„Kartuzy“ – Versionsunterschied
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1842 kam es zu Ausschreitungen zwischen den evangelischen Deutschen und den katholischen Polen und Kaschuben. Aus Danzig kamen schließlich die schwarzen Husaren, die Leibgarde der preußischen Könige. |
1842 kam es zu Ausschreitungen zwischen den evangelischen Deutschen und den katholischen Polen und Kaschuben. Aus Danzig kamen schließlich die schwarzen Husaren, die Leibgarde der preußischen Könige. |
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Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Karthaus ein Marktflecken, der um 1848 insgesamt 817 Einwohner zählte (511 Katholiken, 273 Evangelische und 33 Juden). 1851 besuchte König [[Friedrich Wilhelm IV.]] Carthaus. Daran erinnert heute noch ein Denkmal. Die Karthäuser Lutherkirche wurde erst 1887 eingeweiht. 1894 erhielt Karthaus Eisenbahnanschluss. |
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Karthaus ein Marktflecken, der um 1848 insgesamt 817 Einwohner zählte (511 Katholiken, 273 Evangelische und 33 Juden). 1851 besuchte König [[Friedrich Wilhelm IV.]] Carthaus. Daran erinnert heute noch ein Denkmal. Die Karthäuser Lutherkirche wurde erst 1887 eingeweiht. 1894 erhielt Karthaus Eisenbahnanschluss. |
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Seit ungefähr 1865 gibt es in Karthaus eine [[Synagoge]]. Diese wurde 1939 zerstört und das Gelände blieb längere Zeit ungenutzt. Heute befindet sich auf dem Gelände eine Bankfiliale. Juden sind seit etwa 1820 in Karthaus ansässig. Ende des 19.ten Jahrhunderts lebten um die 140 Juden in Karthaus. 1931 waren es noch knapp 40. |
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Am 8. Februar 1920 rückt die polnische Armee in Karthaus ein, denn nach den Bestimmungen des [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] gehörte Karthaus nun zu Polen. Nachdem Westpreußen im Zuge des Vertrages von Versailles dem wiedergegründeten Polen als Zugang zur Ostsee zugeschlagen wurde, verließen viele Deutsche das Gebiet. 1910 waren von den ca. 70.000 Einwohnern des Kreises Karthaus 27,8% Deutsche, 1921 nur noch 7,8%. Es kam zu einer Volksabstimmung über die Staatsangehörigkeit. Viele Deutsche, die bei dieser Abstimmung für Deutschland gestimmt hatten, wurden später vom Polnischen Staat ausgewiesen. Wer für Polen optierte, wurde nach der deutschen Rückeroberung 1939 von der Nazi-Bürokratie benachteiligt oder als Kollaborateur diffamiert. In den Jahren 1919–1926 verließen insgesamt etwa 700.000 Deutsche die nun polnischen Gebiete. |
Am 8. Februar 1920 rückt die polnische Armee in Karthaus ein, denn nach den Bestimmungen des [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] gehörte Karthaus nun zu Polen. Nachdem Westpreußen im Zuge des Vertrages von Versailles dem wiedergegründeten Polen als Zugang zur Ostsee zugeschlagen wurde, verließen viele Deutsche das Gebiet. 1910 waren von den ca. 70.000 Einwohnern des Kreises Karthaus 27,8% Deutsche, 1921 nur noch 7,8%. Es kam zu einer Volksabstimmung über die Staatsangehörigkeit. Viele Deutsche, die bei dieser Abstimmung für Deutschland gestimmt hatten, wurden später vom Polnischen Staat ausgewiesen. Wer für Polen optierte, wurde nach der deutschen Rückeroberung 1939 von der Nazi-Bürokratie benachteiligt oder als Kollaborateur diffamiert. In den Jahren 1919–1926 verließen insgesamt etwa 700.000 Deutsche die nun polnischen Gebiete. |
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* [http://www.kmatuszczak.republika.pl/kartuzy/ Umfangreiche Seite zur Ortsgeschichte (polnisch)] |
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* [http://www.kartuzy-pradzieje.pl/ Stadtgeschichte] (polnisch) |
* [http://www.kartuzy-pradzieje.pl/ Stadtgeschichte] (polnisch) |
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* [http://www.sztetl.org.pl/de/city/kartuzy/ (jüdische Geschichte)] |
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=== Fußnoten === |
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Version vom 25. Januar 2012, 01:35 Uhr
Kartuzy | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Pommern | |
Powiat: | Kartuzy | |
Fläche: | 6,23 km² | |
Geographische Lage: | 54° 20′ N, 18° 12′ O | |
Einwohner: | 14.276 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 83-300 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 58 | |
Kfz-Kennzeichen: | GKA | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DW 211: Żukowo - Nowa Dąbrowa (- Słupsk) | |
DW 224: Wejherowo - Tczew | ||
DW 228: Kartuzy - Bytów | ||
Eisenbahn: | PKP-Linie 229: Kartuzy ↔ Stara Piła/Gdańsk Wrzeszcz | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadt- und Landgemeinde | |
Gminagliederung: | 26 Schulzenämter | |
Fläche: | 205,28 km² | |
Einwohner: | 34.037 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 166 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 2205023 | |
Verwaltung (Stand: 2007) | ||
Bürgermeisterin: | Mirosława Lehman | |
Adresse: | ul. Hallera 1 83-300 Kartuzy | |
Webpräsenz: | www.kartuzy.pl |
Kartuzy (deutsch Karthaus; kaschubisch Kartuzë) ist eine Stadt im Powiat Kartuski der Woiwodschaft Pommern in Polen. Sie gilt als die Hauptstadt der Kaschubei und liegt 32 Kilometer westlich von Danzig (Gdańsk) in der Kaschubischen Schweiz am Klostersee (Jezioro Klasztorne).
Geschichte
Zuerst schrieb man den Ort noch Carthaus, erst ab ungefähr 1860 setzte sich die Schreibweise „Karthaus“ durch. In Polen heißt die Stadt heute Kartuzy.
Ihren Namen verdankt die Stadt Kartäusermönchen, die 1380 aus Böhmen/Prag nach Kaschubien berufen wurden. Drei Jahr später gründeten sie das Kloster „Marienparadies“. Die Kartäusermönche lebten in Isolation, kamen aus ihrer Klause nur zum Speisen und Beten. Die Mönche konzentrierten sich auf das Jenseits nach dem Motto „memento mori“ (Bedenke, dass Du sterben musst). Das Dach des Klosters ist in Form eines Sargdeckels gestaltet, auch das Innere ist eher düster und dunkel. Vom Deutschen Ritter-Orden wurde das Kloster mit großen Zuwendungen bedacht und dessen Besitz beträchtlich erweitert. In den umliegenden Wäldern wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein Torf gestochen. Auf den Rodungen rund um das Kloster wurden evangelische Siedler aus Pommern angesetzt. 1418 wird ein Gasthaus in Karthaus erwähnt. Während der Reformationszeit wurde das Kloster arg in Mitleidenschaft gezogen, die Zahl der Mönche sank auf vier. 1826 wurde der asketische Orden von Preußen aufgelöst und das Kloster nebst Ländereien vom preußischen Staat beschlagnahmt. Erst seit diesem Zeitpunkt begann sich um das Kloster herum eine weltliche Stadt zu bilden. 1842 kam es zu Ausschreitungen zwischen den evangelischen Deutschen und den katholischen Polen und Kaschuben. Aus Danzig kamen schließlich die schwarzen Husaren, die Leibgarde der preußischen Könige. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Karthaus ein Marktflecken, der um 1848 insgesamt 817 Einwohner zählte (511 Katholiken, 273 Evangelische und 33 Juden). 1851 besuchte König Friedrich Wilhelm IV. Carthaus. Daran erinnert heute noch ein Denkmal. Die Karthäuser Lutherkirche wurde erst 1887 eingeweiht. 1894 erhielt Karthaus Eisenbahnanschluss.
Seit ungefähr 1865 gibt es in Karthaus eine Synagoge. Diese wurde 1939 zerstört und das Gelände blieb längere Zeit ungenutzt. Heute befindet sich auf dem Gelände eine Bankfiliale. Juden sind seit etwa 1820 in Karthaus ansässig. Ende des 19.ten Jahrhunderts lebten um die 140 Juden in Karthaus. 1931 waren es noch knapp 40.
Am 8. Februar 1920 rückt die polnische Armee in Karthaus ein, denn nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages gehörte Karthaus nun zu Polen. Nachdem Westpreußen im Zuge des Vertrages von Versailles dem wiedergegründeten Polen als Zugang zur Ostsee zugeschlagen wurde, verließen viele Deutsche das Gebiet. 1910 waren von den ca. 70.000 Einwohnern des Kreises Karthaus 27,8% Deutsche, 1921 nur noch 7,8%. Es kam zu einer Volksabstimmung über die Staatsangehörigkeit. Viele Deutsche, die bei dieser Abstimmung für Deutschland gestimmt hatten, wurden später vom Polnischen Staat ausgewiesen. Wer für Polen optierte, wurde nach der deutschen Rückeroberung 1939 von der Nazi-Bürokratie benachteiligt oder als Kollaborateur diffamiert. In den Jahren 1919–1926 verließen insgesamt etwa 700.000 Deutsche die nun polnischen Gebiete.
Von 1939 bis 1945 war Karthaus wieder deutsch. Am 10. März 1945 traf die Rote Armee ein. Die meisten Deutschen flohen daraufhin.
2007 hatte Kartuzy rund 15.204 Einwohner, wird als Hauptstadt Kaschubiens bezeichnet und in den Sommermonaten von recht vielen Urlaubsgästen besucht. Das dortige kaschubische Museum und das ehemalige Kloster, es ist heute eine normale Pfarrkirche, sind sehenswert.
Auf dem „Spitzberg“, westlich des Klosters, gab es vermutlich seit alten Zeiten eine heidnische Kultstätte. Nachgewiesen seit 1655 existiert dort die Kapelle „heilig Kreuz“. Diese verfiel zwischenzeitlich. Um 1900 stand nur noch der Turm, neben den man eine hölzerne Aussichtsplattform baute, die 1989 wiedererrichtet wurde.
Bevölkerungsentwicklung
1880: 2.179 Einwohner 1885: 2.300 Einwohner 1895: 2.377 Einwohner 1900: 2.642 Einwohner 1960: 7.900 Einwohner 1970: 10.600 Einwohner 1975: 11.600 Einwohner 1980: 12.000 Einwohner 1998: 16.100 Einwohner
Wappen
1923 erhielt Karthaus Stadtrechte und ein Wettbewerb für ein Wappen wurde ausgeschrieben. Das heutige Wappen entspricht dem Entwurf des berühmten kaschubischen Schriftstellers Aleksander Majkowski. Die sieben Sterne sind ein Symbol für die ersten sieben Mönche, die hierher kamen. Die blaue Farbe des Schildes symbolisiert die Ostsee, und die vielen Seen der Kaschubei. Der Greif ist Symbol der Kaschuben bzw. Pommern.
Söhne und Töchter der Stadt
- Andrzej Wroński (* 1965), polnischer Ringer
Städtepartnerschaften
- Caissargues, Frankreich (1990)
- Duderstadt, Deutschland (1995)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/57/Poland_Kartuzy_-_church.jpg/220px-Poland_Kartuzy_-_church.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/24/Muzeum_Kaszubskie%2CKaschubisches_Museum_Kartuzy.jpg/220px-Muzeum_Kaszubskie%2CKaschubisches_Museum_Kartuzy.jpg)
Verkehr
Seit 1886 bzw. 1905 bis 1994 bzw. 2000 bestand in Kartuzy Anschluss an die Bahnstrecke Pruszcz Gdański–Łeba, die aus Rentabilitätsgründen geschlossen werden musste. Am 24. März 2002 jedoch nahm man den Güterverkehr auf dem Teilstück Kartuzy–Stara Piła (Altemühle) wieder auf und hat von hier auch Verbindung nach Gdańsk Wrzeszcz (Danzig-Langfuhr).
Gemeinde
Die Stadt- und Landgemeinde Kartuzy gliedert sich neben dem gleichnamigen Hauptort in folgende 26 Ortsteile:
polnischer Name | kaschubischer Name | deutscher Name (bis 1920 und 1939-45) |
---|---|---|
Bącz | Bãccz | Bontsch 1942-45 Bonsch |
Borowo | Bòrowô | Borowo |
Brodnica Dolna | Dólnô Brodnica | Nieder Brodnitz 1942-45 Niederbrodnitz |
Brodnica Górna | Górnô Brodnica | Ober Brodnitz 1942-45 Oberbrodnitz |
Burchardztwo | Bùrchardztwò | Burchardswo |
Dzierżążno | Dzérżãżno | Seeresen |
Głusino | Głusëno | Glusino 1942-45 Glüsen |
Grzybno | Grzëbno | Gribno 1942-45 Grüben |
Kaliska | Kalëska | Kaliska |
Kiełpino | Kôłpino | Kelpin 1942-45 Kelpsee |
Kolonia | Kòlonijô | Wilhelmshuld |
Kosy | Kosë | Kossi 1942-45 Kössen |
Łapalice | Łapalëce | Lappalitz 1942-45 Garchendorf |
Mezowo | Mézowò | Mehsau |
Mirachowo | Mirochòwò | Mirchau |
Nowa Huta | Nowô Hëta | Nowahutta 1942-45 Neuhütte |
Pikarnia | Pikarniô | Pechbude |
Pomieczyńska Huta | Pòmiéczëńskô Hëta | Pomietschinerhütte 1942-45 Pommershütte |
Prokowo | Prokòwò | Prockau |
Ręboszewo | Rãbòszewò | Remboschewo 1942-45 Broddenfurt |
Sianowo | Sjónowò | Sianowo 1942-45 Schwanau |
Sianowska Huta | Sjónowò Hëta | Sianowerhütte 1939-45 Schwanauerhütte |
Sitno | Sëtno | Zittno 1942-45 Schütthof |
Smętowo Chmieleńskie | Smãtowò | Smentau 1942-45 Schmentau |
Staniszewo | Stajszewò | Stanischewo 1942-45 Stahns |
Stara Huta | Stôrô Hëta | Starahutta 1942-45 Althütte |
Verweise
Weblinks
- Offizielle Website
- Umfangreiche Seite zur Ortsgeschichte (polnisch)
- Stadtgeschichte (polnisch)
- (jüdische Geschichte)
Fußnoten
- ↑ a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.