Wąbrzeźno

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Wąbrzeźno
Wappen von Wąbrzeźno
Wąbrzeźno (Polen)
Wąbrzeźno (Polen)
Wąbrzeźno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Kujawien-Pommern
Powiat: Wąbrzeźno
Fläche: 8,53 km²
Geographische Lage: 53° 17′ N, 18° 57′ OKoordinaten: 53° 17′ 0″ N, 18° 57′ 0″ O
Höhe: 99 m n.p.m.
Einwohner: 13.400
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 87-200
Telefonvorwahl: (+48) 56
Kfz-Kennzeichen: CWA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: BrodnicaChełmno
Eisenbahn: Toruń–Olsztyn
Nächster int. Flughafen: Bydgoszcz
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 8,53 km²
Einwohner: 13.400
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 1571 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0417011
Verwaltung (Stand: 2015)
Bürgermeister: Leszek Kawski[2]
Adresse: ul. Wolności 18
87-200 Wąbrzeźno
Webpräsenz: www.wabrzezno.com



Wąbrzeźno [vɔmˈbʒɛʑnɔ] (deutsch Briesen, früher auch Friedeck) ist eine Stadt im Powiat Wąbrzeski (Briesener Distrikt) der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern.

Geographische Lage

Die Stadt liegt in der historischen Landschaft Westpreußen, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Thorn (Toruń).

Geschichte

Briesen südlich der Danziger Bucht und nordöstlich von Thorn auf einer Landkarte von 1908.
Marktplatz im Stadtzentrum
Häuser am Marktplatz
Evangelische Kirche (14. Jh.)
Katholische Kirche
Geburtshaus des deutschen Chemie-Nobelpreisträgers Walther Nernst.

Archäologische Funde zeigen, dass slawische Stämme bereits im 8. Jahrhundert auf der Landbrücke zwischen dem Friedecksee und dem Schlosssee – über die ein alter Handelsweg führte – eine befestigte Wallanlage und frei stehende Behausungen errichteten. In einer Urkunde von 1251 wird diese Ansiedlung Vambresia germ. Wredeck oder Frydeck (Briesen) genannt.[3] Die slawische Ortsbezeichnung soll Wambrez gelautet haben, was auf altslawisch so viel wie zwischen den Birken bedeutet.[4]

Im 10. Jahrhundert wurde das Kulmer Land, das damals zum Herzogtum Pommern gehörte und in dem die Ortschaft lag, von dem polnischen Herzog Mieszko I mit Feldzügen bedrängt. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts fielen prußische Stämme in das Kulmer Land ein und plünderten die dortigen Siedlungen. Da auch das Gebiet des damaligen polnischen Herzogs Konrad von Masowien nicht von prußischen Überfälle verschont blieb, holte er den Deutschen Ritterorden zu Hilfe. Der Orden erhielt 1231 das Kulmer Land, von wo aus er begann, die Prußen abzuwehren und zu unterwerfen. In einem Dokument vom 28. Juli 1243 legte der päpstliche Legat Wilhelm von Modena fest, dass zwei Drittel der durch den Deutschen Ritterorden eroberten prußischen Gebiete dem Deutschen Ritterorden, ein Drittel den Kulmer Bischöfen gehören sollten. Gemäß diesem Dokument legte Papst Innozenz IV. in einer Urkunde, vom 19. April 1246, die Kulmer Bischöfe als Besitzer unter anderem von Wredeck fest.[5][6]

1251 wurde in Wambresin die Stiftskirche St. Simon und Juda errichtet, in diesem Zusammenhang ist vermutlich auch die Stadtgründung von Frydeck oder Friedeck erfolgt, wie der Name der Stadt zur Zeit des Deutschen Ordens lautete.[3]

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde die Stiftskirche als massiver Steinbau neu errichtet, und der Kulmer Bischof Herman von Prizna ließ um die Stadt herum eine Stadtmauer, und im Nordwesten der Stadt ein Schloss errichten. Im Dreizehnjährigen Krieg (1454–1466) zwischen dem mit Polen verbündeten Preußischen Bund und dem Deutschen Ritterorden wurden die Stadt Friedeck, das Schloss und die umliegenden Dörfer vollständig verwüstet. Nach dem Wiederaufbau des Schlosses war dieses bis 1773 Wohnsitz der Kulmer Bischöfe.

Mit dem Zweiten Thorner Frieden von 1466 wurde die Stadt Friedeck, als Teil von Königlich Preußen, in die Polnisch-Litauische Union eingegliedert. 1655 wurde sie im Zweiten Polnisch-Schwedischen Krieg von den Schweden verwüstet. 1700 fand ein verheerender Stadtbrand statt, der einen Großteil der Stadt zerstörte.

Durch die Erste Teilung Polen-Litauens 1772 wurde das westliche Preußen mit Briesen unter Friedrich II. von Preußen mit dem östlichen Teil des Königreichs Preußen in dem Maße wiedervereinigt, wie diese Teile zur Zeit des Deutschordensstaats miteinander verbunden gewesen waren. Zur Zeit des französischen Usurpators Napoleon Bonaparte wurde Briesen von 1807 bis 1815 dem Großherzogtums Warschau zugeordnet. Durch den Wiener Kongress wurde Friedeck an Preußen zurückerstattet.

1788 wurde Friedeck in Briesen umbenannt. Später folgte der Zusatz Westpreußen. 1792 kam es erneut zu einem verheerenden Brand, wonach das Schloss als Steinbruch für den Wiederaufbau verwendet wurde.

Die Einwohner von Briesen lebten vornehmlich vom Ackerbau und der Brauerei. Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Industrialisierung auch Briesen. Voraussetzung dafür war seine günstige Lage durch seinen seit 1848 bestehenden Kunststraßenanschluss und die Eisenbahn. Den Anschluss zur Hauptbahn stellte die Kreisbahn Briesen her. Im Jahre 1900 bestanden in Briesen unter anderem mehrere Fabriken für Zement, Kunstsandstein, Maschinenbau, Fahrzeugbau. Hinzu kamen eine moderne Brauerei, Molkerei, Mahlmühle sowie mehrere Ziegeleien.

Seit 1887 war Briesen Kreisstadt des Landkreises Briesen (Westpr.) im Regierungsbezirk Marienwerder der Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs musste Briesen aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden, mit Wirkung vom 20. Januar 1920 und ohne Volksabstimmung. Briesen wurde in Wąbrzeźno umbenannt. Durch den Polenfeldzug 1939 kam das entnommene Territorium des Polnischen Korridors in das Reichsgebiet zurück, und Briesen mit dem Kreisgebiet wurde dem Regierungsbezirk Marienwerder im Reichsgau Danzig-Westpreußen angegliedert, zu dem die Stadt bis 1945 gehörte.

In dieser Zeit wurden aus dem Landkreis Briesen 3.500 Polen in das Lager Lebrechtsdorf–Potulitz und 300 in das Lager in Thorn verbracht. An ihrer Stelle wurden sog. Volksdeutsche aus Galizien und Bessarabien angesiedelt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges besetzte am 24. Januar 1945 die 65. Armee der Roten Armee unter der Führung von General Pawel Batow die Stadt. Hierbei kam es zu keinen größeren Gefechten, so dass es keine nennenswerten Zerstörungen gab. Bei Kämpfen im Landkreis fielen etwa 121 Rotarmisten, die auf einem Soldatenfriedhof in der Stadt beigesetzt wurden. Einige Tage nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen begannen NKWD-Einheiten – wie in allen anderen besetzten Gebieten auch – mit der „Säuberung“ der Bevölkerung. Im Zuge dieser bis Mitte Februar andauernden Kampagne wurden insgesamt 776 Personen aus dem Landkreis Briesen, davon 261 aus der Stadt selbst, in Arbeitslager in die Sowjetunion verschleppt. Von diesen Personen starben die meisten während des oft Wochen dauernden Transports in die Arbeitslager oder in den Arbeitslagern selbst. Bei den Deportierten handelte es sich meist um ethnische Polen, die nach 1939 in die Gruppe III der Deutschen Volksliste aufgenommen worden waren. Das Alter der Deportierten lag zwischen 14 und 75 Jahren, und der Frauenanteil betrug 32,8 %.[7]

Bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Westpreußen mit Briesen zusammen mit der südliche Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. In Briesen setzte nun die Zuwanderung polnischer Zivilisten ein, die sich der Behausungen und Anwesen der deutschen Stadtbewohner bemächtigten und die Einwohner daraus verdrängten. Briesen wurde wieder in Wąbrzeźno umbenannt. Soweit die deutschen Stadtbewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

Im Jahr 1975 verlor die Ortschaft den Status einer Kreisstadt, 1999 erhielt sie ihn zurück.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner Anmerkungen
1772 502 [8]
1783 665 in 84 Haushalten (Feuerstellen), meist katholische Polen[9]
1831 1.100 teils deutsche, teils polnische Bevölkerung[10]
1875 3.964 [11]
1880 4.498 [11]
1900 6.071 meist Katholiken[12]
1921 8.200 meist Polen[13]
1943 10.051 [8]
1988 12.396
1998 14.283
2003 14.523
2007 13.830 [14]

Gemeinde

Die Landgemeinde Wąbrzeźno, zu welcher die Stadt selbst nicht gehört, hat eine Fläche von 200,78 km² auf welcher 8574 Menschen leben (31. Dezember 2020). Zu ihr gehören folgenden Ortschaften:

Polnischer Name Deutscher Name (bis 1920 und 1939–1945)
Cymbark Cymberg (1942–1945 Segensberg)
Czystochleb Czystochleb (1905–1945 Schönbrod)
Frydrychowo Friedrichsdorf
Jarantowice Arnoldsdorf (bis 1874 Jerrentowitz)
Jarantowiczki Klein Arnoldsdorf
Jaworze Jaworke-Josephsdorf (1900–1945 Mittwalde)
Katarzynki Katarzinken (1907–1945 Katrinchen)
Łabędź Labenz (1942–1945 Labens)
Ludowice Ludowitz
Małe Radowiska Klein Radowisk (1904–1945 Rehfelde)
Michałki Michalken (1942–1945 Micheln)
Myśliwiec Mischlewitz (1942–1945 Michelsfeld)
Nielub Nielub (1942–1945 Nielshuben)
Orzechówko Orzechowko (1901–1945 Nußdorf)
Orzechowo Groß Orsichau (1942–1945 Nußfeld)
Plebanka Plebanka
Pływaczewo Plywaczewo (1942–1945 Plüschau)
Przydwórz Schönfließ
Rozgard Königlich Roßgarth
Ryńsk Rynsk (1902–1945 Rheinsberg)
Sitno Sitno (1942–1945 Sitten)
Stanisławki Stanislawken (1903–1945 Bergwalde)
Trzcianek Trzianek (1866–1945 Landen)
Trzciano Trzianno (1942–1945 Tanden)
Wałycz Groß Wallitsch (1942–1945 Wallisch)
Wałyczyk Klein Wallitsch (1942–1945 Kleinwallisch)
Węgorzyn Wengorzyn (1868–1945 Wangerin)
Wronie Wronie (1866–1945 Fronau)
Zieleń Zielen (1942–1945 Zelen)

Städtepartnerschaften

Seit 2006 besteht eine Städtepartnerschaft mit der deutschen Stadt Syke im Landkreis Diepholz in Niedersachsen.[15]

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

Weblinks

Commons: Wąbrzeźno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Website der Stadt (BIP), Burmistrz Wąbrzeźno, abgerufen am 12. April 2015
  3. a b Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Band 2: Die Zeit von der Ankunft des Ordens bis zum Frieden 1249. Königsberg 1827, S. 479.
  4. „Historia Wąbrzeźna – Tom 1 (dt. Geschichte der Stadt Wąbrzeźno – Band 1)“, herausgegeben vom Gemeindeamt in Wąbrzeźno, 2005. ISBN 83-87605-85-9, S. 66ff
  5. Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Band 2: Die Zeit von der Ankunft des Ordens bis zum Frieden 1249. Königsberg 1827, S. 475 ff..
  6. „Historia Wąbrzeźna – Tom 1 (dt. Geschichte der Stadt Wąbrzeźno – Band 1)“, herausgegeben vom Gemeindeamt in Wąbrzeźno, 2005. ISBN 83-87605-85-9, S. 77 ff.
  7. „Historia Wąbrzeźna – Tom 2 (dt. Geschichte der Stadt Wąbrzeźno – Band 2)“, herausgegeben vom Gemeindeamt in Wąbrzeźno, 2005. ISBN 83-87605-95-6, S. 9–20
  8. a b Handbuch der historischen Stätten, Ost und Westpreußen, Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 26.
  9. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Part II: Topographie von West-Preussen, Marienwerder 1789, S. 36, Nr. 4).
  10. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 438, Nr. 49.
  11. a b Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Provinz Westpreußen, Kreis Briesen (2006).
  12. Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 3, Leipzig und Wien 1906, S. 418.
  13. Der Große Brockhaus, 15.Auflage, Band 3, Leipzig 1929, S. 331.
  14. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ – STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007 (Memento vom 16. Februar 2008 im Internet Archive)
  15. Partnerstadt Wabrzezno (Polen)