Benutzer:Bernd Schwabe in Hannover/Lateinschule (Hannover)
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kolorierte Handzeichnung in der digitalen Sammlung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek
Die Lateinschule in Hannover war eine im Mittelalter ursprünglich für die Zöglinge der Fürsten und anderer Adliger gegründete Lateinschule, aus der später die ersten hannoverschen Gymnasien hervorgingen.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits im 13. Jahrhundert wurde im Jahr 1267 eine „schola in honovere“ erwähnt. Diese fungierte zunächst als „Fürstenschule“ und gehörte anfänglich in den ausschließlichen Machtbereich der Burgmannen der Burg Lauenrode.[1] Die außerhalb der hannoverschen Stadtbefestigung auf der Burg eingerichtete Schule wurde daher auch als „Burgschule“ bezeichnet, wurde aber wohl auch schon von hannoverschen Schülern besucht.[2]
Für das Jahr 1282 ist erstmals eine städtischer Einfluss auf die Burgschule nachweisbar, als vier Bürger neben vier Burgmannen dem Landesherrn ihre Wahl des Rektors präsentierten.[2]
Gut drei Jahrzehnte später gestattete der Landesherr dem Rat der Stadt Hannover 1315 die Errichtung einer Schule, die dann neben dem Pfarrhaus an der Marktkirche[2] fertiggestellt wurde.[1] Nach weiteren Jahrzehnten erreichte der Rat 1348 die nahezu alleinige Aufsicht über das dortige Unterrichtswesen, die von einem - geistlichen - Ratsschreiber wahrgenommen wurde. Dieser verfügte nach Ansicht der Ratsherren, die ja oftmals selbst keine Lateinschule besucht hatten, „wohl über die entsprechenden Kenntnisse“.[2] Mit dem Privileg des Jahres 1348 erhielt Hannover zudem das Recht, weitere Schulen einzurichten.[1]
Im 15. Jahrhundert war die akademische Vorbildung der geistlichen Lehrer, von denen keiner über eine über das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg hinausreichende Reputation verfügte, sehr unterschiedlich. Von den 21 nachgewiesenen Geistlichen hatten 5 keinen akademischen Grad erworben, weiter 5 nach zwei Studienjahren an Universitäten den „Baccalarius“-Titel erhalten und lediglich 11 den Magister-Titel nach vier Jahren Studium.[2]
Anfang des 16. Jahrhunderts waren auch die hannoverschen Lehrer der Reformationsbewegung gegenüber aufgeschlossen. So wirkte der Schulmeister Georg Scharnekau 1527 als einer ihrer Wortführer.[2] Der zeitweilig gefangengesetzte Walter Hoker,[3] der nach der Reformation als Pastor in Pattensen arbeitete, lehrte „unter den Augen seines altgläubigen Landesherrn“ das evangelische Abendmahl.[2]
Über die Größenordnung der hannoverschen Lateinschule gibt es lediglich einen indirekten Hinweis aus einem Eintrag im Ratsprotokollbuch von 1521, der die Bestimmung des Rates festhielt, dass der Lehrer maximal 100 - zahlende - Schüler annehmen durfte.[2] Zu ihnen zählte beispielsweise der aus der alteingessessenen hannoverschen Patrizierfamilie stammende später Fernhandelskaufmann Gebhard von Windheim (1576–1655).[2]
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Zeichnung von Redecker in seiner Historische Collectanea von der Königlichen und Churfürstlichen Residenz-Stadt Hannover ..., um 1725
1575 wurde das Schulgebäude durch ein Feuer weitgehend zerstört, 1583 dann neu errichtet.[4]
1599 regelte der Magister Christian Beckmann zugleich mit dem von ihm in Druck gegebenen Schulordnung zugleich den Lebenswandel seiner Schüler, denen damit Würfel- und Kartenspiele verboten wurden sowie Kaltbaden, Eislaufen und Schneeballschlachten.[2]
Im Zuge der Reformation richtete Hannover zusätzlich zu der Lateinschule die städtische „Schreib- und Rechenschule“ ein; sie war für jene Kinder gedacht, die keine Ausbildung zum Gelehrten anstrebten. Daneben eröffnete Hannover dann auch einige Parochialschulen.[1]
Im 17. und 18. Jahrhundert etablierten sich in Hannover ergänzend einige Freischulen, in denen kein Schulgeld gezahlt werden musste.[1]
Aus dem Jahr 1787 stammt eine Zeichnung eines ungenannten Urhebers, der die „Hohe Schule“ und die Umrisse eines angrenzenden parkähnlichen Gartengeländes nördlich gegenüber dem Turm der Marktkirche zeigt.[5]
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Stadt nahezu das gesamte, inzwischen veränderte und ausgebaute Schulwesen an sich gezogen.[1]
Bekannte Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lehrer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1527: Georg Scharnekau Schulmeister und Wortführer der Reformation[2]
- Walter Hoker predigte nach der Reformation das evangelische Abendmahl in Pattensen[2]
- Christian Beckmann ließ 1599 eine Schulordnung drucken
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g Waldemar R. Röhrbein: Hannover, eine welfische Landstadt, in ders.: Hannover. Kleine Stadtgeschichte, 2., überarbeitete Auflage, Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 2015, ISBN 978-3-7917-2720-2 und ISBN 3-7917-2720-6, S. 11–32 (Abschnitt Von der Fürsten- zur Stadtschule); als e-book ISBN 978-3-7917-6066-7; Google-Books
- ↑ a b c d e f g h i j k l Siegfried Müller: Das Innere der Stadt, in Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover, Band 1: Von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, Hannover: Schlütersche, 1992, ISBN 978-3-87706-351-4 und ISBN 3-87706-351-9, S. 103, 114, 115, 119, 133, 161, 198, 199; Google-Books
- ↑ Karljosef Kreter: Städtische Geschichtskultur und Historiographie. Das Bild der Stadt Hannover im Spiegel ihrer Geschichtsdarstellungen von den Anfängen bis zum Verlust der städtischen Autonomie, Dissertation 1996 an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Hannover, S. 158 u.ö.; als PDF-Dokument von der Seite repo.uni-hannover.de
- ↑ Sabine Wehking: DI 36, Stadt Hannover, Nr. 149† / Lateinschule, Köbelingerstraße / 1583 auf der Seite der Deutschen Inschriften Online (DIO)
- ↑ Plan der Gebäude an der Marktkirche und am Rathaus in Hannover nebst Jahreszahl zum Plan aus der digitalen Sammlung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek