„Pamir (Gebirge)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
noch etwas zum namen
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 28: Zeile 28:


== Namensherkunft ==
== Namensherkunft ==
Die Namensherkunft ist unklar. „Pamir“ wird von einem [[Turksprachen|turksprachigen]] Wort mit der Bedeutung „kalte Steppenweide“ oder volksetymologisch von [[Persische Sprache|Persisch]] ''bam-i dunya'', „Dach der Welt“, hergeleitet.<ref>Rudolf Köster: ''Eigennamen im deutschen Wortschatz: Ein Lexikon.'' de Gruyter 2002, ISBN 978-3-11-017702-2, S. 132</ref> Im 19. Jahrhundert wurde der Name mit der indischen Mythologie verknüpft und als eine Verkürzung von [[Sanskrit]] ''upa meru'', „jenseits des (heiligen) Berges [[Meru (Mythologie)|Meru]]“, aufgefasst.<ref>Rémy Dor, Clas M. Naumann: ''Die Kirghisen des afghanischen Pamir.'' Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1978, S. 24</ref> Des Weiteren wurde „Pamir“ von persisch ''po-i mihr'' hergeleitet, mit ''po'', „Fuß“, und ''mihr'', „[[Mithras|Mithra]]“, also „zu Füßen des (persischen Sonnengottes) Mithra“. Neben diesen regionalen Bezügen soll der Name „Pamir“ nach einer weiteren Vermutung von Russen eingeführt worden sein, die im 17. Jahrhundert in der Gegend gegen die Chinesen kämpften.<ref>Suzanne Levi-Sanchez: ''The Afghan-Central Asia Borderland: The State and Local Leaders.'' (''Central Asian Studies'') Taylor & Francis, London 2016, S. 73</ref>
Die Namensherkunft ist unklar. „Pamir“ wird von einem [[Turksprachen|turksprachigen]] Wort mit der Bedeutung „kalte, trockene, hohe Steppenweide“ hergeleitet.<ref>"[https://books.google.de/books?hl=de&id=liEJAQAAIAAJ&focus=searchwithinvolume&q=Kalte+Steppenweide+ Deutschland. Sowjetunion: Aus fünf Jahrzehten kultureller Zusammenarbeit"] - Heinz Sanke Humboldt-Universität, 1966, S.517</ref><ref>Rudolf Köster: ''[https://books.google.de/books?redir_esc=y&hl=de&id=gNhObYv-GgQC&q=Pamir#v=snippet&q=Pamir&f=false Eigennamen im deutschen Wortschatz: Ein Lexikon.]'' de Gruyter 2002, ISBN 978-3-11-017702-2, S. 132</ref> Im 19. Jahrhundert wurde der Name mit der indischen Mythologie verknüpft und als eine Verkürzung von [[Sanskrit]] ''upa meru'', „jenseits des (heiligen) Berges [[Meru (Mythologie)|Meru]]“, aufgefasst.<ref name ="Rémy">Rémy Dor, Clas M. Naumann: ''[https://books.google.de/books?hl=de&id=vPcrAAAAMAAJ&dq=Die+Kirghisen+des+afghanischen+Pamir&focus=searchwithinvolume&q=upa+meru Die Kirghisen des afghanischen Pamir.]'' Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1978, S. 24</ref> Alternative Deutungsmöglichkeiten leiten „Pamir“ von persisch ''po-i mihr'' ab, mit ''po'', „Fuß“, und ''mihr'', „[[Mithras|Mithra]]“, also „zu Füßen des (persischen Sonnengottes) Mithra“. Neben diesen regionalen Bezügen soll der Name „Pamir“ nach einer weiteren Vermutung von Russen eingeführt worden sein, die im 17. Jahrhundert in der Gegend gegen die Chinesen kämpften.<ref>Suzanne Levi-Sanchez: ''The Afghan-Central Asia Borderland: The State and Local Leaders.'' (''Central Asian Studies'') Taylor & Francis, London 2016, S. 73</ref> Eine volksetymologische Interpretation aus [[Persische Sprache|Persisch]] ''bam-i dunya'', „Dach der Welt“, wurde ebenfalls angenommen.<ref name ="Rémy"/> Der [[Der Große Brockhaus, 15. Auflage|Große Brockhaus]] hingegen leitet „Pamir“ aus der turksprachigen Bedeutung „kalte Steppenweide“ her.<ref>Der Große Brockhaus in 20 Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1928 – 35, Bd. 14 (1933), S.&nbsp;96 [[https://www.brockhaus.de/ecs/enzy/article/pamir-20 online]]</ref>


== Geographie ==
== Geographie ==

Version vom 5. Dezember 2018, 22:05 Uhr

Pamir
Karte des Pamirgebirges
Karte des Pamirgebirges

Karte des Pamirgebirges

Typische Pamirlandschaft
Typische Pamirlandschaft

Typische Pamirlandschaft

Höchster Gipfel Kongur (7649 m)
Lage Tadschikistan, Xinjiang (VR China), Afghanistan, Kirgisistan
Koordinaten 38° 38′ N, 75° 20′ OKoordinaten: 38° 38′ N, 75° 20′ O
Fläche 120.000 km²
p5

Der Pamir ist ein Hochgebirge in Zentralasien, das zum Dach der Welt gezählt wird. Es hat eine Fläche von etwa 120.000 km², wovon ca. 12.500 km²[1] vergletschert sind.

Namensherkunft

Die Namensherkunft ist unklar. „Pamir“ wird von einem turksprachigen Wort mit der Bedeutung „kalte, trockene, hohe Steppenweide“ hergeleitet.[2][3] Im 19. Jahrhundert wurde der Name mit der indischen Mythologie verknüpft und als eine Verkürzung von Sanskrit upa meru, „jenseits des (heiligen) Berges Meru“, aufgefasst.[4] Alternative Deutungsmöglichkeiten leiten „Pamir“ von persisch po-i mihr ab, mit po, „Fuß“, und mihr, „Mithra“, also „zu Füßen des (persischen Sonnengottes) Mithra“. Neben diesen regionalen Bezügen soll der Name „Pamir“ nach einer weiteren Vermutung von Russen eingeführt worden sein, die im 17. Jahrhundert in der Gegend gegen die Chinesen kämpften.[5] Eine volksetymologische Interpretation aus Persisch bam-i dunya, „Dach der Welt“, wurde ebenfalls angenommen.[4] Der Große Brockhaus hingegen leitet „Pamir“ aus der turksprachigen Bedeutung „kalte Steppenweide“ her.[6]

Geographie

Der äußerste Norden des Faltengebirges gehört zu Kirgisistan, der Osten zu China, der Süden zu Afghanistan, der Rest zu Tadschikistan. Der Pamir verbindet einige der großen Gebirgszüge Asiens: Tianshan im Norden, Karakorum im Süden, Kunlun Shan (zu dem der Oberlauf des Yarkant die Abgrenzung bildet) im Südosten und Hindukusch im Südwesten. Im Osten des Pamir schließt das Tarimbecken an, das im Süden durch das Hochland von Tibet begrenzt wird.

Die mittlere Höhe des Pamirs liegt bei etwa 3600 bis 4400 m, was meist über der hier bei 3700 m liegenden Baumgrenze liegt. Im Pamir entspringt unter anderen der Pamir, der rechte Quellfluss des Pandsch. Der größte See im Pamir ist der Karakul in Tadschikistan. Der längste Gletscher ist der 70 km lange Fedtschenko-Gletscher. Es gibt häufig Erdbeben, durch eines entstand 1911 der Saressee.

Das Klima ist rau und trocken. Die Bewohner sind meist Viehzüchter und halten Yaks und Fettschwanzschafe. Das Gebirge ist durch den Pamir Highway erschlossen.

Der Ost-Pamir während der Eiszeit

Der Pamir und die angrenzenden Gebirge

Der Ost-Pamir hat vom Westrand des Tarimbeckens eine Ost-West-Ausdehnung von etwa 200 km. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt vom Kingata Tagh bis zum nordwestlichen Kunlun-Ausläufer rund 170 km. Im Zentrum des Ost-Pamir befinden sich die Massive des Muztagata (7620 m) und des Kongur Tagh (Qungur Shan, 7578[7], 7628 oder 7649 m).

Die bis zu 21 km langen heutigen Talgletscher sind auf die über 5600 m hohen Gebirgsmassive beschränkt. Während der letzten Eiszeit bedeckte das Gletschereis noch das westlich von Muztagata und Kongur anschließende Hochplateau mit seinem aufgesetzten Mittelgebirgsrelief. Aus diesem Gletschergebiet ist ein Auslassgletscher nach Nordosten durch das Tal des Gez bis auf ca. 1850 m ü. M. und damit bis an den Rand des Tarimbeckens hinabgeflossen. Dieser Auslassgletscher erhielt Zufluss vom Kaiayayilak-Gletscher aus der Kongur-Nordflanke. Vom nördlich angrenzenden Kara Bak Tor-Massiv (Chakragil c. 6800 oder 6694 m) massiv ist der Oytag-Talgletscher in gleicher Exposition ebenfalls bis auf ca. 1850 m ü. M. abgeflossen.

Die Gleichgewichtslinie (ELA) war eiszeitlich um 820 bis 1250 Höhenmeter gegenüber heute abgesenkt.[8][9] Hieraus errechnet sich – unter der Bedingung vergleichbarer Niederschlagsverhältnisse – eine eiszeitliche Temperaturabsenkung von mindestens 5 bis 7,5 °C.

Tierwelt

Die Tierwelt des Pamir setzt sich naturgemäß aus Hochgebirgsarten zusammen. Zu den bekanntesten, aber auch den seltensten Tieren des Gebirgszugs zählen der Schneeleopard und das Marco-Polo-Argali. Beide Arten werden im chinesischen Taxkorgan-Reservat geschützt, das im Grenzgebiet zum Karakorum gelegen ist.

Gebirgszüge

Blick vom Alaigebirge zum Transalaigebirge im Pamir. Links der 7134 m Pik Lenin.

Die wichtigsten Gebirgszüge des Pamir sind:

Berge

Zu den Bergen des Pamirs gehören unter anderen:[10]

Name Höhe
in [m]
Koord. Teilgebirge Land
Kongur (Kungur Tagh) 7649 () Kongur Shan CN
Kongur Jiubie (Kungur Tjube Tagh) 7530 () Kongur Shan CN
Muztagata 7509 () Muztagata-Massiv CN
Pik Ismoil Somoni (früher Pik Kommunismus, Pik Stalin) 7495 () Kette der Akademie der Wissenschaften TJ
Pik Lenin (neuer Name: Pik Abu Ali Ibn Sino; früher Pik Kaufmann) 7134 () Transalaigebirge TJ, KS
Pik Korschenewskaja 7105 () Kette der Akademie der Wissenschaften TJ
Qullai Istiqlol (früher Pik Revolution, Dreispitz) 6940 () Jasgulemkette TJ
Pik Rossija 6875 () Kette der Akademie der Wissenschaften TJ
Pik Moskau 6785 () Peter-I.-Kette TJ
Pik Karl Marx 6726 () Schachdarakette TJ
Pik Kurumdy 6614 () Transalaigebirge TJ, KS
Pik Garmo 6595 () Kette der Akademie der Wissenschaften TJ
Pik Engels 6510 () Schachdarakette TJ
Koh-e Pamir 6320 () Wachankette AF
Pik der Sowjetischen Offiziere 6233 () Muskolkette TJ
Pik Majakowski 6095 () Schachdarakette TJ
Pik Patchor 6083 () Ruschankette TJ
Pik Leipzig 5725 () Transalaigebirge TJ, KS
Pik Skalisty 5707 () Schugnankette TJ
Pik Kysyldangi 5704 () Südliche Alitschurkette TJ

f1 Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Berge: OSM

Anmerkung: Die Gipfel der Kongur- und Muztagata-Gruppe werden in einigen Quellen zum Kunlun gezählt, womit der Pik Ismoil Somoni der höchste Gipfel des Pamir wäre.

Literatur

Commons: Pamir – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Robert Middleton: Pamirs. pamirs.org, 2002

Einzelnachweise

  1. Malte Knoche, Ralf Merz, Martin Lindner, Stephan M. Weise: Bridging Glaciological and Hydrological Trends in the Pamir Mountains, Central Asia. In: Water. Band 9, Nr. 6, 13. Juni 2017, S. 422, doi:10.3390/w9060422 (mdpi.com [abgerufen am 17. Juni 2017]).
  2. "Deutschland. Sowjetunion: Aus fünf Jahrzehten kultureller Zusammenarbeit" - Heinz Sanke Humboldt-Universität, 1966, S.517
  3. Rudolf Köster: Eigennamen im deutschen Wortschatz: Ein Lexikon. de Gruyter 2002, ISBN 978-3-11-017702-2, S. 132
  4. a b Rémy Dor, Clas M. Naumann: Die Kirghisen des afghanischen Pamir. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1978, S. 24
  5. Suzanne Levi-Sanchez: The Afghan-Central Asia Borderland: The State and Local Leaders. (Central Asian Studies) Taylor & Francis, London 2016, S. 73
  6. Der Große Brockhaus in 20 Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1928 – 35, Bd. 14 (1933), S. 96 [online]
  7. Diercke Weltatlas. Westermann, 2. Ausgabe.
  8. M. Kuhle: New findings concerning the Ice Age (LGM) glacier cover of the East Pamir, of the Nanga Parbat up to the Central Himalaya and of Tibet, as well as the Age of the Tibetan Inland Ice. Tibet and High Asia (IV). Results of Investigations into High Mountain Geomorphology. Paleo-Glaciology and Climatology of the Pleistocene. GeoJournal, 42, 1997, (2–3), S. 87–257.
  9. M. Kuhle: The High Glacial (Last Ice Age and LGM) glacier cover in High- and Central Asia. Accompanying text to the mapwork in hand with detailed references to the literature of the underlying empirical investigations. J. Ehlers, P. L. Gibbard (Hrsg.): Extent and Chronology of Glaciations. Band 3: Latin America, Asia, Africa, Australia, Antarctica. Elsevier B.V., Amsterdam 2004, S. 175–199.
  10. Höhenangaben der Berge über 6750 Metern in Übereinstimmung mit: Liste aller Berge Asiens mit einer Höhe von mehr als 6750 Metern. 8000ers.com (Zugriff am 6. April 2010)