Studentenwohnheim
Ein Studentenwohnheim (teilweise auch Studentenwohnanlage, Studentendorf, oder kurz Studentenheim genannt) ist eine Unterkunft für Studenten. Sie können hier während des Studiums kostengünstig wohnen, meist in kleinen Einzelzimmern, Studiowohnungen oder in Wohngemeinschaften.
In den USA und in Großbritannien sind die Unterkünfte der Studenten oft in einen verwaltungsorganisatorisch zusammengehörenden Campus integriert. In Großbritannien sind zum Teil auch noch Schlafsäle üblich, in den USA sind größere Wohnheimkomplexe Standard. In Deutschland und Österreich gibt es zahlreiche eigene Trägervereine, die den Studenten die Wohnplätze vermieten, die deutschen Studentenwerke etwa vermieten allein ca. 184.000 Wohnheimplätze (Ende 2013).[1]
Deutschland
In Deutschland werden Studentenwohnheime meist von den örtlichen Studentenwerken betrieben. Es gibt aber auch viele selbstverwaltete, private oder kirchliche Studentenwohnheime. Die größte zusammenhängende Wohnanlage eines deutschen Studentenwerks ist die Studentenstadt Freimann in München. Das größte private, selbstverwaltete Studentenwohnheim Deutschlands ist das Hans-Dickmann-Kolleg („HaDiKo“) in Karlsruhe.
In Deutschland wohnten im Sommersemester 2012 10 Prozent aller Studierenden in Wohnheimen. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebungen 1991 (damals: 16 Prozent). Dieser vergleichsweise hohe Wert im Jahr 1991 war vor allem durch die Situation in den neuen Ländern bedingt; dort wurde die Zahl der Wohnheimplätze seit 1991 im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen, bei denen Mehrbett- in Einzelzimmer umgewandelt wurden, deutlich verringert. In den alten Ländern lag der Anteil der Wohnheimnutzer bereits 1991 auf einem ähnlichen Niveau wie 2012. Die Wohnheimnutzung, so die Sozialstudie des Deutschen Studentenwerks, hängt vor allem vom Angebot an Wohnheimplätzen ab. In Brandenburg, Bayern und Baden-Württemberg sei diese Wohnform im Ländervergleich anteilig am stärksten verbreitet, mit rund 15 %. In den Hamburg, Berlin und Bremen werden demnach nur Heimplätze für 5 % der Studierenden angeboten, sodass überwiegend auf eigene Wohnungen beziehungsweise Wohngemeinschaften ausgewichen wird.[2] Der anteilige Rückgang der Wohnform Studentenwohnheim liegt vor allem daran, dass die Studierendenzahlen deutlich schneller steigen als die Zahl der Wohnheimplätze.[3] Wie aus der Sozialerhebung ferner hervorgeht, bevorzugen insbesondere ältere Studenten eine eigene Wohnung.[2]
Knapp ein Zehntel der Studierenden zieht Wohnheime anderen Wohnformen vor, wobei der Kostenfaktor eine Rolle spielt. Wohnheime des Studentenwerks sind zur sozialen Versorgung von Studenten gedacht, die keine andere bezahlbare Unterkunft finden[2]. Für kostengünstigen Wohnraum werden auch von privaten Anbietern beispielsweise in Berlin oder München auch Containerdörfer als beständig installiertes Wohnheim für Studenten angeboten.[4] Im Sommersemester 2012 gaben Studierende rund 34 Prozent ihrer monatlichen Einnahmen für das Wohnen aus, was etwa 298 Euro entspricht. Die Unterbringung in Wohnheimen ist dabei mit einer durchschnittlichen Miete von 240 Euro in der Regel die günstigste Option.[5]
Etwa seit Ende der 1990er Jahre sind die meisten Studentenwohnheime mit Internetanschlüssen ausgestattet.
Die größten Heimträger in Deutschland | Anzahl der Heime | Anzahl der Heimplätze |
---|---|---|
deutsche Studentenwerke insgesamt | 1125 (ca.) | 184.250 (ca.) |
Studentenwerk München | 31 | 11000 (ca.) |
Studierendenwerk Berlin | 35 | 9500 (ca.) |
Studentenwerk Dresden | 35 | 7607 |
Studentenwerk Thüringen | 64 | 7453 |
Studentenwerk Stuttgart | 32 | 6500 (ca.) |
Studentenwerk Tübingen-Hohenheim | 48 | 5600 (ca.) |
Studentenwerk Münster | 22 | 5300 (ca.) |
Studentenwerk Leipzig | 18 | 5237 |
Studentenwerk Köln | 86 | 4700 (ca.) |
Studentenwerk Göttingen | 27 | 4500 (ca.) |
Studentenwerk Ostniedersachsen | 32 | 4480 |
Studentenwerk Aachen | 21 | 4441 |
Studentenwerk Freiburg | 15 | 4271 |
Studentenwerk Mainz | 11 | 4180 |
Studentenwerk Bochum | 20 | 4100 (ca.) |
Studierendenwerk Hamburg | 23 | 3950 (ca.) |
Studentenwerk Düsseldorf | 23 | 3900 (ca.) |
Studentenwerk Bonn | 35 | 3800 (ca.) |
Studentenwerk Frankfurt (Oder) | 18 | 3754 |
Studentenwerk Erlangen-Nürnberg | 22 | 3700 (ca.) |
Studentenwerk Würzburg | 20 | 3748 |
Studentenwerk Halle | 27 | 3366 |
Studentenwerk Chemnitz-Zwickau | 13 | 3115 (Stand 2006) |
Studentenwerk Mannheim | 19 | 3082 |
Studentenwerk Schleswig-Holstein | 19 | 2967 |
Studentenwerk Bodensee | 18 | 2947 |
Studentenwerk Potsdam | 10 | 2939 |
Studentenwerk Gießen | 10 | 2850 (ca.) |
Studentenwerk Darmstadt | 14 | 2814 |
Studentenwerk Dortmund | 16 | 2800 (ca.) |
Studentenwerk Karlsruhe | 22 | 2790 |
Studentenwerk Bielefeld | 17 | 2600 (ca.) |
Studentenwerk Duisburg-Essen | 16 | 2450 (ca.) |
Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz | 17 | 2396 |
Studentenwerk Hannover | 15 | 2300 (ca.) |
Studentenwerk Rostock | 12 | 2293 |
Studentenwerk Oberfranken | 15 | 2140 |
Studentenwerk Marburg | 13 | 2100 (ca.) |
Studentenwerk Frankfurt am Main | 19 | 2086 |
Studentenwerk Oldenburg | 15 | 2052 |
Studentenwerk Kaiserslautern | 24 | 2044 |
Studentenwerk Augsburg | 8 | 1900 (ca.) |
Studentenwerk Bremen | 12 | 1872 |
Studentenwerk Ulm | 11 | 1800 (ca.) |
Studentenwerk Magdeburg | 18 | 1778 |
Studentenwerk Greifswald | 8 | 1718 |
Studentenwerk Osnabrück | 26 | 1700 (ca.) |
Studierendenwerk Trier | 5 | 1533 |
Studentenwerk Paderborn | 4 | 1482 |
Studentenwerk Freiberg | 5 | 1430 |
Studentenwohnheim des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) | 4 | 1277[6] |
Hochschul-Sozialwerk Wuppertal | 16 | 1085 |
Studentenwerk im Saarland | 9 | 1036 |
Quelle: jeweilige Online-Veröffentlichungen der Studentenwerke, Stand Juli 2014 Berücksichtigt wurden nur Träger mit mehr als 1000 Wohnplätzen |
Österreich
In Österreich sind die Heimträger meist private Organisationen. Viele von ihnen besitzen ein enges Verhältnis zu politischen Parteien, Interessenvertretungen, Gebietskörperschaften oder kirchlichen Einrichtungen. Sie arbeiten gemeinnützig und sind nicht profitorientiert. Die meisten Heimträger betreiben nur ein Wohnheim, allerdings gibt es auch Heimträger, die zehn und mehr Heime führen. Im Wintersemester 1997/98 gab es 192 Studentenheime mit 23.976 Heimplätzen in Österreich, die von 105 Heimträgern verwaltet wurden.
Studentenwohnheime gibt es in den Universitäts- und Fachhochschulstandorten Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Linz, Leoben, Klagenfurt, Hagenberg im Mühlkreis, Dornbirn, Wiener Neustadt und Eisenstadt.
Die größten Heimträger in Österreich | Anzahl der Heime | Anzahl der Heimplätze |
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Akademikerhilfe | 22 | 3500 |
STUWO Gemeinnützige Studentenwohnbau AG | 7 | 1925 |
Österreichische Jungarbeiterbewegung (ÖJAB) | 20 | 3800[7] |
Österreichische Studentenförderungsstiftung | 15 | 1999 |
Kuratorium Adolf Schärf Studentenheime | 6 | 1623 |
Wirtschaftshilfe der Arbeiterstudenten | 9 | 852 |
Wirtschaftshilfe Bundesländer (gesamt) | 24 | 3144 |
Stand 2001/02 bzw. 2005/06, Tochtergesellschaften nicht berücksichtigt. |
Laut der Studierenden-Sozialerhebung 2006 wohnten 9,9 Prozent der Studierenden in Studentenwohnheimen. Die durchschnittlichen Wohnkosten betragen österreichweit € 232 (zum Vergleich: Studenten in Wohngemeinschaften: € 277, Studenten mit eigenem Haushalt: € 347).
Im Jahr 1998 wohnten noch 11 Prozent der österreichischen Studenten in Studentenwohnheimen. Ihre monatlichen Wohnkosten beliefen sich dabei im Durchschnitt auf 2690 öS (zum Vergleich: Studenten in Wohngemeinschaften: 3470 öS. Studenten mit eigenem Haushalt: 4220 öS.).
Die Investitonsförderungen für Studentenwohnheime durch die öffentliche Hand wird zur „indirekten Studentenförderung“ gezählt.
Grundsätzliche gesetzliche Regelungen für das Leben in Studentenwohnheimen sind seit 1986 durch das Studentenheimgesetz (BGBL. 291/1986) festgelegt.
Weblinks
- Commons: Studentenwohnheime in Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Commons: Studentenwohnheime in Österreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Das Deutsche Studentenwerk zum Thema Wohnen
- Studentenheime in Österreich auf Studium.at
- Illustriertes Wohnheimwörterbuch ( vom 12. August 2011 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Wiedersehen mit alten Bekannten, in: Unicum, Ausgabe 11/2013, S. 10 f.
- ↑ a b c 20. Sozialerhebung 2012, Kapitel 11: Wohnsituation.
- ↑ HIS-Institut für Hochschulforschung: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012. Auszug., S. 32 (PDF).
- ↑ Frachtcontainer werden in Berlin zur Studentenwohnung, berlin.de – offizielle Website. Abgerufen am 24. Dezember 2013.
- ↑ HIS-Institut für Hochschulforschung: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012. Auszug., S. 25 (PDF).
- ↑ Studentenwohnheim des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) e. V.. Website des Vereins, abgerufen am 8. März 2016.
- ↑ Bei der ÖJAB sind in den obigen Zahlen (Stand: September 2011) auch 3 Jugendwohnheime mit 350 Wohnplätzen enthalten, die nicht nur Studentinnen und Studenten, sondern auch andere junge Menschen aufnehmen, z. B. Lehrlinge, junge ArbeitnehmerInnen.