TanDEM-X

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TanDEM-X
TanDEM-X
Typ: Erderkundungssatellit
Land: Deutschland Deutschland
Betreiber: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR
COSPAR-ID: 2010-030A
Missionsdaten
Masse: 1330 kg
Größe: Höhe 5 m, Durchmesser 2,4 m
Start: 21. Juni 2010, 02:14 UTC
Startplatz: Baikonur
Trägerrakete: Dnepr-1
Status: aktiv
Bahndaten
Umlaufzeit: 95 min
Bahnhöhe: 514 km
Bahnneigung: 97,4°

TanDEM-X (englisch TerraSAR-X-Add-on for Digital Elevation Measurements, deutsch „TerraSAR-X-Erweiterung für digitale Höhenmessungen“) ist ein deutscher Radarsatellit, der gemeinsam mit dem Satelliten TerraSAR-X mittels SAR im X-Band die Erdoberfläche stereographisch vermisst.[1] Daraus entsteht ein weltweites Geländemodell mit einer Genauigkeit der Höhen von einem Meter.[2] Leiter der Mission ist Alberto Moreira, Direktor des Instituts für Radartechnik und Hochfrequenzsysteme in Oberpfaffenhofen, das zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehört.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Start war zuerst für Oktober 2009 vorgesehen, erfolgte dann aber erst am 21. Juni 2010.[3] Der Satellit TerraSAR-X wird durch TanDEM-X zu einer Satellitenzwillingsmission ergänzt. Ähnlich wie TerraSAR-X soll TanDEM-X über ein abgestuftes Auflösungsvermögen von 1 m, 3 m und 16 m (Höhenauflösung besser als 2 m) verfügen, bei einer Schwadbreite von 10, 30 und 100 km. Die Vermarktung der Bilder übernimmt die Airbus-Tochterfirma Infoterra.

Beide Satelliten fliegen in einem nahezu identischen sonnensynchronen Orbit, was interferometrische Aufnahmen der Erdoberfläche und damit die Erstellung eines hochgenauen Höhenmodells (DGM) erlaubt. Dazu verfügen die Satelliten über ein System (engl. Tracking, Occultation and Ranging Experiment, TOR) zur Synchronisierung der Radarinstrumente und eine autonome Navigationskontrolle, die die beiden Flugkörper in einem exakten Abstand von 200 m mit nur wenigen Zentimetern Toleranz hält. Dieses System besteht aus einem Zweifrequenz-GPS-Empfänger, der vom Geoforschungszentrum Potsdam entwickelt wurde und eine zentimetergenaue Messung der Position und zusätzlich noch die Radio-Okkultation (und damit der Temperatur) der Atmosphäre und Ionosphäre in Höhen von 0–35 km ermöglicht. TanDEM-X wurde in Deutschland und, wie auch TerraSAR-X, in öffentlich-privater Partnerschaft entwickelt. Das DLR beteiligt sich als öffentliche Einrichtung, Teile werden privatwirtschaftlich vom Unternehmen Airbus Defence and Space aufgebracht.

Als Lebensdauer waren ursprünglich fünf Jahre geplant (nach drei Jahren sollte die gesamte Erdoberfläche erfasst sein), in denen mehr als 2,5 Petabyte an Daten gesammelt werden sollten.[4] Nach zehn Betriebsjahren funktionierte TanDEM-X noch tadellos und hatte noch die Aussicht auf weitere Betriebsjahre.[5]

Die ersten Bilder des Satelliten wurde am 22. Juli 2010 vom DLR veröffentlicht.[6] Das TanDEM-X-Projekt wurde unter dem Titel „Radaraugen im All – Revolutionäre Technik für Erde und Umwelt“ für den Deutschen Zukunftspreis 2012 nominiert.

Am 10. August 2010 weihte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Inuvik Satellite Station in Inuvik für die Satellitenmission ein.[7] Die 13 Meter durchmessende Satellitenantenne in Inuvik wurde mit Mitteln der Helmholtz-Gemeinschaft zur Steuerung des Satelliten errichtet. Die Daten sollen zur und ab Antenne mit einer unterirdischen Glasfaser-Leitung durch den ganzen Norden Kanadas übermittelt werden.

Kontroverse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Oppositionsparteien Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke bemängeln, dass die für nationale, nicht-kommerzielle Nutzung freigegebenen Daten zwar dem Wirtschaftsministerium als dem DLR vorgesetztem Ministerium gehören, das Verteidigungsministerium die Daten jedoch zur multinationalen militärischen Nutzung erneut von EADS Astrium für 475 Millionen Euro beschaffen will.[8]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • STS-99 – „Shuttle Radar Topography Mission“ im Jahr 2000 mit ähnlicher Aufgabenstellung
  • WorldDEM

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. G. Krieger, A. Moreira, H. Fiedler, I. Hajnsek, M. Werner, M. Younis, M. Zink: TanDEM-X: A satellite formation for high-resolution SAR interferometry. In: IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing. Band 45, Nr. 11, 2007, S. 3317–3341, doi:10.1109/TGRS.2007.900693.
  2. DLR: Neue Weltkarte in 3D: Globales Höhenmodell TanDEM-X fertiggestellt. In: DLR Portal. (dlr.de [abgerufen am 10. Oktober 2016]).
  3. Thomas Weyrauch: TanDEM-X ist im All. Raumfahrer.net, 21. Juni 2010, abgerufen am 21. Juni 2010.
  4. In: FlugRevue. Oktober 2009, S. 78–81 (Tandem mit Stereoblick).
  5. Manfred Zink et al.: TanDEM-X: 10 Years of Formation Flying Bistatic SAR Interferometry, in: IEEE Journal of Selected Topics in Applied Earth Observations and Remote Sensing, 26. Februar 2021, Abrufdatum: 4. April 2021
  6. FlugRevue. September 2010, S. 24. 3-D-Bilder von TanDEM-X
  7. Einweihung der ersten DLR-Bodenstation in Kanada. DLR, 10. August 2010. Abgerufen am 11. August 2010.
  8. Markus Becker: Satellitenbilder für die Bundeswehr: Der mysteriöse 475-Millionen-Euro-Deal. In: Spiegel Online. 27. April 2015, abgerufen am 27. April 2015: „Der Deal sorgt seit Monaten für Befremden - denn das Wirtschaftsministerium besitzt die Daten bereits. Der Bund hat das "Terrasar-X / Tandem-X"-Projekt zu drei Vierteln finanziert: 313 Millionen kamen aus Steuermitteln, 90 Millionen vom Projektpartner Airbus Defence & Space.“