Sierakowo Słupskie

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Sierakowo Słupskie
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Sierakowo Słupskie (Polen)
Sierakowo Słupskie (Polen)
Sierakowo Słupskie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Kobylnica
Geographische Lage: 54° 23′ N, 16° 59′ OKoordinaten: 54° 23′ 19″ N, 16° 58′ 33″ O
Einwohner: 220
Postleitzahl: 76-251
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Danzig



Sierakowo Słupskie (deutsch Zirchow, Kreis Stolp in Pommern) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Kobylnica (Kublitz) im Powiat Słupski (Stolp).

Geographische Lage und Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa zwölf Kilometer südwestlich von Słupsk (Stolp). Westlich des Dorfes liegt ein vermoortes Wiesental, durch das die Quacke fließt, ein Nebenfluss der Stolpe. Gegenüber auf der anderen Seite des Wiesentals liegt das Dorf Kończewo (Kunsow).

Etwa 2 Kilometer östlich des Dorfes verläuft in Nord-Süd-Richtung die Landesstraße 21, die über einen Abzweig in Łosino (Lossin) zu erreichen ist. Die nächste Bahnstation ist Słonowice (Groß Schlönwitz) an der Bahnstrecke Piła–Ustka (Schneidemühl–Stolpmünde).

Nachbarorte sind im Norden Widzino (Veddin), im Osten Zajączkowo (Sanskow), im Süden Kuleszewo (Kulsow) und im Westen Kończewo (Kunsow).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das in seinem Ursprung als Sackgassendorf angelegte Zirchow wurde erstmals 1287 in einer Urkunde erwähnt, in der Herzog Mestwin II. von Pommerellen den Ort an das Kloster Buckow verlieh. Im Jahre 1495 wurde es als Lehen derer von Wobeser genannt. Danach ging das Gut an Heinrich Albrecht von Blumenthal und 1739 auf Alexander Schiebel von Schiebelstein über.

Im Jahre 1784 gab es in Zirchow ein Vorwerk, einen Prediger, einen Küster, vier Bauern, einen Kossäten (darunter einen Schmied) bei insgesamt 21 Haushaltungen.[1] Durch Heirat kam es 1790 zusammen mit dem Hauptgut Lupow (heute polnisch: Łupawa) und zwölf anderen Gütern im Landkreis Stolp an die Familie von Bonin. 1804 war es im Eigentum der Witwe des Landschaftsrates von Zitzewitz und wurde 1842 an Alexander von Bonin verkauft.

Vor 1945 hatte Zirchow eine Gemeindefläche von 549 Hektar und eine Wohnbevölkerung von 259 Einwohnern (im Jahre 1939). In der Gemeinde Zirchow gab es 44 bäuerliche Betriebe. Die Gemeinde gehörte zum Amts- und Standesamtsbezirk Kunsow (Kończewo) im Amtsgerichtsbereich Stolp. Das Dorf gehörte zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gab Bürgermeister Willy Papenfuß beim Herannahen der Sowjetarmee den Räumungsbefehl. Noch in der Nacht brachen die Bewohner auf, kamen jedoch nur bis Schmaatz (Siemianice), Lübzow (Lubuczewo), Schmolsin (Smołdzino) und Garde (Gardna Wielka). Sie wurden von den Rotarmisten überrollt und kehrten in ihr Heimatdorf zurück. Im Mai 1945 erschienen die Polen in Zirchow; im Laufe des Sommers bis Herbst bemächtigten sie sich sämtlicher landwirtschaftlichen Betriebe. In den Jahren 1945 und 1946 werden die im Dorf einquartierten ostpreußischen Flüchtlinge, danach die Einwohner, als letzter Pastor Siegfried Finkbein, aus dem Dorf vertrieben. Zirchow wurde in Sierakowo Słupskie umbenannt.

Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 85 und in der DDR 94 aus Zirchow vertriebene Dorfbewohner ermittelt.[2]

Das Dorf ist heute ein Teil der Gmina Kobylnica im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern (bis 1998 Woiwodschaft Słupsk). Im Jahr 2006 hatte das Dorf 225 Einwohner.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorfkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zirchower Dorfkirche zählt zu den ältesten und kulturgeschichtlich wertvollsten Baudenkmälern im Stolper Kreis. Der backsteingotische Bau stammt wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Turm und Kirchenschiff haben die gleiche Breite und sind aus Feldsteinen errichtet. Der niedrige Turm hat ein Walmdach, das Westeingangsportal ist spitzbogig überwölbt.

Das Innere der Kirche ist mit einer flachen Holzdecke versehen. Hier stand ein schlichter Altar und eine barocke Kanzel. Die Orgel aus dem 18. Jahrhundert war auf Veranlassung des Patrons Alexander Schiebel von Schiebelstein erbaut worden. Im Chor und an der Nordwand befanden sich Glasmalereien.

1736 und 1893/94 erfuhr das Gotteshaus und vor allem das Kirchenschiff aufwändige Umbauten. Bis 1587 war die Zirchower Kirche auch Gottesdienststätte für die Gemeindeglieder aus Kulsow, bis diese eine eigene Kirche erhielten.

Nach 1945 wurde die seit der Reformation evangelische Pfarrkirche als Filialkirche an die katholische Kirche enteignet. Sie wurde am 2. Februar 1946 der Himmelfahrt Mariens (Wniebowzięcia NMP) neu geweiht.

Evangelische Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor 1945 waren die Einwohner fast alle evangelischer Konfession. Zirchow war Pfarr- und Kirchort und bildete mit der Kirchengemeinde Kulsow (Kuleszewo) ein eigenes Kirchspiel. Eingepfarrt waren auch die Dörfer Sagerke (Zagórki), Kunsow (Kończewo), Lossin (Łosino) und Sanskow (Zajączkowo).

Das Kirchspiel gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Stadt der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. 1940 zählte es insgesamt 1819 Gemeindeglieder, von denen 1161 zur Kirchengemeinde Zirchow und 658 zur Kirchengemeinde Kulsow gehörten. Das Kirchenpatronat von Zirchow war abgelöst, das der Kirchengemeinde Kulsow nahmen zuletzt die Rittergutsbesitzer von Boehn-Kulsow und von Boehn-Sagerke wahr.

Heute gehören die wenigen evangelischen Einwohner von Sierakowo Słupskie zum Kirchspiel der Kreuzkirche in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Pfarrer 1547–1946[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Einführung der Reformation hatten bis zum Zweiten Weltkrieg 15 Geistliche das Pfarramt für das Kirchspiel Zirchow inne:

  1. Bartholomäus Ketelhut, 1547–1577
  2. Joachim Ketelhut (Sohn von 1.), 1577–?
  3. Carl. Leo, 1614–1655
  4. Andreas Reidel, 1656–1688
  5. Philipp Christoph Zeyse, 1688–1720
  6. Jakob Benjamin Zeyse (Sohn von 5.), 1720–1745
  7. Georg Albert Gottel, 1742–1762
  8. Werner Heinrich Zeyse (Sohn von 6.), 1763–1796
  9. Martin Daniel Gottfried Hertel, 1797–1832
  10. Adolf Matthey, 1834–1884
  11. Wilhelm Friedrich Gutt, 1885–1888
  12. Gustav Hermann Fürchtegott Belling, 1888–1894
  13. Hugo Heinrich Gustav Tschirschky, 1894–1903
  14. Gotthold Karl Reimer, 1903–1912
  15. Siegfried Finkbein, 1912–1946

Katholische Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor 1945 gehörten die wenigen katholischen Einwohner von Zirchow zur Pfarrgemeinde in Stolp. Heute ist der Ort überwiegend katholisch. Sierakowo Słupskie ist jetzt eine Filialgemeinde in der Parochie Kobylnica im Dekanat Słupsk-Zachód (Słupsk-West) im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen. Seit 2005 betreut Pfarrer Eugeniusz Łodyka die Gemeinde.

Persönlichkeiten: Söhne und Töchter des Orts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 1060–1064, Ortsbeschreibung Zirchow. (PDF; 1 MB).
  • Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2, Berlin 1912.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1023, Nr. 170.
  2. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 1064 (Online; PDF)