„Cherokee“ – Versionsunterschied

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Der Name 'Tsalagi' ist eigentlich kein einheimisches Wort, sondern ein modifizierter Form des englischen Begriffs 'Cherokee'. Die ursprüngliche Eigenbezeichnung dieser Sprache hieß 'Anigiduwagi'.
Der Name 'Tsalagi' ist eigentlich kein einheimisches Wort, sondern ein modifizierter Form des englischen Begriffs 'Cherokee'. Die ursprüngliche Eigenbezeichnung dieser Sprache hieß 'Anigiduwagi'.


== Cherokee heute ==


Von den heute 308.132 Cherokee (US-Zensus 2000) lebt die Mehrheit in [[Oklahoma]] (70.000) und [[North Carolina]] (8.500).

Nur etwa 15.000 Cherokee sind heute noch Vollblutindianer. Die östlichen Cherokee lassen sich in konservative (oft Vollblutindianer) und moderne Cherokee (oft [[Mischling|Halbblut]]e) teilen. Die Konservativen leben meist abgelegen in den Bergen. Die Modernen wiederum unterteilen sich in die ''untere Klasse'' und die ''Mittelklasse''. Zugehörige der unteren Klasse leben ähnlich wie die Konservativen, fühlen sich aber nur dann als Indianer, wenn es um in der Vergangenheit begangene Ungerechtigkeiten an den Cherokee geht. Sie besuchen keine indianischen Zeremonien. Die Mittelklasse besteht aus Leuten mit sehr wenig indianischem Blut und kümmert sich primär um Geschäft und Wohlstand, nicht aber um Cherokee Nation. Die Konservativen begegnen ihnen mit Vorsicht. Die Haupteinnahmen erzielen die Östlichen Cherokee vor allem durch den [[Fremdenverkehr|Tourismus]], drei Fabriken und durch die [[Holzindustrie]]. Nur wenige Cherokee sind noch Vollzeitfarmer.
[[Image:Cherokeenationalflagpublicdomainimage.gif|thumb|Flagge der Cherokee-Nation]]
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=== Die Frage der Freigelassenen ===
Eine anhaltende Kontroverse innerhalb der Cherokee wird über den rechtlichen Status der Nachkommen von Sklaven geführt, welche die Cherokee einst hielten. Nach Ende des amerikanischen [[Sezessionskrieg]]s verpflichtete sich der Stamm seine 1863 freigelassenen Sklaven (''freedmen'') als vollwertige Stammesmitglieder aufzunehmen.<ref>{{cite web |url=http://digital.library.okstate.edu/Kappler/Vol2/treaties/che0942.htm#mn9 |title=Treaty with the Cherokee, 1866. Article 9|accessdate=19. Juni 2007 |author=Charles J. Kappler|date=1904|work=Indian Affairs: Laws and Treaties. Vol. 2, Treaties |publisher=Government Printing Office|language=Englisch}}</ref> Bis Ende der 1980er-Jahre hatten diese faktisch jedoch weder das passive noch das aktive Wahlrecht in Stammeswahlen. Im Jahr 2006 entschied das Oberste Gericht der Cherokee (''Judicial Appeals Tribunal of the Cherokee Nation''), dass eine solche Einschränkung durch die Stammesverfassung nicht gedeckt sei. Gleichzeitig wurde jedoch das prinzipielle Recht anerkannt, einen solchen Widerruf der Bürgerrechte der Nachfahren schwarzer Sklaven durchzuführen, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert werden.<ref>{{cite web |url=http://www.cherokee.org/docs/news/Freedman-Decision.pdf |title=Erkenntnis des Gerichts im Fall Lucy Allen v. Cherokee Nation Tribal Council |accessdate=19. Juni 2007 |author=Judical Appeals Tribunal of the Cherokee Nation|date=7. März 2006|format=pdf-Datei|language=Englisch}}</ref>

Am 3. März 2007 sprachen sich die Cherokee in einer Abstimmung mit einer Mehrheit von 76,6% für eine solche Änderung aus.<ref>{{cite web |url=http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/6416735.stm |title=Cherokees eject slave descendants |accessdate=19. Juni 2007 |date=4. März 2007|author=[[BBC News]] |format= |work=|language=Englisch}}</ref> Auf die Kritik afroamerikanischer Kongressabgeordneter<ref>{{cite web |url=http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/03/13/AR2007031302132.html |title=Black Caucus Seeks Federal Action on Cherokee Vote|accessdate=19. Juni 2007|author=[[Washington Post]]|date=14. März 2007|language=Englisch}}</ref> erwiderten die Befürworter des Entscheids, dass es sich nicht um Rassismus handle, da Angehörige jeglicher ethnischer Gruppierungen Angehörige der Cherokee sein können, solange dieser zumindest einen Cherokee als Vorfahren vorweisen kann.<ref>{{cite web |url=http://www.cherokee.org/TribalGovernment/Election/home.aspx?section=FAQ-Special&year=2007 |title=Cherokee Special Election 2007 - Questions and Answers|accessdate=19. Juni 2007 |author=Cherokee Nation Election Commission|language=Englisch}}</ref>

Die Frage ist noch nicht abschließend geklärt, da der Fall noch gerichtsanhängig ist.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 8. November 2007, 10:18 Uhr

Vorlage:Infobox Volksgruppe

Die Cherokee (Eigenbezeichnung Tsalagi, ursprünglich auch Aniyunwiya und Anikituhwagi), selten Tscherokesen, sind heute das größte Indianervolk Nordamerikas. Ihr Siedlungsgebiet war ursprünglich das Gebiet vom Ohio River bis in die heutigen US-Bundesstaaten Georgia und Alabama. Mit den Chickasaw, Choctaw, Muskogee und Seminolen wurden sie zu den fünf zivilisierten Nationen gezählt. 1809 bis 1819 entwickelte Sequoyah eine eigene Silbenschrift (Cherokee-Alphabet).

Geschichte

  • 1540 hatten sie ersten Kontakt mit dem Europäer Hernando de Soto
  • 1684 schlossen sie den ersten Vertrag mit den Weißen
  • 1730 - Handels- und Beistandsvertrag mit Großbritannien
  • Bei den kolonialen Kämpfen zwischen Briten und Franzosen kämpften sie auf der Seite der Briten
  • Durch Verträge mit den US-Amerikanern wurde ihr Gebiet sukzessive verkleinert, so dass 1790 bis 1817 viele Cherokee den Mississippi River nach Westen überquerten.
  • 1820 errichteten sie ein Regierungssystem nach Vorbild der jungen USA, aus gewähltem Häuptling, Senat und Repräsentantenhaus.
  • 1828 schriftliche Fixierung einer Verfassung
  • Nach Goldfunden stimmte 1835 ein Teil der Häuptlinge dem Verkauf des Landes und einer Umsiedlung in das Indian Territory Oklahoma zu, was zu einem Aufstand führte.
  • 1838-1839 wurden über 16.000 Cherokee nach Oklahoma umgesiedelt - die Hälfte überlebte den Pfad der Tränen (Trail of Tears) nicht.
  • 1865, Juni, Stand Watie ergibt sich als letzter Südstaatengeneral im Sezessionskrieg

Zur Zeit der Entdeckung Amerikas waren die Cherokee eine mächtige Nation. Aufgrund zweier Pockenepidemien (1738-1739 und 1760) wurden sie stark dezimiert. Bald überfluteten weiße Siedler ihr Land und drängten immer mehr Cherokee nach Westen. Die Cherokee passten sich erstaunlich gut den Weißen an - nicht zuletzt durch den regen Handel mit ihnen. Seit 1800 stellten sie Baumwollkleider her. Ab 1820 konnte beinahe jede Cherokee-Familie das Spinnrad bedienen. Jede Familie hatte ihre Farm. Das Land der Cherokee war in Distrikte unterteilt. Jeder Distrikt hatte ein Rathaus, einen Richter und einen Marschall. In allen Dörfern gab es Schulen. Sogar Print-Medien existierten. Viele Cherokee hatten sich durch Missionare zum Christentum bekehren lassen. All diese Anpassungsmethoden bewahrten die Cherokee jedoch nicht vor ihrem Schicksal.

Faksimile des Cherokee-Alphabets

1828 erklärte der Bundesstaat Georgia sämtliche Verträge mit den Cherokee für nichtig und ordnete die Umsiedlung nach Oklahoma an (siehe: Indianer-Ausweisung). Die Cherokee fochten vor Gericht diesen Entscheid an und erhielten Recht. Darauf meinte der US-Präsident Andrew Jackson: "Der Richter hat seine Entscheidung getroffen - nun lasst ihn sie durchsetzen". Jackson setzte sich über den Richterspruch hinweg und ließ die Cherokee zwangsumsiedeln. Von 18.000 Cherokee entkamen nur etwa 1.000 in die Hügel. Die übrigen wurden von der US-Armee nach Oklahoma begleitet. Auf dem beschwerlichen Marsch starb rund die Hälfte, weshalb der Marsch den Namen Trail of Tears erhielt.

Jene Cherokee, die der Zwangsumsiedlung entkamen, werden heute als Östliche Cherokee bezeichnet, die in Oklahoma sesshaften nennen sich Cherokee Nation.

Sprache

Beispiele für die Cherokee-Schrift

Die Sprache der Cherokee (Eigenbezeichnung 'Tsalagi') wird noch von 12.000 bis 22.000 Menschen gesprochen. Die Sprache ist eine grammatisch polysynthetische Sprache des Irokesischen Stammes. Die Sprache wird in einer eigenen Schrift geschrieben, die in den frühen Jahren des neunzehnten Jahrhunderts von Sequoyah entwickelt wurde, siehe Cherokee-Alphabet.

Der Name 'Tsalagi' ist eigentlich kein einheimisches Wort, sondern ein modifizierter Form des englischen Begriffs 'Cherokee'. Die ursprüngliche Eigenbezeichnung dieser Sprache hieß 'Anigiduwagi'.

Cherokee heute

Von den heute 308.132 Cherokee (US-Zensus 2000) lebt die Mehrheit in Oklahoma (70.000) und North Carolina (8.500).

Nur etwa 15.000 Cherokee sind heute noch Vollblutindianer. Die östlichen Cherokee lassen sich in konservative (oft Vollblutindianer) und moderne Cherokee (oft Halbblute) teilen. Die Konservativen leben meist abgelegen in den Bergen. Die Modernen wiederum unterteilen sich in die untere Klasse und die Mittelklasse. Zugehörige der unteren Klasse leben ähnlich wie die Konservativen, fühlen sich aber nur dann als Indianer, wenn es um in der Vergangenheit begangene Ungerechtigkeiten an den Cherokee geht. Sie besuchen keine indianischen Zeremonien. Die Mittelklasse besteht aus Leuten mit sehr wenig indianischem Blut und kümmert sich primär um Geschäft und Wohlstand, nicht aber um Cherokee Nation. Die Konservativen begegnen ihnen mit Vorsicht. Die Haupteinnahmen erzielen die Östlichen Cherokee vor allem durch den Tourismus, drei Fabriken und durch die Holzindustrie. Nur wenige Cherokee sind noch Vollzeitfarmer.

Flagge der Cherokee-Nation
Cherokee-Kinder beim Weben

Die Frage der Freigelassenen

Eine anhaltende Kontroverse innerhalb der Cherokee wird über den rechtlichen Status der Nachkommen von Sklaven geführt, welche die Cherokee einst hielten. Nach Ende des amerikanischen Sezessionskriegs verpflichtete sich der Stamm seine 1863 freigelassenen Sklaven (freedmen) als vollwertige Stammesmitglieder aufzunehmen.[1] Bis Ende der 1980er-Jahre hatten diese faktisch jedoch weder das passive noch das aktive Wahlrecht in Stammeswahlen. Im Jahr 2006 entschied das Oberste Gericht der Cherokee (Judicial Appeals Tribunal of the Cherokee Nation), dass eine solche Einschränkung durch die Stammesverfassung nicht gedeckt sei. Gleichzeitig wurde jedoch das prinzipielle Recht anerkannt, einen solchen Widerruf der Bürgerrechte der Nachfahren schwarzer Sklaven durchzuführen, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert werden.[2]

Am 3. März 2007 sprachen sich die Cherokee in einer Abstimmung mit einer Mehrheit von 76,6% für eine solche Änderung aus.[3] Auf die Kritik afroamerikanischer Kongressabgeordneter[4] erwiderten die Befürworter des Entscheids, dass es sich nicht um Rassismus handle, da Angehörige jeglicher ethnischer Gruppierungen Angehörige der Cherokee sein können, solange dieser zumindest einen Cherokee als Vorfahren vorweisen kann.[5]

Die Frage ist noch nicht abschließend geklärt, da der Fall noch gerichtsanhängig ist.

Siehe auch

Literatur

  • R. B. Holmes & B. S. Smith: Beginning Cherokee. 2. Aufl. Norman 1977.
  • Circe Sturm: Blood Politics. Race, Culture and Identity in the Cherokee Nation of Oklahoma. Berkeley/Los Angeles/London 2002. ISBN 0-520-23097-3
  • W. Walker: Native Writing Systems. Handbook of North American Indians; vol. 17: I. Goddard (ed.), Languages. Washington 1996, 158-184.
  • Theda Perdue: The Cherokee. Reihe: Indians of North America, Chelsea House Publishers, New York/Philadelphia 1989, ISBN 1-55546-695-8 (englisch)
Commons: Cherokee – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Charles J. Kappler: Treaty with the Cherokee, 1866. Article 9. In: Indian Affairs: Laws and Treaties. Vol. 2, Treaties. Government Printing Office, 1904, abgerufen am 19. Juni 2007 (englisch).
  2. Judical Appeals Tribunal of the Cherokee Nation: Erkenntnis des Gerichts im Fall Lucy Allen v. Cherokee Nation Tribal Council. (pdf-Datei) 7. März 2006, abgerufen am 19. Juni 2007 (englisch).
  3. BBC News: Cherokees eject slave descendants. 4. März 2007, abgerufen am 19. Juni 2007 (englisch).
  4. Washington Post: Black Caucus Seeks Federal Action on Cherokee Vote. 14. März 2007, abgerufen am 19. Juni 2007 (englisch).
  5. Cherokee Nation Election Commission: Cherokee Special Election 2007 - Questions and Answers. Abgerufen am 19. Juni 2007 (englisch).