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„Folgen der globalen Erwärmung in der Arktis“ – Versionsunterschied

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Das IPCC geht in seinem aktuellen Bericht davon aus, dass bis 2100 der Nordpol im Sommer eisfrei sein könnte. Anderen Wissenschaftlern scheint das noch untertrieben. Ein Team um die Forscherin [[Marika Holland]] hat in einer Modellstudie 2006 ermittelt, dass die Arktis bereits im Sommer 2040 erstmals gänzlich frei von Meereis sein könnte.<ref>Holland, M.M., C.M. Bitz und B. Tremblay (2006): ''Future abrupt reductions in the Summer Arctic sea ice'', in: Geophysical Research Letters, Vol. 33, L23503, {{DOI|10.1029/2006GL028024}} [http://www.cgd.ucar.edu/oce/mholland/abrupt_ice/holland_etal.pdf (PDF)]</ref> Gemeinsam mit ihrer Kollegin [[Julienne Stroeve]] schließt Holland nach einer neuen Studie von 2007 sogar 2020 als erstes Jahr dafür nicht aus.<ref>Stroeve, Julienne, Marika M. Holland, Walt Meier, Ted Scambos, and Mark Serreze (2007): ''Arctic Sea Ice Decline: Faster Than Forecast'', in: Geophysical Research Letters, Vol. 34, L09501, {{DOI|10.1029/2007GL029703}}</ref>
Das IPCC geht in seinem aktuellen Bericht davon aus, dass bis 2100 der Nordpol im Sommer eisfrei sein könnte. Anderen Wissenschaftlern scheint das noch untertrieben. Ein Team um die Forscherin [[Marika Holland]] hat in einer Modellstudie 2006 ermittelt, dass die Arktis bereits im Sommer 2040 erstmals gänzlich frei von Meereis sein könnte.<ref>Holland, M.M., C.M. Bitz und B. Tremblay (2006): ''Future abrupt reductions in the Summer Arctic sea ice'', in: Geophysical Research Letters, Vol. 33, L23503, {{DOI|10.1029/2006GL028024}} [http://www.cgd.ucar.edu/oce/mholland/abrupt_ice/holland_etal.pdf (PDF)]</ref> Gemeinsam mit ihrer Kollegin [[Julienne Stroeve]] schließt Holland nach einer neuen Studie von 2007 sogar 2020 als erstes Jahr dafür nicht aus.<ref>Stroeve, Julienne, Marika M. Holland, Walt Meier, Ted Scambos, and Mark Serreze (2007): ''Arctic Sea Ice Decline: Faster Than Forecast'', in: Geophysical Research Letters, Vol. 34, L09501, {{DOI|10.1029/2007GL029703}}</ref>


[[Bild:Polarbear spitzbergen 2.jpg|thumb|right|Auch wenn Eisbären ausdauernde Schwimmer sind, droht ihnen durch schmelzendes Meereises ein deutlicher Rückgang der Population. Besonders Weibchen mit Jungen sind von stabilen Eiskorridoren abhängig.]]
[[Bild:Polarbear spitzbergen 2.jpg|thumb|right|Auch wenn Eisbären ausdauernde Schwimmer sind, droht ihnen durch schmelzendes Meereises ein deutlicher Rückgang der Population. Besonders Weibchen mit Jungen sind von stabilen Eiskorridoren abhängig.<ref name="Monnett, Gleason 2006">C. Monnett, J.S. Gleason (2006): ''Observations of mortality associated with extended open-water swimming by polar bears in the Alaskan Beaufort Sea'', in: Polar Biology, Volume 29, S. 681-687, [http://cat.inist.fr/?aModele=afficheN&cpsidt=17965710 online]</ref>]]
Sollte das arktische Meereis tatsächlich längerfristig und vollständig saisonal verschwinden, ist das Aussterben der [[Eisbär]]en zumindest in einigen Regionen nach Ansicht des Arctic Climate Impact Assessment möglich. Ein solch gravierender Einschnitt in das arktische Ökosystem hätte darüber hinaus schwerwiegende Folgen für andere Säugetiere, darunter besonders Meeressäuger, sowie für die anliegenden menschlichen Gemeinschaften. Eisbären hätten als einzige Möglichkeit, während der Sommermonate die Lebensweise der auf dem Festland lebenden [[Braunbär]]en nachzuahmen. Vorteile hätte ein solcher Wandel vermutlich für Walarten, die von offenen Wasserflächen profitieren.<ref>Arctic Climate Impact Assessment 2004, S. 487, 504, 509, 1004</ref>
Sollte das arktische Meereis tatsächlich längerfristig und vollständig saisonal verschwinden, ist das Aussterben der [[Eisbär]]en zumindest in einigen Regionen nach Ansicht des Arctic Climate Impact Assessment möglich. Ein solch gravierender Einschnitt in das arktische Ökosystem hätte darüber hinaus schwerwiegende Folgen für andere Säugetiere, darunter besonders Meeressäuger, sowie für die anliegenden menschlichen Gemeinschaften. Eisbären hätten als einzige Möglichkeit, während der Sommermonate die Lebensweise der auf dem Festland lebenden [[Braunbär]]en nachzuahmen. Vorteile hätte ein solcher Wandel vermutlich für Walarten, die von offenen Wasserflächen profitieren.<ref>Arctic Climate Impact Assessment 2004, S. 487, 504, 509, 1004</ref>



Version vom 16. Dezember 2007, 15:04 Uhr

Die zur Arktis zählenden Gebiete sind auf dieser Weltkarte grün eingefärbt.
Eine Satellitenaufnahme mit der Arktis im Zentrum, dank technischer Mittel ohne das (noch) übliche Meereis abgebildet

Die Folgen der globalen Erwärmung in der Arktis zählen zu den regionalen Auswirkungen der Erderwärmung. Zu ihnen gehören deutlich stärker als im weltweiten Durchschnitt ansteigende Lufttemperaturen, zurückweichende Gletscher, auftauender Permafrostboden und schmelzendes Meereis. Neben zahlreichen ökologischen Folgen werden diese auch gravierende Konsequenzen für die in der Arktis lebenden Menschen haben.

Temperaturerhöhung

In den vergangenen Jahrzehnten erhöhte sich die durchschnittliche Lufttemperatur in der Arktis etwa doppelt so schnell wie die globale Durchschnittstemperatur (die sich zwischen 1906 und 2005 um 0,74 °C ± 0,18 °C erhöhte[1]). Die Erwärmung des Gebiets nördlich von 60° N (etwa die Höhe von Stockholm oder Anchorage) beträgt seit einem leichten Temperaturminimum in den 1960ern und 1970ern durchschnittlich 1 bis 2 °C. Einige Regionen, darunter Alaska und Westkanada, erwärmten sich um 3 bis 4 °C seit 1950.[2] Seit 1980 erwärmt sich die Arktis am stärksten im Winter und Frühjahr, und zwar um etwa 1 °C pro Jahrzehnt. Am geringsten ist die Erwärmung im Herbst. Außerdem erwärmen sich die zur Arktis gehörenden inneren Regionen Nord-Asiens und der Nordwesten Nordamerikas am stärksten.[3]

Der Zeitraum 1995–2005 war der wärmste seit spätestens dem 17. Jahrhundert, und das Jahr 2005 war mit 2 °C über dem langjährigen Mittel von 1951 bis 1990 außergewöhnlich warm.[4] Zusätzlich zu den zur Erderwärmung führenden Treibhausgasen haben vermutlich auch anderen Bestandteile der Luft wie Rußpartikel einen wesentlichen Teil zu dieser lokalen Erwärmung beigesteuert.[5] Der Ruß stammt wahrscheinlich zum größten Teil aus Waldbränden in borealen Gebieten und zu geringeren Anteilen aus verbrannten fossilen Brennstoffen .[6]

Es gibt mehrerere Gründe dafür, dass sich die Arktis weit stärker erwärmt als andere Teile der Erdoberfläche – ein Phänomen, das auch als „polare Amplifikation“ bezeichnet wird.[7] Erstens sorgt die Eis-Albedo-Rückkopplung dafür, dass in Folge von Schnee- oder Eisschmelze frei werdender dunkler Untergrund sehr viel mehr Wärmeenergie aufnimmt, als es bei der zuvor stark reflektierenden weißen Schicht der Fall war. Dies gilt sowohl für Land- als auch für Wasserflächen. Zweitens wird weniger Energie für Verdunstung aufgewendet, so dass mehr Energie zur Lufterwärmung bereitsteht. Drittens ist die Atmosphärenschicht flacher, welche sich aufheizen muss um den Boden mitzuerwärmen. Und viertens können Veränderungen ozeanischer oder atmosphärischer Zirkulationen die Arktis besonders erwärmen.[2]

Bis zum Jahr 2100 wird mit einem weiteren Ansteigen der durchschnittlichen Lufttemperatur in der Arktis um 2 bis 9 °C gerechnet. Für die gesamte Erde geht das in Fragen der Klimaforschung maßgebliche Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) von einer demgegenüber deutlich geringeren Erwärmung um 1,1 bis 6,4 °C aus. In der (untersuchten westlichen) Arktis wurden mit dem unteren Rand dieser Schätzungen vergleichbare Temperaturen zuletzt während des sogenannten Holozänen Temperaturmaximums vor 10.000 bis 12.000 Jahren erreicht. Damals waren dort die Temperaturen um 1,6 ± 0,8 °C höher als im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Zu jener Zeit vollzog sich die Erwärmung allerdings im Laufe von wenigstens zwei Jahrtausenden, trat regional zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf und wurde vermutlich durch den damals noch vorhandenen Laurentidischen Eisschild über dem heutigen Kanada „ausbalanciert“.[8]

Zunehmender Niederschlag und „Regen-auf-Schnee-Ereignisse“

Im letzten Jahrhundert gab es in der Arktis eine Zunahme der Niederschläge um etwa 8 %, größtenteils als Regen. Im Herbst und Winter war der Anstieg dabei am stärksten ausgeprägt.[2] Die Niederschlagstrends sind jedoch örtlich sehr unterschiedlich und die Messungen noch recht ungenau.[3]

Im 21. Jahrhundert wird ein weiterer Anstieg der Niederschläge in der Arktis erwartet. Das vom Arktischen Rat in Auftrag gegebene Arctic Climate Impact Assessment (ACIA) prognostiziert einen Anstieg der Gesamtniederschläge um 20 %.[2] Besonders stark werden die Niederschläge in den Küstenregionen im Herbst und im Winter zunehmen.

Laut dem Arctic Climate Impact Assessment kommt es bereits heute immer häufiger zu so genannten „Regen-auf-Schnee-Ereignissen“. Dabei fällt besonders der Winterniederschlag auf die am Boden liegende Schneedecke. Dies verursacht eine schnellere Schneeschmelze und kann in manchen Regionen zu akuten Überflutungen führen. In Westrussland etwa traten solche „Regen-auf-Schnee-Ereignisse“ um 50 % häufiger über die letzten 50 Jahre auf.

Der schmelzende grönländische Eisschild

Luftbild des Jakobshavn Isbræ. Die farbigen Linien markieren den fortschreitenden Rückzug der Kalbungsfront des westgrönländischen Gletschers seit 1850 bis 2003.

Der zweitgrößte Eisschild der Erde (nach der Antarktis) und die größten Gletscher der arktischen Region befinden sich auf Grönland. Der grönländische Eisschild ist einer der letzten Reste der pleistozänen Inlandsvereisung. Er hat sich erhalten, weil sich das Eis durch zwei Rückkopplungen selbst kühlt: Erstens reflektiert es einen großen Teil der Sonnenenergie, ohne sich dabei zu erwärmen (die so genannte Eis-Albedo-Rückkopplung), und zweitens liegt die Oberfläche des kilometerdicken Eisschildes auf Hochgebirgsniveau in kälteren Luftschichten.

Die Temperaturen im Süden der Insel sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 2,5 °C gestiegen. In der Folge kam es zu rapiden Veränderungen in der Dynamik der Gletscher, zu deutlich ausgeweiteten Schmelzgebieten im Inland sowie zu einem deutlichen Massenverlust. Zwischen 1992 und 2005 hat sich der Anteil des grönlandischen Gebietes mit feststellbarer Eisschmelze um etwa 40.000 km2 pro Jahr vergrößert, wodurch jetzt über ein Viertel der Insel schmelzendes Eis aufweist.[9] Die beschleunigte Gletscherschmelze führt dazu, dass Grönland deutlich an Masse verliert. Insgesamt betrug der Massenverlust auf der größten Insel der Welt nach Messungen mit Satelliten zwischen April 2002 und November 2005 zwischen 239 ± 23 km3 und 224 ± 41 km3 pro Jahr.[10] Andere Messungen ergaben zwischen 2003 und 2005 eine Abnahme um 101 ± 16 Gigatonnen (Gt) jährlich, wobei der Eisschild oberhalb von 2000 Meter Höhe 54 Gt zugenommen und unterhalb davon 155 Gt verloren hat.[11] Zum Symbol für den Eisverlust wurde eine neue Insel namens Uunartoq Qeqertoq (auf englisch Warming Island), die im Jahr 2005 an der Ostküste entdeckt wurde. Nachdem eine große Menge Festlandeis geschmolzen war, stellte sich heraus, dass es sich bei Uunartoq Qeqertoq nicht um eine mit dem Festland verbundene Halbinsel handelt, wie zuvor angenommen worden war.

In Folge der Gletscherschmelze steigt Grönland langsam auf. Weil die Eismasse der Insel deutlich abnimmt, reduziert sich das auf Grönland lastende Gewicht. In den letzten Jahren hob sich das Festland hierdurch vor allem in den Küstenregionen stellenweise um bis zu 4 cm pro Jahr an. Vor 2004 lag dieser Wert noch bei 0,5 bis 1 cm. Daraus lasse sich schließen, dass das grönländische Eis derzeit viermal schneller schmelze als noch vor ein paar Jahren, so der Wissenschaftler Shfaqat Khan vom Danish National Space Center.[12] [13]

An einzelnen Gletschern Grönlands zeigt sich eine überraschende Dynamik, die zuvor (vermutlich auch aufgrund geringerer Forschungstätigkeit) bei Gletschern generell unbekannt war. Zwei der größten Gletscher der Insel, der Kangerdlugssuaq und der Helheim, die zusammen 35 % zum Massenverlust Ostgrönlands in den vergangenen Jahren beigetragen haben, wurden von einem Team um den Glaziologen Ian Howat detaillierter untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Schmelzrate der beiden Gletscher zwischen 2004 und 2005 verdoppelt hatte. Bis 2006 war der Massenverlust dann wieder auf den Wert von 2004 zurückgegangen.[14] Eine ähnliche Dynamik lässt sich auch am rechts abgebildeten Jakobshavn Isbræ an der Westküste Grönlands beobachten. Zwischen 2001 und 2003 hatte sich seine Schmelzrate drastisch beschleunigt und war dann 2004 wieder deutlich zurückgegangen. Während sich der Gletscher zwischen 1991 und 1997 im Durchschnitt um 15 m pro Jahr zurückgezogen hatte, war dieser Wert bis 2003 auf fast das Doppelte angewachsen. Parallel beschleunigte sich die Bewegung seiner Eismassen. Betrug deren Geschwindigkeit 1985 noch 6,7 km pro Jahr und 1992 bis 1997 sogar nur 5,7 km, stieg dieser Wert deutlich auf 9,4 km pro Jahr für 2000 und weiter auf 12,6 km im Jahr 2003 an. 2004 hatte sich der Rückzug dann wieder deutlich verringert, was die bis heute kaum berechenbare Dynamik des Jakobshavn Isbræ verdeutlicht.[15]

Anstieg des Meeresspiegels durch Schmelzwasser

Zwischen 1993 und 2003 betrug der weltweite Meeresspiegelanstieg nach Satellitenmessungen pro Jahr durchschnittlich 3,1 ± 0,7 mm. Der Eisschild Grönlands trug hierzu mit 0,21 ± 0,07 mm bei.[16] Bis 2007 erhöhte sich der globale Anstieg weiter auf 3,3 ± 0,4 mm.[17] Das IPCC schätzt, dass bis 2100 Erhöhungen des Meeresspiegels zwischen 0,19 m und 0,58 m möglich sind. Der Beitrag der schwer zu modellierenden Eisschilde Grönlands und der Antarktis ist hiervon allerdings ausdrücklich ausgenommen, weil das wissenschaftliche Verständnis ihrer Dynamik keine seriöse Abschätzung erlaubt.[18]

Grönlands Eismasse ist groß genug, um den Meeresspiegel weltweit über 7 m ansteigen zu lassen. Eine der heute absehbar größten katastrophalen Folgen der Erderwärmung bestünde demnach in einem kollabierenden Eisschild. In den vergangenen Jahren wurden Schätzungen kontinuierlich nach unten korrigiert, ab wann ein nicht wieder umkehrbarer Auflösungsprozess einsetzen und wie lange er anhalten würde, bis das gesamte grönländische Eis abgeschmolzen ist. Zu Beginn der 2000er Jahre wurde ein solches Szenario allenfalls im Laufe von Jahrtausenden für möglich erachtet. Heute ist es eher Konsens, dass hierbei höchstens in Jahrhunderten gerechnet werden sollte. Die in den vergangenen Jahren bekannt gewordenen Daten über rapide Veränderungen der Eisschilde deuten auf eine Dynamik hin, die das Bild von trägen, riesigen Eismassen zunehmend in Frage stellt.[19]

Zudem wurden 2006 und 2007 Studien veröffentlicht, welche den Verlust von beträchtlichen Teilen des Eisschildes sogar binnen einiger Jahrzehnte für nicht ausgeschlossen halten. Zu dieser Schlussfolgerung kommt ein Artikel von Jonathan Overpeck et al. in der Zeitschrift Science. Dieser sucht nach klimatischen Bedingungen in der Klimageschichte, die den in diesem Jahrhundert erwarteten ähneln. Dabei wird er mit der Eem-Warmzeit vor etwa 129.000 bis 118.000 Jahren fündig. Damals lagen die Meeresspiegel um wenigstens 4 und möglicherweise über 6 m höher als heute. Die Bedingungen in der Arktis, so die Autoren, könnten gegen Ende des 21. Jahrhunderts denen während der Eem-Warmzeit gleichen. Wenn aber damals große Teile des grönländischen Eisschildes geschmolzen seien, dann könne schwerlich davon ausgegangen werden, dass er nun vergleichbar hohe Temperaturen unbeschadet überstehen würde.[20] NASA-Klimatologe James Hansen warnte bereits ein Jahr vor Veröffentlichung dieser Studie vor einem rapidem Meeresspiegelanstieg als Folge überraschend schnell schmelzender Eisschilde. Hansen verweist dafür auf den am Übergang zur aktuellen Warmzeit aufgetretenen Schmelzwasserpuls 1A vor über 14.200 bis 14.700 Jahren. Während des Pulses stieg der Meeresspiegel um 20 m innerhalb von 400 bis 500 Jahren, oder um durchschnittlich einen Meter alle 20 Jahre.[21] Hansen nimmt nicht an, dass ein vergleichbar rascher Anstieg der Ozeane sehr wahrscheinlich sei, er geht jedoch von einer (im Plural) „in Metern“ zu messenden Erhöhung bis Ende des 21. Jahrhunderts aus.[22] [23]

Zurückgehende Gletscher außerhalb Grönlands

Auch an anderen Stellen in der Arktis beginnen die Gletscher abzuschmelzen. Seit 2000 gingen von den 40 Gletschern der 8.100 km² großen Vatnajökull-Eiskappe auf Island alle bis auf einen zurück.[24] In Island gingen zwischen 1995 und 2000 von 34 untersuchten Gletschern 28 zurück, vier waren stabil und zwei wuchsen.[25]

Im Kanadisch-arktischer Archipel gibt es zahlreiche große Eiskappen. Dazu zählen die Penny- und Barneseiskappen auf der Baffininsel (mit 507.451 km² die fünftgrößte Insel der Welt), die Byloteiskappe auf der Bylot-Insel (11.067 km²) und die Devoneiskappe auf der Devon-Insel (55.247 km²). Diese Eiskappen verlieren an Mächtigkeit und ziehen sich langsam zurück. Die Penny- und Barneseiskappen sind zwischen 1995 und 2000 in niederen Lagen (unter 1.600 m) jährlich um über 1 m dünner geworden. Insgesamt haben die Eiskappen der kanadischen Arktis zwischen 1995 und 2000 jährlich 25 km³ Eis verloren.[26]

Zwischen 1960 und 1999 hat die Devoneiskappe 67 ± 12 km³ Eis verloren. Die Hauptgletscher, die vom Rand der östlichen Devoneiskappe ausgehen, haben sich seit 1960 um 1–3 km zurückgezogen.[27] Die Simmoneiskappe auf dem Hazen-Hochland der Ellesmere-Insel hat seit 1959 47 % ihrer Fläche eingebüßt.[28] Halten die gegenwärtigen Bedingungen an, so wird das verbleibende Gletschereis auf dem Hazen-Hochland um 2050 verschwunden sein.

Nördlich von Norwegen liegt die Insel Spitzbergen, die von vielen Gletschern bedeckt ist. Der Hansbreen-Gletscher auf Spitzbergen z. B. zog sich zwischen 1936 und 1982 um 1,4 km zurück. Weitere 400 m Länge verlor er zwischen 1982 und 1998.[29] Auch der Blomstrandbreen hat sich verkürzt: In den vergangenen 80 Jahren hat die Länge des Gletschers um etwa 2 km abgenommen. Seit 1960 zog er sich durchschnittlich mit 35 m pro Jahr zurück, wobei sich die Geschwindigkeit seit 1995 erhöht hat.[30] Der Midre Lovenbreen-Gletscher hat zwischen 1997 und 1995 200 m Länge verloren.[31]

Schrumpfendes arktisches Meereis

Die bisher geringste direkt gemessene Ausdehnung des arktischen Meereises von September 2007 im Vergleich zum vorherigen Rekord-Minimum 2005 sowie dem mittleren Minimum der Jahre 1979 bis 2000.

In der Arktis steigt neben der Luft- auch die Wassertemperatur deutlich rascher als im globalen Durchschnitt.[2] Gleichzeitig nahm zwischen 1979, dem Beginn der modernen Satellitenbeobachtung, und 2005 die beobachtete Eisfläche um 1,5 bis 2,0 % pro Dekade ab. Der Flächenverlust hatte sich in den Wintern 2005 und 2006 bereits erheblich beschleunigt. In den beiden Jahren ist die maximale Ausdehnung des Meereises um jeweils 6 % gefallen – eine Steigerung um den Faktor 30 bis 40 im Vergleich zur in den Jahrzehnten zuvor ermittelten Schmelzrate.[32] Zwischen 1979 und 2006 konnte für jeden Monat im Vergleich zum Vorjahreswert ein deutlicher Verlust an Meereis festgestellt werden. Am stärksten ist dieser für den September, traditionell der Monat mit der geringsten Ausdehnung, wo er 8,6 ± 2,9 % pro Jahrzehnt beträgt.[33] Im Jahresdurchschnitt nahm die Meereisfläche zwischen 1979 und 2005 um 8,4 ± 1,5 % pro Jahrzehnt ab. Wird der untersuchte Zeitraum um nicht mit Satelliten beobachtete Jahre bis 1953 nach hinten erweitert, beträgt die Abnahme noch 7,7 ± 0,6 % pro Dekade.[34] Größere Unsicherheiten bestehen in der Erfassung der Dicke des Eispanzers. Hier schwanken die Angaben zwischen 40 % und 8 bis 15 % Abnahme.[16] In einer Pressemitteilung von September 2007 anlässlich der ersten Ergebnisse einer Arktisexpedition mit dem Forschungsschiff Polarstern schreibt das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI): „Große Flächen des arktischen Meereises sind in diesem Jahr nur einen Meter dick und damit etwa 50 Prozent dünner als im Jahr 2001.“[35]

In den letzten Jahren wurden für die Ausdehnung des arktischen Meereises immer neue Rekord-Tiefstände gemessen. Am 16. September 2007 war mit 4,13 Millionen km2 der Tiefstwert des Rekordjahres 2005 von 5,32 Mio. km2 deutlich unterschritten.[36] Der Durchschnittswert für den September 2007 lag bei 4,28 Mio. km2, etwa 23 % weniger als noch 2005. Verglichen mit dem langfristigen Mittelwert der Jahre 1979–2000 wurde 2007 eine Reduktion des Meereises um 39 % gemessen.[37] Zu Beginn der Satellitenbeobachtung 1979 und in den Folgejahren hatte die durchschnittliche Ausdehnung noch ungefähr 7,5 Mio. km2 betragen.

Die genannte Ausdehnung des Meereises (sea ice extent) gilt als robusterer Indikator als die verwandte Meereisfläche (sea ice area), welche am 12. September 2007 bei 2,92 Mio. km2 lag und damit ebenfalls deutlich unter dem bisherigen Tiefststand von 4,01 Mio. km2 aus dem September 2005.[38] In Folge der Eisschmelze meldete die Europäische Weltraumorganisation ESA am 14. September 2007, dass erstmals seit Beginn der Satellitenbeobachtungen die Nordwestpassage eisfrei war.[39] Während in den Medien daraufhin viel über die künftig mögliche Abkürzung des Seeweges zwischen Europa und Asien spekuliert wurde, dürfte die winterliche Unpassierbarkeit der Passage und die auch im Sommer erhebliche Gefahr, einen Eisberg zu rammen, dessen wirtschaftliche Nutzung für die nahe Zukunft marginal bleiben lassen.[40]

Das IPCC geht in seinem aktuellen Bericht davon aus, dass bis 2100 der Nordpol im Sommer eisfrei sein könnte. Anderen Wissenschaftlern scheint das noch untertrieben. Ein Team um die Forscherin Marika Holland hat in einer Modellstudie 2006 ermittelt, dass die Arktis bereits im Sommer 2040 erstmals gänzlich frei von Meereis sein könnte.[41] Gemeinsam mit ihrer Kollegin Julienne Stroeve schließt Holland nach einer neuen Studie von 2007 sogar 2020 als erstes Jahr dafür nicht aus.[42]

Auch wenn Eisbären ausdauernde Schwimmer sind, droht ihnen durch schmelzendes Meereises ein deutlicher Rückgang der Population. Besonders Weibchen mit Jungen sind von stabilen Eiskorridoren abhängig.[43]

Sollte das arktische Meereis tatsächlich längerfristig und vollständig saisonal verschwinden, ist das Aussterben der Eisbären zumindest in einigen Regionen nach Ansicht des Arctic Climate Impact Assessment möglich. Ein solch gravierender Einschnitt in das arktische Ökosystem hätte darüber hinaus schwerwiegende Folgen für andere Säugetiere, darunter besonders Meeressäuger, sowie für die anliegenden menschlichen Gemeinschaften. Eisbären hätten als einzige Möglichkeit, während der Sommermonate die Lebensweise der auf dem Festland lebenden Braunbären nachzuahmen. Vorteile hätte ein solcher Wandel vermutlich für Walarten, die von offenen Wasserflächen profitieren.[44]

Abnehmende Schneebedeckung

In den letzten 30 Jahren hat die schneebedeckte Fläche der artkischen Landgebiete um etwa 10 % abgenommen. Nach Modellrechnungen wird die Schneebedeckung bis zu den 2070er Jahren um zusätzlich 10–20 % abnehmen. Der größte Rückgang wird dabei in den Monaten April und Mai erwartet, wodurch sich die Schneesaison verkürzt. Die Wassereinträge von Flüssen in das Nordpolarmeer und in die Küstenmeere dürften früher als heute einsetzen. Angenommen wird zudem, dass die Gefrier- und Schmelzzyklen im Winter zunehmen und zur verstärkten Bildung von Eis- anstelle von Schneeschichten führen. Landtieren wird dadurch das Erreichen von Futter- und Aufzuchtplätzen erschwert.

Schwindender Permafrost

Der Permafrostboden wurde in den vergangenen Jahrzehnten deutlich wärmer. In Alaska wurden Temperaturanstiege an der Oberfläche um 5 bis 7 °C seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts gemessen, wobei die Erwärmung bis Mitte der 1980er Jahre bei 2 bis 4 °C lag und seitdem weitere 3 °C hinzugekommen sind. Neben der Oberfläche erwärmt sich auch die obere Bodenschicht. Im Nordwesten Kanadas wurde eine durchschnittliche Erwärmung der obersten 20 m des dortigen dauergefrorenen Bodens um 2 °C während der vergangenen 20 Jahre ermittelt. Geringere Erwärmungen wurden auch in Sibirien und Norwegen festgestellt. Von zwölf im Arctic Climate Impact Assessment untersuchten Regionen weist nur eine einzige eine leichte Abkühlung zwischen den späten 1980er bis zur Mitte der 1990er Jahre auf, während sich die elf anderen zum Teil deutlich erwärmten. Im Laufe des 21. Jahrhunderts wird erwartet, dass sich der südliche Rand des ständig gefrorenen Gebietes mehrere hundert Kilometer weit nach Norden verschieben wird. Bis 2080 könnte nach Berechnungen mit verschiedenen Klimamodellen die ständig gefrorene Bodenfläche auf 47 bis 74 % des heutigen Areals geschrumpft sein.[45]

Einige Folgen tauenden Permafrosts sind Küstenerosion, stellenweise auslaufende oder versickernde Teiche und Seen sowie neu entstehende Feuchtgebiete. Dazu sind geschädigte Wälder durch so genannte „betrunkene Bäume“ zu erwarten, wenn vorher fest im gefrorenen Boden verankerte Bäume im tauenden Matsch an Halt verlieren und in Schieflage geraten. Für Infrastruktur, etwa Straßen oder Pipelines, die auf Permafrost gebaut sind, muss mit erheblichen Schäden gerechnet werden, besonders wenn nicht kontinuierlich Ausbesserungsmaßnahmen vorgenommen werden. Zum Teil treten diese Schäden bereits heute auf, sie erzwingen hohe Ausgaben in den betroffenen Regionen.

In der Erde Sibiriens lagern besonders große Mengen des Treibhausgases Methan. Wenn der sibirische Permafrostboden auftauen sollte, droht dieses Methan zumindest teilweise freigesetzt zu werden. Die Folge wäre eine je nach frei werdender Menge verstärkte globale Erwärmung. Dies ist einer der vielen Rückkopplungseffekte im Klimasystem: Je wärmer die Erde wird, um so mehr Permafrostboden schmilzt, um so mehr Methan kann entweichen, und um so stärker wird wiederum die Erwärmung ausfallen.

Austrocknende arktische Teiche

Einer der von John Smol und Marianne Douglas 2006 untersuchten arktischen Teiche, der vollständig ausgetrocknet ist. Auf ihrer Forschungsreise fanden die beiden Wissenschaftler zahlreiche solcher Teichbette vor, die wenigstens mehrere tausend Jahre ununterbrochen mit Wasser gefüllt gewesen waren.

Vermutlich in Folge der Erderwärmung sind einige so genannte arktische Teiche im kanadischen Cape Herschel (auf der Ellesmere-Insel gelegen) zum Sommer 2006 erstmals vollkommen ausgetrocknet. Die seit 1983 von den Wissenschaftlern John P. Smol und Marianne S.V. Douglas beobachteten Teiche hatten nach paläolimnologischen Analysen wenigstens mehrere Jahrtausende ununterbrochen Wasser geführt.[46] Arktische Teiche sind kleine und relativ flache, besonders artenreiche Biotope. Außerdem sind sie eine der wichtigsten Quellen für Oberflächenwasser sowie Lebensraum zahlreicher Vögel und Insekten. Ihr Verschwinden wird auf das gestiegene Verhältnis von Verdunstung zu Niederschlägen zurückgeführt, ein Phänomen das nach Angaben der Autoren „möglicherweise mit der Klimaerwärmung zusammenhängt“.[47] In der Vergangenheit sind bereits öfter subarktische Teiche verschwunden, was mit dem zurückgehenden Permafrost erklärt werden konnte. Die arktischen Teiche seien jedoch eindeutig verdunstet, wie die gestiegene Salzkonzentration in noch nicht ganz verschwundenen Teichen mit stark reduzierter Wassermenge zeigt.

Soziale Folgen

In der Arktis leben schätzungsweise 3,8 Millionen Menschen, wovon etwa 10 % indigene Einwohner sind. In den Worten des Arctic Climate Impact Assessment sind sie in Folge des Klimawandels „mit großen wirtschaftlichen und kulturellen Folgen konfrontiert“, und müssen mit Gefahren oder Einschränkungen ihrer Nahrungssicherheit, ihrer Gesundheit und ihrer bisherigen Lebensweise rechnen.[2] Durch das zurückgehende Meereis können sich beispielsweise Inuit-Jägerinnen und Jäger nicht mehr auf traditionelles Wissen und Jagdrouten verlassen. Angeblich häuft sich die Zahl der Vorfälle, bei denen Menschen durch zu dünn gewordenes Meereis brechen und ertrinken.

Da der Zugang zu Nahrungsmitteln in jedem Fall von sicheren Reisewegen abhängt, bedrohen schwindendes Meereis oder auftauender Permafrost die Existenz mancher menschlicher Siedlungen in der Arktis. Beides beeinflusst auch die Wanderrouten von Rentieren und damit die Lebensweise der von ihnen abhängigen Menschen. Die klassischerweise von den Inuit gejagten Tiere sind ebenfalls von den bislang vorherrschenden Bedingungen in der Arktis abhängig. Hierzu gehören besonders Robben und Walrosse.

Erste Dörfer in der Arktis mussten aufgrund von Küstenerosion durch tauenden Permafrostboden aufgegeben und mehrere Kilometer entfernt im Inland neu aufgebaut werden. Für die Zukunft wird verstärkte Küstenerosion durch zurückgehendes Meereis, steigende Meeresspiegel und weiterhin tauenden Boden erwartet. War der Umzug ganzer Dörfer bislang auf Einzelfälle beschränkt, rechnet das Arctic Climate Impact Assessment mit einer zunehmenden Zahl davon in der Zukunft.[2]

Arktisches Klima beeinflussende Rückkopplungen

Rückkopplung 1 – Reflexionsvermögen der Oberfläche (Albedo)

Die Eis-Albedo-Rückkopplung bezieht sich auf die Schnee- und Eisflächen, die einen großen Teil der Arktis bedecken. Sie reflektieren bis zu 90 % der eingestrahlten Sonnenenergie ins Weltall. Daher ist die Erwärmung ganzjährig gering. Erwärmt sich die untere Atmosphäre, dann bilden sich Schnee und Eis im Herbst später - und im Frühling schmelzen sie früher. Das Abschmelzen der Schnee- und Eisfächen bringt die darunter liegenden Land- und Wasseroberflächen zum Vorschein, die einen großen Teil der Sonnenenergie absorbieren, da sie viel dunkler sind. Die Oberfläche wird hierdurch weiter erwärmt und das Abschmelzen verstärkt. Es besteht eine positive Rückkopplung, durch die sich die lokale Erwärmung selbst beschleunigt. Dieser Prozess hat bereits begonnen. Er ist deutlich beim Zurückgang der Gletscher, der arktischen Schneedecke und des Meereises erkennbar. Der Mensch beeinflusst das Rückstrahlungsvermögen durch die Verbrennung fossiler Energieträger, wodurch Kohlendioxid und Ruß entstehen. Ruß stellt neben dem Kohlendioxid das Hauptproblem dar, er wird von den Winden befördert, schlägt sich in der Arktis nieder und verdunkelt die Oberfläche des strahlend weißen Schnees und Eises.

Rückkopplung 2 – Veränderte Zirkulation des Ozeans

Es gibt verschiedenste Mechanismen, welche die von der Sonne erzeugte Wärme- und Strömungsenergie vom Äquator zu den Polen befördern und verursachen. Dazu zählen die global miteinander verbundenen Bewegungen der Wassermassen des Ozeans. Diese Bewegungen entstehen aufgrund von Unterschieden in der Temperatur und im Salzgehalt. Man bezeichnet dies als thermohaline Zirkulation.

In den vergangenen 120.000 Jahren ist der Nordatlantikstrom mehrfach unterbrochen worden.[48] Ursache dafür war vermutlich jeweils der Zufluss großer Mengen Süßwassers, welches den Verdichtungsprozess abschwächte und das Absinken des Oberflächenwassers verhinderte.

Theoretisch ist es denkbar, dass der Nordatlantikstrom durch den verstärkten Eintrag von Süßwasser aus den grönländischen Gletschern erneut unterbrochen wird. Ein Versiegen des Golfstroms hätte, wenn auch keine Eiszeit, so doch einen starken Kälteeinbruch in ganz West- und Nordeuropa zur Folge. Falls sich das Klima weiter erwärmt, könnte es mit der Zeit auch zu ähnlichen Veränderungen der übrigen ozeanischen Strömungen mit weit reichenden Folgen kommen. Eine Unterbrechung des Nordatlantikstroms wird bislang von den beteiligten Wissenschaftlern als zumindest mittelfristig sehr unwahrscheinlich erachtet.[49] Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird nach Simulationen mit Klimamodellen eine leichte Abschwächung des Nordatlantikstroms erwartet. Die vor einigen Jahren veröffentlichten Berichte, nach denen bereits ein sehr starker Rückgang gemessen werden konnte, haben sich im Nachhinein nicht bestätigt. Vielmehr wurde durch die genauere Untersuchung des Nordatlantikstroms in den letzten Jahren deutlich, dass dieser starken natürlichen Schwankungen unterliegt, aber bisher keine Abschwächungstendenzen aufweist.[50]

Rückkopplung 3 – Methan-Emissionen durch tauenden Permafrost

Große Mengen an Kohlenstoff sind in den riesigen Torfmooren Sibiriens und Teilen Nordamerikas als organische Materie im Dauerfrostboden gebunden. Die borealen Wälder und die arktische Tundra besitzen einige der größten Landvorräte an Kohlenstoff weltweit. Diese kommen in Form von Pflanzenmaterial in den Wäldern und als Bodenkohlenstoff in der Tundra vor. Der oben beschriebene Rückgang des arktischen Permafrosts führt zur Freisetzung großer Mengen des Treibhausgases Methan, was die globale Erwärmung wiederum verstärkt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): IPCC Fourth Assessment Report - Working Group I Report "The Physical Science Basis"
  2. a b c d e f g Arctic Climate Impact Assessment (2004): Arctic Climate Impact Assessment. Cambridge University Press, ISBN 0-521-61778-2, siehe online
  3. a b Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): Report of Working Group II, Impacts, Adaptation and Vulnerability, Chapter 15: Polar Regions (PDF, 1 MB) (englisch)
  4. Przybylak, Rajmund (2007): Recent air-temperature changes in the Arctic, in: Annals of Glaciology, Vol. 46, S. 316–324 (PDF)
  5. Quinn, P.K., T. S. Bates, E. Baum et al. (2007): Short-lived pollutants in the Arctic: their climate impact and possible mitigation strategies, in: Atmospheric Chemistry and Physics, Vol. 7, S. 15669–15692, siehe online
  6. Flanner, Mark G. , Charles S. Zender, James T. Randerson und Philip J. Rasch (2007): Present-day climate forcing and response from black carbon in snow, in: Journal of Geophysical Research, Vol. 112, D11202, (PDF)
  7. Cecilia Bitz (2006): Polar Amplification, in: RealClimate.org
  8. Kaufman, D.S., T.A. Ager, N.J. Anderson, P.M. Anderson, J.T. Andrews et al. (2004): Holocene Thermal Maximum in the Western Arctic (0–180°W), in: Quaternary Science Reviews, Nr. 23, S. 529–560, doi:10.1016/j.quascirev.2003.09.007 (PDF)
  9. Tedesco, Marco (2007): Snowmelt detection over the Greenland ice sheet from SSM/I brightness temperature daily variations, in: Geophysical Research Letters, Vol. 34, L02504, doi:10.1029/2006GL028466
  10. Chen, J. L., C. R. Wilson und B. D. Tapley (2006): Satellite Gravity Measurements Confirm Accelerated Melting of Greenland Ice Sheet, in: Science, Vol. 313, Nr. 5795, S. 1958–1960, doi:10.1126/science.1129007
  11. Luthcke, S.B., H.J. Zwally, W. Abdalati, D.D. Rowlands, R.D. Ray, R.S. Nerem, F.G. Lemoine, J.J. McCarthy, D.S. Chinn (2006): Recent Greenland Ice Mass Loss by Drainage System from Satellite Gravity Observations, in: Science, Vol. 314, Nr. 5803, S. 1286–1289, doi:10.1126/science.1130776
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