Zisterne
Eine Zisterne (lat. cisterna für „unterirdischer Wasserbehälter“) ist ein unterirdischer oder abgedeckter Sammelbehälter für Trink- oder Nutzwasser.
Einsatzbereich
In Gebieten mit ungleichmäßigen Niederschlägen und schwer erreichbaren Grundwasservorkommen werden Zisternen als Pufferbehälter für die Wasserspeicherung für Haussysteme oder kleine Orte verwendet. Sie dienen dazu, den zugeleiteten Niederschlag oder das Oberflächenwasser zu speichern. In Gebieten mit Trockenperioden und felsigem Untergrund hängt von ihnen die gesamte Wasserversorgung ab, so dass dort eine Zivilisation ohne den Zisternenbau nicht möglich gewesen wäre.
Traditionen mit Zisternen gibt es zum Beispiel:
- in der Levante
- in Istanbul und Rom
- auf der Insel Pantelleria
- auf den Balearischen Inseln (Sitjot)
- bei den nordamerikanischen Pueblo-Indianern Acoma
Weit häufiger als Trinkwasser- sind heute Nutzwasserzisternen. Sie werden teilweise auch als Rückhaltebecken bezeichnet. Im Jahre 2002 waren in Deutschland etwa 24.000 Regenrückhaltebecken in Betrieb. Im wasserreichen Mitteleuropa wird im Privathausbereich zunehmend Zisternenwasser als Betriebswasser für Waschmaschinen, Toiletten und Gartenbewässerung verwendet, da für diese Zwecke keine Aufbereitung nötig und die Qualität ausreichend ist. Bei unzureichender öffentlicher Wasserversorgung können Zisternen auch als Löschwasserreservoir dienen.
Ausführungen
Im mediterranen Raum werden seit über 7000 Jahren Zisternen angelegt. Oftmals sind sie aus großen Steinblöcken gefügt und mit einem Deckstein oder einer Deckenkonstruktion versehen, um eine Verschmutzung zu vermeiden. Das Erreichen des wechselnden Wasserstands wird durch eine Treppe oder durch geeignete Hebevorrichtungen sichergestellt.
Die historischen Baustoffe für Zisternen sind Mauerwerk oder Beton. Wenn möglich, hat man die Zisternen auch in den anstehenden Fels geschlagen. Heute sind komplette, fertige Behälter (2-40 m³) aus Kunststoff oder Beton erhältlich. Sie dienen fast ausschließlich der Nutzung von Regenwasser.
Teilweise werden aufgelassene gereinigte Klärgruben oder gereinigte Öltanks als Zisterne zur Gartenbewässerung verwendet.
Wasserqualität
Regenwasser ist für den Trinkwasserbereich problematisch: In der Regel gelangt das mit Vogelkot, Laub, Staub und sonstigen Verunreinigungen versetzte Wasser ohne oder mit einer geringen Vorbehandlung in die Zisterne. Aufgrund der möglichen bakteriellen Belastung muss es mindestens gründlich entkeimt werden (z. B. durch Abkochen), ehe es als Trinkwasser geeignet ist.
Auch bei der Verwendung als Brauchwasser muss mit Geruchsproblemen gerechnet werden, weil organische Substanzen in der Zisterne in Fäulnis übergehen können.
Geschichte
Zisternen wurden bereits in der Stein- und Bronzezeit verwendet. Im Mittelalter findet man sie oft in Burgen auf Bergen, da Burgbrunnen aufgrund des großen Höhenunterschiedes zum Grundwasser besonders aufwendig zu erstellen sind. Dabei ist zwischen Tankzisternen und Filterzisternen zu unterscheiden. Eine Filterzisterne wurde z. B. auf der Riegersburg in der Steiermark gebaut, wo eine Zisterne ins Lavagestein geschlagen wurde. Das Regenwasser wurde durch Sandfilter in der Zisterne gesammelt. Durch die Filter wurde das Regenwasser gereinigt und mit Mineralstoffen angereichert.
Berühmte Zisternen
Eine der beeindruckendsten Zisternen ist Yerebatan Sarnıcı in Istanbul (Drehort für den James-Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau). Neben dieser ist die am höchsten Punkt der Altstadt von Cáceres in den Fels gehauene Zisterne, die sog. Aljibe von Cáceres, die größte der Welt. Im Jahre 1986 wurde dieser Ort in der spanischen Extremadura zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Ein weiterer gut erhaltener Aljibe ist der von Mérida.
Das arabische Wort „ibb“ für Zisterne wurde als "aljibe" ins Spanische übernommen. Seine Bedeutung hat es bis heute bewahrt. Trotz der Konkurrenz des lat. "cisterna" ist das Wort so vital, dass es auch auf moderne Begriffe wie "camión aljibe" „Zisternenwagen“ übertragen worden ist. Ab der Reconquista, als man sich mit den Mauren kriegerisch auseinandersetzte, hatte das Wort eine weitere Bedeutung, nämlich „Verlies“, „Gefängnis“. Dies rührt daher, dass man die Gefangenen zu Tausenden in unterirdische Zisternengewölbe gesperrt hat, wie man sie heute noch eindrucksvoll im marokkanischen Meknès besichtigen kann. Mit dem Ende der Feindseligkeiten verschwand auch diese Wortbedeutung. Die usbekische Form der Zisterne ist der Sardoba, der aber auch durch Fließgewässer gespeist werden kann. Beeindruckend ist Malik Sardoba zwischen Samarkand und Buchara. Auf der Insel Pantelleria dienen einige punische Zisternen noch heute als Wasserspeicher. Sie sind durch ein kompliziertes Überlaufsystem miteinander verbunden und weisen eine langovale Form auf, wie sie aus punischen Niederlassungen bekannt ist. Möglicherweise bereits aus der Zeit der jemenitischen Himyariten stammt im Stadtteil Crater von Aden der Zisternenkomplex der Tanks von Tawila.
Literatur
- Heinz Gaube, Sebastian Ristow: Zisterne. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 9. LexMA-Verlag, München 1998, ISBN 3-89659-909-7, Sp. 629–632.
- Otto Puchstein: Cisterna. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 2606 f.
- Giovanni Rizzo, Laura Ercoli: The Lining of the Ancient Cisterns in the Volcanic Island of Pantelleria, 515-524.