Oberes Mittelrheintal

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Oberes Mittelrheintal
Karte des Mittelrheins
Karte des Mittelrheins
Karte des Mittelrheins
Systematik nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Großregion 1. Ordnung Mittelgebirgsschwelle
Großregion 2. Ordnung Rheinisches Schiefergebirge
Haupteinheitengruppe 29 →
Mittelrheingebiet
Naturraum 290
Oberes Mittelrheintal
Bundesland Rheinland-Pfalz, Hessen
Staat Deutschland

Das Obere Mittelrheintal (vereinzelt auch Obermittelrheintal[1]) ist eine naturräumliche Haupteinheit innerhalb der Haupteinheitengruppe Mittelrheingebiet am Mittelrhein. Sie erstreckt sich rheinaufwärts im Südosten etwa bis zu einer Linie, die die Rochuskapelle in Bingen mit dem Niederwalddenkmal in Rüdesheim verbindet, und rheinabwärts im Nordwesten bis zur Lahn-Mündung in Lahnstein, unmittelbar oberhalb von Koblenz.

Das Obere Mittelrheintal liegt in Rheinland-Pfalz, am südlicheren Ostufer auch in Hessen, und trennt den Taunus im Osten vom Hunsrück im Westen.

Am 27. Juni 2002 wurde das Welterbe Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal mit dem nach Norden leicht erweiterten Verlauf bis zur Moselmündung in Koblenz in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.[2]

Naturräumliche Gliederung

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Das Obere Mittelrheintal gliedert sich wie folgt:[3][4][5][6]

Der Geograph Heinrich Müller-Miny hatte die Haupteinheit 1958 in seiner in großen Teilen bis heute etablierten naturräumlichen Gliederung dieser Region nochmals untergliedert in ein Oberes (Binger Pforte und Bacharacher Tal), Mittleres (St. Goarer Tal) und Unteres Obermittelrheintal (Bopparder Schlingen und Lahnsteiner Pforte).[1] Bei einer Längseinteilung des Oberen Mittelrheintals ließen sich in der niedrigsten Ordnungsstufe jeweils der Rheincanyon als Untertal und die beiderseitigen Terrassenfluren als linkes und rechtes Obertal aussondern.[7][1]

Blick von Bingerbrück zum Binger Loch mit Mäuseturm und Ruine Ehrenfels. Das braune Wasser im Vordergrund stammt aus der Einmündung der Nahe.

Die Binger Pforte umfasst das Rheintal vom Rüdesheim/Bingen bis einschließlich Trechtingshausen. Sie trennt den linksrheinischen, rheinland-pfälzischen Binger Wald vom rechtsseitigen und hessischen Hohen Taunus mit dem Niederwald und dem sich nördlich anschließenden Rheingaugebirge. Der Rhein hat mit einer Breite von durchschnittlich etwa 300 m nur noch die Hälfte seiner Breite vor dem Eintritt in die Pforte bei Rüdesheim.

In Bingen mündet die Nahe von links in den Rhein. Am sich einen Kilometer stromabwärts anschließenden Binger Loch ändert der Rhein seine Richtung von Westen nach Norden, die er gegen Ende der Pforte in Nordwesten ändert. In der Binger Pforte sind die Kammlagen auf beiden Rheinseiten nur etwa 2 km voneinander entfernt und die Steilhänge beginnen oftmals unmittelbar am Flussufer.[8][3][9]

Bacharacher Tal

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Das Bacharacher Tal umfasst das Rheintal von Niederheimbach über Lorch, Bacharach und Kaub bis oberhalb Oberwesels. Es trennt die Südosthälfte des linksrheinischen, rheinland-pfälzischen Südöstlichen Rheinhunsrücks vom rechtsseitigen und überwiegend hessischen Wispertaunus und dem sich nördlich auf rheinland-pfälzischem Boden anschließenden Süden des Mittelrheintaunus.

In Lorch mündet von rechts die Wisper, deren Mündungstal sich zunächst entlang der Stadt nach Nordosten, dann nach Osten in die Bergrücken einschneidet. Analog schneidet sich in Bacharach das Tal linksseitig zur Münzbach-Mündung ein. Beim Austritt des Rheines ist der Fluss gut 300 m breit.[3][10]

Das St. Goarer Tal umfasst das kurvig verlaufende Rheintal von Oberwesel über St. Goar und St. Goarshausen bis unmittelbar oberhalb von Bad Salzig. Es liegt ganz in Rheinland-Pfalz und trennt die Nordwesthälfte des linksrheinischen Südöstlichen Rheinhunsrücks vom rechtsseitigen zentralen Teil des Mittelrheintaunus.

In mehreren bis unter 90° einschließenden Kurven verengt sich der Rhein auf unter 200 m. Die Ufer sind schmal und bieten so in unmittelbarer Flussnähe nur wenig Siedlungsfläche. Es schließen sich hoch aufragende Steilhänge an, in den Höhenlagen herrscht sanft gewellter Plateaucharakter vor, mit zunehmender Entfernung vom Rhein immer weiter ansteigend. Typisches Beispiel für diese Art von Bodenrelief und weltbekannt ist die Loreley, im Zentrum dieses Naturraums gelegen.

Besiedelt sind mit Ausnahme der genannten Städte fast nur die Hänge und Höhenlagen.[3][11]

Bopparder Schlingen

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Bopparder Hamm

Die Bopparder Schlingen umfassen das Rheintal von Bad Salzig über Boppard bis zur Talverengung unmittelbar oberhalb von Lahnstein. Die Talsenke liegt ganz in Rheinland-Pfalz und trennt Mittleren und Waldeschen Rheinhunsrücks links des Rheines vom rechtsseitigen Norden des Mittelrheintaunus.

Unmittelbar am namensgebenden Ort beschreibt der Fluss von einer leichten Linkskurve ausgehend eine rechtsseitige Wendung um über 180° (Bopparder Hamm), um bei Osterspai eine rund 135° starke Linkskurve zu gehen. An den jeweiligen Kurvenaußenseiten sind die Hänge auffallend steil.[3][12]

Lahnsteiner Pforte

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Die Lahnsteiner Pforte umfasst nur die Talenge des Rheintales unmittelbar im Bereich der Lahnmündung in Lahnstein. Sie liegt ganz in Rheinland-Pfalz, an der Nahtstelle vom Nordosten des Waldeschen Rheinhunsrücks auf der linken Seite, dem Nordwesten des Mittelrheintaunus rechtsseitig im Süden, dem Unteren Lahntal rechtsseitig zentral und dem äußersten Südwesten der Horchheimer Höhe (Niederwesterwald) rechtsseitig im Norden.

Unmittelbar oberhalb der knapp 5 km langen Pforte schließt sich in der Neuwieder Rheintalweitung bereits der oberste Abschnitt des Mittelrheinischen Beckens an. Jedoch wird landläufig deren oberhalb der Moselmündung gelegener Teil oft noch zum Oberen Mittelrhein gezählt.[3][13]

Gebiet zwischen Lahn- und Moselmündung

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Der Rhein von unterhalb der Mündung der Lahn bei Lahnstein bis zur Mündung der Mosel am Deutschen Eck in Koblenz gehört nach der streng naturräumlichen Ordnung bereits zur Neuwieder Rheintalweitung (291.0) als Zentrum des Neuwieder Beckens und damit zum Mittelrheinischen Becken (291).[3][14] Er ist indes explizit als Bestandteil des Weltkulturerbes aufgeführt. Dieses ist auch insofern nicht unlogisch, als das Moseltal und das Gießen-Koblenzer Lahntal die links- und rechtsrheinischen Fortsetzungen ein und derselben Talsenke darstellen.

Die folgenden, im Oberen Mittelrheintal mündenden Nebenflüsse sind rheinaufwärts, von Nord nach Süd, geordnet: [15][16]

Name Zufluss­seite Länge
[km]
Einzugs­gebiet
[km²]
Mündungs­höhe
[m. ü. NN]
Mündungs­ort Abschnitt Straßen DGKZ
Mosel links 544,0 28153.3 61 Koblenz Neuwieder Rheintalweitung B 49, B 416 26
Mühlenbach rechts 6,9 10,6 61 KO-Ehrenbreitstein Neuwieder Rheintalweitung K 20 25-98
Rhein-Lache links 4,2 5,7 62 KO-Oberwerth Neuwieder Rheintalweitung B 327 25-92
Königsbach links 0,9 0,8 62 KO-Stolzenfels Neuwieder Rheintalweitung 25-912
Lahn rechts 245,6 5924,5 63 Lahnstein Lahnsteiner Pforte B 260 25-8
Ahrbach links 7,3 9,6 64 Rhens Bopparder Schlingen 25-794
Zollbach rechts 7,0 30,5 67 Braubach Bopparder Schlingen L 335* 25-78
Dinkholderbach rechts 3,9 6,1 67 gegenüber Oberspay Bopparder Schlingen 25-778
Mühltalbach links 6,0 15,6 67 Boppard Bopparder Schlingen L 207 25-776
Bruder-Michels-Talbach links 3,7 8,0 68 Boppard Bopparder Schlingen 25-7752
Salzigerbach links 3,4 6,4 68 Bad Salzig Bopparder Schlingen L 212 25-7738
Wellmicher Bach rechts 9,3 25,6 69 Wellmich St. Goarer Tal L 334 25-772
Gründelbach links 9,2 24,0 69 St. Goar St. Goarer Tal L 206 25-76
Hasenbach rechts 9,4 35,4 69 St. Goarshausen St. Goarer Tal B 274 25-74
Forstbach rechts 12,1 27,0 70 St. Goarshausen St. Goarer Tal L 338 25-738
Urbach rechts 6,1 6,2 71 gegenüber Urbar St. Goarer Tal 25-7374
Niederbach links 10,7 21,5 71 Oberwesel St. Goarer Tal 25-7372
Oberbach links 10,0 26,3 71 Oberwesel St. Goarer Tal L 220 25-736
Holzbach rechts 5,2 7,4 71 Kaub Bacharacher Tal L 339 25-734
Münzbach links 6,2 19,7 72 Bacharach Bacharacher Tal L 224 25-732
Gailsbach links 5,7 10,4 73 Rheindiebach Bacharacher Tal K 27 25-72
Wisper rechts 29,7 209,1 73 Lorch Bacharacher Tal L 3033 25-6
Heimbach links 6,2 14,8 74 Niederheimbach Bacharacher Tal K 28 25-58
Bodentaler Bach rechts 2,2 3,6 75 gegenüber Trechtingshausen Binger Pforte 25-56
Morgenbach links 6,9 14,9 76 vor Trechtingshausen Binger Pforte 25-54
Aulhausener Bach (Eichbach) rechts 4,0 8,1 77 Assmannshausen Binger Pforte L 3034 25-52
Nahe links 125,1 4067,1 78 Bingen Binger Pforte B 9, B 48 25-4

(*: Die L335 folgt dem linken Nebenfluss Dachshausener Mühlbach)

Neben den deutlich an den Enden mündenden Großflüssen Nahe, Lahn und Mosel ist nur die Wisper von der Wassermenge her noch als Fluss zu bezeichnen.

Die Abflüsse (MQ) der genannten Flüsse betragen:

  • Mosel 315 m³/s
  • Lahn 54 m³/s
  • Nahe 30,3 m³/s
  • Wisper 1,271 m³/s

Einzelnachweise

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  1. a b c Heinrich Müller-Miny: Das Mittelrheingebiet und seine naturräumliche Gliederung. In: Bundesanstalt für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 21. Band, 2. Heft (September 1958), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1958, S. 193–233 (Tafel Gefügeordnungsstufen der Naturräumlichen Gliederung des Mittelrheingebietes und der angrenzenden Gebirge und Karte Naturräumliche Gliederung am Mittelrhein).
  2. Dokument zum Unesco-Welterbe. (PDF; 440 KiB) In: rheingau-taunus.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Dezember 2015; abgerufen am 30. Oktober 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rheingau-taunus.de
  3. a b c d e f g Heinrich Müller-Miny, Martin Bürgener: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 138 Koblenz. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1971. → Online-Karte (PDF; 5,7 MB)
  4. Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
  5. Landschaftssteckbrief der Großlandschaft 29 des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  6. Karte und Legende zu den Naturräumen Hessens (Internet Archive der Online-Kopie von Die Naturräume Hessens, Otto Klausing 1988) im Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
  7. Heinrich Müller-Miny: Betrachtungen zur naturräumlichen Gliederung. In: Institut für Landeskunde (Hrsg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde. 28. Band, 2. Heft (März 1962), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung, Bad Godesberg 1962, S. 258–279 (hier: 275/276).
  8. Harald Uhlig: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 150 Mainz. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1964. → Online-Karte (PDF; 4,7 MB)
  9. Landschaftssteckbrief des Landschaftsraums 290.0 des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  10. Landschaftssteckbrief des Landschaftsraums 290.1 des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  11. Landschaftssteckbrief des Landschaftsraums 290.2 des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  12. Landschaftssteckbrief des Landschaftsraums 290.3 des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  13. Landschaftssteckbrief des Landschaftsraums 290.4 des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  14. Landschaftssteckbrief des Landschaftsraums 291.0 des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  15. GeoExplorer der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise)
  16. Gewässerkartendienst des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hinweise)
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