Staatkundig Gereformeerde Partij
Reformierte Politische Partei | |
Parteiführer | Kees van der Staaij |
Parteivorsitzender | Adri van Heteren |
Fraktionsvorsitzender Zweite Kammer | Kees van der Staaij |
Fraktionsvorsitzender Erste Kammer | Peter Schalk |
EP-Delegationsleiter | Bas Belder |
Gründung | 24. April 1918 |
Ausrichtung | Christlicher Fundamentalismus, Konservatismus, EU-Skepsis |
Farbe(n) | Blau und Orange |
Sitze im Europäischen Parlament | 1/26 |
Mitgliederzahl | 28.048 |
Europapartei | Europäische Christliche Politische Bewegung |
EP-Fraktion | Europäische Konservative und Reformer |
http://www.sgp.nl (sonntags nicht verfügbar) | |
Die Staatkundig Gereformeerde Partij (SGP; deutsch Reformierte Politische Partei) ist eine kleine reformierte politische Partei in den Niederlanden. Sie wurde 1918 in Middelburg (Zeeland) gegründet und ist damit die älteste noch aktive Partei der Niederlande.
Die wertekonservative, orthodox-calvinistische Partei ist seit 1922 durchgehend in der Zweiten Kammer des Parlaments vertreten, seit 2012 mit jeweils zwei Abgeordneten. Sie erreicht ihre besten Ergebnisse in dem sogenannten niederländischen Bibelstreifen, der sich zwischen Zeeland, dem Süden Südhollands, der Betuwe und Veluwe in Gelderland und dem Nordwesten Overijssels erstreckt. Die SGP hat ihren Sitz in Den Haag.
Name und Positionen
Das niederländische Wort staatkundig bedeutet „politisch“ im Sinne von „auf den Staat bezogen“. Mit gereformeerd verweist die Partei auf eine bestimmte, strenge Richtung des Calvinismus.
Die Partei sieht ihre Grundlagen in ihrem Verständnis der Bibel, das unter anderem in der Confessio Belgica und dem Heidelberger Katechismus näher erläutert wird. Sie ist eine der wenigen christlichen Gruppierungen in Europa, die eine Theokratie anstreben. Zu ihrem Programm gehört es, „alle Abgötterei und falsche Religion abzuwehren und auszurotten“. Um den Tag des Herrn zu ehren und die Sonntagsruhe zu schützen, will sie Läden und Vergnügungsstätten am Sonntag geschlossen halten. Auch die Homepage der SGP ist sonntags deswegen nicht zu erreichen.[1]
Dem Historiker Ewout Klei zufolge hat sich die Haltung der Partei etwa um 2010 geändert: „Einst war die SGP eine isolierte Bekenntnispartei, die sich nicht viel für die Tagespolitik interessierte.“ Bis zu diesem Zeitpunkt war der politische Führer Bas van der Vlies, ein altgedienter Parlamentarier, der seine Standpunkte im Parlament vertrat und von den anderen Parteien persönlich als nett empfunden wurde, den man aber ansonsten ignorierte. Der neue Führer Kees van der Staaij hingegen bot den Rechtsparteien um Mark Rutte seine politische Unterstützung an. Anders aber als die politische Linke oft meint, seien die SGP-Politiker keine Fundamentalisten, sondern Konservative, so Klei. Nicht mehr der Kampf gegen den Katholizismus oder den Säkularismus, sondern gegen den Islam stehe nun im Vordergrund.[2]
Frauenfrage
Da Frauen damals weder aktive Mitglieder der SGP sein noch in ihrem Namen Ämter oder Mandate bekleiden durften, sprach das Landgericht (arrondissementsrechtbank) in Den Haag am 7. September 2005 ein Urteil, demzufolge der niederländische Staat der SGP keine Subventionen mehr zahlen durfte. Die Parteisubvention verletze, so das Gericht, das Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau, in dem die Niederlande sich zum Kampf gegen Frauendiskriminierung verpflichtet habe, und verletze auch den ersten Artikel der niederländischen Verfassung, in dem das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz verankert ist. Der Raad van State kassierte diese Entscheidung jedoch mit der Argumentation, die Programmatik einer politischen Partei habe Vorrang vor diesen Erwägungen, zumal es Frauen offen stehe, anderen politischen Parteien beizutreten.[3]
Innerhalb der Partei entstand dadurch erneut eine Diskussion über die Frauenmitgliedschaft. Bei einem Parteitag am 24. Juni 2006 hob die SGP das Verbot der weiblichen Mitgliedschaft auf. Im März 2007 bestätigte eine Dreiviertelmehrheit der Mitglieder auf einer Generalversammlung die Änderung der Parteisatzung. Allerdings ist die SGP noch immer gegen weibliche Kandidaten bei Wahlen zu Volksvertretungen.
Im April 2010 kam der Hohe Rat (Oberstes Gericht) zur Überzeugung, dass die Haltung der SGP bezüglich weiblicher Kandidaten doch dem UN-Übereinkommen gegen Frauendiskriminierung widerspreche. Daher müsse der Staat Maßnahmen ergreifen. Die SGP ging beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Berufung.[4] Die linken Oppositionsparteien PvdA und GroenLinks und die sozialliberale Oppositionspartei D66 erwarten vom Staat Maßnahmen gegen die Frauenpolitik der SGP. Sie vermuten politische Gründe dafür, dass die Regierung die SGP schont. Innenminister Piet Hein Donner (CDA) will die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs abwarten. SP und ChristenUnie meinen, die SGP habe das Recht, ihren Prinzipien treu zu bleiben.[5]
Wahlergebnisse
Zweite Kammer:
- 1918: 0,39 % - 0 Sitze
- 1922: 0,91 % - 1 Sitz
- 1925: 2,03 % - 2 Sitze
- 1929: 2,27 % - 3 Sitze
- 1933: 2,51 % - 3 Sitze
- 1937: 1,94 % - 2 Sitze
- 1946: 2,14 % - 2 Sitze
- 1948: 2,37 % - 2 Sitze
- 1952: 2,42 % - 2 Sitze
- 1956: 2,26 % - 2 Sitze (nach Parlamentsvergrößerung: 3)
- 1959: 2,16 % - 3 Sitze
- 1963: 2,30 % - 3 Sitze
- 1967: 2,01 % - 3 Sitze
- 1971: 2,35 % - 3 Sitze
- 1972: 2,21 % - 3 Sitze
- 1977: 2,13 % - 3 Sitze
- 1981: 1,97 % - 3 Sitze
- 1982: 1,90 % - 3 Sitze
- 1986: 1,74 % - 3 Sitze
- 1989: 1,87 % - 3 Sitze
- 1994: 1,73 % - 2 Sitze
- 1998: 1,78 % - 3 Sitze
- 2002: 1,72 % - 2 Sitze
- 2003: 1,56 % - 2 Sitze
- 2006: 1,56 % - 2 Sitze
- 2010: 1,74 % - 2 Sitze
- 2012: 2,09 % - 3 Sitze
In der Ersten Kammer hatte die SGP lange Zeit zwei Sitze, von 2011 bis 2015 nur einen und aktuell besetzt sie wieder zwei.
Weblinks
- Offizielle Webseite (sonntags nicht erreichbar)
Einzelnachweise
- ↑ https://www.uni-muenster.de/NiederlandeNet/aktuelles/archiv/2008/november/1104verkaufsoffen.html
- ↑ Ewout Klei in Trouw: SGP is allang geen poldertaliban meer, Abruf am 12. Juni 2011.
- ↑ SGP will get subsidy after all, Expatica, 5. Dezember 2007
- ↑ Reformatorisch Dagblad, Abruf am 7. Juni 2011.
- ↑ Reformatorisch Dagblad, Abruf am 7. Juni 2011.