„Theo van Gogh (Regisseur)“ – Versionsunterschied

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Bei einem Staatsbesuch des niederländischen Kronprinzen [[Willem-Alexander von Oranien-Nassau|Willem-Alexander]] und seiner Frau Prinzessin [[Máxima von Oranien-Nassau|Maxima]] in Marokko entschuldigte sich ein Schüler einer islamischen Schule in [[Marrakesch]] für die Ermordung Theo van Goghs.<ref>Expatica News: [http://www.expatica.com/actual/article.asp?subchannel_id=1&story_id=25408 Moroccan boy apologises to prince for Van Gogh killing], 17. November 2005</ref>
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== Reflexion in der Popkultur ==
== Reflexion in der Popkultur ==

Version vom 13. November 2007, 21:48 Uhr

Theo van Gogh, 2004

Theo van Gogh (* 23. Juli 1957 in Den Haag; † 2. November 2004 in Amsterdam) war ein niederländischer Filmregisseur, Publizist und Satiriker. Er wurde am 2. November 2004 vom islamischen Fundamentalisten Mohammed Bouyeri ermordet. Die Bluttat löste weltweit Bestürzung und Empörung aus. Der Regisseur war ein Ur-Urenkel von Theo van Gogh, dem Bruder Vincent van Goghs.

Van Gogh hatte zunächst Jura studiert, beschloss aber nach dem Abbruch des Studiums, Regisseur zu werden. Daneben arbeitete er für Funk und Fernsehen und schrieb provokante Kolumnen. Van Gogh war Mitglied der „Republikeins Genootschap” und stimmte bei den Parlamentswahlen für die aus Somalia stammende Islamkritikerin und ehemalige Parlamentsabgeordnete Ayaan Hirsi Ali (VVD), die nach der Flucht in die USA im Oktober 2007 wieder in die Niederlande zurückgekehrt ist.

Van Gogh als öffentliche Person

Demonstration auf De Dam in Amsterdam nach dem Mord

Van Gogh galt schon seit langem in den Niederlanden als enfant terrible. Er rief mit provokanten, auch zynischen Äußerungen und Spott immer wieder Kontroversen in den Medien hervor. So kritisierte er die multikulturelle Gesellschaft, die einen Angriff gegen die „Normen und Werte der westlichen Gesellschaft“ darstelle und den „aggressiven und rückständigen Islam“ verteidige. Moslems bezeichnete er gern als geitenneukers (Niederländisch: Ziegenficker). Dem Schriftsteller Leon de Winter warf van Gogh „Vermarktung seines Judentums“ vor und provozierte ihn und seine Frau in diesem Zusammenhang mit sexuellen Anzüglichkeiten. Andererseits forderte er glaubhaft Liberalität und Freiheit, zeichnete sich als Interviewer und Regisseur durch Sensibilität sowie Geduld im Umgang mit Gesprächspartnern und Schauspielern aus. Die Presse beschrieb ihn auch als liebevollen Familienmenschen.

1984 brachten ihm Bemerkungen über „zwei kopulierende gelbe Sterne in der Gaskammer” eine Klage wegen Antisemitismus ein; in der Berufungsverhandlung wurde er freigesprochen. Van Gogh beschränkte sich aber keineswegs auf jüdische oder islamische Themen, er attackierte ebenso christliche Werte und Symbole.

Einen seiner letzten Filme, Submission (dt. "Unterwerfung"), erstellte er in Zusammenarbeit mit der Islam-Kritikerin und ehemaligen Muslima Ayaan Hirsi Ali. Der Film handelt von vier islamischen Frauen, die über ihre Missbrauchserfahrungen sprechen. Die Fernsehausstrahlung im Sommer 2004 führte zu heftigen Reaktionen in der moslemischen Gemeinde, woraufhin Hirsi Ali wegen mehrfacher Morddrohungen zeitweilig unter Polizeischutz gestellt wurde, nicht jedoch van Gogh.

Van Gogh als Regisseur

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Der Schrei von Jeroen Henneman - Mahnmal für Theo van Gogh und die Meinungsfreiheit

Das Debüt van Goghs bestand 1981 in der Veröffentlichung des Films Luger. Für seine Filme Blind Date (1996) und In het belang van de staat (1997, dt. "Aus Staatsraison") erhielt er jeweils den Niederländischen Filmpreis Gouden Kalf (Goldenes Kalb). Zusammen mit Ayaan Hirsi Ali hatte er eines seiner letzten Filmprojekte (Submission) verwirklicht, das im Sommer 2004 nach seiner Fernsehausstrahlung für viel kontroverse Diskussion sorgte. Bis zu seinem Tod arbeitete er an einem Film über den 2002 ermordeten Pim Fortuyn (Arbeitstitel 06/05) und an einem Film über marokkanische Jugendliche (Arbeitstitel Cool). Als Schauspieler war er unter anderem zu sehen in De Noorderlingen (1992, dt. "Die Leute aus dem Norden").

Van Gogh war ein typischer "Aktionsregisseur". Die Qualität seiner Filme beruhte in erster Linie auf der Story und den Leistungen seiner Schauspieler. Die meisten seiner Produktionen waren Low-Budget-Produktionen und in sechs Fällen (von insgesamt 19 fertiggestellten Filmen) auch selbst finanziert. Während er in seinen Kolumnen und Debatten häufig extreme Standpunkte einnahm und sich angriffslustig gab, war er - laut Aussagen seiner Mitarbeiter - am Film-Set ein ruhiger und freundlicher Regisseur. Van Gogh behauptete, dass diese Haltung aus Berechnung resultiere, da er beobachtet habe, Schauspieler arbeiteten besser, wenn man sie nett behandele.

In den 1980er Jahren wechselte Van Gogh zu zurückhaltenden Literaturverfilmungen. Ab den 1990er Jahren schien er sich auf spannende Beziehungsfilme zu spezialisieren. Autoren wie Theodor Holman, Justus van Oel und Tomas Ross lieferten ihm dafür die Vorlagen.

Nach dem Erfolg von 06 und Blind Date waren Filmproduzenten eher geneigt, Geld in seine Produktionen zu stecken.

Van Gogh im Theater

Die Bühnenfassung von van Goghs "Das Interview" wurde am 17. Februar 2006 im Künstlerhaus Mousonturm uraufgeführt. Die Bühnenfassung schrieb Ray Rupert, Regie führte Kirsten Uttendorf, Katja Eva-Christine Richter, Pierre Maximilian Hillbrand.

Attentat

Ort, wo van Gogh ermordet wurde

Nach Ausstrahlung des Films "Submission" über die Unterdrückung der Frau durch den Islam erhielt van Gogh Morddrohungen. Am 2. November 2004 wurde er gegen neun Uhr in der Amsterdamer Linnaeusstraat ermordet.

Van Gogh war mit dem Fahrrad unterwegs zu seinem Büro, als er nach Augenzeugenberichten von einem Mann auf dem Fahrrad eingeholt wurde, der sofort auf ihn zu schießen begann. Van Gogh versuchte noch, auf die andere Straßenseite zu flüchten, wurde aber vom selben Mann weiter beschossen. Als van Gogh schon am Boden lag, durchschnitt ihm der Attentäter die Kehle und heftete mit zwei Messerstichen ein fünfseitiges Bekennerschreiben an den Körper, das auch eine Morddrohung an Ayaan Hirsi Ali enthält. Nach der Tat flüchtete der Täter Richtung Oosterpark, wo er von der Polizei nach einem Schusswechsel verletzt festgenommen werden konnte.

Der Attentäter ist der zum Tatzeitpunkt 26 Jahre alte Amsterdamer Marokkaner Mohammed Bouyeri, der in den Niederlanden geboren wurde und aufgewachsen ist. Er besitzt die marokkanische und niederländische Staatsbürgerschaft. Sowohl das auf dem Opfer zurückgelassene Bekennerschreiben als auch ein Abschiedsbrief, den der Attentäter bei sich trug, lassen darauf schließen, dass der Täter aus einem radikal-islamistischen Hintergrund heraus handelte; siehe dazu auch Farag Foda. Laut Meldungen des Justizministeriums war der Täter beim Algemene Inlichtingen- en Veiligheidsdienst (AIVD) – dem Niederländischen Geheimdienst – in Zusammenhang mit Ermittlungen zu Samir A. bereits bekannt. Dieser war Mitte des Jahres wegen der Vorbereitung terroristischer Anschläge verhaftet worden.

Nach dem Mord an Theo van Gogh kam es in den Niederlanden zu Brandanschlägen auf islamische und daraufhin auch auf christliche Einrichtungen. Diese Unruhen haben sowohl in den Niederlanden als auch im europäischen Ausland eine breite Diskussion über das Zusammenleben zwischen Europäern und islamischen Einwanderern ausgelöst. Van Goghs Sohn wurde laut seiner Familie mehrfach Opfer von Übergriffen muslimischer Jugendlicher.

Bei einem Staatsbesuch des niederländischen Kronprinzen Willem-Alexander und seiner Frau Prinzessin Maxima in Marokko entschuldigte sich ein Schüler einer islamischen Schule in Marrakesch für die Ermordung Theo van Goghs.[1]

Mitte November 2007 wurde bekannt, dass der als „Vorbild-Migrant“[2] geltende deutsch-türkische Popstar Muhabbet (Murat Ersen) nach der Auszeichnung des Dokumentarfilms "Der Tag, als Theo van Gogh ermordet wurde" von Esther Schapira und Kamil Taylan am 20. Oktober 2007 gegenüber Schapira und Taylan den Mord an Theo van Gogh mit den Worten "Theo van Gogh hat noch Glück gehabt, dass er so schnell gestorben ist. Ich hätte ihn in den Keller gesperrt und gefoltert." verteidigt hat. Auf die Nachfrage von Taylan habe Muhabbet versichert: "Ich meine das völlig ernst."[2]

Reflexion in der Popkultur

Die niederländische Popband Nits behandelt in ihrem Ende 2005 erschienenen Album Les Nuits den Mord an van Gogh in einer Songtrilogie.

Filmographie

  • Luger, 1982
  • Een dagje naar het strand, 1984
  • Charley, 1986
  • Terug naar Oegstgeest, 1987
  • Loos, 1989
  • Vals licht, 1993
  • Ilse verandert de geschiedenis, 1993
  • 06, 1994
  • Reunie, 1994
  • Eva, 1994
  • Een galerij: De wanhoop van de sirene, 1994
  • De Eenzame Oorlog Van Koos Tak, 1995
  • Blind Date, 1996
  • Hoe ik mijn moeder vermoordde, 1996
  • In het belang van de staat, 1997
  • Au, 1997
  • De Pijnbank, 1998
  • De Kampioen, 1999
  • Baby Blue, 2001
  • De nacht van Aalbers, 2001
  • Najib en Julia, 2002
  • Interview, 2003
  • Zien, 2004
  • Submission, 2004
  • Cool, 2004
  • 06/05, Dezember 2004

Van Gogh als Schauspieler

Dokumentation

Literatur

  • Buruma, Ian, Die Grenzen der Toleranz. Der Mord an Theo van Gogh, 2007.
  • Geert Mak: Der Mord an Theo van Gogh. Geschichte einer moralischen Panik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-518-12463-3 (Rezension)
  • Carolin Ködel: Anti-integrative Integrationsdiskurse in der deutschen Presse am Beispiel der Debatte um den Mord an Theo van Gogh. In: Siegfried Jäger / Dirk Halm (Hg.): Mediale Barrieren. Rassismus als Integrationshindernis. Münster 2007. ISBN 978-3-89771-742-8

Weblinks

Dossiers

Film

Einzelnachweise

  1. Expatica News: Moroccan boy apologises to prince for Van Gogh killing, 17. November 2005
  2. a b Thorsten Dörting und Reinhard Mohr: Musterknabe unter Islamismus-Verdacht, Der Spiegel, 13. November 2007


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Commons: Theo van Gogh – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien