Benutzer:Andibrunt/Olympia

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Autogrammkarte Giorgi Nikoladses, 1926

Giorgi Nikolaevich Nikoladse (georgisch გიორგი ნიკოლაძე; * 11. August 1888 in Didi Jikhaishi, Russisches Kaiserreich; † 5. Februar 1931 in Tiflis) war ein georgischer Mathematiker und Metallurge. Er war als Dozent an der 1918 gegründeten Staatlichen Universität von Tiflis tätig. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeiten war Nikoladse ein Pionier des Turnsports in Georgien und gilt als Mitbegründer des Alpinismus in der Sowjetunion.

Gemäß einer sporthistorischen Arbeit aus dem Jahr 2016 soll Nikoladse der unbekannte Junge sein, der bei den Olympischen Spielen in Paris am 26. August 1900 als Steuermann den niederländischen Ruderern François Brandt und Roelof Klein zum Sieg im Zweier mit Steuermann verholfen hatte. Er wäre damit der jüngste Olympiasieger aller Zeiten.

Wissenschaftliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmal für Giorgi Nikoladse in Sestaponi

Giorgi Nikoladse wurde 1888 als das zweite Kind des georgischen Journalisten und Politikers Niko Nikoladse und der Biologin Olga Guramishvili-Nikoladse in dem Dorf Didi Jikhaishi geboren, wo seine Mutter als Lehrerin tätig war. Nikoladse wuchs in einem Elternhaus aus, das rege Kontakte zu Intellektuellen im In- und Ausland pflegte. Die Familie reiste regelmäßig nach Mitteleuropa, Giorgi und seine Schwestern sprachen fließend Französisch.

Ab 1898 besuchte Giorgi Nikoladse das Erste Gymnasium in Tiflis. Nach Abschluss des Gymnasiums studierte er von 1906 bis 1913 Chemie an dem Staatlichen Institut für Technologie in Sankt Petersburg. Nach Beendigung seines Studiums war Nikoladse zunächst als Metallurge in der russischen Stadt Tula und später in Jusowka, dem heutigen Donezk, tätig. In Jusowka arbeitete er zuerst unter Michail Konstantinowitsch Kurako und später unter Iwan Pawlowitsch Bardin und trug zur Modernisierung der Hüttenwerke im Donezbecken bei.[1]

1918 kehrte Nikoladse nach Tiflis zurück. Er wurde Dozent an der neu gegründeten Staatlichen Universität und half bei der Einrichtung des Instituts für Mathematik. Als nach der Oktoberrevolution die kurzlebige Demokratische Republik Georgien ausgerufen wurde, wurde Nikoladse zum Vizeminister für Industrie und Handel ernannt. Als Mitglied eines Autorenkollektivs entwickelte er zahlreiche neue Begriffe in der georgischen Sprache, die 1920 in einem technischen Wörterbuch veröffentlicht wurden.[2]

In den 1920er Jahren war Nikoladse sowohl als Metallurge als auch als Mathematiker tätig. 1923 war Nikoladse Mitbegründer der Georgischen Mathematische Union.[3] Um seine mathematischen Studien zu vertiefen, ging er Mitte der 1920er Jahre an die Paris Sorbonne. Am Lehrstuhl Élie Cartans schreib Nikoladse seine Dissertation auf dem Gebiet der Differentialgeometrie. 1928 wurde er promoviert.[4] In Paris heiratete Nikoladse Georgette Gambashidze, die Tochter eines georgischen Emigranten.

Nach seiner Rückkehr von Paris übernahm Nikoladse die Lehrstühle für Darstellende Geometrie und Elektrometallurgie am neu eingerichteten Polytechnischen Institut. Er verfasste das erste geometrische Lehrbuch in Georgischer Sprache, das allerdings erst postum veröffentlicht wurde. 1930 nahm in Tiflis unter Nikoladses Leitung ein experimenteller Hochofen seinen Betrieb auf, in dem die Manganerze aus Tschiatura zu Ferromangan verarbeitet wurde. Der Hochofen bildete die Basis für die Errichtung der ersten sowjetischen Fabrik für Ferrolegierungen in Sestaponi, die nach Nikoladse benannt wurde.

Giorgi Nikoladze starb im Alter von 42 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. In Erinnerung an ihn stiftete 1973 die Georgische Nationale Akademie der Wissenschaften den Giorgi-Nikoladse-Preis. Seit 1997 verleiht die Georgische Technische Universität die Giorgi-Nikoladse-Medaille für herausragende wissenschaftliche Leistungen.

Sportliche Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits als Kind war Nikoladse sportlich aktiv, vor allem das Kunstturnen war seine Leidenschaft. Während seines Studiums in Sankt Petersburg trat er der lokalen Sokolverein bei, wo er von dem ehemaligen Weltmeister František Erben trainert wurde. Nikoladse nahm an internationalen Turnwettkämpfen der Sokolbewegung teil, bei den Wettkämpfen in Prag 1912 errang er bei mehr als 2000 Teilnehmern den 15. Platz.

Nach seinem Studium trat Nikoladse als Förderer der Turnsports in Erscheinung. Während seiner Tätigkeit im Donbass gründete er den ersten Turnverein in Jusowka, 1918 gründete er auch in Tiflis einen Turnverein und leitete ab August 1918 das Sportzentrum der Staatlichen Universität von Tiflis. Ähnlich wie bei der Erstellung des ersten georgischen technischen Wörterbuch führte Nikoladse auch eigenständige georgische Begriffe für den Sport ein; seine Begriffe für Volleyball, Basketball oder Fußball werdena uch heute noch verwendet.

Im Sommer 1923 organisierte Nikoladse einen Ausflug einer Studentengruppe in den Großen Kaukasus. Die Gruppe bestieg am 28. August 1923 den mehr als 5000 m hohen Kasbek; diese Expedition gilt als Geburtsstunde des Alpinismus in der Sowjetunion.[5][6] 1925 bestieg Nikoladse zusammen mit 19 Studenten den Elbrus. Sein Interesse an der Bergwelt Georgiens führte 1924 zur Gründung der Geographischen Gesellschaft von Georgien.

Neben dem Bergsteigen setzte sich Nikoladse in seinen letzten Lebensjahren für den Wintersport im Kaukasus ein. Dank seiner Initiative wurde der alpine Skisport populär, das Gebirgsdorf Bakuriani entwickelte sich Anfang der 1930er Jahre zum führenden Wintersportort.[7]

Nach Giorgi Nikoladse wurde der 6340 m hohe Pik Nikoladze in der Schachdarakette im Südwesten des Pamirgebirges benannt.[8]

Angebliche Teilnahme bei den Olympischen Spielen 1900[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

François Brandt und Roelof Klein mit dem namentlich nicht bekannten Jungen

[9] [10] [11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. G. Kashakashvili, P. Yugov: 110th anniversary of the births of G.N. Nikoladze and N.V. Kashakashvili. In: Metallurgist Vol 43, Nos 11-12, 1999, S. 536-537.
  2. Omar Dzagnidze: For history of formation of the Georgian mathematical, technical and natural sciences terminology. In: Reports of Enlarged Session of the Seminar of I. Vekua Institute of Applied Mathematics, No. 28, 2014, S. 28-31.
  3. Roland Duduchava, David Natroshvili, Guram Gogishvili:Georgian Mathematical Union – History and Activity. In: European Mathematical Society Newsletter. December 2018, S. 45-47.
  4. M. A. Akivis, B. A. Rosenfeld: Elie Cartan. 1869–1951. AMS, Providence, R.I. 1993, ISBN 0-8218-4587-X, S. 30.
  5. E. Beletsky: Mountaineering in the U.S.S.R.. In: The Alpine Journal, Vol. 61, No. 23, 1961, S. 310-329.
  6. In: Embassy of the Union of Soviet Socialist Republics (Hrsg): Information Bulletin, IV, No. 128, 16. November 1944, S. 8.
  7. Alexander Mikaberidze: Historical Dictionary of Georgia, S. 178.
  8. Yevgeniy Gippenreiter, Vladimir Shataev: Six and Seventhousanders of the Tien Shan and the Pamirs. In: Alpine Journal, 1996, S. 125.
  9. Joshua Robinson: This Boy Might Be the Youngest Ever Olympian—No One Knows Who He Is. In: Wall Street Journal, 9. August 2016.
  10. Paata Natsvlishvili: Was the “Unknown French Boy” in 1900 actually from Georgia?. In: Journal of Olympic History. Vol. 24, No. 3, 2016, S. 20-26.
  11. François Thomazeau: Histoire secrète du sport. La Découverte, Paris 2019, ISBN 978-2-7071-9631-6, S. 47-49.