St. Franziskus (München)

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St. Franziskus, München

Die Pfarrkirche St. Franziskus in München-Untergiesing ist ein katholisches Kirchengebäude, das dem heiligen Franziskus geweiht ist. Das Gotteshaus ist im Baustil des Neobarock gebaut und hat im Osten zwei Kirchtürme und eine Giebelfassade. Es steht an der Ecke Hans-Mielich-/Konradinstraße und bildet mit dem nahen Hans-Mielich-Platz den Mittelpunkt des Stadtteils Untergiesing.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Innenansicht aus der Zeit um 1930

Aufgrund des starken Anstiegs der katholischen Bevölkerung wurde 1913 der Kirchenbauverein Untergiesing gegründet. Während des Ersten Weltkriegs erwarb der Verein Teile der demontierten Schrannenhalle mit dem Ziel, diese zu einer Notkirche umzubauen, was durch die Kriegsumstände verhindert wurde. Durch eine Stiftung des amerikanischen Priesters Karl Reichlin und das Entgegenkommer der ursprünglichen Besitzer konnte der Verein im Frühjahr 1919 die Baracke eines Flüchtlingslagers in der Hans-Mielich-Straße 4 kaufen. Michael von Faulhaber weihte die Notkirche am 8. Februar 1920 dem hl. Franziskus. Ihr wurde im März 1920 eine Seelsorgeeinheit zugewiesen. Am 22. Februar 1922 erfolgte die Erhebung zur Pfarrei. Durch eine Stiftung wurde im Oktober 1922 in derselben Straße ein neuer Bauplatz erworben. Hier entstand 1925/1926 nach Plänen von Richard Steidle das heutige Gotteshaus.[1] Am 10. Mai 1925 erfolgte die Grundsteinlegung und am 3. Oktober 1926, dem 700. Todestag des hl. Franz von Assisi, die Weihe.[2]

Innenansicht mit Blick zum Chor

St. Franziskus erlitt bei den Luftangriffen am 6. und 7. September 1943 schweren Schaden. Das Kirchenschiff brannte völlig aus; nur die Außenmauern und die Türme blieben stehen. Die bauzeitliche Kirchenausstattung ging zum großen Teil verloren, darunter der Hochaltar mit einem Bild von Franz Xaver Dietrich, der Kreuzweg von Kunstmaler Ranzinger, die Orgel von Hans Eisenschmid, Kanzel und Kommunionsbank von Stuckateur Karl Schier, aber auch ältere Inventarstücke wie ein Lazarus-Gemälde des Rembrandt-Schülers Jakob de Wet, der Tabernakel von Ignaz Günther und zwei Heiligenbüsten, die Johann Baptist Straub zugeschrieben wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg folgten bis 1951 Wiederaufbau und Neuausstattung in schlichterer Gestalt. Unter Pfarrer Johannes Warmedinger fand in den 1980er Jahr eine Neugestaltung des Innenraums statt.[3]

Das Bauwerk nebst südlich angebautem Pfarrhaus ist als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[4]

Die Pfarrkirche gehört zum Pfarrverband Mariahilf St. Franziskus, die zur Katholischen Kirchenstiftung Mariahilf München-Au gehört.[5]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht mit Blick zur Empore

Die aufgrund des Straßenverlaufs nach Westen ausgerichtete Saalkirche mit den Doppeltürmen ist in Untergiesing zwischen Isar und Auer Mühlbach errichtet. Der neobarocke Bau wird zur Straßenseite hin durch die imposante Giebelfassade beherrscht. Zwei leicht vorspringende Ecktürme flankieren den nach außen gewölbten dreiachsigen Mittelbau mit seinen Kolossalpilastern und dem Segmentgiebel.[4] Umlaufende profilierte Gesimsbänder gliedern die Türme in unterschiedlich hohe Geschosse, die von einer doppelten Kupferhaube und einem vergoldeten Kreuz bekrönt werden.

Das Langhaus wird von einem Satteldach bedeckt und im Norden und Süden durch Stichbogenfenster belichtet, über denen kleine konkav und konvex geschwungene Fenster eingelassen sind. Der halbrunde, gewölbte Westchor ist eingezogen und niedriger.

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Glockengeläut der Franziskuskirche verteilt sich auf je einen stählernen Glockenstuhl in beiden Kirchtürmen. Im Nordturm hängen die Glocken 1, 2 und 4, im Südturm die Glocken 3 und 5. Mit Ausnahme der historischen Glocke von 1580, die von Joachim Volmer aus Biberach stammt, wurden alle Glocken bei Karl Czudnochowsky in Erding gegossen. Die folgende Übersicht nennt die Daten der einzelnen Glocken.[6]

Glocke Name Gussjahr Material Durchmesser Gewicht Schlagton
1 Franziskus 1953 Euphon 1670 mm 2205 kg b°+2
2 Korbinian 1951 Euphon 1300 mm 1012 kg d'+1
3 Hl. Kreuz 1580 Bronze 1095 mm 780 kg f'+3
4 Maria 1951 Euphon 970 mm 412 kg g'+2
5 Arme Seelen 1959 Bronze 905 mm 349 kg b'+2

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick in den Chor

Der Innenraum wird statt des ursprünglichen Holztonnengewölbes von einer flachen Kassettendecke abgeschlossen. Die Ostempore dient als Aufstellungsort für die Orgel. Das hölzerne Kirchengestühl lässt einen Mittelgang frei. Im Inneren öffnet ein großer gekehlter Rundbogen den Chor zum Schiff. Die Arkadenbögen des Wandpfeilersaals bieten Raum für Seitenkapellen, die Kreuzwegstationen und Beichtstühle. Die Ausstattung hat seit der Neugestaltung in den 1980er Jahren ihre nachkriegszeitlich bedingte Nüchternheit verloren und erhielt wieder ein angemessenes Bildprogramm.[3]

Rechts neben dem Haupteingang befindet sich eine Seitenkapelle eine holzgeschnitzte Pietà. Ihr zu Füßen ist ein Heiliges Grab mit dem Leichnam Jesu dargestellt.[7] Michael Veit schuf 1983 den Bronzealtar, der vorne die Emmausjünger, hinten die Opferung Isaaks und an den Schmalseiten Sonne und Mond zeigt und der von einer überstehenden steinernen Mensaplatte bedeckt wird. Dahinter ist ein monumentales Mosaik mit drei großen Kreisen aus 30.000 Natursteinen gestaltet, das auf die Trinität weist und 1983 auf Georg Poschner zurückgeht. Das große hölzerne Kruzifix des Dreinageltypus schuf Hermann Rösner (1952) und die anderen Bronzearbeiten wie die Tabernakelstele, der Leuchter und Ambo ebenfalls Veit (1982/1983).[3]

Links vor dem Chorbogen steht eine hölzerne Statue des hl. Franziskus, dem die Kirche geweiht ist, ein Werk von Vinzenz Mussner aus dem Jahr 1950. Ihr korrespondiert auf der rechten Seite die himmelfahrende Jungfrau Maria (durch die leicht angewinkelnden Beine erkennbar) von Hermann Rösner. An der Langseite ist die heilige Elisabeth mit einem Rosenstrauß im Arm zu sehen.[8]

Die Kreuzwegbilder von 1745 an den Langseiten stammen aus Großhelfendorf. Vermutlich im 18. Jahrhundert wurde eine Kopie des Passauer Gnadenbildes Maria Hilf von Lukas Cranach im Südwesten der Vorhalle gefertigt. Gegenüber im Nordwesten ist eine Holzfigur von Hermann Rösner (1953) aufgestellt, die den hl. Antonius von Padua mit dem Jesuskind am Arm zeigt.[3] Zwei Gedenktafeln in der sich anschließenden Kriegergedächtniskapelle erinnern mit 287 Namen an im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten.[9]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Van-den-Heuvel-Orgel von 1997
Ansicht aus dem Kirchenraum

Die erste Orgel von Hans Eisenschmid verbrannte 1943. Nach dem Wiederaufbau der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Firma Carl Schuster im Jahr 1951 eine dreimanualige Orgel ein, die über 57 Register und elektropneumatische Kegelladen verfügte. (Ein ähnliches Instrument mit derselben Disposition entstand 1954 in St. Maximilian.[10])

Die heutige Orgel wurde von J. L. van den Heuvel Orgelbouw gebaut und am 19. Oktober 1997 eingeweiht. Ihre 51 Registern verteilen sich auf drei Manuale und Pedal. Sie verfügt insgesamt über 3308 Pfeifen. Der Spieltisch ist freistehend und hat eine mechanische Spieltraktur. Hingegen sind die Koppeln und die Registratur elektrisch. Die Disposition der symphonischen Orgel lautet wie folgt:[11]

I Hauptwerk C–a3
Principal 16′
Bourdon 16′
Principal 08′
Traversflöte 08′
Salicional 08′
Rohrflöte 08′
Prästant 04′
Spitzflöte 04′
Octave 02′
Mixtur V–VI
Cornett V
Bombarde 16′
Trompette 08′
Clairon 04′
II Oberwerk C–a3
Principal 08′
Salicional 08′
Bourdon 08′
Unda Maris 08′
Octave 04′
Blockflöte 04′
Nasard 0223
Doublette 02′
Tierce 0135
Larigot 0113
Mixtur V
Trompette 08′
Cromorne 08′
Tremulant
III Schwellwerk C–a3
Quintatön 16′
Diapason 08′
Flute travers 08′
Viole de Gambe 08′
Voix celeste 08′
Flute octaviante 04′
Octavin 02′
Carillon III
Plein-jeu harmonique III–VI
Basson 16′
Trompete harmonique 08′
Basson-Hautbois 08′
Voix humaine 08′
Clairon harmonique 04′
Tremulant
Pedal C–f1
Subbass 32′
Contrabass 16′
Subbass 16′
Quinte 1023
Holzflöte 08′
Violoncelle 08′
Flöte 04′
Bombarde 16′
Trompette 08′
Clairon 04′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/I 16′, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfe: elektronisches Registerkombinationssystem, Crescendo 1 (Standard), Crescendo 2 (programmierbar)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lothar Altmann: Kath. Stadtpfarrkirche St. Franziskus München-Giesing (= Kleine Kunstführer. Band 52). Schnell & Steiner, München 1984.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Franziskus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Hoffmann: Kirchenneubauten von Architekt Richard Steidle, München. In: Die christliche Kunst. Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst und der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben. Band 21, 1924–1925, S. 268–276 (archive.org – Architekturmodell, Grundriss und weitere Zeichnungen des Architekten).
  2. Lothar Altmann: Eine Puchheimer Lagerbaracke als Münchner Notkirche. In: Amperland. Jg. 22, 1986, S. 216–218, abgerufen am 11. September 2019 (PDF).
  3. a b c d Lothar Altmann: Katholische Stadtpfarrkirche Sankt Franziskus München-Giesing (Memento vom 6. Oktober 2015 im Internet Archive)
  4. a b Denkmalliste für München (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer D-1-62-000-2399.
  5. Pfarrverband Mariahilf-St. Franziskus. Abgerufen am 10. September 2019.
  6. Glockendatenbank createsoundscape.de: Kath. Stadtpfarrkirche St. Franziskus in München-Untergiesing Auf youtube.com werden teilweise andere Angaben gemacht.
  7. Pietà und Heiliges Grab in St. Franziskus.
  8. Alexandra Scheifers: Unsere Kirche St. Franziskus in München Untergiesing. Abgerufen am 10. September 2019.
  9. http://www.denkmalprojekt.org, abgerufen am 10. September 2019.
  10. Orgel in Isarvorstadt, St. Maximilian, abgerufen am 10. September 2019.
  11. J. L. Van den Heuvel Orgelbau, abgerufen am 4. September 2019.

Koordinaten: 48° 6′ 52,9″ N, 11° 34′ 11,4″ O