Zirkon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Januar 2007 um 02:19 Uhr durch Secular mind (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zirkon
Lichtmikroskopische Aufnahme eines Zirkons, der Kristall ist ca. 250 µm lang.
Lichtmikroskopische Aufnahme eines Zirkons, der Kristall ist ca. 250 µm lang.

Lichtmikroskopische Aufnahme eines Zirkons, Länge des Kristalls etwa 250 Mikrometer

Chemismus ZrSiO4
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse 4 mm
Farbe farblos, gelblich, rosa, rot, braun, auch grün, blau, schwarz
Strichfarbe weiß
Mohshärte 6,5-7,5
Dichte 3,9-4,8
Glanz Diamant- oder Fettglanz
Opazität durchsichtig bis undurchsichtig
Bruch spröde bis muschlig
Spaltbarkeit unvollkommen
Kristallhabitus häufig prismatisch, sehr unterschiedlich
Flächen Kombination von [100] und/oder [110] (Prisma) mit [101] (Pyramidenspitzen), auch flächenreichere Kristalle
Zwillingsbildung nach {131}
Kristalloptik - Daten aus Tröger (1981)
Brechzahlen

no=(1,848-1,911) - 1,926
ne=(1,855-1,943) - 1,985

Doppelbrechung δ=(0,007-0,032) - 0,059
Pleochroismus kein Pleochroismus
optische Orientierung positiv
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ 10°
weitere Eigenschaften
chemisches Verhalten in heißer, konzentrierter Fluorwasserstoffsäure schwach löslich
ähnliche Minerale Rutil, Monazit, Kassiterit, Xenotim, Monazit, Titanit
Radioaktivität eine der Hauptquellen der natürlichen Radioaktivität
Magnetismus nicht magnetisch
besondere Kennzeichen in Biotit pleochroitische Höfe

Zirkon ist ein Mineral aus der Gruppe der Silikate, ein Inselsilikat. Die chemische Formel ist ZrSiO4. Zirkon kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem (Kristallklasse: 4/m 2/m 2/m) und hat eine vergleichsweise hohe Härte von 6,5 bis 7,5 auf der Mohs-Skala. Die natürliche Farbe von Zirkon variiert von farblos, goldgelb, rot bis braun, kann aber auch grün, blau oder schwarz sein. Strichfarbe ist weiß. Exemplare, die aufgrund ihrer Größe und Reinheit Edelsteinqualität zeigen, sind ein beliebter Ersatz für Diamanten, mit denen sie zuweilen verwechselt werden. Nicht zu verwechseln mit Zirkon ist Zirkonia (Formel: ZrO2, Zirkoniumdioxid), das ein synthetischer Ersatz für Diamant ist.

Der Name stammt entweder vom arabischen zarqun, Zinnober, oder vom persischen zargun, goldfarben. Verändert finden sich diese Worte in Jargon wieder, damit bezeichnet man helle Zirkone. Gelber bis brauner Zirkon wird als Hyazinth (Jacinth) bezeichnet.

Zirkon ist das älteste bekannte Mineral der Erde (siehe Altersbestimmung) und eines der am häufigsten vorkommenden Minerale in der Erdkruste. Es entsteht als frühes Kristallisationsprodukt primär in magmatischen Gesteinen wie Granit und alkalireichen Gesteinen wie Pegmatiten oder Syenit. In metamorphen Gesteinen wird Zirkon in Form von neu- oder umkristallisierten Körnern gebildet. In Sedimentgesteinen findet man detritische Zirkone, das sind durch Erosion transportierte und abgelagerte Körner. Die durchschnittliche Größe von Zirkonen liegt zwischen 100-300 µm, z. B. in granitoiden Gesteinen. Gelegentlich erreichen sie aber auch Größen von mehreren Zentimetern, vor allem in Pegmatiten oder Schwermineralseifen.

Durch Analyse von Form und Kristallflächenausbildung von Zirkonen können Rückschlüsse auf die Bildungsbedingungen und die weitere Entwicklung des Zirkons gezogen werden.

Chemie

Zirkon enthält häufig Verunreinigungen und Einschlüsse verschiedener Elemente und Minerale. Die theoretische Oxidzusammensetzung von Zirkon ist 67,1 % ZrO2 und 32,9 % SiO2. Nach Rösler (1991) kann er in Extremfällen bis zu 30 % Hafniumoxid (HfO2), 12 % Thoriumoxid (ThO2) oder 1,5 % Uranoxid (U3O8) enthalten. Dementsprechend schwankt die Dichte zwischen 4,3-4,8 g/cm3.

Struktur

In manchen Zirkonen ist der Gitterbau durch die Wirkung hochenergetischer radiogener Teilchen teilweise zerstört – metamiktisiert – solche Kristalle zeigen meist dunklere, braune Farben. Durch die Metamiktisierung kann Wasser ins Kristallgitter eingelagert werden. Die Folge ist eine merkliche Erniedrigung von Dichte und Härte (siehe Tabelle).

Altersbestimmung

Seit der Entwicklung der radiometrischen Altersbestimmung kommt Zirkonen besonders in der Geochronologie Bedeutung zu: sie enthalten Spuren der radioaktiven Isotope 235U, 238U und 232Th (von 10 ppm bis zu 5 Gewichtsprozent). Alle diese Isotope zerfallen über Zerfallsreihen zu verschiedenen Bleiisotopen. Durch Messen der entsprechenden Uran-Blei- bzw. Thorium-Blei-Verhältnisse kann das Kristallisationsalter eines Zirkons und damit oft dasjenige des ihn enthaltenen Gesteins bestimmt werden.

Zirkone sind gegenüber geologischen Einflüssen wie Verwitterung und selbst hochgradiger Gesteinsmetamorphose äußerst resistent und können solche Ereignisse in ihrer Isotopenzusammensetzung "speichern".

Die bisher ältesten Minerale, die auf der Erde gefunden wurden, sind Zirkone aus dem Narryer Gneiss Terrane, Yilgarn Craton, Westaustralien, mit einem Alter von 4,404 Milliarden Jahren. Dieses Alter wird als das Kristallisationsalter dieser Zirkone interpretiert.

Datei:40fach zirkon aus granit am köpfelsberg.jpg
Zirkon in Biotit – durch radioaktiven Zerfall entstehende Alpha-Teilchen zerstören das Kristallgitter des Biotits – es entstehen sog. pleochroitische Höfe

Verwendung

Zirkon ist das wichtigste Zirkonium- und Hafniumerz. Zirkoniumoxid (ZrO2 ) hat einen Schmelzpunkt von etwa 3000 °C und wird zur Herstellung von Schmelztiegeln und abrasionsfesten Werkstoffen verwendet, z. B. Zahnimplantaten und Zahnbrücken. Zirkonium selbst findet u. a. in Kernreaktoren Verwendung. Wichtigste Lagerstätten sind Schwermineralseifen, in denen Zirkon gelegentlich in einzelnen Lagen gesteinsbildend auftritt. Zirkonreiche Seifenlagerstätten werden in Indien, den USA, Australien, Sri Lanka oder Südafrika abgebaut.

Wegen ihrer hohen Lichtbrechung (Brechzahl von 1,95, im Vergleich dazu Diamant: 2,4, Zirkonia: 2,2 und Quarz: 1,5) sind größere Exemplare geschätzte Schmucksteine. Durch Hitzebehandlung kann die Farbe von braunen oder trüben Zirkonen verändert werden, je nach Hitzezufuhr entstehen so farblose, blaue oder goldgelbe Kristalle.

Zirkonglas dient der Ummantelung von radioaktiven Abfällen (z.B. Plutonium) zur Endlagerung, wobei die Behälter nach aktuellen Forschungen etwa 2000 Jahre der Strahlung standhalten.

Siehe auch: Liste von Mineralen, Blei-Zirkonat-Titanat (PZT)

Literatur

  • Hanchar & Hoskin (2003): Zircon. Reviews in Mineralogy and Geochemistry, 53, 500 Seiten, http://www.minsocam.org/MSA/RIM/Rim53.html. - Umfassendste und aktuelle Arbeit über Zirkon, herausgegeben von der Mineralogical Society of America.
  • D. J. Cherniak und E. B. Watson (2000): Pb diffusion in zircon. Chemical Geology 172, Seiten 5-24.
  • A. N. Halliday (1999): In the beginning... . Nature 409, Seiten 144-145.
  • Hermann Köhler (1970): Die Änderung der Zirkonmorphologie mit dem Differentiationsgrad eines Granits. Neues Jahrbuch Mineralogische Monatshefte 9, Seiten 405 - 420.
  • K. Mezger und E. J. Krogstad (1997): Interpretation of discordant U-Pb zircon ages: An evaluation. Journal of metamorphic Geology 15, Seiten 127-140.
  • J. P. Pupin (1980): Zircon and Granite petrology. Contributions to Mineralogie and Petrololgy 73, Seiten 207-220.
  • Gunnar Ries (2001): Zirkon als akzessorisches Mineral. Aufschluss 52, Seiten 381-383.
  • H.J. Rösler (1991): Lehrbuch der Mineralogie, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 5. Auflage, ISBN 3-342-00288-3
  • Christoph Töpfner (1996): Brasiliano-Granitoide in den Bundesstaaten Sao Paulo und Minas Gerais, Brasilien - eine vergleichende Studie. Zirkontypologie, U-(Th)-Pb- und Rb-Sr-Altersbestimmungen. Münchner Geologische Hefte 17, Reihe A Allgemeine Geologie, Dissertation an der LMU München.
  • P. Tondar (1991): Zirkonmorphologie als Charakteristikum eines Gesteins. Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 87 Seiten
  • W. E. Tröger, U. Bambauer, F. Taborsky und H. D. Trochim (1981): Optische Bestimmung gesteinsbildender Minerale, Teil 1: Bestimmungstabellen. Stuttgart (Schweizerbarth).
  • G. Vavra (1990): On the kinematics of zircon growth and its petrogenetic significance: a cathodoluminescence study. Contrib. Mineral. Petrol. 106, Seiten 90-99.
  • G. Vavra (1994): Systematics of internal zircon morphology in major Variscan granitoid types. Contrib. Mineral. Petrol. 117, Seiten 331-344.
  • S. A. Wilde et. al. (2001): Titel. Nature 409, Seiten 175-178.

Weblinks

Wiktionary: Zirkon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen