Spezifischer Widerstand

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. September 2016 um 12:01 Uhr durch Markobr (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 93.227.190.54 (Diskussion) rückgängig gemacht (HG) (3.1.20)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Physikalische Größe
Name spezifischer Widerstand
Formelzeichen
Größen- und
Einheitensystem
Einheit Dimension
SI Ω·mm2·m−1 M·L3·I−2·T−3
Siehe auch: elektrische Leitfähigkeit

Der spezifische Widerstand (kurz für spezifischer elektrischer Widerstand oder auch Resistivität) ist eine temperaturabhängige Materialkonstante mit dem Formelzeichen (griech. rho). Er wird vor allem zur Berechnung des elektrischen Widerstands einer (homogenen) elektrischen Leitung oder einer Widerstands-Geometrie genutzt. Die abgeleitete SI-Einheit für diesen Zweck ist . Für wissenschaftliche Zwecke wird üblicherweise die Einheit (dimensionengekürzt) genutzt.

Der Kehrwert des spezifischen Widerstands ist die elektrische Leitfähigkeit.

Ursache und Temperaturabhängigkeit

Verantwortlich für den spezifischen elektrischen Widerstand in reinen Metallen sind zwei Anteile, die sich gemäß der Matthiessenschen Regel überlagern:

Der temperaturabhängige Anteil am spezifischen Widerstand ist bei allen Leitern in einem jeweils begrenzten Temperaturbereich näherungsweise linear:

wobei α der Temperaturkoeffizient, T die Temperatur und T0 eine beliebige Temperatur, z. B. T0 = 293,15 K = 20 °C, bei der der spezifische elektrische Widerstand ρ(T0) bekannt ist (siehe Tabelle unten).

Je nach Vorzeichen des linearen Temperaturkoeffizienten unterscheidet man zwischen Kaltleitern (engl.: positive temperature coefficient of resistance, PTC) und Heißleitern (engl.: negative temperature coefficient of resistance, NTC). Die lineare Temperaturabhängigkeit gilt nur in einem begrenzten Temperaturintervall. Dieses kann bei reinen Metallen vergleichsweise groß sein. Darüber hinaus muss man Korrekturen anbringen (siehe auch: Kondo-Effekt).

Der spezifische elektrische Widerstand von Legierungen ist nur gering von der Temperatur abhängig, hier überwiegt der Anteil der Störstellen. Ausgenutzt wird dies beispielsweise bei Konstantan oder Manganin.

Spezifischer Widerstand als Tensor

Bei den meisten Materialien ist der elektrische Widerstand richtungsunabhängig (isotrop). Für den spezifischen Widerstand genügt dann eine einfache skalare Größe, also eine Zahl mit Einheit.

Anisotropie beim elektrischen Widerstand findet man bei Einkristallen (oder Vielkristallen mit Vorzugsrichtung) mit weniger als kubischer Symmetrie. Die meisten Metalle haben kubische Kristallstruktur und sind schon daher isotrop. Zusätzlich hat man oft eine viel-kristalline Form ohne ausgeprägte Vorzugsrichtung (Textur). Ein Beispiel für anisotropen spezifischen Widerstand ist Graphit als Einkristall oder mit Vorzugsrichtung. Der spezifische Widerstand ist dann ein Tensor 2. Stufe, der die elektrische Feldstärke mit der elektrischen Stromdichte verknüpft.

Zusammenhang mit dem elektrischen Widerstand

Der elektrische Widerstand eines Leiters mit einer über seine Länge konstanten Querschnittsfläche (Schnitt senkrecht zur Längsachse eines Körpers) beträgt:

Widerstand mit Kontakten an beiden Enden

wobei R der elektrische Widerstand, ρ der spezifische Widerstand, l die Länge und A die Querschnittsfläche des Leiters ist.

Folglich kann man aus der Messung des Widerstandes eines Leiterstückes bekannter Geometrie bestimmen:

Die Querschnittsfläche A eines runden Leiters (zum Beispiel einem Draht) errechnet sich aus dem Durchmesser d zu:

Die Voraussetzung für die Gültigkeit dieser Formel für den elektrischen Widerstand R ist eine konstante Stromdichteverteilung über den Leiterquerschnitt A, das heißt, an jedem Punkt des Leiterquerschnitts ist die Stromdichte J gleich groß. Näherungsweise ist das gegeben, wenn die Länge des Leiters groß im Vergleich zu den Abmessungen seines Querschnitts ist und der Strom ein Gleichstrom oder niederfrequent ist. Bei hohen Frequenzen führen der Skin-Effekt und bei inhomogenen hochfrequenten Magnetfeldern und Geometrien der Proximity-Effekt zu einer inhomogenen Stromdichteverteilung.

Weitere aus dem spezifischen Widerstand ableitbare Kenngrößen sind:

  • der Flächenwiderstand (Schichtwiderstand einer Widerstandsschicht); Einheit oder
  • der Widerstand pro Länge eines Drahtes oder Kabels; Einheit /m

Einteilung von Materialien

In der Praxis wird bei dünnen Leitern der spezifische Widerstand nur selten in angegeben, sondern meistens in . Die Einheit wird bei Werkstoffproben mit großem Querschnitt verwendet. Es gilt:

Der spezifische Widerstand eines Materials wird häufig für die Einordnung als Leiter, Halbleiter oder Isolator verwendet. Die Unterscheidung erfolgt anhand des spezifischen Widerstands:[1]

  • Leiter:
  • Halbleiter:
  • Isolatoren oder Nichtleiter:

Anzumerken ist, dass diese Einteilung keine festen Grenzen kennt und daher nur als Richtwert zu betrachten ist. Daher finden sich in der Literatur auch Angaben, die um bis zu zwei Größenordnungen abweichen können.[2][3][4][5][6] Ein Grund dafür ist die Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstands, vor allem bei Halbleitern. Eine Einteilung anhand der Lage des Fermi-Niveaus ist hier sinnvoller.

Spezifischer Widerstand ausgewählter Materialien bei 20 °C
Material Spezifischer Widerstand
in Ω · mm2/m
Linearer Widerstands-
Temperaturkoeffizient
in 1/K
Akkusäure Vorlage:10Esort
Aluminium Vorlage:10Esort[7] 3,9 · 10−3
Aluminiumoxid Vorlage:10Esort
Bernstein Vorlage:10Esort
Blei Vorlage:10Esort[7] 4,2 · 10−3
Blut Vorlage:10Esort
Chromnickel Vorlage:10Esort 1,4 · 10−4
Edelstahl (1.4301, V2A) Vorlage:10Esort[8]
Eisen Vorlage:10Esort bis 1,5 · 10−1 5,6 · 10−3
Fettgewebe Vorlage:10Esort
Germanium Vorlage:10Esort
Glas Vorlage:10Esort bis 1 · 1021
Glimmer Vorlage:10Esort bis 1 · 1018
Gold Vorlage:10Esort[7] 3,9 · 10−3
Graphit Vorlage:10Esort −2 · 10−4
Gummi (Hartgummi) (Werkstoff) Vorlage:10Esort
Holz (trocken) Vorlage:10Esort bis 1 · 1016
Kochsalzlösung (10 %) Vorlage:10Esort
Kohlenstoff Vorlage:10Esort −2 · 10−4
Konstantan Vorlage:10Esort 5 · 10−5
Kupfer (rein, "IACS") Vorlage:10Esort[7][9] 3,9 · 10−3
Kupfer (Elektro-Kabel)[10] Vorlage:10Esort bis 1,75 · 10−2
Kupfersulfatlösung (10 %) Vorlage:10Esort
Messing Vorlage:10Esort 1,5 · 10−3
Muskelgewebe Vorlage:10Esort
Nichrome (Nickel-Chrom Legierung) Vorlage:10Esort
Nickel Vorlage:10Esort[7] Vorlage:10Esort
Papier Vorlage:10Esort bis 1 · 1017
Platin Vorlage:10Esort[7] 3,8 · 10−3
Polypropylenfolie Vorlage:10Esort
Porzellan Vorlage:10Esort
Quarz-glas Vorlage:10Esort
Quecksilber Vorlage:10Esort (0 °C)[11]
Vorlage:10Esort (25 °C)
8,6 · 10−4
Salzsäure (10 %) Vorlage:10Esort
Schwefel Vorlage:10Esort
Schwefelsäure (10 %) Vorlage:10Esort
Silber Vorlage:10Esort[7] 3,8 · 10−3
Stahl Vorlage:10Esort bis 2 · 10−1 5,6 · 10−3
Titan Vorlage:10Esort
Wasser (reinst) Vorlage:10Esort
Wasser (typ. Leitungswasser) Vorlage:10Esort
Wasser (typ. Meerwasser) Vorlage:10Esort
Wolfram Vorlage:10Esort[7] 4,1 · 10−3
Zinn Vorlage:10Esort 4,5 · 10−3

Beispiel

Es ist gegeben:

Gesucht ist:

Rechnung:

  • nach umgestellt:
  • nun werden die Werte eingesetzt:
  • Antwortsatz: Der spezifische Widerstand eines derartigen Drahtes beträgt .

Literatur

Als Standardwerk für tabellarische Daten zum spezifischen (elektrischen) Widerstand empfiehlt sich:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siegfried Hunklinger: Festkörperphysik. Oldenbourg Verlag, 2009, ISBN 978-3-486-59045-6, S. 378 (Halbleiter: ρ = 10−4…107 Ω·m).
  2. Karl-Heinrich Grote, Jörg Feldhusen: Dubbel: Taschenbuch für den Maschinenbau. Springer, 2011, ISBN 978-3-642-17305-9, S. V 14 (Halbleiter: ρ = 10−3…108 Ω·m).
  3. Wolfgang Bergmann: Werkstofftechnik. 4. Auflage. Bd 2. Hanser Verlag, 2009, ISBN 978-3-446-41711-3, S. 504 (Halbleiter: ρ = 10−5…109 Ω·m).
  4. Peter Kurzweil, Bernhard Frenzel, Florian Gebhard: Physik Formelsammlung: mit Erläuterungen und Beispielen aus der Praxis für Ingenieure und Naturwissenschaftler. Springer, 2009, ISBN 978-3-8348-0875-2, S. 211 (Halbleiter: ρ = 10−5…107 Ω·m).
  5. Horst Czichos, Manfred Hennecke: Das Ingenieurwissen. mit 337 Tabellen. Springer, 2004, ISBN 978-3-540-20325-4, S. D 61 (Halbleiter: ρ = 10−5…106 Ω·m).
  6. Ekbert Hering, Karl-Heinz Modler: Grundwissen des Ingenieurs. Hanser Verlag, 2007, ISBN 978-3-446-22814-6, S. D 574 (Halbleiter: ρ = 10−4…108 Ω·m).
  7. a b c d e f g h David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Properties of Solids, S. 12-41 – 12-42.
  8. Stainless Steels Chromium-Nickel (Memento vom 17. Februar 2004 im Internet Archive)
  9. Spezifikationen des Herstellers AURUBIS: Reinkupfer (100% IACS) = 0,01721
  10. Elektrokupfer E-Cu58 ident. Cu-ETP1, Vorlage:10Esort bis 1,75 · 10−2, gelegentlich ≈1,9 · 10−2 Ω · mm2/m
  11. L F Kozin, S C Hansen, Mercury Handbook, Royal Society of Chemistry 2013, Seite 25