Benutzer:Castellanus/Baustelle 3

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der erotische Comic ist der Teilbereich der erotischen Kunst, dessen Medium der Comic ist bzw. Formen der sequenziellen Kunst, zu denen dann der Comic im engeren Sinn, die grafische Erzählung, die Bildgeschichte und in Überschneidungsbereichen erotische Cartoons, Witzzeichnungen und die Illustrationsfolgen in erotischen oder pornographischen Texten gehören.

Vorläufer erotischer Comics in der westlichen Kultur (wenn man darauf verzichtet, steinzeitliche Ritzzeichnungen als Comicvorläufer zu interpretieren) erscheinen im 18. Jahrhundert in Form sequentieller Druckgraphik – bekannteste Beipiel sind die moralischen Bildfolgen A Harlot's Progress („Werdegang einer Dirne“) und A Rake's Progress („Werdegang eines Wüstlings“) des englischen Malers und Kupferstechers William Hogarth – und erotische Karikaturen und Cartoons – hier sind als Beispiel zu nennen die Arbeiten von Thomas Rowlandson oder die Flut pornographischer Karikaturen am Vorabend der französischen Revolution, deren Ziel die Schmähung der Königin Marie Antoinette war. Der begleitende Text hatte dabei oft die Form eines Gedichts. Das folgende 19. Jahrhundert war entgegen landläufiger Ansicht eine Blütezeit erotischer und pornographischer Literatur. Soweit ökonomisch möglich, wurden diese Texte auch mit Illustrationen versehen. Zu den hervorragenden Schöpfern erotischer Bildfolgen es bürgerlichen Zeitalters zählen der Engländer Aubrey Beardsley (Illustrationen zu Salome von Oscar Wilde) und der Österreicher Franz von Bayros (Illustrationen zu Fanny Hill von John Cleland).

Postkarte und Tijuana Bible

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Beginn des 20. Jahrhunderts erscheint als weiterer Vorläufer des erotischen Comics die frivole Postkarte, erotische Cartoons im Postkartenformat. Wichtigster Vertreter dieser Gattung, der seine als McGill's Comics bekannten Postkarten geradezu industriell produzierte und vertrieb, war der Engländer Donald McGill. Zwischen 1904 und 1962 brachte er 12.000 Postkartenmotive auf den Markt, die er selbst entsprechend dem erotischen Gehalt in die Kategorien „schwach“, „mittel“ und „stark“ klassifizierte.[1]

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Comics in der heute bekannten Form, mit zu Strips angeordneten Folgen einzelner Panels und der engen Bindung von Bild und Text in Form von Sprechblasen, zum Beispiel in dem ab 1895 in der New York World erscheinenden Comic The Yellow Kid, ab 1903 erschien der erste Daily Strip („Tagesstrip“) und Comics wurden Teil des Alltags. Das galt selbstverständlich nicht für Comics mit erotisch-pornographischen Inhalten. Der Strip Film Fannie des Briten Arthur Ferrier über die Erlebnisse einer naiven (natürlich blonden) Filmschauspielerin erschien ab 1938 wöchentlich in der Boulevardzeitung Daily Mirror und in der gleichen Zeitung erschienen bereits ab 1932 die bei den Soldaten des II. Weltkriegs äußerst beliebten Abenteuer der Debütantin Jane (gezeichnet von Norman Pett), bei denen sie durch dieses und jenes Missgeschick Teile ihrere Bekleidung verlor, ab Kriegsausbruch 1939 in zunehmendem Umfang and 1943 erstmals völlig nackt. Diese beiden gehörten zu ersten in einem Mainstream-Medium publizierten Comics mit frivol-erotischen Inhalten.

Der erotische Comic blühte derweil im Untergrund: ab den 1920er fanden in den USA unter der Bezeichnung Tijuana Bible kleine Heftchen (meist 8 Seiten, daher auch Eight-Pagers genannt) erhebliche Verbreitung. Der Inhalt war eine Mischung aus derbem Humor und sehr explizitem Sex, dargeboten in schlechtem Druck und zu einem relativ hohen Preis unter dem Ladentisch erhältlich. Zu den wenigen namentlich bekannten Zeichnern dieser Heftchen gehören Wesley Morse und Doc Rankin, dem 200 dieser Heftchen zugeschrieben werden, von denen in den ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schätzungsweise 700 bis 1000 entstanden sind.[2]

Erotische Cartoons

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf einem anderen Gebiet hatte der erotische Cartoon in den ersten, auf ein männliches Publikum hin angelegten Witzblättern und Magazinen ein Medium gefunden. 1919 erschien das von Wilford „Captain Billy“ H. Fawcett verlegte Magazin Whiz Bang, 1926 gefolgt vom Smokehouse Magazine. Das Niveau war allerdings niedrig: entsprechend dem Rezept gags and girls wurden Abbildungen leichtbekleideter Mädchen mit rassistischen und sexistischen Witzchen aus der untersten Humorschublade kombiniert, was freilich ein Erfolgsrezept darstellte, da die Auflage von Whiz Bang zeitweise 500.000 Exemplare erreichte. In den Zeit nach dem II. Weltkrieg brachte die zum entstehenden Comicimperium des Martin Goodman (aus dessen damaliger Firma Timely Comics schließlich Marvel Comics wurde) Firma Humorama brachte eine ganze Reihe von erotisch-humoristischen Magazinen heraus mit Titeln wie Breezy, Gaze, Stare, Gee-Whiz und Joker. Konkurrent von Humorama war Robert Harrison mit Titeln wie Titter, Flirt und Wink. An sich nichts Bedeutendes, unter den Zeichnern der Hefte finden sich aber Namen, die später bekannte werden sollten, darunter Bill Ward, Bill Wenzel, Dan DeCarlo und Jack Cole, und zu den Modellen der Fotos zählten die Pin-up-Ikone Bettie Page, die Stripperin Lily St. Cyr und die Schauspielerin Julie Newmar.

Mainstream: Playboy, Penthouse et al.

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ende dieser gals 'n' giggles mags brachten die modernen Männermagazine, allen voran der Playboy des jungen Verlegers Hugh Hefner, der erstmals im Dezember 1953 erschien und binnen 6 Jahren Auflagen von über 1.000.000 Exemplare erreichte. Dieser wirtschaftliche Erfolg ermöglichte es, die talentiertesten Cartoonisten als Mitarbeiter zu gewinnen. Außer den oben genannten Zeichnern, die bereits für die Witzmagazine Cartoons gezeichnet hatten, kamen nun neue Zeichner wie Doug Sneyd, Dean Yeagle, Harvey Kurtzmann und Will Elder dazu.

Und neben Cartoons mit Playboy-typischer Thematik erschienen nun auch Comics, gezeichnet unter anderem von Frank Thorne, Gray Morrow und dem Spanier Juan Álvarez. Sogar Zeichner von Underground Comix wie Skip Williamson, Jay Lynch, Art Spiegelmann und Gilbert Shelton lieferten Beiträge. Und es entstanden Figuren und Serien, mit denen der erotische Comic Eingang in den durch den Playboy und ähnliche Magazine wie Penthouse und Hustler repräsentierten Mainstream fand. So erschien 1962 erschien erstmals Little Annie Fanny von Harvey Kurtzmann und Will Elder. In den einzelnen Episoden gerät ein naives Blondchen, mit großen weit aufgerissenen, strahlend blauen Augen regelmäßig in Schwierigkeiten (und verliert regelmäßig die Kleider dabei).

1965 erschien in der Literaturzeitschrift Evergreen Review die erste Episode von The Adventures of Phoebe Zeit-Geist von Michael O’Donoghue (Text) und von Frank Springer (Zeichnung). In Deutschland wurde Phoebe Zeit-Geist 1970 von der Zeitschrift Konkret abgedruckt. Entsprechend dem klassischen Topos der Damsel in Distress wird die Titelheldin immer wieder zum Opfer von Schurken, die sie zunehmend grotesken Misshandlungen aussetzen. Und kaum ist sie dem einen Verfolger entronnen, fällt sie dem nächsten Finsterling in die Hände, praktischerweise meist bereits nackt und gebrauchsfertig verschnürt. Dem Muster parodistisch-grotesker Überzeichnung folgten in etwas abgeschwächter Form auch die Serien The Adventures of Pussycat und Sally Forth. Bei all diesen Serien war das Spiel mit Fetischelementen (sprich Bondage, hautenge Lederkombinationen und Catsuits ala Emma Peel) stilgebend und das wurde weitergeführt und mit neuen Elementen kombiniert als Penthouse und Hustler eigene Comicabteilungen eröffneten. Bei Penthouse Comix erschien so Wicked Wanda von Ron Embleton oder die Superhelden-Parodie Miss Adventure von Cary Pokovitz und bei Hustler Comix erschien Honey Hooker und der umstrittene Comic Chester the Molester („Chester der Kinderschänder“) von Dwaine Tinsley.

Abseits des Mainstream: Fetisch-Comics und Underground

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1939 hatte der New Yorker Fotograf Irving Klaw eine Versand für Pin-Up-Photos gegründet. Zu den Modellen Klaws gehörte auch die oben schon erwähnte Betty Page, die von Klaw außer in unschuldiger Nacktheit auch gerne und häufig in Fetischposen und Bondage abgelichtet wurde. Die Spezialisierung auf Fetischphotos mit den thematischen Schwerpunkten Bondage, Latex, Lingerie und High Heels erwies sich als geschäftlich außerordentlich erfolgreich. Außer den Photos vertrieb Klaw aber auch Fetischcomics der Zeichner Eric Stanton, Gene Bilbrew (unter dem Pseudonym Eneg) und von John Willie, dessen bekanntester Comic und der Klassiker des Fetischcomics schlechthin The Adventures of Sweet Gwendoline war, dessen deutsche Ausgabe Die Abenteuer der Sweet Gwendoline 1989 indiziert wurde.

Aus einer völlig anderen Richtung als dem Umfeld des diskreten Postversands Irving Klaws kamen in den 1960er Jahren die Underground Comix mit ihren vorwiegend an der Westküste beheimateten Protagonisten wie Robert Crumb (Zap Comix, Fritz the Cat) und Gilbert Shelton (Freak Brothers und Wunderwarzenschwein). Kennzeichnend für die Richtung war die Abkehr von hergebrachter Ästhetik des Comics und seinen Normen, wie sie in den USA insbesondere im Comics Code formuliert waren. Nicht alle Underground Comix waren sexuell explizit, bei Shelton zum Beispiel taucht Sex eher am Rande auf während die Verherrlichung des Gebrauchs von Cannabis im Zentrum steht, bei Crumb und anderen war die grotesk-obsessive Darstellung von Sex und die spielerische Überschreitung der Grenze zur Pornographie ein wesentliches Element. Hier stand das „x“ in „Comix“ wirklich für „x-rated“, was schon durch Titel wie Tales from the Leather Nun (Dave Sheridan), White Whore Funnies und Horny Biker Slut Comics („Geile Bikerschlampen-Comics“) signalisiert wurde. Tabubrüche wurden zelebriert, so der Inzest (Crumb: „The family that lays together, stays together“) oder Amputierten-Sex (Amputee Love von Rene und Rich Jensen) und selbstverständliche Extreme von Sex und Gewalt (zum Beispiel die Beiträge von S. Clay Wilson in Zap Comix) Weitere zu nennende Zeichner erotischer Comics aus dem Umfeld des Underground Comix sind Richard Corben (Den), Don Lomax (Copperhead) und Rand Holmes (Harold Head).

Zu den Zeitschriften, in denen Underground Comix veröffentlicht wurden, zählten neben Zap Comix und Felch Comics (Keith Green) die von dem Underground-Künstler Denis Kitchen verlegte Zeitschrift Bizarre Sex.

Feministische Comix

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Darstellung von Sex im Underground Comix mochte zwar als Spiel mit sexistischen Klischees und Tabubruch gesehen werden, die Zeichner des Underground Comix waren jedenfalls anfangs ausschließlich männlich. Die erste nur von Frauen gezeichnete Comix-Anthologie erschien 1970 in San Francisco bei Last Gasp unter dem Titel It Ain't Me, Babe Comix, begründet und mit Beiträgen von Trina Robbins, die später auch an der Gründung von Wimmens's Comix, einer von 1972 bis 1992 erscheinenden Serie von Anthologien beteiligt war. Eine weitere Anthologiereihe war Tits & Clits Comix (1972–1987), herausgegeben von Joyce Farmer und Lyn Chevely. Zeichnerinnen, die in diesen Anthologien veröffentlichten, waren neben Robbins Aline Kominsky, die spätere Frau von Robert Crumb, Shelby Sampson und Lora Fountain, später Frau von Gilbert Shelton.

Erotische Comic-Kunst in Europa

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während in den USA die erotischen Comics in ihren Plattformen und Vertriebswegen durch den Comics Code stark eingeschränkt waren (entweder Publikation in Männermagazinen wie Playboy oder Penthouse, Postversand wie bei Irving Klaw oder im dauernd durch Beschlagnahme und Verfolgung bedrohten Selbstverlag des Verlegers von Underground Comix) gab es diese Beschränkungen in Europa nicht oder nur in deutlich geringerem Maß. Vor allem im Frankreich der 1960er Jahre begann man sexueller Freizügigkeit Raum zu geben. Das begann mit dem von Jean-Marc Reiser und Georges Wolinski 1960 gegründeten satirischen Comicmagazin Hara-Kiri und schuf die ersten Ikonen des erotischen Comics in Europa mit mit Barbarella, der von Jean-Claude Forest erdachten interstellaren Reisenden in Sachen Sex (ab 1962), gefolgt von Jodelle (1966) und Pravda (1967) von Guy Peellaert.

Wesentlich für die Entwicklung des erotischen Comics in Europa und da vor allem in Frankreich waren die Anfang der 1970er Verlage, Zeitschriften und Anthologien. 1972 erschien erstmals L'Écho des savanes als erstes ausschließlich auf Erwachsene ausgerichtetes Comic-Magazin, gegründet von Claire Bretécher, Marcel Gotlib and Nikita Mandryka. 1975 gründeten die Zeichner Jean-Pierre Dionnet, Jean Giraud (bekannter unter dem Namen Moebius), Philippe Druillet und Bernard Farkas den Verlag Les Humanoïdes Associés, in dem im gleichen Jahr die erste Ausgabe der Zeitschrift Métal Hurlant erschienen, eine der wichtigsten Zeitschriften für den modernen, künstlerischen Comic und den erotischen Comic ionsbesondere. Veröffentlicht wurden nicht durch französischsprachige Zeichner, sondern auch die Comics der Italiener Guido Crepax (Valentina) und Milo Manara (Giuseppe Bergman-Reihe) oder die Arbeiten des Amerikaners Richard Corben. Der Erfolg zeugte Ableger in den USA (dort unter den Namen Heavy Metal) und in Deutschland, wo die Zeitschrift Schwermetall seit 1980 im Volksverlag von Raymon Martin erschien.

Frankreich + Belgien
Italien
Deutschland

Bondage-Comics und Fetischkunst

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Italien
Frankreich
Großbritannien
USA

Hentai in Japan

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den frühen Formen außerhalb Europas gehören die japanischen Shunga-Bildreihen („Frühlingsbilder“), erotische Drucke, die überwiegend in Buchform (enpon) vertrieben wurden. Die Folge der meist 12 Bilder war mit häufig durch eine Rahmenhandlung verbunden, die durch einen einführenden Text oder begleitenden Dialog erklärt wurde.[3]

Regionen und Spezialitäten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwule und lesbische Comics

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erotischer Zeichentrick und Animes

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erotische Comics und die Zensur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Alain Beyrand u. a.: Catalogue encyclopédique des bandes horizontales françaises dans la presse adulte de 1946 à 1975 de Lariflette à Janique Aimée. Pressibus, Tours 1995.
  • Michel Bourgeois: Erotisme et pornographie dans la bande dessinée. Glénat, Grenoble 1981, ISBN 2-7234-0093-X.
  • Henri Filippini: Encyclopédie de la bande dessinée érotique. La Musardine, Paris 1997. (2. Auflage. 1999, ISBN 2-84271-082-7)
  • Jacky Goupil: Et la BD crea la femme. Vidéome, Le Blanc-Mesnil 1991, ISBN 2-909362-01-9.
  • Dominik M. Klinger (Hrsg.): Erotische Comic-Kunst. Palast Verlag, Paderborn 2007, ISBN 978-3-939527-04-6.
  • Dominik M. Klinger: Die Frühzeit der erotischen Comics: 1900-1935. Early erotic comics. DMK-Verlag, Nürnberg 1985, , ISBN 3-923642-50-4
  • Tim Pilcher: Erotische Comics. Knesebeck, München 2002 u. 2011.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Pilcher: Erotische Comics. Bd. 1. München 2011, S. 28f.
  2. Pilcher: Erotische Comics. Bd. 1. München 2011, S. 34–39.
  3. Pilcher: Erotische Comics. Bd. 1. München 2011, S. 18.
  4. http://www.nbmpub.com/eurotica/esizzle/sizzlehome.html

Comic Kategorie:Comic