom zur katholischen Kirche. Ernst war Vizepräsident der World Federation of Doctors Who Respect Human Life und Vorsitzender der Europäischen Ärzteaktion.

Auszeichnungen

  • 1953: L’éducation au civisme – Ordre National de Romarin
  • 1996: Ehrendoktorwürde der International Academy of Informational Processes and Technologie

Schriften (Auswahl)

  • Das grösste Wunder ist der Mensch. Antwort auf die sexuelle Konter-Evolution. Martin-Verlag Berger, Buxheim 1974, ISBN 3-7865-0000-2.
  • Wissenschaft von gestern als ideologischer Irrtum von heute. Gedanken zum modernen Religionsunterricht. Europ. Ärzteaktion, Ulm-Donau 1977.
  • Evangelische Gedanken zur Frage des Petrusamtes und der „Unfehlbarkeit in Lehre und Sitte“. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1982, ISBN 3-7171-0822-0.
  • Dein ist das Reich. Vom Plan Gottes mit d. Menschen u. d. Ideologien. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1982, ISBN 3-7171-0828-X.
  • Der Wulm. Am Wendekreis des Limericks. Weingärtner, Neuss 1986, ISBN 3-9801236-0-X.
  • Auf dem Weg zur Weltkirche. Gründe für meinen Übertritt zur katholischen Kirche. Christiana-Verlag, Stein am Rhein 1998, ISBN 978-3-7171-1044-6.
  • Mit Gott im Rückspiegel. Erinnerungen aus der Zeit des Krieges und der Nachkriegszeit. Hess, Ulm 1998, ISBN 3-87336-270-8.

Literatur

  • Arnold Guillet: Für das Reich Gottes. Eine Würdigung von Dr. Siegfried Ernst (Nachruf). In: Lebensforum 4/2001, S. 40 (PDF (Memento vom 17. Dezember 2007 im Internet Archive)).
  • Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm 1802–2009. Süddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-8040-3, S. 90 f.
  • Andreas Mettenleiter: Selbstzeugnisse, Erinnerungen, Tagebücher und Briefe deutschsprachiger Ärzte. Nachträge und Ergänzungen II (A–H). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. 21, 2002, S. 490–518, hier S. 503.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siegfried Ernst: Mit Gott im Rückspiegel. Hess, Ulm 1998, S. 34–35.
  2. Siegfried Ernst: Mit Gott im Rückspiegel. Hess, Ulm 1998, S. 8.