Poly-clip System
Koordinaten: 50° 3′ 40,4″ N, 8° 28′ 42,7″ O
Poly-clip System GmbH & Co. KG
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Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1922 |
Sitz | Hattersheim, Deutschland |
Leitung | Joachim Meyrahn Geschäftsführer |
Mitarbeiterzahl | 430[1] |
Umsatz | 133 Mio. Euro[1] |
Branche | Maschinenbau |
Website | www.polyclip.com |
Stand: 31. Dezember 2017 |
Poly-clip System ist ein deutsches Familienunternehmen mit Hauptsitz in Hattersheim nahe Frankfurt am Main. Poly-clip System ist der weltweit größte Anbieter von Clipverschluss-Lösungen und wird in diesem Segment in der Lebensmittelindustrie und Verpackungsbranche als Weltmarktführer[2] und Hidden Champion bezeichnet.[3][4]
Firmengeschichte
Die Gründung der Oswald Niedecker Metallwarenfabrik oHG erfolgte am 1. März 1922 in Frankfurt am Main. Gefertigt werden zunächst Werkzeuge zur Bearbeitung und Verformung von Blech. Ab dem Jahr 1932 ist die Firma Niedecker ein erfolgreicher Plombenhersteller in Deutschland und hat bereits Erfahrungen mit Verschluss-Systemen gesammelt; Grundlagen des heutigen Clipverschlusses. Elisabeth Niedecker übernimmt 1948 nach dem Tod ihres Mannes die Leitung der Firma. Ab 1950 werden Stanz- und Biegeteile, vor allem Teile für Bremsen für die Automobilindustrie produziert. Im Jahr 1952 übernimmt Herbert Niedecker, der Sohn des Gründers, die Firmenleitung mit 50 Mitarbeitern.
Während eines Messekontaktes entstand 1957 die Idee, Würste mit Metallclips zu verschließen. Das Warenzeichen poly-clip wurde 1958 angemeldet. Die Mutterfirma der heutigen Poly-clip System, die Niedecker Verschlußtechnik GmbH (NVT) wurde daraufhin 1959 gegründet. Zum ersten Mal erfolgte 1962 die Teilnahme an der Branchenleitmesse IFFA in Frankfurt.[5] Die Clipherstellung wird aus Kapazitätsgründen 1970 nach Gedern verlegt. 1972 wird dann das Warenzeichen poly-clip weltweit angemeldet. 1990 übernimmt lic. oec. HSG Frank Niedecker die Leitung und verstärkt die Internationalisierung des Unternehmens. Ab 1991 tritt das Unternehmen unter dem Markennamen Poly-clip System auf. Im Jahr 2003 wird Joachim Meyrahn[6] zum Geschäftsführer berufen.[7] 2011 erfolgt der Umzug in die neue Firmenzentrale in Hattersheim am Main.[8]
Entwicklungen und Patente
1933 erhält Oswald Niedecker das Patent für seine Sicherheitsplombe. (Patent DE573896: Aus zwei ineinander zu bördelnden Hälften bestehende Blechkapselplombe. Veröffentlicht am 16. März 1933, Erfinder: Oswald Niedecker.) Dieser Verschluss kann ohne den Einsatz von Werkzeugen verwendet werden und ist fälschungssicher, da die Plombe beim Öffnen zerstört wird. 1957 wurde der Strangclip (Rollenclip/R-Clip) zum Verschließen von Wurst und ähnlichen Produkten entwickelt. (Patent DE1078495: Beutelverschluß in Form einer U-förmigen Klammer. Veröffentlicht am 24. März 1960, Erfinder: Herbert Niedecker.) Darauf folgte die Entwicklung einer Maschine, die das saubere Ausstreifen der Wurstenden mittels Spreizverdränger (Patent DE2550042: Vorrichtung zum Abteilen von Packungen von einem gefüllten Schlauch. Veröffentlicht am 18. Mai 1977, Erfinder: Herbert Niedecker.) und das gleichzeitige Verschließen von Wurstanfang und -ende (Patent DE1099438: Vorrichtung zum Verschließen von aus einem gefüllten Schlauch abgeteilten Packungen mittels zweier in einem Arbeitsgang aufgebrachten in kurzen Abständen zueinander stehenden Schließklammern. Veröffentlicht am 9. Februar 1961, Erfinder: Herbert Niedecker.) ermöglichte. Beide Vorgänge vereint in einem Clipautomaten revolutionierten bereits 1967 mit dem Füll-Clip-Automat FCA 3401 die weltweite Herstellung von Wurstwaren hin zur automatischen Herstellung von Portionswürsten. 1999 wird das Patent für eine Sicherheitsbeschichtung für Clip erteilt. (Patent DE19532691: Lackbeschichtete Verschlußklammer. Veröffentlicht am 6. März 1997, Erfinder: Frank Niedecker.) Diese Sicherheitsbeschichtung SAFE-COAT gewährleistet, dass der Verbrauchsartikel Clip lebensmittelrechtlich unbedenklich am Produkt des Kunden ist.[9]
2007 folgt die neue Generation von Rollenclip, der R-ID Clip, der bakteriendichte Clipverschlüsse ermöglicht. (Patent US7666073: Closure clip with round bottom. Veröffentlicht am 23. Februar 2010, Erfinder: Heiko Schleucher, Klaus Hein.) Zur Generation R-ID gehören u. a. auch die Clipspule mit Transponder (RFID) (Patent EP1987721: Clipspule mit Transponder. Veröffentlicht am 5. November 2008, Erfinder: Klaus Hein, Dr. Joachim Meyrahn.) und die Clipmaschinen mit RFID-Technologie, welche Clip und Verschließwerkzeuge erkennen und damit insgesamt Sicherheit im Produktionsprozess gewährleisten. ( Patent EP1746030: System aus einer Clipmaschine und einem Clipvorrat und Verfahren zum Betreiben einer solchen Clipmaschine. Veröffentlicht am 24. Januar 2007, Erfinder: Detlef Ebert, Dr. Joachim Meyrahn.)
Das Unternehmen verfügt über insgesamt mehr als 800 Patente.[10]
Produkte
Das Produkt- und Leistungsspektrum besteht aus Clipmaschinen, Verpackungsmaschinen und deren Automation, Verbrauchsmaterialien sowie Dienstleistungen.[11] Durch das SGS Institut Fresenius erfolgt eine Zertifizierung von Verbrauchsmaterialien, diese sind mit dem SGS Institut Fresenius Qualitätssiegel ausgezeichnet. Kern der Zertifizierung ist die Prüfung der Produkte auf lebensmittelrechtliche Unbedenklichkeit (SAFE-COAT, ISO 22000, Halal).[12][13]
Anwendungsbereiche
Ursprünglich für die fleischverarbeitende Industrie und das Fleischerhandwerk entwickelt, wird das Clipverschluss-System sowohl im sonstigen Lebensmittel- als auch im Non-Food-Bereich verwendet. Verbreitet ist das Clipverschluss-System auch in anderen Branchen, die pastöse Produkte verarbeiten bzw. verpacken. Wichtige weitere Anwendungsbereiche sind Molkereiprodukte, Convenience-Produkte, Back- und Süßwaren, Tiernahrung, Dichtstoffe und Klebstoffe sowie zivile Sprengstoffe.[14] Neben einem Schlauchbeutel, der an beiden Enden mit je einem Clip verschlossen wird (Wurstform – clip-pak oder clip-tube mit wiederverschließbarem Dosieraufsatz), werden auch Beutel mit einem Clip verschlossen, z. B. zum Verpacken von ganzem Geflügel.[15]
Standorte
Produziert werden die Maschinen und Verbrauchsmaterialien an vier Standorten in Deutschland, Österreich und Brasilien.[16] Poly-clip System gehört zu einer Unternehmensgruppe mit weltweit über 1000 Mitarbeitern. Die Unternehmensgruppe unterhält 28 Vertriebsgesellschaften in Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, China, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Italien, Kanada, Kolumbien, Kroatien, Mexiko, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russische Föderation, Serbien, Spanien, Tschechische Republik, Türkei, Ukraine, Ungarn und USA. Darüber hinaus existieren Vertriebspartner in nahezu allen Ländern der Welt.[17]
Literatur
- Florian Langenscheidt (Hrsg.): Aus bester Familie. 1. Auflage. TEMPUS CORPORATE GmbH – Ein Unternehmen des ZEIT Verlags, Hamburg 2017, ISBN 978-3-945627-16-7, S. 328–331.
- Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. 2. Auflage. Deutsche Standards EDITIONEN GmbH, Köln 2014, ISBN 978-3-86936-656-2, S. 479–482.
- Florian Langenscheidt, Peter May (Hrsg.): Lexikon der deutschen Familienunternehmen. 2. Auflage. Deutsche Standards EDITIONEN GmbH, Köln 2014, ISBN 978-3-86936-530-5, S. 796–800.
- Florian Langenscheidt, Peter May (Hrsg.): The Best of German Mittelstand – The Family Businesses. 1. Auflage. Deutsche Standards EDITIONEN GmbH, Köln 2015, ISBN 978-3-942597-47-0, S. 256–259.
- Z. Savic, I. Savic: Sausage Casings. 2. Auflage. VICTUS International GmbH, Wien 2016, ISBN 978-3-200-04539-2, S. VII.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Bundesanzeiger: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2017 bis zum 31.12.2017
- ↑ Poly – clip System GmbH & Co. KG. Die ErfolgsStrategie, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ Meyrahn, Dr. Joachim (Poly-clip System GmbH & Co. KG, Hattersheim am Main), CEO / GF. DDW Die Deutsche Wirtschaft GmbH, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ Unbekannt, aber einzigartig – Deutschlands mittelständische Weltmarktführer. In: ZEIT ONLINE. ZEIT ONLINE GmbH, 11. August 2012, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ Internationale Leitmesse der Fleischwirtschaft. Messe Frankfurt Exhibition GmbH, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ IMPRESSUM. Poly-clip System GmbH & Co. KG, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ Meyrahn, Dr. Joachim (Poly-clip System GmbH & Co. KG, Hattersheim am Main), CEO / GF. DDW Die Deutsche Wirtschaft GmbH, abgerufen am 3. Juli 2019.
- ↑ Neue Firmenzentrale bezogen. In: fleischerei.de. Onlineauftritt des bei Holzmann Medien GmbH & Co. KG erscheinenden Fachmagazins "Die Fleischerei", 4. Februar 2012, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ Garantiert lebensmittelecht! Poly-clip System GmbH & Co. KG, abgerufen am 25. Juni 2019.
- ↑ Profil – Poly-clip System. In: Homepage. Poly-clip System GmbH & Co. KG, abgerufen am 2. Juli 2019.
- ↑ Excellence in Clipping. In: Homepage. Poly-clip System GmbH & Co. KG, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ SGS Institut Fresenius. In: Homepage. Poly-clip System GmbH & Co. KG, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ POLY-CLIP SYSTEM (POLY-CLIP SYSTEM GMBH & CO. KG). SGS Institut Fresenius, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ ANWENDUNGEN. In: Homepage. Poly-clip System GmbH & Co. KG, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ Einsparung von Treibhausgasemissionen bei Wurstverpackungen. Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik, 18. Juni 2019, abgerufen am 19. Juni 2019.
- ↑ PROFIL. In: Homepage. Poly-clip System GmbH & Co. KG, abgerufen am 18. Juni 2019.
- ↑ POLY-CLIP SYSTEM INTERNATIONAL. In: Homepage. Poly-clip System GmbH & Co. KG, abgerufen am 18. Juni 2019.