Anita – Tänze des Lasters

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. September 2023 um 14:03 Uhr durch Dk1909 (Diskussion | Beiträge) (Leerzeichen vor/nach Bindestrich korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Anita – Tänze des Lasters
Produktionsland Bundesrepublik Deutschland
Originalsprache deutsch
Erscheinungsjahr 1987
Länge 89 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Rosa von Praunheim
Drehbuch Rosa von Praunheim, Lotti Huber, Hannelene Limpach, Marianne Enzensberger
Produktion Rosa von Praunheim, Road Movies, ZDF
Musik Konrad Elfers, Rainer Rubbert, Alan Marks, Wilhelm Dieter Siebert, Ed Lieber
Kamera Elfi Mikesch (Farbe/s-w)
Besetzung

Anita – Tänze des Lasters ist ein deutscher TV- und Kinofilm von Rosa von Praunheim aus dem Jahre 1987 über das Leben von Anita Berber mit Lotti Huber in der Hauptrolle.[1]

In Deutschland wurde der Film zum ersten Mal 1988 bei der Berlinale gezeigt; Anita – Tänze des Lasters wurde international ausgewertet. Uraufgeführt wurde der Film 1987 beim New York Film Festival, wo er als Publikumsliebling von der Presse bejubelt wurde.[2][3][4] Im Fernsehen wurde der Film erstmals 1989 im ZDF ausgestrahlt.[5]

Handlung

Eine alte Frau beschwört in verklärten Bildern noch einmal ihr bewegtes Leben als große Tänzerin der Stummfilmzeit herauf, ehe sich ihre Vita als bis zum Wahnsinn gesteigerter Wunschtraum entpuppt. Anita Berber war in den 1920er Jahren Nackttänzerin und Stummfilmdiva, eine „kokainschnüffelnde Galionsfigur der prassenden Dekadenz-Gesellschaft.“ (Allgemeine Zeitung Mainz). Der Film zeigt die Gegenwart (in Schwarz-Weiß) im Schnitt gegen die Stummfilm-Visionen mit Zwischentiteln (in Farbe): Eine geistesgestörte Alte – gespielt von Lotti Huber als brillant komische Knalltüte mit frechem Witz und dreister Lebenswut – entblößt auf der Straße ihr Hinterteil und behauptet, Anita Berber zu sein; „Wer A sagt, muss auch -rsch sagen!“ Wer -rsch sagt, landet jedoch in der Klapsmühle. Den Alltag in der Irrenanstalt meistert sie mit unverschämten Anarcho-Sprüchen, und dazwischen wähnt sie sich als Jungteufelin Anita – dargestellt von Ina Blum – in einer Otto Dix und George-Grosz-Bildern nachempfundenen Szenerie verfaulter Sabber-Voyeure aus alten Giftschrank-Stummfilmen. Mit dem Tänzer Mikael Honesseau als Berbers Tanz- und Lasterpartner Sebastian Droste windet sich „Anita“ in Verkommenheits-Ekstasen nach Art expressionistischer Malerei.

Auszeichnungen

Rezeption

Der Film wurde ein internationaler Erfolg auf Festivals und in Arthouse-Kinos. An guten Kritiken und Bewertungen fehlte es nicht: „Dieser Hit des New York Film Festivals ist eine Studie über Dekadenz, Wahnsinn und Kitsch.“ (Cleveland International Film Festival)[9]Anita – Tänze des Lasters ist eine Feier der Unbezähmbarkeit des wahrhaft freien menschlichen Geistes.“ (Los Angeles Times)[10] „Ein faszinierender Bilder-Alptraum.“ (Süddeutsche Zeitung)[11] „[...] von Praunheims Film, visuell verblüffend und mit höchst unterhaltsamen Ausdrucksvermögen vorgetragen, ist ein berauschender Beleg für die Kraft der Phantasie.“ (Time Out Magazin)[12] „Unter Rosa von Praunheims Film-Kuriositäten (Unsere Leichen leben noch, Horror Vacui) ist dieses tolldreiste Lustobjekt ein besonders gelungenes Exemplar. Die mit hohem stilistischen Raffinement ineinander verschränkten Lebensläufe zweier Zeitgenossinnen fügen sich zu einem virtuos exzentrischen Lastertraum: Ein Stummfilm-Kunstporno als Schauergroteske und Zeit-Psychogramm. […] Die Anita-Irre ist zwar eine Luxuszicke ohne soziales Gewissen, aber ihre Gier nach exzessiven Leben hat Format: Noch vom Leichentisch schreit die Alte nach einem Taxi. Suff, Drogen, Syphilis und Sado-Sex, totaler Genuss und totaler Ruin: Ein Gruselkabinett voll Komik und Magie.“ (Allgemeine Zeitung Mainz).[13]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Anita - Tänze des Lasters. filmportal.de, abgerufen am 6. März 2022.
  2. ANITA - DANCES OF VICE. Mubi, abgerufen am 23. März 2022.
  3. ANITA, DANCES OF VICE. Cleveland International Film Festival, abgerufen am 15. März 2022.
  4. Rosa and Lotti. The New Yorker, abgerufen am 16. März 2022.
  5. Anita - Tänze des Lasters. Rosa von Praunheim Filmproduktion, abgerufen am 16. März 2022.
  6. Anita - Tänze des Lasters. Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), abgerufen am 6. März 2022.
  7. Anita: Tänze des Lasters - Awards. Internet Movie Database, abgerufen am 8. März 2022.
  8. Torino International Gay & Lesbian Film Festival. Internet Movie Database, abgerufen am 6. März 2022.
  9. ANITA, DANCES OF VICE. Cleveland International Film Festival, 1987, abgerufen am 28. März 2022.
  10. Von Praunheim’s Stylishly Camp ‘Anita’. Los Angeles Times, 24. September 1988, abgerufen am 28. März 2022.
  11. Anita - Tänze des Lasters. Absolut Medien (Süddeutsche Zeitung), 1987, abgerufen am 28. März 2022.
  12. Anita: Dances of Vice. Time Out Magazin, 12. Februar 2012, abgerufen am 28. März 2022.
  13. Anita - Tänze des Lasters. Allgemeine Zeitung Mainz, 1987, abgerufen am 23. März 2009.