Bandemer (Adelsgeschlecht)

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Wappen derer von Bandemer

Bandemer ist der Name eines alten pommerschen Adelsgeschlechts. Die Familie, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, gehört zum Uradel in Hinterpommern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als erster Angehöriger des Geschlechts erscheint Bendzmirus (Bandemer) de Kodzelow in einer Urkunde, die Dietrich von Altenburg ausgestellt hat. Dietrich war von 1335 bis 1341 Hochmeister des Deutschen Ordens.[1] 1403 erscheint ein Bandemer von Gammin als Zeuge urkundlich.[2]

Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Czier, der ab 1460 in Urkunden genannt wird.[3] Nach Johannes Micraelius war die Familie „ein alt Geschlecht stettinischen Ortes“.[4]

Ausbreitung und Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon früh bildeten sich die beiden Linien zu Schönenwalde und zu Rotten und Selesen. Zahlreiche Angehörige der Familie standen in kurbrandenburgischen bzw. königlich preußischen Diensten. Im Jahr 1694 stiftete Werner von Bandemer, Erbherr mehrerer Gutsbetriebe bei Stolp in Hinterpommern, testamentarisch das Bandemersche Familien-Stipendium.[5] Um 1700 war Dietrich von Bandemer Kammerherr und Stallmeister sämtlicher Stutereien in Pommern. Sein Sohn Joachim Christian von Bandemer wurde Generaladjutant von Generalfeldmarschall Dubislav Gneomar von Natzmer, später kämpfte er in den Schlesischen Kriegen mit Auszeichnung in den Schlachten bei Soor und Groß-Jägersdorf und wurde 1757 königlich preußischer Generalmajor. Er starb am 28. September 1764. Aus seiner Ehe mit Katharine Charlotte Gräfin von Schlippenbach stammen zwei Söhne und drei Töchter. Hans Wilhelm von Bandemer war Generalmajor und Kommandant des Forts Preußen bei Neisse und später von Glatz. Ein weiterer Bandemer war Regierungsrat zu Frankfurt an der Oder und Ritter des Johanniterordens.[6]

Die Schriftstellerin Susanne von Bandemer (* 1757), geborene von Franklin, heiratete 1766 einen Major von Bandemer. Die Ehe wurde geschieden, ebenso ihre zweite Ehe mit Kurt Graf von Bohlen. Später nahm sie den Namen ihres ersten Mannes wieder an. Sie starb 1828 in Koblenz. Wilhelm von Bandemer (* 1861; † 1914) war Mitglied des Preußischen Herrenhauses und Ehrenritter des Johanniterordens.[7]

Die Bandemer breiteten sich ebenfalls, anfangs unter dem Namen Bandemir sowie mit leicht modifiziertem Wappen[8] auftretend, nach Kurland aus. Ernst von Bondemir (* ca. 1570) war Kammerherr und Rittmeister, sowie Erbherr auf Neermis. Er war verheiratet mit Dorothea von Klingsporn (* ca. 1575).[9] Sein Sohn trug den Namen Georg Johann von Bandemer (* ca. 1605) und war mit Gertrud von Nettelhorst (* ca. 1610) verheiratet.[10] Kurz nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs erlosch die kurländische Linie jedoch. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit der pommerschen Familie war bisher nicht herzustellen, gilt aber als zweifelsfrei. Der Ausgang dieses Hauses wurde auch literarisch aufgearbeitet.[11]

Besitzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der größte Teil des Grundbesitzes der Familie lag in Pommern, so gehörten unter anderem Silkow, Selesen, Reitz, Kükow, Schönwalde, Demminke, Cubnhoff, Wittebeck, Lankwitz und Wusselken und Rotten, sowie Weitenhagen im ehemaligen Landkreis Stolp dazu.[6] Vorübergehend hatten Familienmitglieder Besitz auch in Soltnitz im Kreis Neustettin.

Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Bandemer zu Beckel, Wendisch Buckow, Gambin, Weitenhagen, Kukow, Kunhof, Labehn, Selesen und Sorchow besitzlich. In der Mark Brandenburg gehörte ihnen zeitweise Groß- und Kleinbeeren, des Weiteren Diedersdorf mit Schloss Diedersdorf auf dem Teltow[2] und stellten dort im größten brandenburgischen Landkreis unter anderem mit Bogislav von Bandemer einflussreiche Persönlichkeiten.[12]

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts, mit seinen enormen Veränderungen, konnten die wichtigsten Begüterungen,[13] in Pommern, wie u. a. Gambin, über die Generationen hinweg gehalten werden.[14] Gut Kuhnhof ging schon zuvor verloren.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familienwappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen ist schräg geteilt. Oben in Silber ein wachsender natürlicher Stier zwischen dessen Hörnern ein goldener Stern schwebt, unten von Blau und Silber geschacht. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken der Stier mit Stern.[3]

Wappengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abdrücke von Petschaften zeigen den Stier (Büffel) auch von einem Pfeil schräglinks durchstoßen, mit der Spitze am Leib nach rechts unten. Bei Siebmacher ist der Wappenschild quer geteilt, eine Teilung, die Siegelabdrücke ebenfalls mehrfach zeigen. Demnach wächst der Stier aus der unteren geschachten Schildhälfte linkssehend auf. Auf dem Helm der Stier der oberen Schildhälfte. Bei Eilhard Lubinus, Karte von Pommern (1618), ist der Schild schrägrechts geteilt, das untere Feld ledig, oben ein aufwachsender, linkssehender, gekrönter Stier, dessen vorwärts gekehrter Kopf auf dem Helm steht.[15]

In Johannes Micraelius Sechs Bücher vom alten Pommernland. Band 6, Seite 463 (1640). Seit der Hochzeit mit Frau von Klingsporn wird der Büffelochse mit einem Stern (Spornrad) auf dem Kopf (wie er auch im Klingspornwappen zu sehen ist) mit einem Jägerspieß, aus einer blauen und weißen Schachtafel springend, beschrieben. Auf dem Helm der Büffelochse. Christian Friedrich August von Meding erwähnt in seinen Nachrichten von adeligen Wappen. Band III, Seite 23–24 (1791) eine Stammbuchwappenzeichnung mit der Umschrift Adrianus Bandemer, Pomeranus, Friburgi Brisgoiae, 14. Jan. 1585: im silbernen Feld kommt hinter bzw. über einem grünen dreihügeligen Berg ein roter Büffelochse halb hervor. Derselbe ist golden gekrönt, hat rote Hörner, schlägt die Zunge aus, und durch die Brust geht ein eisenfarbiger Jagdspieß an einem goldenen Stiele so hindurch, dass die Spitze durch den Rücken wieder herauskommt. Auf dem Helm steht ein sechsspitziger, goldener Stern, und die Helmdecken sind Rot und Silbern.[15]

Nach Ernst Heinrich Kneschke Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien. Band 1, Seite 23–24 (1855) zeigt der Schild aus einem schräglinken Schach von Blau und Silber in vier Reihen, die oberste acht Felder, in den folgenden nach der Form des Schildes abnehmend, einen hervorwachsenden, rechtssehenden Büffelochsen von natürlicher Farbe, zwischen dessen Hörnern ein sechsstrahliger, goldener Stern schwebt, und der mit einem goldenen, mit eiserner Spitze versehenen Jagdspieß so von unter durchbohrt ist, dass die Spitze oberhalb des Halses nach links zu sehen ist. Auf dem Schild steht ein gekrönter Helm, der einen sechsstrahligen, goldenen Stern trägt.[15]

Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ostpreußisches Handfestenbuch Nr. 2, Blatt 119–120, im ehemaligen Staatsarchiv Königsberg
  2. a b Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 1, 1859, S. 184–185 (Bandemer in der Google-Buchsuche ).
  3. a b Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band I, Band 53 der Gesamtreihe, C. A. Starke, Limburg an der Lahn, 1972, Seite 203–204
  4. Johannes Micraelius: Sechs Bücher vom alten Pommernland. Band 6 (Sechstes und letztes Buch), Von deß Pommerlandes Gelegenheit vnd Ein-Wohnern, Verlag Rhete, Stettin, 1639, Seite 463
  5. Johann Karl Konrad Oelrichs: Historisch-diplomatische Beiträge zur literarischen Geschichte, vornehmlich des Herzogtums Pommern. Band 1. Buchhandlung der Realschule, Berlin 1790, S. 294–299 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  6. a b Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preußisches Adelslexicon. Band 1. Gebr. Reichenbach, Leipzig 1836, S. 172 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  7. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1905. In: Johanniterorden (Hrsg.): MV und Status der Ritter. Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin 1905, S. 131–221 (kit.edu [abgerufen am 1. November 2021]).
  8. Wappen derer von Bandemer im Baltischen Wappenbuch: (Baltisches Wappenbuch Wappen sämmtlicher, den Ritterschaften von Livland, Estland, Kurland und Oesel zugehörigen Adelsgeschlechter). Hrsg. Carl Arvid Klingspor, Stockholm, (1882)
  9. Heinrich von Hagemeister: Materialien zu einer Geschichte der Landgüter Livlands, Band 1. Frantzen, 1836 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  10. Ahnentafel Julie v. Brunnow * 1770 - Baltischer Adel
  11. Alexis von Engelhardt: Die Kavaliere von Illuxt. In: Erinnerungsblätter aus dem Gottesländchen, gesammelt von einem Kurländer. München 1949.
  12. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, Bogislav v. Bandemer-Zögling-RA-No. 663. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 126 (staatsbibliothek-berlin.de [abgerufen am 24. November 2022]).
  13. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer's Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 293 f. (d-nb.info [abgerufen am 2. November 2021]).
  14. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiher v. Lyncker u. Ehrenkrook, Wilhelm v. Blaschek, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1960. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014. Band IV, Nr. 22. C. A. Starke Verlag, 1960, ISSN 0435-2408, S. 2–3 (d-nb.info [abgerufen am 2. November 2021]).
  15. a b c Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien. Band 1. T.O. Weigel, Leipzig 1855, S. 23–24 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).