Albrecht Weinberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Holocaust-Überlebender Albrecht Weinberg
Albrecht Weinberg mit Bundesverdienstkreuz 2017

Albrecht Weinberg (* 7. März 1925 in Rhauderfehn)[1][2] ist ein deutscher Überlebender des Holocaust, der als Zeitzeuge öffentlich in Erscheinung tritt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albrecht Weinberg wuchs im Fehndorf Rhauderfehn in Ostfriesland in einer jüdischen Familie auf. Der Vater war Viehhändler und Schlachter. Die Eltern Alfred Weinberg und Frau Flora (geb. Grünberg) wurden 1942 von Berlin aus ins KZ Theresienstadt gebracht und von dort im Oktober 1944 in das KZ Auschwitz, wo sie umgebracht wurden. Albrecht Weinberg hatte einen Bruder, Dieter (Jg. 1922) und eine Schwester, Friedel (Jg. 1923). Alle drei Geschwister überlebten das KZ Auschwitz. Der Bruder starb 1947 bei einem Unfall im heimischen Leer/Ostfriesland.

Die Familie musste bereits 1936 vom Land in die nächstgrößere Stadt Leer ziehen, weil die Kinder nicht mehr die reguläre Schule besuchen durften. In Leer besuchten sie die jüdische Schule.[3] Nach den Novemberpogromen 1938 wurden Albrecht Weinberg und seine Schwester Friedel auf das schlesische Landgut Groß Breesen geschickt. Dort vermittelte die Hachschara-Bewegung jüdischen Jugendlichen Grundkenntnisse der Landwirtschaft für die spätere Alija nach Palästina. Doch als die Auswanderung dorthin erfolgen sollte, war es Juden schon untersagt, Deutschland zu verlassen. Die Geschwister mussten später bei Berlin in einem Lager bei Fürstenwalde arbeiten, mit einem Osttransport wurden sie im April 1943 ins KZ Auschwitz deportiert.[4]

Albrecht Weinberg musste zwei Jahre im KZ Buna/Monowitz arbeiten. Er überlebte drei Todesmärsche. Im Februar 1945 gelangte er ins KZ Mittelbau-Dora. Im April 1945 wurde er in Bergen-Belsen befreit, als dort die Briten ankamen. Nur wenige Familienmitglieder überlebten den Holocaust. Allein mütterlicherseits gab es vor dem Krieg neun Onkel und Tanten. Lediglich eine dieser Tanten – Marie Grünberg – konnte in den Niederlanden in einem Versteck überleben.

Zusammen mit seiner Schwester Friedel wanderte Albrecht Weinberg 1947 in die USA aus. Sie heirateten nie und lebten mehr als 60 Jahre in New York. Albrecht Weinberg betrieb mit einem anderen Überlebenden des Holocaust eine Fleischerei.

1985 kamen sie auf Einladung ihrer Heimatstadt Leer erstmals wieder zu Besuch. Zahlreiche jüdische Überlebende waren zu einer Erinnerungswoche gekommen. Die Geschwister nahmen auch an weiteren Treffen teil. Als die Schwester Friedel 2011 in Florida einen Schlaganfall erlitt, kamen die Geschwister 2012 nach Leer zurück. Friedel starb im Mai 2012. Albrecht Weinberg besuchte in der Folgezeit zunehmend Schulen und berichtete über sein Schicksal.

Stolperstein für Albrecht Weinberg

2011 wurden in Rhauderfehn am Untenende vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Familie Stolpersteine verlegt.[5] In Rhauderfehn gibt es seit 2006 eine Geschwister-Weinberg-Straße. Seit 2020 gibt es auch in Leer eine Geschwister-Weinberg-Straße. Albrecht Weinberg gab 2022 den Anstoß, dass in Leer Stolpersteine für Verwandte verlegt werden. Dies wurde am 22. Oktober 2022 realisiert.[6]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2016: Erster Ehrenbürger seines Geburtsortes Rhauderfehn
  • 2017: Bundesverdienstkreuz am Bande für unermüdlichen versöhnenden Einsatz
  • 2020: Gymnasium in Rhauderfehn heißt Albrecht-Weinberg-Gymnasium[7]
  • 2023: Ernennung zum Ehrenbürger von Leer/Ostfriesland[8] und Verleihung der Hermann-Tempel-Medaille (23.11.2023)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Bernd-Volker Brahms: Eine Dokumentation zur Verlegung von Stolpersteinen am 9. November 2011. Rhauderfehn 2012.
  • Heinz J. Giermanns: Einer von uns: Albrecht Weinberg – Leiden an Deutschland. Rhauderfehn 2014.
  • Nicolas Büchse: Mit 97 auf Klassenfahrt – Holocaust-Überlebender begleitet Schulklasse nach Israel. In: Stern, Jg. 2022, Heft 52.
  • Nicolas Büchse: Albrecht Weinberg - »Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm«. Penguin Verlag, München 2024, ISBN 978-3-328-11144-3.
  • Joachim Käppner: Albert Weinberg über Leben, Interview. In: Süddeutsche Zeitung, 2./3. März 2024, S. 46.

Dokumentarfilm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Albrecht Weinberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Kierstein: Würdigung eines Lebens – Stadt Leer will Albrecht Weinberg Ehrenbürgerrecht verleihen. In: oz-online.de. 6. Juli 2023, abgerufen am 20. September 2023.
  2. Wiebke Rademacher: Herzlichen Glückwunsch, Albrecht Weinberg. In: gymnasium-rhauderfehn.de. 7. März 2021, abgerufen am 20. September 2023.
  3. Menna Hensmann (Bearb.): Dokumentation Leer 1933–1945. Stadt Leer, Leer 2001.
  4. Heinz J. Giermanns: Einer von uns: Albrecht Weinberg - Leiden an Deutschland. Rhauderfehn. 2014
  5. Bernd-Volker Brahms: Eine Dokumentation zur Verlegung von Stolpersteinen am 9. November 2011. Rhauderfehn. 2012
  6. Stolperstein-Initiative Leer, Die ersten Stolpersteine für Leer, 15 Steine für die Familien Grünberg und Cohen, Leer 2022
  7. Website des Albrecht-Weinberg-Gymnasiums
  8. Holocaust-Überlebender Weinberg ist jetzt Ehrenbürger. Ostfriesen-Zeitung, 20. September 2023, abgerufen am 22. September 2023.