St. Laurentius (Elleringhausen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Oktober 2023 um 06:50 Uhr durch HansMentz (Diskussion | Beiträge) (Geschichte und Architektur der Kirche). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Benutzer DaBroMfld wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom hier behandelten Ort.

Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht.
BW

Die katholische Filialkirche St. Laurentius ist ein Kirchengebäude in Elleringhausen, einem Ortsteil der Stadt Olsberg im Hochsauerlandkreis (Nordrhein-Westfalen).

Geschichte und Architektur der Kirche

Ursprünglich stand an der Stelle eine 1762 gebaute Kapelle, die 1890 abgebrochen wurde. Von der alten Kapelle befinden sich noch Zeichnungen in der Pfarrchronik von 1889. Die erste urkundliche Erwähnung einer Kapelle stammt aus dem Jahr 1572, aber es wird bereits in einer Auflistung der Kirchen des Dekanats Meschede von 1543 der Ort Elleringhausen erwähnt, sodass davon auszugehen ist, dass zu dieser Zeit bereits eine Kirche bestanden haben muss. Diese erste Kapelle existierte bis 1890. Sie war zunächst nur ein einfacher Schieferbau mit nachträglich eingebautem Holzgewölbe. 1678 wurde die Kapelle um einen Viereckschor, einen kleinen Turm und eine Sakristei erweitert. Regelmäßige Gottesdienste fanden ab 1753 statt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Zustand der Kapelle so schlecht, dass sie polizeilich geschlossen und schließlich 1890 abgerissen wurde. [1].

Im selben Jahr wurde mit dem Bau einer neuen Kirche begonnen. Die dem hl. Laurentius geweihte Kirche war einschiffig mit drei Jochen und tiefen Schildbögen. Die Chorapsis war halbrund, der Turm stand südlich neben dem Chor. Die Kanten des Triumphbogens bei dem rechteckigen Bau waren stark gebrochen. Die Wände der Südwand waren durch drei, die der Nordwand durch zwei und die beiden Chorwände jeweils durch ein Segmentbogenfenster gegliedert. Hinter dem Altar befand sich eine kleine Sakristei, von da aus führte eine Treppe zum Dach. Über dem Chordach, angelehnt an den Ostgiebel des Langhauses war ein kleiner quadratischer Glockenturm mit einem aufgesetzten Zeltdach. Die Decke im Langhaus war anfänglich eine glatte Spalierdecke, wurde dann später mit einer Korbbogentonne gewölbt, sie reichte bis zu den Kehlbalken im Dach.[2] Die Kirche erlebte zwei größere Beschädigungen, eine durch einen Brand am 2. Oktober 1910 und eine durch einen Bombentreffer am 4. April 1945. Die alte Kirche wurde 1965 entwidmet und 1969 abgerissen, an ihrer Stelle wurde ein neuer Dorfplatz angelegt.[3]

Neue Kirche von 1964

Planung und Bau

Nachdem sich die bisherige Kirche als zu klein erwiesen hatte, ergriff Pastor Wilhelm Steinberg Anfang der 60er Jahre die Initiative zum Bau einer neuen Kirche. Zunächst bestand noch die Frage ob ein Neubau oder eine Erweiterung der bestehenden Kirche sinnvoller sei, allerdings wurde nach der Feststellung baulicher Mängel zugunsten eines Neubaus entschieden. Architekt war Johannes Becker aus Kassel, die künstlerische Gestaltung übernahm der in Elleringhausen ansässige Künstler Ernst Suberg. Die Grundsteinlegung erfolgte am 16. August 1964. Damit fiel die Entstehungsgeschichte der Laurentiuskirche in die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die damals formulierten Reformgedanken hatten auch Einfluss auf den Kirchenbau. In den 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelten sich in der sakralen Architektur Stile, die eine neue Freiheit und Offenheit des Glaubens thematisierten. Die St. Laurentiuskirche Elleringhausen ist ein Beispiel für die sakrale Architektur dieser Zeit und ein Gesamtkunstwerk von hohem künstlerischem Wert.

Das Kirchengebäude

Die Laurentiuskirche ist eine Hallenkirche, die jeweils 25 Meter in Länge und Breite misst. Die Höhe beträgt 14 Meter. Sie ist weiß gestrichen, das Dach ist mit Schiefer gedeckt. Die Kirche bildet mit der angeschlossenen Sakristei, dem Turm, dem Pfarrhaus und dem nach Franz Stock benannten Gemeindehaus eine architektonische Einheit und ein geschlossenes und harmonisches Erscheinungsbild. Architektur und Gestaltungselemente sind bis auf wenige, nachträgliche Ergänzungen modern und tendenziell minimalistisch, ohne aber kühl zu wirken. Ein warmer Eindruck wurde durch den Künstler mithilfe verschiedener Gestaltungselemente erreicht: die starke Farbgebung der Kirchenfenster, den Einsatz von Gold, Bronze und verschiedenen Edelsteinen und Mosaiken sowie die Ausdrucksstärke der Figuren.

Portal

Das Relief über dem dreitürigen Kirchenportal verweist auf das Wirken und Martyrium des Kirchenpatrons Laurentius im Jahr 258. Die beiden Seitentüren bestehen aus Kupfer, die mittlere Tür aus Bronze. Bezugnehmend auf das Zweite Vatikanische Konzil ist auf der Mitteltür das apostolische Kollegium abgebildet. Aufgrund der besonderen Bedeutung für die gesamte Kirche sowie die Erzdiözese Paderborn wurden außerdem die Apostel Petrus und Paulus sowie der erste Paderborner Bischof Liborius dargestellt.

Innenraum

Im Innenraum steigt die aus Lärchenholz gefertigte Holzdecke von 8 m in den Ecken auf 14 m in der Mitte des Raumes an. Um den aus Naturstein geschlagenen Altar sind die Bänke in einem angedeuteten Halbkreis angeordnet.

Deutlich erkennbar bilden Altar und Tabernakel die zentrale Komposition. Aus diesem Grund ist der aus schwarzen Schieferblöcken gefertigte und sich bis in eine Höhe von neun Metern verjüngende Tabernakelturm in der Mitte der Westwand direkt hinter dem Altar angeordnet. Den Hintergund des Tabernakelturms bildet ein Mosaik aus Blattgold. Der eigentliche Tabernakel besteht aus Bronze und ist mit Rosenquarz und Bergkristallen verziert.

Charakteristisches Merkmal des Gebäudes sind die Fenster. Durch ihre verschiedenen Farben ergeben sich im Laufe eines Tages wechselnde Lichteffekte, die von Betrachtern immer wieder als interessant und faszinierend geschildert werden. Das Licht der beiden Chorfenster unterscheidet von dem der anderen. Sie sind heller und in ihrer Farbgebung neutraler. Das linke Fenster stellt Symbole der Heiligen Dreifaltigkeit und das rechte den Chor der anbetenden Engel dar. An der südlichen, von der Eingangstür aus gesehen linken Seite befindet sich das Marienfenster. Sein Licht fällt auf den Zugang zur Sakristei und auf die Madonnenfigur an der Westwand. Die dominierende Farbe dieses Fensters ist Blau. Die Mariendarstellung lehnt sich her an die Offenbarung des Johannes an, es ist die von der Sonne umkleidete Frau mit der Krone aus 12 Sternen und dem Mond zu ihren Füßen. Der untere Teil des Fensters zeigt das Tier aus der Offenbarung. Auf der rechten Seite, also an der nördlichen Wand, wirft das Tauffenster sein Licht auf das Taufbecken. Die Symbolik besteht hier in der Darstellung des heiligen Geistes, der durch sieben Feuerzungen hinabreicht. Die rückwärtigen Fenster in der Nordostecke sind einerseits das Laurentiusfenster, wo noch einmal auf das Martyrium des Patrons rekurriert wird und andererseits ein Fenster mit der Darstellung des Lebensbaumes aus der Offenbarung des Johannes. An der Verbindungsecke dieser beiden Fenster steht eine Heiligenfigur des St Laurentius aus dem 19. Jahrhundert. Diese befand sich bis wahrscheinlich zu deren Schließung in der ehemaligen Grundschule Elleringhausen. In der Südostecke finden sich das „Schuldfenster“ mit Dornenkrone und krähendem Hahn und das Auferstehungsfenster. Hier befindet sich die Treppe, über die man auf die Orgelempore gelangt und ein minimalistischer, aber künstlerisch wertvoll gearbeiteter Kreuzweg.

Der Taufbrunnen befindet sich in der Nordostecke der Kirche. Er besteht aus Schiefer und trägt ein bronzenes Taufbecken.

Der 3 Meter hohe Christusleuchter hinter dem Taufbrunnen besteht aus einem einzelnen Eichenstamm, der teilweise mit Kupfer beschlagen ist. An den vier Seiten des Leuchters sind verschiedene Engelsszenen aus dem Alten und Neuen Testament dargestellt. Die erste Seite zeigt Engel als Vollstrecker des göttlichen Gerichts, die zweite Seite Engel im Zusammenhang mit Opfern, dem Fischopfer des Tobias und dem Engel, der Abraham hindert, Isaak zu opfern. Die dritte Seite bezieht sich auf das Leiden und die Vollendung Christi und dazu Engel am Ölberg, als Künder der Auferstehung und als Begleiter bei der Himmelfahrt. Die vierte Seite zeigt die vier Wesen aus der Prophezeiung des Ezechiel, Engel, Löwe, Stier und Adler.

Über eine Treppe an der Nordseite erreicht man die Krypta. In der Mitte des Raumes steht ein Altar, der als ein Reliquiengrab des heiligen Laurentius geplant war. Zu beiden Seiten des Altars befinden sich Bankreihen, der Raum wird an jeder Seite durch ein Farbfenster beleuchtet. Das dominierende künstlerische Element der Krypta ist eine Kreuzigungsgruppe. Diese stand in der alten Kirche auf dem Hochaltar und wurde von Ernst Suberg leicht umgearbeitet. Die Kreuzigungsgruppe ist in ein großes Schieferkreuz eingelassen, das von Fresken umgeben ist, auf denen Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt sind.

Der Turm

Der einzeln stehende Turm ist 28 Meter hoch. Er beinhaltet die Glockenstube mit vier Glocken und eine Kriegergedächtnisstätte. Er ist im gleichen modern-minimalistischen Stil ausgeführt wie das Kirchengebäude. Der Turm ist weiß gestrichen und hat zwei kleine vertikal, als Farbkomposition gestaltete Fenster für die Gedenkstätte und vier Akustiköffnungen in der Glockenstube. Sein Eingang wird durch ein künstlerisch gestaltetes Bronzegitter gesichert. Auf dem Dach befindet sich ein Wetterhahn aus Kupfer.

Die Glocken

In der Glockenstube hängen vier Glocken: die 1115 kg schwere und im Durchmesser 125 cm große Ave Maria oder Totenglocke in der Tonlage e, die 651 kg schwere und 105 cm große Laurentiusglocke in der Tonlage g, die Sankt Agatha Glocke in der Tonlage a ist 458 kg und 94 cm und die Michaelsglocke in der Tonlage h (320 kg, 83cm). Diese Glocken hingen seit dem 7. September 1947 bereits in der alten Laurentiuskirche. Die Kriegergedächtnisstätte verweist auf die in Ez 37 genannte Prophezeiung des Ezechiel. „Weissage vom Geiste, weissage Menschensohn und sprich zum Geiste: Herbei von den vier Winden her komme geist. Anhauche diese Toten, dass sie lebendig werden. Da kam der Geist in die Toten und sie wurden abermals lebendig." Diese Prophezeiung ist über dem Turmeingang in einem aus Sichtbeton angefertigten Relief dargestellt. Im Innern befindet sich eine aus Schiefer gefertigte Pieta auf einem Bronzesockel. Auf der Bronzestele n der Mitte des Raumes tragen zwei Platten die Namen von gefallenen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Die Stele wird durch eine Schale mit dem Ewigen Licht abgeschlossen.

Literatur

  • Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 45: Kreis Brilon. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952, DNB 453372236.

Einzelnachweise

  1. Balkenhol, Paul et al., Elleringhausen. Eine Fortsetzung und Ergänzung von der Geschichte des Dorfes, 2006
  2. Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 45: Kreis Brilon. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952, S. 88–91.
  3. Abriss der Kirche (Memento des Originals vom 11. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.elleringhausen.net

Koordinaten: 51° 20′ 26″ N, 8° 32′ 40″ O