Great Western Main Line
Die Great Western Main Line (GWML) ist eine bedeutende Eisenbahnstrecke in Großbritannien. Sie führt vom Bahnhof Paddington in London in westlicher Richtung über Reading, Swindon und Bath nach Bristol. Die GWML war die einstige Hauptstrecke der 1948 verstaatlichten Gesellschaft Great Western Railway. Sie wurde zwischen 1838 und 1841 erbaut.
Strecke
Auf der GWML verkehren fast ausschließlich Schnell- und Regionalzüge der Gesellschaft First Great Western. Schnellzugshaltestellen sind Slough, Reading, Didcot Parkway, Swindon, Chippenham und Bath. Zwischen London Paddington und dem Flughafen London-Heathrow verkehren Schnellzüge von Heathrow Express. Vorortszüge auf dieser Verbindung werden unter der Bezeichnung Heathrow Connect angeboten. Züge von Virgin Trains verkehren auf der Strecke Reading – Didcot, Züge von South West Trains gelegentlich zwischen Bath und Bristol.
Die GWML wurde in den 1970er Jahren für den Verkehr ausgebaut, um die Einführung des High Speed Train HST125 zu gestatten. Zwischen London und Wootton Bassett (Abzweig der South Wales Main Line) beträgt die Höchstgeschwindigkeit 125 mph (201 km/h), von dort bis Bristol 100 mph (161 km/h). Der Abschnitt zwischen London Paddington und dem Abzweig zum Flughafen London-Heathrow ist mit 25 kV 50 Hz Wechselstrom elektrifiziert. Bis Ende 2017 wurde die Oberleitung im Rahmen des Crossrail-Projekts bis Didcot Parkway ausgedehnt, eine ursprünglich geplante Elektrifizierung bis Bristol und weitergehend nach Cardiff und Swansea wurde im Juli 2017 auf unbekannte Zeit verschoben. Auf der restlichen Strecke wird im Dieselbetrieb gefahren, teils mit Elektro-Diesel-Hybridtriebzügen der Class 800 und seit 2018 Class 802.
Per Juli 2019 ist die 2018 wieder begonnene Elektrifizierung bis Bristol Parkway in Betrieb und bis Cardiff weit gediehen, sodass der elektrische Betrieb auf der Gesamtstrecke London - Cardiff im Dezember 2019 aufgenommen werden kann.
Zweigstrecken
Züge auf der GWML werden manchmal auf die Bahnstrecke Reading–Plymouth bis nach Westbury umgeleitet. Ab dort verkehren sie weiter auf der Wessex Main Line nach Swindon, Bath oder Bristol. Über Bristol hinaus verkehren einige Züge auf der Bristol–Taunton Line bis Weston-super-Mare oder weiter.
Der Jahresbericht 2007 von Network Rail rechnet folgende Strecken ebenfalls zur Great Western Main Line:
- von Didcot nach Oxford und Worcester über die Cherwell Valley Line und die Cotswold Line
- von Swindon nach Cheltenham über die Golden Valley Line
- von Swindon nach Cardiff und Swansea über die South Wales Main Line
- die Cross Country Route südlich von Birmingham
- alle Zweigstrecken
Geschichte
Erbaut wurde die GWML unter der Leitung des bekannten Ingenieurs Isambard Kingdom Brunel. Dieser traf zwei kontroverse Entscheidungen: Da er glaubte, eine breitere Spurweite würde die Laufeigenschaften bei hohen Geschwindigkeiten verbessern, wählte er nicht die damals schon übliche Normalspur von 4 Fuß 8½ Zoll (1435 mm), sondern eine Spurweite von 7 Fuß (2140 mm). Außerdem entschied er, die Strecke auf einer direkten Route durch das Tal der Themse zu führen, obwohl es damals in dieser Gegend keine nennenswerten Städte gab.
Der erste Abschnitt der GWML zwischen London und Taplow wurde 1838 eröffnet, drei Jahre später folgte nach dem Durchstich des Box Tunnel der Abschnitt bis nach Bristol. Die Great Western Railway konnte sich mit ihrer Breitspur nicht durchsetzen und 1892 wurde der letzte Abschnitt auf Normalspur umgebaut. In den 1930er Jahren verkehrte mit dem Cheltenham Spa Express der zeitweise weltweit schnellste fahrplanmäßige dampfbespannte Zug über die Strecke.[1] Nach der Verstaatlichung ging die Strecke 1948 in den Besitz von British Rail über. Seit der Privatisierung von British Rail Mitte der 1990er Jahre wird die Strecke hauptsächlich von Zügen der Gesellschaft First Great Western befahren.
Ab 2017[veraltet] wird der Abschnitt Maidenhead–Paddington auch von Crossrail befahren, welche dann via Tunnelstrecke eine Eisenbahnverbindung zur Great Eastern Main Line herstellen wird. Die Elektrifizierung der Great Western Main Line ist geplant. Ende 2017 wurde die bis zum Abzweig zum Flughafen Heathrow reichende Oberleitung über Maidenhead und Reading bis Didcot Parkway verlängert. Eine ursprünglich für 2016 bzw. 2017 geplante Elektrifizierung der Gesamtstrecke bis Bristol und der anschließenden South Wales Main Line über Cardiff und Swansea wurde nach Verzögerungen von der Regierung auf unbestimmte Zeit verschoben.
Die Strecke soll, als eine der ersten in Großbritannien, bis 2019[veraltet] mit ETCS Level 2 ausgerüstet werden. Zuvor ist eine Modernisierung des bestehenden Lichtsignalsystems vorgesehen, das anschließend von ETCS überlagert werden soll. Für den Betrieb auf der Strecke sind etwa 1800 Fahrzeuge mit ETCS auszurüsten.[2][3][4]
Siehe auch
Literatur
- Die Eisenbahnen von London nach Bristol und Dover. In: Illustrirte Zeitung. Nr. 22. J. J. Weber, Leipzig 25. November 1843, S. 348–352 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
- ↑ Ronald Krug: Aus dem Zugförderungsdienst: Die schnellsten Dampfzüge. Rekorde, Höchstgeschwindigkeiten und Reisegeschwindigkeiten im internationalen Vergleich. EK-Verlag, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-88255-770-1
- ↑ Chris Jackson: Intelligent train management will cut costs. In: Railway Gazette International. Band 167, Nr. 6, 2011, S. 61–64.
- ↑ Dan Harvey: Boring begins on cross-London link. In: Metro Report International. Band 26, Nr. 1, 2012, S. 30–34.
- ↑ Intelligence Market. In: Railway Gazette International. Band 171, Nr. 6, 2015, S. 18 f. (online).