Émile Eudes

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Emile Eudes

Émile Eudes (* 12. September 1843 in Roncey; † 5. August 1888 in Paris) war ein Anführer der Pariser Kommune.[1][2]

Émile Eudes war der Sohn von Jean-Baptiste Eudes, einem Hufschmied aus Ouville, und Céleste Potier, einer Wäscherin aus Granville. Er war das jüngste von sechs Kindern. Eudes besuchte das Collège von Saint-Lô, machte mit 17 Jahren sein Abitur und studierte anschließend Pharmazie in Paris, wo er seine spätere Frau Victorine Louvet kennenlernte.[3] Zu dieser Zeit wohnte er in Plaisance.[4] Er verkehrte in revolutionären Kreisen und bezeichnete sich selbst als Blanquisten, Freidenker und engagierten Antiklerikalen. Eine Zeitlang betrieb er eine Buchhandlung und er wurde Direktor der am 21. Oktober 1866 gegründeten Zeitschrift La Libre Pensée.[5]

Am 14. August 1870 nahm er zusammen mit Gabriel Marie Brideau[6] an dem vergeblichen Angriff der Blanquisten auf die Feuerwehrkaserne in La Villette teil, bei dem Waffen erbeutet werden sollten. Dafür wurde er trotz Gambettas Verteidigung ein erstes Mal zum Tode verurteilt. Er wurde im Gefängnis Sainte-Pélagie[A 1] inhaftiert. Während der Gerichtsverhandlung weigerte sich Victorine Eudes, Auguste Blanqui, den Drahtzieher des Angriffs, anzuzeigen.[7] Émile Eudes wurde in letzter Minute durch die Niederlage von Sedan gerettet.[8]

Während der Belagerung von Paris durch die deutschen Truppen (September 1870 bis März 1871) wurde er Mitglied des republikanischen Zentralkomitees des 20. Arrondissements[A 2] und Hauptmann des 138. Bataillons der Nationalgarde[A 3], wurde jedoch wegen seiner Teilnahme am Volksaufstand vom 31. Oktober abgesetzt.

Am 18. März 1871 eroberte er an der Spitze des Bataillons von Belleville das Rathaus der Stadt. Am 24. März ernannte ihn das Zentralkomitee der Nationalgarde zum Kriegsdelegierten. Am 26. März wurde er im 11. Arrondissement zum Mitglied des Zentralkomitees der Kommune gewählt. Auf seinen Vorschlag hin nahm die Versammlung den Namen „Kommune“ an. Er führte mit Unterstützung von Ranvrier[9] und Avrial[10] am 3. April 1871 einen der drei Ausbruchsversuche der Pariser Kommune zur Eroberung von Versailles an, wobei er eine Kolonne von 10.000 Mann und 8 Kanonen anführte. Dieser Versuch endete jedoch in einer Niederlage der Föderierten.[11]

Er wurde zum General befördert und während der blutigen Woche kämpfte er auf den Barrikaden in der Rue de Rennes, an der Kreuzung des Roten Kreuzes, bevor er sich in das Rathaus des 11. Arrondissements zurückzog. Am 28. Mai war der Widerstand beendet.[11]

Exil und Rückkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er entging nur knapp der Repression in Versailles und konnte mit Frau und Kindern in die Schweiz fliehen.[12] Er wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt und flüchtete später nach London, wo er sich mit Karl Marx anfreundete. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, zog er nach Edinburgh und wurde unter dem Namen „Robert“ Französischlehrer an der Royal Naval School in Yarmouth, einer Einrichtung, die der Elite der aristokratischen Jugend Großbritanniens vorbehalten war.[11]

Père Lachaise, Division 91, Eudes

Nach der Amnestie vom 3. März 1879 kehrte er nach Paris zurück, wo er seine revolutionären Aktivitäten schnell wieder aufnahm, indem er die Vereinigung Ni Dieu, ni Maître (Weder Gott noch Herr)[A 4] gründete und Vizepräsident der Ligue pour l’abolition de l'armée permanente (Liga für die Abschaffung des stehenden Heeres) wurde. 1881 gründete er das Comité révolutionnaire central, um Blanquis Kampf fortzusetzen. Dank der Großzügigkeit von Henri Rochefort wurde er Chefredakteur von L’Homme libre und setzte seinen revolutionären Kampf fort. Er starb an einem Herzinfarkt, als er eine Rede vor streikenden Arbeitern hielt. Seine Beerdigung auf dem Friedhof Père-Lachaise (91. Division) wurde von einer riesigen Menschenmenge verfolgt und an seinem Grab erwiesen ihm Louise Michel und viele andere die letzte Ehre.[13][11]

Im Text verwendet
  • Paul Bauer: Deux siècles d’histoire au Père Lachaise. Mémoire et Documents, 2006, ISBN 978-2-914611-48-0 (google.de).
  • Auguste Blanqui: La Patrie en danger. A. Chevalier, 1871.
  • André Boizard und Guy Poirier: Roncey, 900 ans d’histoire. Imprimerie Le Rachinel, 1984 (google.de).
  • Thomas Bouchet: Les Fruits défendus : socialisme et sensualité du XIXe siècle à nos jours. Stock, 2014, ISBN 978-2-234-07069-1 (google.de).
  • Jules Clère: Les Hommes de la Commune. Édouard Dentu, 1871 (Digitalisat auf Gallica).
  • Jean-Louis Ménard: Émile Eudes (1843–1888) : général de la Commune et blanquiste. Dittmar, 2005, ISBN 978-2-9519192-7-3 (google.de).
  • Jean-Louis Robert: Plaisance près Montparnasse. Quartier parisien 1840–1985. Publications de la Sorbonne, 2012, ISBN 978-2-85944-716-8 (google.de).
Weitere
  • Paul Delion: Les membres de la Commune et du Comité central. A. Lemerre éditeur, 1871, S. 319–324 (Digitalisat auf Gallica).
  • Bernard Noël: Dictionnaire de la Commune. L’Amourier éditions, 2021, ISBN 978-2-36418-060-4, S. 325 ff.
Commons: Émile Eudes – Sammlung von Bildern
  1. Zu diesem Gefängnis liegt unter Prison Sainte-Pélagie ein Artikel in der französischsprachigen Wikipédia mit einer Auflistung der prominenten Gefangen vor.
  2. Das Comité central républicain des Vingt arrondissements ist in der französischsprachigen Wikipédia näher beschrieben.
  3. Zu dieser liegt unter Garde nationale (France, 1870-1871) unter fr.wikipedia.org ein weiterführender Artikel vor.
  4. Zur namensgebenden Zeitschrift siehe den Artikel Ni Dieu ni Maître (journal) in der französischsprachigen Wikipédia.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ménard 2005
  2. Boizard und Poirier 1984, S. 117–121
  3. EUDES Victorine. In: Maitron. Abgerufen am 4. Juli 2024 (französisch).
  4. Robert 2012
  5. Bouchet 2014
  6. BRIDEAU Gabriel, Marie. In: Maitron. Abgerufen am 4. Juli 2024 (französisch).
  7. Clère 1871, S. 83
  8. L'Intransigéant vom 7. August 1888, Mort d’Émile Eudes auf Gallica
  9. RANVIER Gabriel. In: Maitron. Abgerufen am 5. Juli 2024 (französisch).
  10. AVRIAL Augustin, Germain. In: Maitron. Abgerufen am 5. Juli 2024 (französisch).
  11. a b c d Maitron
  12. Blanqui 1871
  13. Bauer 2006, S. 318