Yacouba Sawadogo

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Yacouba Sawadogo (2019)

Yacouba Sawadogo (* 1. Januar 1946 in Gourga, Französisch-Westafrika; † 3. Dezember 2023 in Ouahigouya, Burkina Faso)[1] war ein burkinischer selbstversorgender Ackerbauer. Mit einer von ihm weiterentwickelten Methode der traditionellen Landwirtschaftsmethode Zaï wurden in mehreren Ländern Afrikas Wüstengebiete wieder begrünt. 2018 erhielt er gemeinsam mit Tony Rinaudo den Right Livelihood Award, der auch als Alternativer Nobelpreis bezeichnet wird.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yacouba Sawadogo stammte aus einer armen Familie aus Gourga in der Nähe von Ouahigouya in Burkina Faso. Nach dem erfolglosen Besuch einer Koranschule in Mali, in der es ihm nicht gelang, Lesen und Schreiben zu lernen, verdiente er seinen Unterhalt mit Verkäufen auf dem Markt.

Ende der 1970er Jahre begann Yacouba Sawadogo, in trockenem Land nach der traditionellen Weise des Zaï Löcher in die Erde zu hacken. In diese füllte er Hirsekörner, die er nach eigenen Experimenten mit einer Mischung aus Viehdung, Blättern und Asche ummantelte. Dazu legte Sawadogo Reihen von Steinen, die das Abfließen des Regenwassers verlangsamen sollten. So konnte das Wasser besser in den trockenen Boden eindringen. Seine Methode brachte sehr gute Hirseerträge in einem Gebiet, das durch jahrelange Dürrezeiten ausgetrocknet war. Im Viehdung waren Baum- und Sträuchersamen enthalten, aus denen ein Wald wuchs. Dieser ist inzwischen über 30 Hektar groß, auf Satellitenbildern gut östlich des Krankenhauses erkennbar[2] und trägt in Sawadogos Muttersprache Mòoré den Namen Bangr-Raaga, was etwa Markt der Weisheit bedeutet.[3][4]

Der niederländische Wissenschaftler Chris Reij vom World Resources Institute[5] und OXFAM UK[6][7] wurden auf die Methode aufmerksam und unterstützten Yacouba Sawadogo. Er lud interessierte Bauern und Bäuerinnen aus den Nachbarländern Niger und Mali ein, um sie die Methoden zu lehren. Besonders in Niger konnten damit große Erfolge erzielt werden.

Yacouba Sawadogo wurde zu internationalen Konferenzen eingeladen, um seine Arbeit vorzustellen. Durch die Begrünung stieg der Grundwasserspiegel um etwa fünf Meter.[8] Da das fruchtbare Land attraktiver wurde, ordnete die Provinzregierung von Yatenga an, dass ein Teil des Waldes gerodet und als Bauland verkauft werden sollte. Das Land war kein verbrieftes Eigentum des illiteraten Sawadogo. Nach Protesten wurde ihm angeboten, das Land für umgerechnet 50.000 Euro zu kaufen. Diesen Preis konnte er jedoch nicht aufbringen.[9] Der Preis wurde 2009 auf 100.000 Euro angehoben.[10]

Einige Jahre wurde mit der Rodung und dem Bau von Häusern gezögert,[11][12] seit 2019 stehen aber schon erste Gebäude im Waldgelände, ein behördliches Verfahren zur Unterschutzstellung des Waldes als „Kommunales Erbe“ sei noch im Gange.[13]

Am 18. Juni 2021 wurde ein Schutzzaun für das Waldgelände unter der Anwesenheit des Generalsekretärs des Burkinischen Umweltministeriums feierlich eingeweiht.[14][15]

Sawadogo starb am 3. Dezember 2023 in Ouahigouya.[16]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Adam Nossiter: Yacouba Sawadogo, African Farmer Who Held Back the Desert, Dies at 77. In: The New York Times. 22. Dezember 2023, abgerufen am 24. Dezember 2023 (englisch).
  2. 13° 32′ 31″ N, 2° 23′ 1″ W
  3. Protection de l’environnement au Burkina: Un autre prix spécial pour le «Fou du désert» de Ouahigouya. In: faso-nord.info. 28. Februar 2019, abgerufen am 26. Juli 2021 (französisch).
  4. Ihmane S. Mohamed: Yacouba Sawadogo, prix Nobel alternatif 2018: «Je suis disposé à transmettre mon savoir-faire». In: lefaso.net. Abgerufen am 26. Juli 2021 (französisch).
  5. Chris Reij. (Memento vom 2. Oktober 2018 im Internet Archive) In: wri.org, abgerufen am 27. Mai 2020.
  6. Will Critchley, edited by Olivia Graham: Looking after our land – Part two: Case Studies, Projet Agro-Forestier (PAF) (englisch), Oxford, 1991. online auf 'fao.org', abgerufen am 27. Mai 2020.
  7. Daniel Kaboré, Chris Reij: The Emergence and Spreading of an Improved Traditional Soil and Water Conservation Practice in Burkina Faso. IFPRI, Washington D.C., 2004. online in der Google-Buchsuche
  8. Mark Hertsgaard: Regreening Africa. In The Nation vom 19. November 2009, zuletzt abgerufen am 20. Februar 2023
  9. Andrew Leonard: How to help Yacouba Sawadogo. In: Salon. 11. September 2008, abgerufen am 27. Mai 2020 (englisch).
  10. a b 1080 Films: The Man Who Stopped the Desert – Video
  11. 1080 Films: What Yacouba did next... In: youtube.com, 14. Juli 2012.
  12. Andrea Jeska, 2015
  13. Abdel Aziz Nabaloum: Forêt de Gourga dans le Yatenga: l’écocide d’un «patrimoine mondial» (französisch), in: Sidwaya, 3. Juli 2019, abgerufen am 27. Mai 2020.
  14. Ignace Ismaël Nabole: Burkina Faso: La forêt de Yacouba Sawadogo clôturée. In: burkina24.com. 18. Juni 2021, abgerufen am 26. Juli 2021 (französisch).
  15. Daouda Kinda: Forêt de Gourga: Le «vieux» Yacouba Sawadogo a enfin sa clôture. In: lemonderural.com. 18. Juni 2021, abgerufen am 26. Juli 2021 (französisch).
  16. Yacouba Sawadogo, «l’homme qui a arrêté le désert», s’est éteint. In: rfi.fr. 3. Dezember 2023, abgerufen am 4. Dezember 2023 (französisch).
  17. Yacouba Sawadogo: Bauer aus Burkina Faso erhält Alternativen Nobelpreis Zeit online vom 24. September 2018
  18. Yacouba Sawadogo – Inspiration and Action Award. Auf: unep.org, abgerufen am 26. Juli 2021.