Sühne (Fernsehserie)

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Fernsehserie
Titel Sühne
Originaltitel 贖罪
Transkription Shokuzai
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Genre Dorama
Thriller
Mystery
Horror
Erscheinungsjahr 2012
Länge 50–75 Minuten
Episoden 5 (Liste)
Produktions­unternehmen Django Film
Nikkatsu Corporation
WOWOW
Regie Kiyoshi Kurosawa
Drehbuch Kiyoshi Kurosawa
Produktion Tomomi Takashima
Yumi Arakawa
Nobuhiro Iizuka
Musik Yūsuke Hayashi
Kamera Akiko Ashizawa
Schnitt Koichi Takahashi
Erstausstrahlung 8. Jan. 2012 auf WOWOW
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
23. Juli 2015 auf Arte
Besetzung
Synchronisation

Sühne (Originaltitel: 贖罪) ist eine fünfteilige japanische Miniserie, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Kanae Minato.[1] In Japan fand die Premiere der Miniserie am 8. Januar 2012 auf dem Fernsehsender WOWOW statt, der die Produktion im Rahmen seines seit 2008 laufenden Programmfensters Renzoku Dorama W ausstrahlte.[2] Eine 270-minütige Filmversion der Miniserie wurde am 30. August 2012 bei den 69. Internationalen Filmfestspielen von Venedig außer Konkurrenz vorgeführt.[3]

Im deutschsprachigen Raum fand die Erstausstrahlung von Sühne am 23. Juli 2015 auf dem deutsch-französischen Kulturkanal Arte statt, der die Miniserie als zweiteilige Spielfilmfassung an einem Abend ausstrahlte.[4] In der deutschen Schnittfassung beträgt die Laufzeit des ersten Teils 116 Minuten, die des zweiten 145 Minuten.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf einem Schulhof der japanischen Stadt Ueda begegnen vier Mädchen dem Mann, der ihre Klassenkameradin Emili (Emiri) wenig später ermorden wird. Unter dem Eindruck des Schocks nach dem Auffinden der Leiche ist aber keine von ihnen in der Lage, sich an den Mörder zu erinnern. Asako, Emilis Mutter, verzweifelt bei dem Gedanken, dass der Täter auf freiem Fuß ist, sperrt die vier Mädchen bei sich ein und droht ihnen, dass sie ihr Leben lang dafür büßen müssen, wenn sie sich nicht an das Gesicht des Mörders erinnern. Fünfzehn Jahre später. Was ist aus den Mädchen geworden? Sae und Maki wollen sich erinnern, die anderen beiden jedoch, Akiko und Yuka, ziehen es vor zu vergessen oder versuchen es zumindest.

Die Geschichte beginnt mit den Polizeiermittlungen zu dem schrecklichen Verbrechen, doch schon bald wird in den Schilderungen der vier Mädchen und der Mutter von Emili, die von unfassbarer Trauer und Rachegelüsten getrieben wird, das eigentliche Thema deutlich: Die Rolle der Frau im modernen Japan. Shokuzai – Sühne ist in gewisser Weise ein Gespensterfilm[5] – ein Genre, das Kurosawa meisterhaft beherrscht – da sämtliche weiblichen Figuren von dem Geist der ermordeten Emili verfolgt werden und ihr Schicksal durch den Tod des Mädchens einschneidend verändert wird.

Shokuzai – Sühne besteht aus einzelnen Kapiteln, die sich dem Leben der herangewachsenen Mädchen widmen. Bei jedem von ihnen hat der Versuch, das Trauma zu bewältigen, Spuren in der Psyche hinterlassen: Männerphobie, Gewalttätigkeit oder Unterwerfung …

Dabei zeichnet Kurosawa zuweilen beängstigende Porträts, die zugleich anrührend und großartig gespielt sind. Dieses fast theoretisch anmutende Setting führt zur finalen Aufdeckung unvorstellbarer Grausamkeit. Kurosawa respektiert die feuilletonistische und melodramatische Grundstimmung der Romanvorlage, verleiht ihr jedoch eine mysteriöse und undurchsichtige Dimension.

Besetzung und Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutschsprachige Synchronisation entstand nach den Dialogbüchern sowie unter der Dialogregie von Christoph Cierpka durch die Synchronfirma Berliner Synchron in Berlin.[6]

Hauptdarsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolle Schauspieler Synchronsprecher
Asako Adachi Kyōko Koizumi Katrin Zimmermann
Sae Kikuchi Yū Aoi Friedel Morgenstern
Maki Shinohara Eiko Koike Nadja Schönfeldt
Akiko Takano Sakura Andō Janin Stenzel
Yuka Ogawa Chizuru Ikewaki Amelie Plaas-Link

Nebendarsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolle Schauspieler Synchronsprecher
Emili Adachi Hazuki Kimura Marie Thönißen
Sae Kikuchi (als Kind) Erika Omata Paula Ohlhauser
Maki Shinohara (als Kind) Manatsu Kimura Anwen Ortiz
Akiko Takano (als Kind) Asumi Kikuchi Hannah Pirot
Yuka Ogawa (als Kind) Kyōka Shibata Lara Ohlhauser
Toshiro Adachi Tetsushi Tanaka Stéphane Bittoun
Hiroaki Nanjō / Hiroaki Aoki Teruyuki Kagawa Cusch Jung
Yabe, der Kommissar Kyūsaku Shimada Marcus Off
Kuniko, die Mutter von Sae Seika Kuze Nina Herting
Tomiko, die Mutter von Akiko Hitomi Takahashi Sabine Arnhold

Gastdarsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolle Schauspieler Synchronsprecher
Takahiro Ōtsuki Mirai Moriyama Jacob Weigert
Kaori Marika Matsumoto Sarah Alles
Chefin Shōko Takada Dana Friedrich
Lehrer Tanabe Kenji Mizuhashi Jan Makino
Lehrer Maruyama Hirota Otsuka Bastian Sierich
Murai, der Konrektor Narushi Ikeda Bernd Vollbrecht
Schuldirektor Kazuaki Shimizu Frank-Otto Schenk
Kōji Takano Ryō Kase Matthias Deutelmoser
Haruka Takano Chika Uchida Vera Teltz
Keita Murakami Tomoharu Hasegawa Leonhard Mahlich
Mayu Murakami Ayumi Itō Yvonne Greitzke
Moriya, ermittelnder Kommissar Hirofumi Arai Fabian Oscar Wien

Episodenliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Deutscher Titel Original­titel Erstaus­strahlung (Japan) Deutsch­sprachige Erstaus­strahlung (D/A/CH)
1 Die französische Puppe フランス人形 8. Jan. 2012 23. Juli 2015
15 Jahre nach der Tat ist der Mörder von Emili noch immer nicht gefasst und das Leben von Sae von dem Erlebten gezeichnet. Nie hat sie ihre Periode bekommen und fühlt sich nicht dazu bereit, eine Beziehung zu einem Mann einzugehen. Bis sie ein Heiratsangebot von ihrem reich gewordenen ehemaligen Schulkameraden Takahiro erhält. Nach anfänglichem Zögern willigt sie in die Ehe ein. Doch auch er hat seine Zwänge und Abgründe …
2 Außerordentliche Elternversammlung PTA臨時総会 15. Jan. 2012 23. Juli 2015
Maki ist Lehrerin geworden. Bei ihren Schülern ist sie als besonders streng bekannt, was ihr Beschwerden von den Eltern einhandelt. Sie ist jedoch nach all den Jahren noch immer im Gefängnis der Scham über ihre Untätigkeit gefangen und fühlt sich nun dazu verpflichtet, durch ihre Strenge ihre Schüler vor ähnlichen Erlebnissen zu schützen. Bei einem versuchten Attentat eines Verwirrten auf ihre Schulklasse während eines Schwimmbadbesuches bekommt sie als geübte Kendō-Kämpferin Gelegenheit dazu …
3 Bruder und Schwester Bär くまの兄妹 22. Jan. 2012 23. Juli 2015
Nach all den Jahren ist es Akiko nicht gelungen, in die Normalität zurückzukehren. Unscheinbar und introvertiert verkriecht sie sich zu Hause, verbringt die Tage mit Büchern und Computerspielen. Bis ihr Bruder zu Besuch kommt – mit seiner neuen Frau und der kleinen Tochter. Akiko freundet sich mit dem Mädchen an und merkt bald, dass etwas nicht stimmt. Als ihr Verdacht sich erhärtet, dass der eigene Bruder sich an Kindern vergreift, kehrt das eigene Trauma unweigerlich in Akikos Gedächtnis zurück und es kommt zum Verbrechen …
4 Zehn Monate und zehn Tage とつきとおか 29. Jan. 2012 23. Juli 2015
Yuka scheint ein unbeschwertes Leben zu führen: Soeben hat sie ihren eigenen Blumenladen eröffnet. Jedoch wird bei genauerem Hinsehen schnell klar, dass das Erlebte auch bei Yuka Spuren hinterlassen hat. Sie ist gefühlskalt und grausam – sogar gegenüber der eigenen Schwester, von deren Mann sie schwanger wird. Als sie eines Tages in einer Radiosendung die Stimme des Mörders von Emili wiedererkennt, will sie Asako mit der Information erpressen …
5 Sühne 償い 5. Feb. 2012 23. Juli 2015
Als Asako schließlich den Namen des mutmaßlichen Täters erfährt, wird sie in die Abgründe ihrer eigenen Vergangenheit geführt. Die tragische Dreiecksgeschichte zwischen Asako, Hiroaki und Akie (die nicht selber in Erscheinung tritt, deren Abschiedsbrief zum Suizid aber eine wichtige Rolle spielt) während ihrer gemeinsamen Studienzeit an einer pädagogischen Hochschule führt zum Motiv der Tat und ihrer Sühne.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kiyoshi Kurosawa gilt als einer der Regisseure, die das japanische Kino nachhaltig geprägt und erneuert haben. Bekanntheit erreichte er in erster Linie mit seinen Horrorfilmen, darunter Pulse, Seance – Das Grauen und Loft.

Das Werk ist beeinflusst von Richard Fleischer, Robert Wise und Fritz Lang – Regisseuren, die von Kurosawa oft als Vorbilder genannt werden. Schon immer bewegte er sich im Grenzbereich zwischen dem klassischen und modernen Kino und hat nie einen Hehl aus seiner Bewunderung für Filme wie Der Frauenmörder von Boston gemacht, der mit Shokuzai – Sühne – aber auch mit Cure – die akribische Beschreibung von Polizeiermittlungen gemeinsam hat, die schließlich in die Erkundung einer kranken Psyche münden.

Nachdem Kurosawas Film Tokyo Sonata 2008 zwar von den Kritikern gefeiert worden war, kommerziell aber weniger Erfolg hatte, blieb es bis Shokuzai 2012 ruhig um ihn. Anschließend beschleunigte Kiyoshi Kurosawa seinen Arbeitsrhythmus wieder und drehte eine Reihe von erfolgreichen Ffilmen, unter anderem Real, der auf dem Filmfestival in Locarno 2013 vorgestellt wurde, oder der in Cannes prämierte Film Journey to the Shore, der voraussichtlich im September 2015 in die Kinos kommt. Im Jahr 2016 soll La Femme de la plaque argentique erscheinen, den Kurosawa in Frankreich als Koproduktion mit ARTE France Cinéma gedreht hat.

„Die Verfilmung des Romans Shokuzai (Sühne) von Kanae Minato ist eine gelungene und umfassende Synthese der filmischen Arbeit von Kiyoshi Kurosawa, der diese TV-Auftragsarbeit dafür nutzt, ein sehr persönliches Werk zu schaffen, und allen Fernseh-Drehbuchautoren eine erstklassige Lektion in effektvoller Inszenierung erteilt.“[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jenny Jecke: Shokuzai - Sühne: Alltagshorror aus Japan. In: Moviepilot. 23. Juli 2015, abgerufen am 5. Juli 2023 (deutsch).
  2. Wowow Inc.: 「告白」の湊かなえによる衝撃のミステリー、連続ドラマW「贖罪」の全キャストを発表![WOWOWで放送]. In: PR Times. 1. November 2011, abgerufen am 5. Juli 2023 (japanisch).
  3. Dan Fainaru: Penance. In: Screendaily.com. 29. August 2012, abgerufen am 5. Juli 2023 (englisch).
  4. Sühne: Episodenguide. In: fernsehserien.de. Abgerufen am 5. Juli 2023 (deutsch).
  5. Das Genre des Gruselfilmes, so muss Kiyoshi Kurosawa mittlerweile immer wiederholen, habe er nun endgültig hinter sich gelassen. „Mit Gruselfilmen hatte ich nie etwas zu tun. Meine Filme handeln von Urängsten, hier und da kommen Geister darin vor und meine Figuren stehen große Ängste aus, aber habe ich deshalb Gruselfilme gemacht? Nein.“ (Claudia Siefen: Kiyoshi Kurosawa im Gespräch bei Das Manifest)
  6. Sühne. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 5. Juli 2023.
  7. http://cinema.arte.tv/de/artikel/shokuzai-suehne-von-kiyoshi-kurosawa#.VaTN8sujzU8.facebook