Alfred Buntru

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Alfred Buntru, (* 15. Januar 1887 in Schlageten/Baden (heute Ortsteil der Stadt St. Blasien); † 23. Januar 1974 in Aachen) war ein sudetendeutscher Hochschullehrer. Er war Professor für Wasserbau und stellvertretender Reichsdozentenführer.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buntru begann 1905 ein ingenieurwissenschaftliches Studium an der Technischen Hochschule Karlsruhe und war seit 1905 aktiv in der Karlsruher Burschenschaft Tulla.[1][2] Nach seinem Diplomabschluss 1910 war Buntru anschließend zuständig für den Erweiterungsbau des Kaiser-Wilhelm-Kanals (heutiger Nord-Ostsee-Kanal), einer neuen Ostseeschleuse und des Molenbau für die Marine in Kiel. Schließlich wurde er im Jahr 1914 zunächst als Regierungsbaumeister in Karlsruhe übernommen, bevor er im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger teilnahm, zuletzt im Rang eines Oberleutnants. 1919 promoviert er zum Dr. Ing und 1922 erfolgte die Habilitation in Karlsruhe.

Nach einem Jahr als Professor der Tung-Chi Universität in Shanghai war Buntru von 1928 bis 1936 Professor an der Deutschen Technischen Hochschule Prag. 1935/36 war er Rektor der TH Prag. 1936 wurde er als ordentlicher Professor für Wasserbau an die Technische Hochschule Aachen berufen. Er trat zum 1. Mai 1937 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.979.305)[3] und ein Jahr später der SS (SS-Nummer 313.909). Zu dieser Zeit führte er Spitzeldienste für den SD aus.[4] Von 1936 bis 1939 war Buntru Rektor der TH Aachen. Von 1939 bis 1945 war Buntru erneut Professor an der DTH Prag, wo er zwischen 1940 und 1945 wiederum als Rektor amtierte. 1942/43 wurde er zusätzlich zum kommissarischen Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule Tetschen-Liebwerd und der Deutschen Karls-Universität in Prag berufen. Zudem war Buntru Leiter der Reinhard-Heydrich-Stiftung. 1943 ernannte man ihn zum Gaudozentenführer Sudetenland und 1944 zum stellvertretenden Reichsdozentenführer. Zu dieser Zeit war er als SS-Oberführer Vertrauter des sudetendeutschen Politikers und SS-Obergruppenführers Konrad Henlein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und mit Hilfe von Entlastungsschreiben für sein persönliches Entnazifizierungsverfahren, ausgestellt durch den Nachkriegsrektor Paul Röntgen und andere, erhielt er im Jahr 1949 erneut in Aachen einen Lehrauftrag für Gewässerkunde, gewerblichen Wasserbau und Hydraulik, den er bis zu seiner Emeritierung 1962 ausübte. Am 3. Dezember 1958 wurde Alfred Buntru „In Anerkennung seiner großen Verdienste um die Rheinisch Westfälische Technische Hochschule Aachen und seiner hohen Einsatzbereitschaft“ zum Senator ehrenhalber der RWTH Aachen ernannt. Seit seiner Rückkehr nach Aachen war Buntru aktiv in der Sudetendeutschen Landsmannschaft tätig.

Im Rahmen ihrer Aufarbeitungen der Tätigkeiten ihrer Hochschulangehörige während des Dritten Reichs setzt sich das Historische Institut der RWTH Aachen in diesem Zusammenhang mit mehreren literarischen Schriften auch intensiv mit dem Wirken von Alfred Buntru auseinander.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Druck- und Zugfestigkeit gefüllter Straßenteere in Abhängigkeit von Alterung und Füllstoff, Berlin, Allgemeiner Industrie-Verlag, 1938.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 7: Supplement A–K. Winter, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-8253-6050-4, S. 182–183.
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 32.
  • Ulrich Kalkmann: Die Technische Hochschule Aachen im Dritten Reich (1933–1945). Verlag Mainz, Aachen 2003, ISBN 3-86130-181-4, (Aachener Studien zu Technik und Gesellschaft 4), (Zugleich: Aachen, Techn. Hochsch., Diss., 2003), S. 103 ff., Zugriff bei der Google-Büchersuche.
  • Harald Lönnecker: „…freiwillig nimmer von hier zu weichen…“. Die Prager deutsche Studentenschaft 1867 – 1945. Band 1: Verbindungen und Vereine des deutschnationalen Spektrums. SH-Verlag, Köln 2008, ISBN 3-89498-187-3, (Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen 16), S. 251.
  • Werner Tschacher: „Ich war also in keiner Form aktiv tätig“. Alfred Buntru und die akademische Vergangenheitspolitik an der RWTH Aachen 1948 – 1960. In: Geschichte im Westen 19, 2004, 2, ISSN 0930-3286, S. 197–229.
  • Andreas Wiedemann: Die Reinhard-Heydrich-Stiftung in Prag (1942–1945). Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, Dresden 2000, ISBN 3-931648-31-1 (PDF; 943 kB).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934, S. 66.
  2. Unsere Toten. In: Burschenschaftliche Blätter, 89. Jg. (1974), H. 5, S. 145.
  3. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/4660746
  4. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich – Wer war was vor und nach 1945. Juni 2007, 2. Auflage, S. 85.