Adele Osterloh

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Adele Minna Osterloh (* 2. Januar 1857 in Dresden; † 3. Januar 1946 ebenda)[1] war eine deutsche Dichterin.

Leben

Adele war die Tochter des Dresdner Bankiers Franz Günther. Nach einem Internatsaufenthalt in Genf und einer Italienreise heiratete sie den Frauenarzt Paul Osterloh (1849–1918), schrieb Romane und Novellen, ab 1905[2] war sie stellvertretende Vorsitzende der Literarischen Gesellschaft e. V. Dresden.[3] Sie wohnte in Dresden auf der Wiener Str. 8.[4] Osterloh schrieb um 1900 das Schauspiel „Das Märchen vom Glück“ in vier Akten.[5] Für die Handlung komponierte Georg Pittrich (* 1870; † 1934) die Musik. Der Ehemann der Autorin, Paul Osterloh, war außerordentliches Mitglied des Tonkünstler-Vereins zu Dresden[6], während dort der Komponist und Kapellmeister Pittrich ordentliches Vereins-Mitglied war.[7]

Nach dem Tod ihres Ehemannes zog die Arztwitwe um 1920 in die Dresdner Elisenstraße 4.[8]

Adele Osterloh übersetzte die Dissertation Anna Maria von Schürmanns „Darf eine christliche Frau studieren?“ aus dem Lateinischen.[9]

Töchter

Die Schriftstellerin hatte drei Töchter: Edith[10], Paula und Ada (Adele).[11] Ihre älteste Tochter Edith (1878–1922), verehelichte Benn, heiratete 14 Jahre nach dem Unfalltod ihres ersten Ehemannes[12], Friedrich Brosin († 1900) und ihrer Tätigkeit als Theater-Schauspielerin, den Arzt, Dichter und Essayisten Gottfried Benn. Die Journalistin Nele Benn war ihre Enkelin. Die mittlere Tochter Paula (1882–1968) ehelichte 1906 den promovierten Juristen Carl Julius Stübel (1877–1974) und war als Künstlerin unter dem Namen Stübel-Osterloh Teilnehmerin an Ausstellungen der Berliner Secession.[13] Die jüngste Tochter Ada (Adele) lebte zeitweilig mit ihren beiden Schwestern in der Gartenstadt Hellerau zusammen.[14] Ihr Ehemann war seit 1910 der promovierte Jurist Georg Alfred Stübel (1880–1915). Er ist im Ersten Weltkrieg am 20. Juni 1915 in Lothringen gefallen. An ihn erinnert eine Gedenktafel auf dem Johannisfriedhof in Dresden.[15] Nach Aufnahme des Studiums an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden 1916 wechselte Ada Stübel zur Humanmedizin an die Universitäten in Freiburg, Leipzig und Jena. Hier legte sie 1920 das medizinische Staatsexamen ab und wurde an der Thüringischen Landesuniversität 1921 mit einer Untersuchung zum Thema Varizen und Schwangerschaft.[16] promoviert. Ihre Forschungsergebnisse hatte Ada Stübel in Auswertung von 48 Krampfaderfällen in der Chirurgischen Universitätsklinik unter Direktor Professor Nicolai Guleke (1878–1958) gewonnen. Als sie ihre Doktorarbeit einreichte war A. Stübel seit Mai 1921 am Jenaer „Physiologischen Institut“ als Assistenzärztin[17] beschäftigt. Sie kümmerte sich um ihre siebenjährige Nichte Nele Benn, besonders als Edith Benn, geborene Osterloh, verwitwete Brosin, sich vom Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik Jena, Professor Georg Magnus (1883–1942), wegen eines Gallenleidens im November 1922 operieren ließ. Nach der Operation verstarb Edith Benn jedoch.[18] In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre verzog A. Stübel nach Mainz und wirkte dort als Augenärztin[19] sowie zwischendurch kriegsbedingt in Lichtenberg/Odenwald.[20] In den 1960er Jahren wohnte auch ihr Neffe, der promovierte Jurist Christian Stübel (1906–1983), der Sohn ihrer Schwester Paula und Enkelsohn von Adele Osterloh, in Mainz.[21]

Schwager

Ein Schwager der Dichterin, ein Bruder ihre Mannes Paul, war Gustav Eduard Osterloh (1842–1903), Generalmajor zur Disposition[22] seit 1902 und zuvor Oberstleutnant im 2. Feldartillerie-Regiment Nr. 28 ab 1890. Er lebte mit seiner Frau Therese und der Tochter Hildegard in Leipzig, der Geburtsstadt des Ehemannes von Adele Osterloh.

Ruhestätte Johannisfriedhof

Die Beerdigung der Dichterin fand am 10. Januar 1946 auf dem Johannisfriedhof (Dresden) statt.[23]

Werke

  • Das Ende (Dresden 1896)
  • Der Andere. Lustspiel (Dresden 1888)
  • Der blonde Adjutant. Keine Soldatengeschichten (Dresden 1883)
  • Oberlehrer Gesenius (Stuttgart 1896)
  • Unter Kameraden (Dresden 1893)[24]
  • Die Sünden der Väter (Berlin 1898)
  • Das Märchen vom Glück (Schauspiel), um 1900.[25]
  • Libretto zur Operette Der Wahrheitsmund (Bocca della Verità), Dresden 1899[26]
  • Selbstbekenntnisse. In: Deutsche Roman-Bibliothek 23 (1895)
  • Eine pflichtvergessene Frau, Dresden [1919][27]

Zu ihren schriftstellerischen Arbeiten gehören auch Bühnenstücke, die ungedruckt blieben.[28] Ein unveröffentlichtes Manuskript von Adele Osterloh mit dem Titel Meine Töchter befindet sich im Literaturarchiv der Universitätsbibliothek Hildesheim.[29]

Literatur

  • Adele Osterloh. In: Sophie Pataky (Hrsg.): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 2. Verlag Carl Pataky, Berlin 1898, S. 107 f. (literature.at).
  • Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Köln, Weimar, Wien 2010, S. 629.
  • Eine bildliche Darstellung der Schriftstellerin Adele Osterloh von G. DREHER mit ihrer Unterschrift als Einblattdruck befindet sich im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin, einer Einrichtung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Einzelnachweise

  1. Tag der Beisetzung: 10. Januar 1946; Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg
  2. Sarfert, Hans-Jürgen: Hellerau. Die Gartenstadt und Künstlerkolonie. Dresden 1992, S. 81; ISBN 3-910184-05-7
  3. Vereinsregister im Adressbuch für Dresden; Band 1906, V. Teil, S. 77 Spalte 3 – Digitalisat SLUB Dresden
  4. Adressbuch 1918 für Dresden und Vororte, III. Teil S. 659 Spalte 4; Häuserbuch
  5. Erschienen im E. Pierson's Verlag, Dresden und Leipzig 1900; Reprint, 2001 Adamant Media Corporation ISBN 0-543-77124-5
  6. Bericht über den Tonkünstler-Verein zu Dresden 898/99, S. 53 Nr. 259; Digitalisat SLUB Dresden
  7. Bericht über den Tonkünstler-Verein zu Dresden 1898/99, S. 43 Nr. 167; Digitalisat SLUB
  8. Adressbuch der Landeshauptstadt Dresden Band 1942, Teil II, S. 623 Spalte 2; Digitalisat SLUB Dresden
  9. Amica dissertatio inter Annam Mariam Schurmanniam et Andr. Rivetum de capacitate ingenii muliebris ad scientias, Paris 1638, deutsch unter dem Titel Darf eine christliche Frau studieren? von Adele Osterloh
  10. Porträt im Seitenprofil, aufgenommen vor 1900 von Hugo Erfurth Dresden; abgedruckt in: Benn sein Leben in Bildern und Texten, S. 73; ISBN 978-3-608-95345-9
  11. Soerensen, Nele Poul: Mein Vater Gottfried Benn. Frankfurt/M.; Berlin 1993, S. 15; ISBN 3-548-30317-X
  12. Pankotsch, Hans: Wie starb Fritz Brosin – eine Spurensuche!? In: „Aus der sächsischen Bergsteigergeschichte“, Heft 17 (2011), S. (19-21) 20
  13. Künstlerinnen in der Berliner Secession; Stübel-Osterloh, Paula, Nr. 84 in der Auflistung des Kunsthistorischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
  14. Auf dem Sand 10 laut Adressbuch für Dresden und seine Vororte, Band 1918; VI. Teil, S. 475, Spalte 2; Digitalisat der SLUB Dresden
  15. Kgl. Sächs. Hauptmann d.R. Dr.jur Georg Alfred Sübel; Im Denkmalprojekt 1. Weltkrieg – alphapetisch geordnet,
  16. Dissertation mit Lebenslauf von Ada Stübel, veröffentlicht im Verlag Urban & Schwarzenberg, Berlin 1921
  17. Einwohnerbuch Jena 1923; S. 119 Spalte 2 – Digitalisat THULB
  18. Becker, Gunnar: Gottfried Benn Genie und Barbar. Biographie, Fünftes Kapitel, Abschnitt „Tod in Jena“, Berlin 2006, S. 130f.; ISBN 978-3-351-02632-5
  19. Augenärzte in Mainz: Stübel, Dr. A. Fuststraße 9. In: Mainzer Adressbuch 1940, Verlag J. Diemer Mainz S. 753 Spalte 1
  20. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, Wirkungsort bis 1947
  21. Adressbuch für den Stadtkreis Mainz, 66. Ausgabe, Verlag Diemer, Mainz, November 1962, Seite 326
  22. Inschrift auf dem Grabstein in Leipzig; SLUB / Deutsche Fotothek / Straube, Stefan
  23. Bestätigung durch die Verwaltung des Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhofes Dresden vom 10. Januar 2019
  24. Verlag von Heinrich Minden, Dresden und Leipzig, gerahmte Anzeige [S. 120], Druck von E. Pierson's Verlag (R. Licke) in Dresden; Reprint in Polen, 2006 Adamant Media Corporation ISBN 0-543-77936-X
  25. Schauspiel in vier Akten, E. Pierson's Verlag, Dresden und Leipzig 1900; Reprint, 2001 Adamant Media Corporation ISBN 0-543-77124-5
  26. Operette in drei Akten von Heinrich Platzbecker, Text von Adele Osterloh und dem Komponisten; Text der Gesänge: Lehmannsche Buchdruckerei, Graphische Kunstanstalt, Dresden 1899; Digitalisat: Library of Congress
  27. Berthold Sturm's Verlag Dresden, veröffentlicht unter dem Pseudonym Dora Helfft. DNB 362446377
  28. Müller, Reinhard: „Osterloh (geb. Günther), Adele (Minna)“. In: Deutsches Literatur-Lexikon,. Berlin/ München, S. 751; ISBN 3-317-01646-9
  29. Mitgeteilt von Pankotsch, Hans in: Wie starb Fritz Brosin – eine Spurensuche!? In: „Aus der sächsischen Bergsteigergeschichte“, Heft 17 (2011), S. (19-21) 21: Nachlass Hans Egon Holthusen, S. 16