„Stefan George“ – Versionsunterschied

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* Günter Heintz: ''Stefan George. Studien zu seiner künstlerischen Wirkung.'' Hauswedell, Stuttgart 1986. (= Schriften zur Literatur- und Geistesgeschichte; 2) ISBN 3-7762-0249-1
* Günter Heintz: ''Stefan George. Studien zu seiner künstlerischen Wirkung.'' Hauswedell, Stuttgart 1986. (= Schriften zur Literatur- und Geistesgeschichte; 2) ISBN 3-7762-0249-1
* Friedrich-Wilhelm von Herrmann: ''Die zarte, aber helle Differenz. Heidegger und Stefan George.'' Klostermann, Frankfurt am Main 1999. ISBN 3-465-03022-2
* Friedrich-Wilhelm von Herrmann: ''Die zarte, aber helle Differenz. Heidegger und Stefan George.'' Klostermann, Frankfurt am Main 1999. ISBN 3-465-03022-2
*Thomas Karlauf: ''Stefan George. Die Entdeckung des Charisma.'' Blessing, München 2007, 816 S., Gebunden, ISBN 978-3-89667-151-6,  [http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/Doc~E6AB9B646E6E940DF8D5751CB24E30CC1~ATpl~Ecommon~Sspezial.html (Rezension)]
*Thomas Karlauf: ''Stefan George. Die Entdeckung des Charisma.'' Blessing, München 2007, 816 S., Gebunden, ISBN 978-3-89667-151-6,  ([http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/Doc~E6AB9B646E6E940DF8D5751CB24E30CC1~ATpl~Ecommon~Sspezial.html Rezension FAZ.net], [http://www.tagesspiegel.de/kultur/Literatur-Thomas-Karlauf;art138,2375784 Rezension Tagesspiegel])
* Thomas Karlauf; Karlhans Kluncker; Stefan George: ''Stefan George und Holland.'' Katalog der Ausstellung zum 50. Todestag, Universitätsbibliothek Amsterdam. Eine Dokumentation 1895-1983. Nachwort von Manuel R. Goldschmidt, [[Castrum Peregrini]] Presse, Amsterdam 1984, 139 S., ISBN 978-90-6034-052-3
* Thomas Karlauf; Karlhans Kluncker; Stefan George: ''Stefan George und Holland.'' Katalog der Ausstellung zum 50. Todestag, Universitätsbibliothek Amsterdam. Eine Dokumentation 1895-1983. Nachwort von Manuel R. Goldschmidt, [[Castrum Peregrini]] Presse, Amsterdam 1984, 139 S., ISBN 978-90-6034-052-3
* Karlhans Kluncker: ''"Das geheime Deutschland". Über Stefan George und seinen Kreis.'' Bouvier, Bonn 1985. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 355) ISBN 3-416-01858-3
* Karlhans Kluncker: ''"Das geheime Deutschland". Über Stefan George und seinen Kreis.'' Bouvier, Bonn 1985. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 355) ISBN 3-416-01858-3

Version vom 17. September 2007, 19:24 Uhr

Stefan George, 1910
Fotografie von Jacob Hilsdorf

Stefan Anton George (* 12. Juli 1868 in Büdesheim, heute Stadtteil von Bingen am Rhein; † 4. Dezember 1933 in Minusio bei Locarno) war ein deutscher Dichter und bedeutender Lyriker des Symbolismus und später auch der Neuromantik.


Leben

Kindheit und Jugend

Stéphane Mallarmé, 1896
Fotografie von Nadar

Stefan George wurde als Sohn des Gastwirts und Weinhändlers Stephan George und dessen Frau Eva (geb. Schmitt) geboren. George galt als verschlossenes, eigenbrötlerisches Kind und neigte gelegentlich zu Selbstherrlichkeit. Er besuchte ab 1882 das Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt. Währenddessen lernte er selbständig Italienisch, Hebräisch, Griechisch, Latein, Dänisch, Holländisch, Polnisch, Englisch, Französisch und Norwegisch, um verschiedene Literatur im Original lesen zu können. Seine Sprachbegabung veranlasste ihn auch, eine eigene Sprache zu entwickeln. In dieser Zeit entstanden erste Gedichte, die ab 1887 in der mit Schulfreunden gegründeten Zeitung Rosen und Disteln erschienen. 1901 veröffentlichte er sie in Die Fibel. 1888 legte er das Abitur ab. Danach bereiste George einige europäische Metropolen, wie London oder Paris. In der französischen Hauptstadt traf er auf den Symbolisten Stéphane Mallarmé und dessen Dichterkreis, der ihn nachhaltig beeinflussen sollte. Zu seinen näheren Kontaktpersonen gehörte auch Paul Verlaine. In diesem Kreis gewann er eine exklusive und elitäre Kunstauffassung, die man als "Aristokratie des Geistes" bezeichnen könnte. Seine Dichtungen sollten sich jeglicher Zweckgebundenheit und Profanisierung entziehen. Durch den Einfluss der Symbolisten entwickelte George eine Abneigung gegen die in Deutschland zu dieser Zeit sehr populären Literaturrichtungen des Realismus und des Naturalismus. Ab dem Jahr 1889 studierte er für drei Semester an der Universität Berlin an der Philosophischen Fakultät, brach sein Studium jedoch ab, da er nur selten zu Vorlesungen ging. Als „Die Fibel“ erschien, hatte er schon seinen dandyhaften Lebensstil angenommen, den er sein ganzes weiteres Leben pflegen sollte. Er hatte keinen festen Wohnsitz, sondern wohnte immer bei Freunden. Zwar hatte er von seinen Eltern ein umfangreiches Erbe erhalten, doch er zog diesen Lebensstil seines Selbstverständnisses wegen vor.

Kunst für die Kunst

Das Jahr der Seele

Vor allem sein frühes Werk zeugt von dem Versuch, eine lyrische Erneuerung in Deutschland durchzuführen. Hierzu gründete er die Zeitschrift Blätter für die Kunst, die ganz im Geiste des l’art pour l’art Baudelaires, Verlaines und Mallarmés im Dienst „einer kunst für die kunst“ standen. George selbst begründete seine Einstellung so: „Jeden wahren Künstler hat einmal die Sehnsucht befallen, in einer Sprache sich auszudrücken, deren die unheilige Menge sich nie bedienen würde, oder die Worte so zu stellen, dass nur der Eingeweihte ihre hehre Bestimmung erkenne.“ In dieser Zeit entstanden die Gedichtbände Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal, Die Bücher der Hirten und Preisgedichte, Das Jahr der Seele und Der Teppich des Lebens. 1892 gründete er zusammen mit Carl August Klein die Zeitschrift Blätter für die Kunst. Grundlage war Georges Einstellung zur Kunst, die der Dichtung diene und alles Gesellschaftliche ausblende.[1] Die "Blätter" erschienen bis 1919 in unregelmäßigen Abständen. Die Anfangsauflage betrug 200 Exemplare, die sich allerdings bis auf 2000 steigerte. Insgesamt erschienen 12 Folgen, von denen einige Doppelausgaben waren.

George trat in dieser Zeit vor ausgesuchtem Hörerkreis zu Lesungen auf. Während er in ein priesterliches Gewand gekleidet seine Verse verlas, lauschte das Publikum ergriffen. Anschließend empfing er einzelne Zuhörer zu Audienzen in einem Nebenzimmer. Seine Bücher waren auffällig gestaltet und zunächst nur in intellektuellen Kreisen vorhanden. Auffallend war das Schriftbild seiner Bücher. Die Texte sind in gemäßigter Kleinschreibung gehalten (Versalien für Versanfänge und teilweise Eigennamen und andere Betonungen). Ab 1904 erschienen Georges Drucke in einer eigenen Drucktype, der so genannten St.-G.-Schrift,[2] die vorgeblich auf Georges eigener "Handschrift" basierte.

Aus der Rätselhaftigkeit seiner Veröffentlichungen und seiner mystischen Selbstinszenierung entstand bald ein (durchaus erwünschter und eingeplanter) George-Kult.

Georges Ausführungen über die Kunst fanden immer mehr Anklang im geisteswissenschaftlichen Raum. Dies liegt vor allem daran, dass der Mitarbeiterkreis der Blätter für die Kunst Einfluss auf die Literaturwissenschaft des frühen 20. Jahrhunderts hatte. Der George nahestehende Friedrich Gundolf hatte beispielsweise den Lehrstuhl für Germanistik an der Universität Heidelberg inne und sorgte mit Abhandlungen über Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich von Kleist für Aufsehen. Karl Wolfskehl hingegen leistete bedeutende Arbeit auf dem Gebiet der Übertragung alt- und mittelhochdeutscher Dichtung.

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war George auch als Übersetzer aktiv. Allerdings waren dies keine Übersetzungen im herkömmlichen Sinne, sondern Umdichtungen. Er versuchte, beim Übersetzen Sinn und Rhythmus der ursprünglichen Dichtung nachzuempfinden.

George-Kreis

Hugo von Hofmannsthal, 1893
mit 19 Jahren

Zunehmend versammelten sich gleichgesinnte Dichter um George, die sich mit George geistig verbunden fühlten. Maßgebend für die Anschauungen des sogenannten George-Kreises waren Georges Veröffentlichungen. Während es zunächst ein Bund Gleichgestellter war, folgten ihm seine Anhänger, zu denen unter anderen Paul Gerardy, Karl Joseph Wolfskehl, Ludwig Klages und später Friedrich Gundolf gehörten, wie Jünger. Zu diesem Zeitpunkt war der Bund zwar hierarchisch auf George hin ausgerichtet, aber die Struktur blieb lose.

Zu seinen engen Vertrauten zählte auch der Wiener Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal (1874-1929), dem George ein väterlicher, bestimmender älterer Freund war. Ihre Beziehung dauerte von 1891 fast 15 Jahre an. Während dieser Zeit wechselten sie intensive Briefe. Hofmannsthal stellte in seinem "Gespräch über Gedichte" (1903) das berühmte, aus dem "Jahr der Seele" stammende Gedicht vor, mit dem George diesen Zyklus einleitet. Für viele zählt es zu den schönsten Zeugnissen lyrischer Landschaftsmalerei:


Komm in den totgesagten Park und schau:
Der Schimmer ferner lächelnder Gestade,
Der reinen Wolken unverhofftes Blau
Erhellt die Weiher und die bunten Pfade.
Dort nimm das tiefe Gelb, das weiche Grau
Von Birken und von Buchs: der Wind ist lau,
Die späten Rosen welkten noch nicht ganz,
Erlese, küsse sie und flicht den Kranz,
Vergiß auch diese letzten Astern nicht,
Den Purpur um die Ranken wilder Reben
Und auch was übrig blieb vom grünen Leben
Verwinde leicht im herbstlichen Gesicht.


Es wurde jedoch immer klarer, dass die gegenseitigen Erwartungen enttäuscht wurden und ihre künstlerischen Vorstellungen immer weiter auseinandergingen. So konzentrierte sich George nur auf die Lyrik und verlangte Gefolgschaft, der sich Hofmannsthal allmählich entzog, zumal er sich auch dem Drama und anderen Formen gegenüber aufgeschlossen zeigte. Auf die Widmung seines Trauerspiels "Das gerettete Venedig" von 1904 an George reagierte dieser ablehnend. Er bescheinigte Hofmannsthal, dass der Versuch den "Anschluß an die große Form zu finden", misslungen sei. Im März 1906 brachen sie den Kontakt ganz ab. Weitaus dramatischer erging es dem Heidelberger Professor Friedrich Gundolf, der sich so sehr in einer Art Hörigkeitsverhältnis zu seinem Meister, wie Stefan George auch genannt wurde, befand, dass er den Ausschluss aus dem George-Kreis (Grund war seine Heirat 1926 mit Elisabeth Salomon, die der eifersüchtige George nicht duldete) nicht verwand. 1927 erkrankte er an Krebs, an dem er 1931 starb. George hatte auch persönlichen Einfluss auf die jungen Gebrüder Stauffenberg. Berthold Graf Schenk von Stauffenberg bestimmte er als seinen Nacherben nach Robert Boehringer.

Georges intensive Pflege von Männerfreundschaften und Beziehungen zu überwiegend jungen Männern führte dazu, dass dem George-Kreis auch homosexuelle und päderastische Tendenzen nachgesagt werden.

Wandel zum pessimistischen Propheten

Ab 1907 ist eine Zäsur in Georges Vorstellung von der Kunst zu erkennen. Seine Werke gewannen zunehmend einen prophetischen und religiösen Charakter und verloren die Vorstellung der selbstgenügsamen Kunst. Fortan fungierte George zunehmend als ästhetischer Richter oder Ankläger, der gegen eine Zeit der Verflachung anzukämpfen versuchte. Anlass hierzu war vor allem das sogenannte Maximin-Kapitel. 1902 lernte George den vierzehnjährigen Maximilian Kronberger kennen. „Maximin“ (so nennt ihn George) wird vom zwanzig Jahre älteren George zur Gottheit hochstilisiert. Der engere George-Kreis folgte seinem Meister, so dass der sogenannte Maximin-Kult entstand, besonders wegen des frühen Todes Maximins im Jahre 1904.

Des Weiteren wurde der thematische Bruch Georges mit dessen Privatleben begründet. In dieser Zeit hatte er sich von dem okkulten Kreis Ludwig Klages’ und Alfred Schulers abgewandt. Zudem brach der Kontakt zu Hugo von Hofmannsthal ab. Der Wegfall einiger Anhänger und die Nachfolge durch jüngere Dichter sorgten für einen Wandel der Blätter für die Kunst. Die nun teilweise auch anonym veröffentlichten Gedichte rückten ins Metaphysische und behandelten mehrfach apokalyptische und expressionistische, sowie esoterisch-kosmische Themen. Auch der George-Kreis hatte sich dadurch verändert. War er zuvor eine Vereinigung Gleichgesinnter, wandelte er sich nun zu einem hierarchischen Bund aus Jüngern, die sich um ihren höhergestellten Meister George scharten.

Wichtige Arbeiten, die auf dieser Grundlage entstanden, waren die 1907 veröffentlichten Gedichtbände Maximin und Der siebente Ring. Den Höhepunkt erreichte er mit dem 1914 veröffentlichten Gedichtband Der Stern des Bundes.

Kriegsablehnung und Idol der Jugend

George prophezeite Kriegszerstörungen wie bei diesem Wald bei Ypern

George fiel nicht in die allgemeine Kriegseuphorie ein. Stattdessen prophezeite er einen für Deutschland düsteren Ausgang. So formulierte er in seinem zwischen 1914 und 1916 entstandenen Gedicht „Der Krieg“:

Zu jubeln ziemt nicht: kein triumf wird sein
Nur viele untergänge ohne würde . .
[...]
Der alte Gott der schlachten ist nicht mehr.
Erkrankte welten fiebern sich zu ende
In dem getob. Heilig sind nur die säfte
Noch makelfrei versprizt - ein ganzer strom.[1]

Das Kriegsende 1918 und die allgemeine Zerstörung und das Chaos empfand George als Bestätigung seiner Visionen. In der Weimarer Republik wurde er zum Idol einer idealistischen Jugend, und es formierten sich um ihn Jugendliche sowohl zionistischer als auch antisemitischer Prägung, ebenso wie nationalistisch und republikanisch eingestellte. Diesem Kreis gehörten auch der junge Claus Graf Schenk von Stauffenberg und Klaus Mann an. Mann erinnerte sich an seine Verehrung später wie folgt: „Inmitten einer morschen und rohen Zivilisation verkündete, verkörperte er eine menschlich-künstlerische Würde, in der Zucht und Leidenschaft, Anmut und Majestät sich vereinen.“ [3] George konnte den künstlerisch interessierten Jugendlichen offenbar mit seiner Person eine Stütze bieten, die dem Nihilismus der Zeit widersprach. George selbst stand der Republik skeptisch gegenüber. 1927 wurde ihm erstmals der Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main verliehen. George lehnte jedoch ab.

«Das neue Reich»

Stefan Georges Grab in Minusio

Georges Spätwerk Das neue Reich wurde 1928 veröffentlicht. In „Das neue Reich“ verkündete George eine hierarchische Gesellschaftsreform auf der Grundlage einer neuen geistig-seelischen Aristokratie. Von dem Gedichtband ausgehend wollten die Nationalsozialisten George für ihre Zwecke einspannen. George verfolgte jedoch die Verwirklichung eines Reiches auf rein geistiger Ebene und wollte keine politische Verwirklichung eines hierarchischen und totalitären Systems, weswegen er die Gesuche der Nationalsozialisten ablehnte.

Nach der Machtübernahme 1933 bot Reichspropagandaminister Joseph Goebbels ihm die Präsidentschaft einer neuen deutschen Akademie für Dichtung an. Dieses Angebot lehnte er allerdings ab. Auch der von Parteiseite pompös inszenierten Feier zu seinem 65. Geburtstag blieb er fern. Er begab sich schließlich, bereits schwer erkrankt, in die Schweiz, wo er am 4. Dezember im Krankenhaus in Locarno starb. Ob es sich bei der Reise in die Schweiz um ein Exil handelte oder nur um einen als vorübergehend geplanten Aufenthalt, ist nicht mehr festzustellen. George ist auf dem Friedhof von Minusio bestattet.

Bedeutung

Bronze-Denkmal
in der Fußgängerzone von Bingen

Literarisch

Georges Lyrik grenzt sich bewusst von der Sprache des Alltags und der von Medien geprägten Wortwahl durch hohe stilistische und formale Strenge ab. Viele seiner Gedichte sind exemplarische Vertreter selbstreflexiver Lyrik. Dramatik und Prosa galten ihm als weniger wertvolle literarische Gattungen, obwohl das Drama in seinem Kreis (beispielsweise von Henry von Heiseler) durchaus gepflegt wurde. Themen seines Frühwerks waren Tod, unerfüllte tragische Liebe und Hingezogenheit zur Natur. Georges Ziel in seinem Spätwerk war die Erschaffung eines neuen, schönen Menschen. Grundlage sollten Männlichkeit, Zucht, Sitte und Dichtkunst sein. Einige Texte wurden auch als Grundlage zu musikalischen Werken verwendet, so zum Beispiel von Arnold Schönberg (1874-1951), Wolfgang Rihm (1952), Theo Fischer (1926) und Anton von Webern (1883-1945).

Neben der eigenen Dichtertätigkeit und ausgedehnten Reisen durch ganz Europa war George außerdem noch Übersetzer von Dante, Shakespeares Sonette, Charles Baudelaire, Émile Verhaeren und anderen.

Stefan George hatte durch seine zahlreichen Kontakte zu bekannten deutschen Hochschulprofessoren wie z. B. Friedrich Gundolf großen Einfluss auf das deutsche Universitätswesen, vor allem in den Geisteswissenschaften.

Politisch

Georges Spätwerk Das neue Reich sah vor, sich auf rein geistiger Ebene zu verwirklichen. Das nahende Dritte Reich lehnte er ab. Allerdings taten dies nicht alle Anhänger Georges. Viele Mitglieder des George-Kreises sahen im Nationalsozialismus die Chance, das von George gewünschte neue Reich zu realisieren. Sie erkannten im Nationalsozialismus eine Ideologie, die mit Sitte und Männlichkeit ähnliche Ziele wie George vertrat, weshalb viele führende Anhänger Georges sich nach 1933 den Nationalsozialisten anschlossen. Auch die Führung einer geistigen Elite, die sich um einen Führer schart, passte sowohl in den George-Kreis als auch in das Nazi-System. Bekanntester Vertreter des George-Kreises war wohl Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der sich aus der Georgeschen Vorstellung eines "Heiligen Deutschland" heraus unter Einsatz seines Lebens gegen das System wandte und am 20. Juli 1944 einen Attentatsversuch auf Adolf Hitler unternahm.

Werke

  • Hymnen (1890)
  • Pilgerfahrten (1891)
  • Algabal (1892) (der Name bezieht sich auf den römischen Kaiser Elagabal)
  • Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der Hängenden Gärten" (1895)
  • Das Jahr der Seele (1897) Text
  • Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod (1900) [4]
  • Baudelaire. Blumen des Bösen. Umdichtungen (1901)
  • Die Fibel (1901)
  • Tage und Taten (1903)
  • Zeitgenössische Dichter. Umdichtungen. 2 Bände (1905)
  • Maximin. Ein Gedenkbuch (1907) (v. George herausgegeben, enth. auch Gedichte anderer)
  • Der siebente Ring (1907)
  • Dante. Stellen aus der Göttlichen Komödie (1909)
  • Shakespeare Sonnette. Umdichtungen (1909)
  • Dante. Göttliche Komödie (Öffentliche Ausgabe. 1912)
  • Der Stern des Bundes (1914) [5]
  • Der Krieg (1917)
  • Drei Gesaenge: An die Toten, Der Dichter in Zeiten der Wirren, Einem jungen Führer im ersten Weltkrieg (1921)
  • Das neue Reich (1928)
  • Gesamtausgabe der Werke (1927-1934)

Briefwechsel

  • Briefwechsel zwischen George und Hofmannsthal. Hrsg. von Robert Boehringer (1938)
  • Stefan George Briefwechsel. 1904-1930. Hrsg. von Friedrich Wolters. Amsterdam: Castrum Peregrini Presse 1998. (= Castrum peregrini; H. 233/235)
  • Briefe. Melchior Lechter und Stefan George. Hrsg. von Günter Heintz. Hauswedell, Stuttgart 1991. ISBN 3-7762-0318-8
  • Briefwechsel. Stefan George und Ida Coblenz. Hrsg. von Georg Peter Landmann und Elisabeth Höpker-Herberg. Klett-Cotta Stuttgart, 1983. ISBN 3-608-95174-1

Literatur

George-Kreis
Sekundärliteratur
  • Claus Victor Bock: Besuch im Elfenbeinturm. Reden, Dokumente, Aufsätze. Königshausen und Neumann, Würzburg 1990. (= Poesie und Philologie; 2) ISBN 3-88479-430-2
  • Wolfgang Braungart: Ästhetischer Katholizismus. Stefan Georges Rituale der Literatur. Niemeyer, Tübingen 1997. (= Communicatio; 15) ISBN 3-484-63015-9
  • Stefan Breuer: Ästhetischer Fundamentalismus. Stefan George und der deutsche Antimodernismus. Primus-Verlag, Darmstadt 1996. ISBN 3-89678-003-4
  • Heinz L. Arnold (Hrsg.): Stefan George. edition text + kritik, München 2005, Heft 168, ISBN 3-88377-815-X
  • Wolfgang Braungart (Hrsg.): Stefan George. Werk und Wirkung seit dem "Siebenten Ring". Niemeyer, Tübingen 2001. ISBN 3-484-10834-7
  • Stefan-George-Bibliographie 1976-1997. Mit Nachträgen bis 1976. Auf der Grundlage der Bestände des Stefan-George-Archivs in der Württembergischen Landesbibliothek, bearb. von Lore Frank und Sabine Ribbeck. Niemeyer, Tübingen 2000. ISBN 3-484-10823-1
  • Günter Heintz: Stefan George. Studien zu seiner künstlerischen Wirkung. Hauswedell, Stuttgart 1986. (= Schriften zur Literatur- und Geistesgeschichte; 2) ISBN 3-7762-0249-1
  • Friedrich-Wilhelm von Herrmann: Die zarte, aber helle Differenz. Heidegger und Stefan George. Klostermann, Frankfurt am Main 1999. ISBN 3-465-03022-2
  • Thomas Karlauf: Stefan George. Die Entdeckung des Charisma. Blessing, München 2007, 816 S., Gebunden, ISBN 978-3-89667-151-6,  (Rezension FAZ.net, Rezension Tagesspiegel)
  • Thomas Karlauf; Karlhans Kluncker; Stefan George: Stefan George und Holland. Katalog der Ausstellung zum 50. Todestag, Universitätsbibliothek Amsterdam. Eine Dokumentation 1895-1983. Nachwort von Manuel R. Goldschmidt, Castrum Peregrini Presse, Amsterdam 1984, 139 S., ISBN 978-90-6034-052-3
  • Karlhans Kluncker: "Das geheime Deutschland". Über Stefan George und seinen Kreis. Bouvier, Bonn 1985. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 355) ISBN 3-416-01858-3
  • Rainer Kolk: Literarische Gruppenbildung. Am Beispiel des George-Kreises 1890-1945. Niemeyer, Tübingen 1998. ISBN 3-484-63017-5
  • Werner Kraft: Stefan George. edition text + kritik, München 1980. ISBN 3-88377-065-5
  • Georg Kranner: Kraus contra George. Kommentare zu den Übertragungen der Sonette Shakespeares. WUV-Univ.-Verlag, Wien 1994. (= Commentarii; 1) ISBN 3-85114-133-4
  • Stephan Kurz: Der Teppich der Schrift. Typografie bei Stefan George. Stroemfeld, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-87877-054-1.
  • Geret Luhr: Ästhetische Kritik der Moderne. Über das Verhältnis Walter Benjamins und der jüdischen Intelligenz zu Stefan George. LiteraturWissenschaft.de, Marburg 2002. ISBN 3-936134-04-9
  • Joachim Möller: Wagner - Nietzsche - George. Das Ende von Musik, Philosophie, Dichtung. Verlag Die Blaue Eule, Essen 1994. (= Literaturwissenschaft in der Blauen Eule; 13) ISBN 3-89206-601-9
  • Maximilian Nutz: Werte und Wertungen im George-Kreis. Zur Soziologie literarischer Kritik. Bouvier, Bonn 1976. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 199) ISBN 3-416-01217-8
  • Carol Petersen: Stefan George. Colloquium-Verlag, Berlin 1980. (= Köpfe des XX. Jahrhunderts; 92) ISBN 3-7678-0505-7
  • Michael Petrow: Der Dichter als Führer? Zur Wirkung Stefan Georges im "Dritten Reich". Tectum-Verlag, Marburg 1995. ISBN 3-929019-69-8
  • Jens Rieckmann: Hugo von Hofmannsthal und Stefan George. Signifikanz einer "Episode" aus der Jahrhundertwende. Francke, Tübingen u.a. 1997. ISBN 3-7720-2169-7
  • Martin Roos: Stefan Georges Rhetorik der Selbstinszenierung. Grupello-Verlag, Düsseldorf 2000. ISBN 3-933749-39-5
  • Armin Schäfer: Die Intensität der Form. Stefan Georges Lyrik. Köln u.a., Böhlau 2005. ISBN 3-412-19005-5
  • Victor A. Schmitz: Stefan George und Rainer Maria Rilke. Gestaltung und Verinnerlichung. Wild, Bern 1978. ISBN 3-7284-0004-1
  • Franz Schonauer: Stefan George. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 10. Aufl., Rowohlt, Reinbek 2000. (= Rowohlts Monographien; 44) ISBN 3-499-50044-2
  • Martin A. Siemoneit: Politische Interpretationen von Stefan Georges Dichtung. Eine Untersuchung verschiedener Interpretationen der politischen Aspekte von Stefan Georges Dichtung im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1933. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1978. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Literatur u. Germanistik; 258)
  • Werner Strodthoff: Stefan George. Zivilisationskritik und Eskapismus. Bouvier, Bonn 1976. (= Studien zur Literatur der Moderne; 1) ISBN 3-416-01281-X
  • Hella Tiedemann-Bartels: Versuch über das artistische Gedicht. Baudelaire, Mallarmé, George. edition text + kritik, München 1990. ISBN 3-88377-354-9
  • Frank Weber: Die Bedeutung Nietzsches für Stefan George und seinen Kreis. Lang, Frankfurt am Main 1989. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 1140) ISBN 3-631-41904-X, Dissertation
  • Rudolf Wohlleben: Stefan George. Spurensuche für Liebhaber und Lernende. Eine praxisorientierte Einführung ins Literaturmuseum in Bingen. Rhein-Mosel-Verlag, Alf/Mosel 2004. ISBN 3-89801-304-9
  • Bodo Würffel: Wirkungswille und Prophetie. Studien zu Werk und Wirkung Stefan Georges. Bouvier, Bonn 1978. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 249) ISBN 3-416-01384-0

Quellen

  1. a b „Stefan George - Einführung in Leben und Werk“, von Thomas Ehrhardt
  2. Stephan Kurz: »George-Schriften«. In: Institut für Textkritik. 18. Januar 2007, abgerufen am 3. August 2007.
  3. Biographie Georges, androphile.org
  4. George: „Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod“
  5. George: „Der Stern des Bundes“

Weblinks

Wikisource: Stefan George – Quellen und Volltexte
Commons: Stefan George – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Biographien
Aufsatz und Artikel