Tatis Schützenfest

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Film
Titel Tatis Schützenfest
Originaltitel Jour de fête
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1949
Länge 76 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Jacques Tati
Drehbuch Jacques Tati
Henri Marquet
René Wheeler
Produktion Fred Orain
Musik Jean Yatove
Kamera Jacques Marcanton
Jacques Sauvageot
Schnitt Marcel Morreau
Besetzung

Tatis Schützenfest (Originaltitel Jour de fête) ist ein Spielfilm des französischen Regisseurs Jacques Tati. Gedreht wurde der Film von Mai bis November 1947.

Handlung

Zu Beginn versuchen mehrere Personen auf dem Dorfplatz für ein Fest einen Fahnenmast aufzustellen, was ihnen nicht recht gelingen will. Gerade als der Holzmast umzufallen droht, kommt der Postbote François (Jacques Tati) auf seinem Rad durch einen Torbogen auf den Platz gefahren und kann dem fallenden Mast nur durch reaktionsschnelles Abbiegen in die am Platz befindliche Gaststätte entkommen. Danach organisiert er das Aufstellen und gibt den Leuten Kommandos, wobei es ihm auch gelingt, einen stark schielenden Arbeiter durch das Anbieten von zwei Pflöcken und Deuten auf den einen zum Einschlagen des anderen zu bewegen.

Während des Volksfestes gibt es auch ein fahrendes Kino in einem Zelt in dem fiktiven Dörfchen Folainville (gedreht in Sainte Sévère sur Indre). François wird zum Gespött der Dorfbewohner, als im Zeltkino ein Film über die modernen Methoden der Postzustellung in den USA gezeigt wird. Nach einer durchzechten Nacht im Gasthaus, wo der angetrunkene Postbote von den Gästen wegen seiner langsamen Art der Zustellung ständig aufgezogen wird, fasst er den Entschluss, es den Leuten zu zeigen. Von nun an lautet sein Motto „Rapidité – Geschwindigkeit!“. Doch die Beschleunigung seiner Arbeit bringt einige gravierende Nachteile mit sich und endet schließlich in einem Fiasko. So hackt der Fleischer mit seinem Beil die Spitzen der in einem Paket befindlichen Schuhe ab, als ihm dieses während der Ausholbewegung durch das Fenster auf den Tisch geworfen wird, und das Telegramm an eine alte Dame wird von einer Ziege bis auf die Unterschrift verspeist. Seine Rationalisierungsbemühungen führen dazu, dass er mit seinem Postfahrrad einmal eine Gruppe Rennradfahrer überholt und die Briefe während der Fahrt auf der waagerecht heruntergeklappten Klappe eines Kleinlasters abstempelt, unter die sein Fahrradlenker exakt passt. Außerdem verwirrt er eine Militärpolizei-Streife durch scheinbares Telefonieren auf dem Rad mit einem eingezogenen Telefon derart, dass diese darüber in den Graben fährt. Fortschritt und Rationalisierung haben in der dörflichen Idylle keinen Bestand, weil dadurch die persönlichen Beziehungen auf der Strecke bleiben.

Hintergrund

Schon in diesem Film zeigt Tati das Spannungsfeld zwischen „guter alter Zeit“ und den Errungenschaften der Moderne, die er 1967 auch in dem Film Tatis herrliche Zeiten (Playtime) persiflierte.

Tatis Film war der erste französische Farbfilm („Thomson Color“) und wurde in einem recht komplizierten 3-Farb-Verfahren gedreht: Für jede Farbe (Rot, Gelb und Blau) wurde ein separater Film verwendet. Bei der Projektion mussten diese Filme mit drei Filmprojektoren übereinander projiziert werden, weil eine Technik zum Zusammenführen der drei Farben auf einem Filmstreifen noch nicht verfügbar war. Das 1932 eingeführte Technicolor 4 Verfahren war noch geheim und in Frankreich nicht bekannt. Tati hatte bei dem Farbverfahren seine Zweifel an der Technik und ließ den Film vorsichtshalber ebenfalls mit einer separaten Kamera in Schwarzweiß drehen. Da kaum ein Kino das Farbverfahren aufführen konnte, wurde der Film dann nur in der Schwarzweißkopie aufgeführt. Erst 1995 gelangte die unter anderem vom ZDF mitfinanzierte Fassung der auf einem Film zusammengefassten Farbversion zur Aufführung. Zuvor gab es als Kuriosität auch eine von Tati 1964 teilkolorierte Schwarzweiß-Version, indem verschiedene Objekte künstlich nachgefärbt wurden, beispielsweise die französische Flagge oder Luftballons. Tati versah diese Version auch mit einer nachgedrehten Rahmenhandlung, in der ein junger Künstler das Dorf besucht, das Geschehen erklärt und mit seinem Pinsel die Nachkolorierung durchführt.

Die deutsche Übersetzung des Filmtitels ist irreführend. Ein Schützenfest im wörtlichen Sinne (Fest von Mitgliedern eines Schützenvereins) kommt in dem Film nicht vor.

Kritiken

„Tati hat mit dieser unendlich liebevollen Dorfchronik voller witziger Beobachtungen ein zärtliches Meisterwerk geschaffen.“

„In ‚Tatis Schützenfest‘ feiert Tati, der den Briefträger François spielt, die französische dörfliche Gemeinschaft – mit kritischer Sympathie, mit Leidenschaft, Liebe, aber ohne in idyllische Fahrwasser zu geraten. Schon hier zeigt sich Tatis Distanz zur Stadt, zu modernen Technologien, zu festgefügten Ordnungen, zu vermeintlich planbaren Abläufen.“

Filmzentrale.com

„[…] eine Komödie voll poetischer Fantasie, eine gelungene Neuinterpretation der Burleske im Stil eines Mack Sennett oder Buster Keaton […]“

Arte

Auszeichnungen

Soundtrack

  • Jean Yatove: Jour de Fete. Extraits de la Bande Originale du Film, auf: Extraits des Bandes Originales des Films de Jacques Tati. Philips/Polygram s.l.s.n. Tonträger-Nr. 836 983-2 – Auszüge (Suite) aus den Originalaufnahmen der Filmmusik, eingespielt unter der Leitung des Komponisten

Weblinks