Steinthaleben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. August 2015 um 13:27 Uhr durch Sommerhitze (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Steinthaleben
Wappen von Steinthaleben
Koordinaten: 51° 24′ N, 11° 1′ OKoordinaten: 51° 23′ 41″ N, 11° 1′ 28″ O
Höhe: 170 m ü. NN
Fläche: 30,88 km²
Einwohner: 473 (31. Dez. 2011)
Bevölkerungsdichte: 15 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2012
Postleitzahl: 99707
Vorwahl: 034671
Karte
Lage des Ortsteils in Kyffhäuserland

Steinthaleben ist ein Ortsteil der Gemeinde Kyffhäuserland im thüringischen Kyffhäuserkreis.

Geographie

Ehemalige Kiesgrube bei Steinthaleben

Der Ort Steinthaleben liegt am Thallebener Bach, am Südwestrand des Naturparks Kyffhäuser. Der gesamte westliche Teil dieses kleinen, bewaldeten Mittelgebirges gehört zum Gebiet der Gemeinde. Etwa 518 Hektar südlich und westlich des Ortes werden landwirtschaftlich genutzt. Die höchste Erhebung der Gemarkung Steinthaleben ist der Kulpenberg mit 473,4 m ü. NN.

Etwa ein Kilometer südlich Steinthalebens befindet sich eine ehemalige Kiesgrube. Hier ist ein kleines Biotop entstanden mit vielen Fröschen, Fischen, Insekten und Vögeln. Darüber hinaus hat sich hier ein ansehnlicher Bestand an Rohrkolben entwickelt.

Klima

26. April 2006

Aufgrund der Lage im Regenschatten des Harzes und des Kyffhäusergebirges gehört Steinthaleben zu den niederschlagärmsten Regionen Deutschlands. Jedoch entlud sich am 26. April 2006 über dem Dorf ein starkes Unwetter und sorgte für erhebliche Schäden durch Überschwemmungen.

Geschichte

Für die Entstehung des heutigen Dorfes Steinthaleben geben zwei frühgeschichtliche Gräberfelder wichtige Hinweise. In der Kiesgrube am südlichen Ortsrand wurde ein Grab aus der thüringischen Königszeit (454–531) geborgen. Die dazugehörige Siedlung dürfte in der heutigen Dorflage zu suchen sein. Im 11. Jahrhundert wurde auf dem heutigen Gebiet Steinthalebens die Reichsburg Kyffhausen errichtet. In diese Zeit fällt vermutlich auch die Entstehung der Siedlungsanlage Rathsfeld („das gerodete Feld“). Allerdings wurde sie in einer Verkaufsurkunde aus dem Jahre 1268, in welcher sie an das Kloster Walkenried abgetreten wurde, bereits als Wüstung bezeichnet. Vermutlich hatte Wassermangel die Siedler zum Aufgeben gezwungen. Erst im Jahre 1698 errichteten die Schwarzburger Grafen an dieser Stelle ein barockes Jagdschloss.

Die erste urkundliche Erwähnung Steinthalebens stammt aus dem Jahre 1093, dem Gründungsjahr des Benediktinerklosters Miminde, später Bursfelde, bei Dransfeld an der oberen Weser. Der Erzbischof Ruthard von Mainz beurkundet darin, dass ein Graf Heinrich mit seiner Gemahlin Gertrud obiger Neugründung nebst vielen anderen Besitzungen auch einige Güter zu Berga, Dalheim („Talsiedlung“) und die Mühle zu Kalvern (Kelbra) usw. vermacht hat. In dem Schutzbrief des Papstes Innozenz III. für das Kloster Walkenried von 1205 wird diesem Ort auch ein Weinhof in Dalehn bestätigt. Später erscheint der Ort in Walkenrieder Urkunden als Thaleheim (1209), Dalehn (1211), Thalheim (1215) und selbst noch 1506 als Talheym. Die ursprüngliche Bezeichnung für das Dorf lässt auf eine fränkische Namensgebung schließen. Erst seit dem 16. Jahrhundert taucht der Ort als Thaleben (1525 Talleyben) auf, in den folgenden Jahrhunderten auch schon als Steinthaleben, das aber erst 1927 zur amtlichen Bezeichnung wurde.

Der Weinbau muss lange Zeit in hoher Blüte gestanden haben. Zwei Steinthalebener Weinmeister sind namentlich bekannt: Johann von Bartholfelde (1345–1354) und Hans von Tullede (1390). Die Flurnamen Weinberg, Mönchenberg und Keltertal erinnern noch daran.

Seit dem 13. Jahrhundert erscheinen besonders in den Zeugenreihen beichlingischer Urkunden Ritter, die sich nach Thalheim nannten.

Wann die Reformation in Steinthaleben einzog, ist unbekannt. Wahrscheinlich war das Kloster Walkenried darauf bedacht, so lange wie möglich seine Besitzungen im Ort zu behalten. Im Jahre 1543 verkaufte auf Wiederkauf Abt Paulus von Walkenried das Klostergut nebst den dazugehörigen Holzungen, sechs Hufen Land, Schäferei und Backhaus für 840 Florentiner Gulden an den Graf Günther von Schwarzburg (Grafen von Schwarzburg). Da eine Einlösung nicht erfolgte, blieb das Dorf seit dieser Zeit Schwarzburger Besitz. Steinthaleben wurde Teil der Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Erst nach dem Übergang des Klosterbesitzes an Schwarzburg mag sich die Reformation ausgebreitet haben.

Aus einem ausführlichen Bericht des verstorbenen geheimen Archivrates Bangert erfahren wir in der Beilage zur Frankenhäuser Zeitung im Mai 1921 interessante Einzelheiten über die hohen Einquartierungs- und Kontributionslasten sowie über die harten Zwangsmaßnahmen, die bei Nichteintreibung angewendet wurden. Seit November 1631 zeigten sich auch schwedische Truppen in der Unterherrschaft. Im November 1632 kamen mehr als 50 Pappenheimsche Reiter vom Thalleber Berg herunter, berannten die Stadt Kelbra und nahmen sie ein.

Etwa um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde im Kyffhäusergebirge mit dem Kupferschieferbergbau begonnen. Viele Halden und Pingen in der Umgebung des Rathsfelds und in der umgebenden Flur bezeugen, dass der Abbau jahrhundertelang betrieben worden ist. Die Ausbeute war aber immer sehr gering.

Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr

Einem letzten Versuch, die Erze in größerem Ausmaße tiefer im Inneren des Gebirges abzubauen, verdankt die Barbarossahöhle ihre Entdeckung im Jahre 1865.

Im Jahre 1868 gründet sich die Freiwillige Feuerwehr Steinthaleben. Es existiert ein eigenes Haus mit Garage für den Einsatzwagen.

1896 wurde das Kyffhäuserdenkmal errichtet. Nach Ende des Ersten Weltkriegs entstand Ende November 1919 der Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt, der 1920 im neuen Land Thüringen aufging. Zur Zeit der DDR gab es in Steinthaleben ein Pionierferienlager auf dem Gelände des Jagdschlosses Rathsfeld.

Am 31. Dezember 2012 schloss sich die Gemeinde Steinthaleben mit weiteren Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Kyffhäuser zur Gemeinde Kyffhäuserland zusammen. Neben Steinthaleben gehörten die Orte Rathsfeld und Kyffhausen zur Gemeinde.

Einwohnerentwicklung

Gedenkstein der Bundeswehr

Entwicklung der Einwohnerzahl der Gemeinde Steinthaleben (31. Dezember):

  • 1994 – 575
  • 1995 – 564
  • 1996 – 558
  • 1997 – 564
  • 1998 – 555
  • 1999 – 541
  • 2000 – 537
  • 2001 – 530
  • 2002 – 522
  • 2003 – 535
  • 2004 – 523
  • 2005 – 514
  • 2006 – 524
  • 2007 – 517
  • 2008 – 510
  • 2009 – 495
  • 2010 – 477
  • 2011 – 473

Patenschaft der Bundeswehr

Vom 8. Juni 1993 bis zum 30. September 2002 gab es ein Patenschaftsabkommen zwischen der 4. Kompanie des Panzergrenadierbataillon 381 der Bundeswehr und Steinthaleben. An diese Zeit erinnert ein Gedenkstein. Die Patenschaft endete mit der Auflösung des Panzergrenadierbataillons. Der Stein selber wurde von einem örtlichen Steinmetzmeister gestiftet.

Wappen

Das Wappen wurde am 15. März 1994 genehmigt.

Blasonierung: „Über silbernem Schildfuß, darin ein roter Sparren, in Blau rechts ein linkssehender neunmal von Rot und Silber geteilter Löwe und links ein rechtssehender rotgezungter und rotbewehrter goldener Löwe, beide eine goldene Raute haltend.“

Der Sparren, der das Wort Tal versinnbildlicht, und die Raute als Symbol für Stein stehen als redende Elemente im Wappen. Der goldene Löwe ist dem Stammwappen der Grafen von Schwarzburg entnommen, die lange Zeit Besitzungen in der Gemeinde hatten und über Jahrhunderte Burgherren auf der Rothenburg und der Burg Kyffhausen waren, die beide heute zu Steinthaleben gehören. In Anlehnung an das Wappen der Thüringer Landgrafen wurde der von Rot über Silber achtfach geteilte Löwe ins Wappen aufgenommen. Die Landgrafen schenken 1272 Güter, die in der heutigen Gemeindeflur liegen, an das Kloster Walkenried. Sie waren zudem im 14. Jahrhundert Besitzer der Rothenburg und der Burg Kyffhausen.[1]

Das Wappen wurde von dem Heraldiker Michael Zapfe gestaltet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Die Reichsburg Kyffhausen ist eine der größten Burganlagen in Deutschland. Heute sind noch Ruinen der Unterburg vorhanden. Mit 176 m Tiefe hat die Reichsburg Kyffhausen den tiefsten Burgbrunnen der Welt. Das in der Nähe der Reichsburg Kyffhausen in den Jahren 1890 bis 1896 errichtete 81 m hohe Kyffhäuserdenkmal zeigt das Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. und die in Stein gehauene Barbarossafigur.

Im Ortsteil Rathsfeld befindet sich das Jagdschloss Rathsfeld, das in den Jahren 1697 bis 1698 von Anton Graf von Schwarzburg-Rudolstadt erbaut wurde, wobei es aber auch noch einen Vorgängerbau an der Stelle gab. Das Jagdschloss ist ein Dreiflügelbau mit einem Corps de Logis und hat eine Wohnfläche und Nebennutzfläche von etwa 5000 m², 168 Fenster und 80 Türen. Während der Zeit der DDR wurde es als Betriebsferienheim des VEB Robotron Optima Büromaschinenwerk Erfurt und als Pionierferienlager genutzt. 1998 wurde es von der Treuhandanstalt an eine private Eigentümerin verkauft, die das Gebäude verfallen ließ. Seit 2006 ist es durch Brandstiftung eine Ruine. Im Jahr 2007 erhielt das Gebäude wegen seiner Vernachlässigung das Schwarze Schaf des Denkmalbundes Thüringen.

Zum Schloss gehört auch eine Doppelkapelle. Der barocke Schlosspark ist etwa 250.000 m² groß, wobei nur 56.000 m² im ursprünglichen Zustand erhalten sind.

Am Nordrand des Kyffhäusergebirges liegt die Ruine der Rothenburg. Ebenfalls auf dem Kyffhäuser befindet sich der Fernsehturm Kulpenberg.

Das älteste Gebäude im Dorf ist die Alte Pfarre, erbaut Anfang des 17. Jahrhunderts. 2008 wurde das denkmalgeschützte Gebäude von der Gemeinde an einen Privatmann verkauft. Die Dorfkirche, erbaut 1735, ist nach Absprache zu besichtigen.

Der Erste Weltkrieg bringt schmerzliche Verluste. Von 800 Einwohnern fallen 40 dem Krieg zum Opfer. Ihnen zu Ehren wurde am 25. September 1921 im Kirchgarten ein Denkmal errichtet. Noch größere Opfer fordert der Zweite Weltkrieg. Es fallen 46 Männer, 26 gelten als vermisst. Ihr Gedenken wurde festgehalten in einer Holztafel an der Nordwand der Kirche. Später wurden auch Ihre Namen auf dem Kriegerdenkmal eingraviert. Das Denkmal ist aus Sandstein und zeigte dadurch die bei diesem Material üblichen Verwitterungserscheinungen. Im Jahre 2008 wurde es daher komplett saniert.

Naturdenkmäler

In Steinthaleben steht am Eingang zum alten Friedhof mit den Zwillingslinden eine der größten Linden Thüringens. Der größere der beiden Bäume hat in 1,3m Höhe einen Stammumfang von 4,88 m. Der Baum ist etwa 22 m hoch. Im Dorf finden sich noch etliche alte Sandsteinmauern, auf denen viele Pflanzen wachsen. So genannte Fugenpflanzen sowie Moos- und Flechtenarten haben sich auf den Sandsteinen bzw. in den Ritzen angesiedelt.

Sport und Freizeit

Wegweiser im Dorf. Fernsehturm im Hintergrund

Rund um Steinthaleben befinden sich eine Vielzahl von gut ausgeschilderten Wanderwegen. Durch das durchweg recht trockene Klima im Regenschatten des Kyffhäusergebirges lassen sich alle Wege ganzjährig gut begehen. Die Routen führen größtenteils durch den Naturpark Kyffhäuser mit seiner vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt. Viele seltene Wildblumen finden sich am Wegesrand. Die Wanderwege sind oft sehr ursprünglich und eng. Gelegentlich muss man sich durch enge Hohlwege erst einen Weg bahnen.

Jährlich werden der Kyffhäuser-Berglauf sowie auf der kurvenreichen Strecke vom Försterhäuschen bis hinauf zum Kulpenberg (Kyffhäuser-Rennstrecke) das ADAC-Kyffhäuser-Bergrennen ausgetragen.

Zum Baden eignet sich die alte Kiesgrube sowie die rund fünf Kilometer nördlich von Steinthaleben gelegene Talsperre Kelbra.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Sportfest (Mai)
  • Frühlingsfest (Mai)
  • Hähnekrähen (Mai)
  • Maibaumsetzen (Mai)
  • Kinderfest (Juni)
  • Kirmes (Oktober)
  • Geflügelschau (November)
  • Traditions- und Osterfeuer (Oktober, Ostern)

Vereine

  • Fußballverein FC Kyffhäuser Steinthaleben
  • Rassegeflügelzuchtverein
  • Gartenverein
  • Antennenverein (Gemeinschaftsantenne & „Dorfkanal“)
  • Reit-, Zucht- und Fahrverein Friesenfreunde Kyffhäuser
  • Kirmesburschen Steinthaleben e.V.
  • Fossilien-Mineralien-Bergbauverein
  • Geschichtsverein

Partnergemeinde

Flein im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg seit Juni 1991. Zur Erinnerung an die Patenschaft wurde im Dorf die Fleiner Linde gepflanzt.

Galerie

Weblinks

Commons: Steinthaleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 30; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e.V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X