Max Butting

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Max Butting (* 6. Oktober 1888 in Berlin; † 13. Juli 1976 ebenda) war ein deutscher Komponist.

Leben

Max Butting war der Sohn eines Eisenhändlers und einer Klavierlehrerin. Ersten Musikunterricht erhielt er von seiner Mutter und später von dem Organisten Arnold Dreyer. Nach dem Besuch des Realgymnasiums studierte er von 1908 bis 1914 an der Akademie der Tonkunst in München. Er nahm dort Unterricht in Komposition bei Friedrich Klose, Dirigieren bei Felix Mottl und Paul Prill sowie Gesang bei Karl Erler und besuchte zeitweilig auch Vorlesungen in Psychologie, Philosophie und Musikwissenschaft an der Münchner Universität. Buttings Ausbildung zum Komponisten erfolgte größtenteils in Privatstunden bei Walter Courvoisier, die ihm Klose nach einem Zerwürfnis nahegelegt hatte.

Im Ersten Weltkrieg wurde Butting wegen seines schlechten Gesundheitszustandes nicht zum Militärdienst eingezogen. Als er 1919 nach Berlin zurückkehrte, trat er auf Drängen seines Vaters als Gehilfe in dessen Geschäft ein, was er bis 1923 blieb. Man ließ ihm dort aber für seine kompositorische Betätigung ausreichend Freiräume. Schnell fand er Kontakt zu anderen jungen Künstlern und befreundete sich u.a. mit Walter Ruttmann und Philipp Jarnach. 1921 wurde Butting in die linksorientierte Novembergruppe aufgenommen, deren musikalische Veranstaltungen er bis 1927 leitete. 1925 war er zudem musikjournalistisch in den "Sozialistischen Monatsheften" tätig. Größere Bekanntheit erlangten seine Werke durch Aufführungen auf den Musikfesten der Gesellschaft für Neue Musik, in deren deutscher Sektion Butting zwischen 1925 und 1933 als Vorstandsmitglied arbeitete, und den Donaueschinger Musiktagen. 1929 dirigierte Hermann Scherchen in Genf Buttings dritte Sinfonie, was diesem auch auf internationaler Ebene Anerkennung einbrachte. Im gleichen Jahr wurde der Komponist stellvertretender Vorsitzender der Genossenschaft deutscher Tonkünstler.

Max Butting gehörte zu den ersten Komponisten, die sich intensiv mit dem Medium Rundfunk auseinandersetzten. So war er zwischen 1926 und 1933 Mitglied des Kulturbeirates der Funkstunde und von 1928 bis 1933 Leiter eines Studios für Rundfunkinterpretation am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium. Daneben hielt er an der Rundfunkversuchsstelle der Berliner Hochschule für Musik Meisterkurse für Hörspielkomposition ab, in denen u.a. Ernst Hermann Meyer sein Schüler war.

Im Januar 1933 hatte man Butting noch zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt, jedoch zeigte sich bald nach der Machtübernahme Adolf Hitlers, dass er den Nationalsozialisten als unerwünscht galt. Bis 1938 konnte Butting noch in der Urheberrechtsgesellschaft STAGMA arbeiten. Danach musste er erneut von der Eisenwarenhandlung seines Vaters existieren, die er nach dessen Tod 1932 einem Teilhaber überlassen hatte und nun Anfang 1939 eigenhändig übernahm. Um den Fortbestand des Geschäftes und damit seinen Lebensunterhalt abzusichern, sah sich der Komponist 1940 schließlich gezwungen, der NSDAP beizutreten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab Butting die Kaufmannstätigkeit auf und lebte als freier Komponist in Ost-Berlin. 1948 wurde er Mitglied des Kulturbundes und Cheflektor im Staatlichen Rundfunkkommitee der DDR. 1950 war er Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste, deren Vizepräsident er von 1956 bis 1959 war, und ab 1951 Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Komponisten und Tonsetzer (VdK der DDR) sowie Vorsitzender des Beirates der Anstalt zur Wahrung der Aufführungsrechte (AWA). In der DDR erhielt Butting zahlreiche Ehrungen: 1961 zeichnete man ihn mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber und später mit dem in Gold, 1968 mit dem Ehrendoktortitel der philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin und 1973 mit dem Nationalpreis aus.

Tonsprache

Buttings Musik knüpfte zunächst stilistisch an Anton Bruckner und Max Reger an und näherte sich in den 20er Jahren moderneren Strömungen. Allmählich gelang es ihm, einen ausgeprägten Personalstil zu entwickeln, der vorrangig von kontrapunktischer Arbeit geprägt ist und gleichermaßen dem musikalischen Neoklassizismus wie dem Expressionismus nahesteht. Die metrisch-rhythmische Gestaltung ist meist sehr differenziert und enthält häufig Taktartwechsel. Die Harmonik bewegt sich innerhalb einer oft dissonant geschärften Tonalität. Gelegentlich finden sich zwölftönige Themen, z.B. in der Sinfonie Nr. 9. Allerdings entwickelte Butting daraus nie eine echte Dodekaphonie im Sinne des von ihm kritisch bewunderten Arnold Schönberg. Formal orientierte sich der Komponist zwar auch an traditionellen Modellen, wie dem Sonatensatz, variierte diese jedoch häufig bzw. gab sie in nicht wenigen Werken zugunsten durchkomponierter Entwicklungsformen ganz auf. Er war stets bemüht, für jedes Werk eine individuelle Formlösung zu finden, wofür sein Sinfonieschaffen als exemplarisch gelten kann, in welchem von der Einsätzigkeit bis zur Fünfsätzigkeit alle Möglichkeiten der zyklischen Gestaltung vertreten sind.

Vor 1945 ein eher mäßig produktiver Komponist und in der Nazizeit fast völlig verstummt, erlebte Butting nach Kriegsende einen neuen Schaffensschub. Die Tatsache, dass die bei weitem größte Anzahl seiner Werke in der DDR entstand, ist vor allem daraus zu erklären, dass der Komponist es sich nun zu einer seiner Aufgaben machte, auch "Gebrauchsmusik" zu schreiben, welche die staatliche Forderung nach einer volksnahen, leicht verständlichen Kunst erfüllen sollte. Er knüpfte damit an einige von ihm bereits Ende der 1920er Jahre speziell für den Rundfunk geschriebene Werke an, die stilistisch der gehobenen Unterhaltungsmusik nahe stehen.

Im Zentrum von Buttings Schaffens stehen die zehn Sinfonien, die ihn als einen der bedeutendsten deutschen Sinfoniker seiner Generation ausweisen. Zu ihnen treten eine Kammersinfonie für dreizehn Soloinstrumente, zwei Sinfonietten und ein Triptychon für großes Orchester. Daneben hat er vor allem Kammermusikwerke geschrieben, unter denen zehn Streichquartette herausragen. Von seinem übrigen Werk sind ein Klavier- und ein Flötenkonzert, zahlreiche kürzere Orchesterstücke, überwiegend kleinformatige Klavierwerke sowie das Oratorium "Das Memorandum", die Oper "Plautus im Nonnenkloster" nach Conrad Ferdinand Meyer und mehrere Kantaten zu nennen.

Werke (Auswahl)

Orchesterwerke

  • Trauermusik op. 12 (1916)
  • Sinfonie Nr. 1 op. 21 für 16 Instrumente (1922)
  • Kammersinfonie op. 25 für 13 Instrumente (1923)
  • Sinfonie Nr. 2 op. 29 (1926)
  • Sinfonie Nr. 3 op. 34 (1928)
  • Sinfonietta mit Banjo op. 37 (1929)
  • Heitere Musik op. 38 (1929)
  • Sinfonie Nr. 4 op. 42 (1942)
  • Sinfonie Nr. 5 op. 43 (1943)
  • Sinfonie Nr. 6 op. 44 (1953, Erstfassung 1945)
  • Totentanzpassacaglia op. 51 (1947)
  • Sinfonie Nr. 7 op. 67 (1949)
  • Sonatine für Streichorchester op. 68 (1949)
  • Konzert für Flöte und Orchester op. 72 (1950)
  • Sinfonie Nr. 8 "Die Urlaubsreise" op. 84 (1952)
  • Sinfonische Variationen op. 89 (1953)
  • Fünf ernste Stücke nach Dürer op. 92 (1955)
  • Sinfonie Nr. 9 op. 94 (1956)
  • Sinfonietta op. 100 (1960)
  • Sinfonie Nr. 10 op. 108 (1963)
  • Konzert für Klavier und Orchester op. 110 (1964)
  • Triptychon op. 112 (1967)

Kammermusik

  • Streichquartett Nr. 1 A-Dur op. 8 (1914)
  • Streichquintett c-Moll op. 10 (1915)
  • Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 16 (1917)
  • Streichquartett Nr. 3 f-Moll op. 18 (1918)
  • Streichquartett Nr. 4 cis-Moll op. 20 (1919)
  • Quintett für Violine, Viola, Violoncello, Oboe und Klarinette op. 22 (1922)
  • Kleine Stücke für Streichquartett op. 26 (1923)
  • Streichquartett Nr. 5 op. 53 (1947)
  • Klaviertrio op. 54 (1947)
  • Streichquartett Nr. 6 op. 90 (1953)
  • Streichquartett Nr. 7 op. 95 (1956)
  • Streichquartett Nr. 8 "Die Nachgeburt" op. 96 (1957)
  • Streichquartett Nr. 9 op. 97 (1957)
  • Streichquartett Nr. 10 op. 118 (1971)

Klaviermusik

  • Sonate op. 82 (1951)
  • Sonatine für Gretl op. 87 (1852)
  • Zwei Toccaten op. 88 (1953)

Vokalmusik

  • "Das Memorandum" op. 52, Oratorium (1949; Text: Max Butting)
  • "An den Frühling" op. 59, Kantate (1948; Text: Max Butting)
  • "Der Sommer" op. 61, Kantate (1948; Text: Max Butting)
  • "Der Herbst" op. 62, Kantate (1948; Text: Max Butting)
  • "Der Winter" op. 63, Kantate (1948; Text: Max Butting)
  • "Die Lügengeschichte vom schwarzen Pferd" op. 71, Kantate (1949; Text: A. Eckener)
  • "Plautus im Nonnenkloster" op. 98, Oper (1958; Text: Hedda Zinner)

Literatur

  • Max Butting: Musikgeschichte, die ich miterlebte. Henschel, Berlin 1955.
  • Dietrich Brennecke: Das Lebenswerk Max Buttings. Deutscher Verlag für Musik (DVfM), Leipzig 1973.