Benutzer:Kujaw/Schroepfen

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Mittelalterliche Darstellung eines Baders. Die Schröpfköpfe werden angesetzt (Holzschnitt um 1481)

Schröpfen (chin. Ba Guan Fa[1], jap. Kyūkaku[2]) ist ein traditionelles Therapieverfahren, bei dem auf einem begrenzten Hautareal ein Unterdruck aufgebracht wird. Es wird typischerweise in der Alternativmedizin eingesetzt und zählt dort zu den ausleitenden Verfahren[3]. Es ist in der ganzen alten Welt seit alters her bekannt[4].

Feuer-Schröpfen

Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Schröpfen wird in sogenannten Schröpfgläsern oder Schröpfköpfen ein Unterdruck erzeugt. Diese Schröpfgläser werden direkt auf die Haut gesetzt. Der Unterdruck wird üblicherweise dadurch erreicht, dass die Luft im Schröpfkopf erhitzt und dieser sofort auf die Haut des Patienten gesetzt wird. Das Erhitzen erfolgt durch einen in Alkohol getauchten Wattebausch, ein Stück Baumwollstoff[5] oder eine Flocke Watte[6], die jeweils angezündet werden. Alternativ kann der Unterdruck durch eine Absaugvorrichtung im Schröpfglas erzeugt werden.

Die Lage der Schröpfstellen orientiert sich am Tastbefund, d.h. es wird im Bereich von Myogelosen (muskuläre Verhärtungen) geschröpft.[7] Je nach Lage der Schröpfstellen wird über den kutiviszeralen Reflex ein inneres Organ beeinflußt. Die Zuordnung der Organe zu den Hautstellen ist durch die Head-Zonen bekannt und läßt dadurch Rückschlüsse auf belastete innere Organe zu.[8]

Lokal entsteht durch das Saugen beim Schröpfen ein Extravasat und in der Folge ein Hämatom.[9] Beim blutigen Schröpfen kommt es lokal zu einem Blutverlust und dadurch zu einer Gewebeentgiftung vor Ort.[10]

Formen des Schröpfens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt blutiges und trockenes Schröpfen sowie die Schröpfkopfmassage.[11]

Blutiges Schröpfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blutiges Schröpfen in Verbindung mit Baunscheidttherapie

Beim blutigen Schröpfen bzw. nassen Schröpfen wird, bevor das Glas mit Unterdruck aufgesetzt wird, die Haut z.B. mit einer Blutlanzette angeritzt. Dann zieht der Unterdruck das Blut verstärkt durch die Verletzungen heraus. Es handelt sich hierbei um eine Form des Blutenlassens.

Trockenes Schröpfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trockenes Schröpfen am Rücken eines Patienten

Demgegenüber steht das trockene Schröpfen bzw. unblutige Schröpfen, bei dem das Schröpfglas auf unversehrte Hautstellen gesetzt wird.

Schröpfkopfmassage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Schröpfkopfmassage wird das Schröpfglas auf unversehrte Hautstellen gesetzt, die zuvor eingeölt wurden. Der Schröpfkopf wird dann über eine bestimmte Stelle verschoben, was eine stärkere durchblutungsfördernde Wirkung als eine klassische Massage hat.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zuerst haben die Menschen mit Steinmessern Verhärtungen an der Körperoberfläche (z.B. Furunkel oder Entzündungen) eingeritzt mit dem Mund und dann später mit Kuhhörnern ausgesaugt. Schröpfen mit Schröpfköpfen wurde schon 3300 v.Chr. in Mesopotamien und durch griechische und ägyptische Ärzte in der klassischen Altertum betrieben[12] und war in ähnlicher Form aber auch bei den alten Chinesen bekannt. Die theoretische Grundlage in der Antike war die Humoralpathologie, die Erkrankungen auf eine Entmischung der Säfte (humores) im Körperinneren zurückführte. Diese Säfte sollten mit Schröpfköpfen wieder ausgeglichen werden. In der chinesischen Medizin ging man als theoretische Grundlage von einer Stagnation von Blut und Qi aus. Auch haben unabhängig von der europäischen Entwicklung die Schamanen vieler indigener Völker ähnliche Krankheitstheorien entwickelt. Sie praktizieren das „Aussaugen“ böser Geister und Miasmen bis heute.[13]

Anwendungsbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schröpfen ist bei einer Vielzahl von Beschwerden hilfreich, unter anderem Migräne[14], Rheuma[15], Bandscheibenprobleme, Hexenschuss[16], Knieproblemen[17], Karpaltunnelsyndrom[18], Bluthochdruck[19], Ischias, Mandelproblemen (hierbei insbesondere in der Sonderform des Röderns), Bronchitis, Asthma, Kopfschmerzen, Nierenschwäche, Wetterfühligkeit, Hypotonie, Müdigkeit, Depression, Schwächezuständen[20], Verdauungsprobleme, Herz-Kreislauferkrankungen, Organprobleme[21], Fieber, Erkältung und Grippe[22].

Kontraindikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trockenes Schröpfen sollte nicht bei Schwangeren bis zum 4. Schwangerschaftsmonat angewendet werden. Auch sollten keine Schröpfköpfe über Tuberkulose, Tumore[23], Sonnenbrand, Brandwunden oder frische Verletzungen[24] gesetzt werden.

Zusätzlich zu dem oben genannten sollte blutiges Schröpfen nicht angwendet werden bei Blutgerinnungsstörungen, Blutarmut (Anämie), Menstruation, Dehydratation, Ohnmachtssneigung, Herzrhythmusstörung, Koronarinsuffizienz.[25]

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Nebenwirkung können sich insbesondere bei starkem Unterdruck oder langer Anwendung Blasen an der Behandlungsstelle bilden.[26]

Bei manchen Menschen, die kein Blut sehen können, kann es bei blutigem Schröpfen zur Ohnmacht kommen.[27]

Anhänger der Störfeldtheorie befürchten als weitere Nebenwirkung im Falle der Verwendung sogenannter Schröpfschnepper – traditioneller kleiner Apparaturen zum Anritzen der Haut beim blutigen Schröpfen – die Bildung von Störfeldern durch Narbenbildung.[28]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis . 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7
  • Dr. med. Ulrich Abele, Dr. med. Erich W. Stiefvater: Aschner-Fibel, Die wirkungsvollsten konstitutionstherapeutischen Methoden nach Aschner. Karl F. Haug Verlag, Ulm/Donau, 1964.
  • Ilkay Zihni Chirali: Schröpftherapie in der Chinesischen Medizin. 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München, 2002. ISBN 3-437-56250-9

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausleitende Verfahren

The Internet Journal of Alternative Medicine ISSN: 1540-2584 (englisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.tcm-germany.de/Allgemeines/Akupunktur_Moxa.html
  2. http://www.hichibuku.de/schroepfen.html
  3. http://www.paracelsus.de/heilv/natur_15.html
  4. Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis. 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7, S. 21
  5. Ilkay Zihni Chirali: Schröpftherapie in der Chinesischen Medizin. 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München, 2002. ISBN 3-437-56250-9. S. 63ff
  6. Dr. med. Ulrich Abele, Dr. med. Erich W. Stiefvater: Aschner-Fibel, Die wirkungsvollsten konstitutionstherapeutischen Methoden nach Aschner. Karl F. Haug Verlag, Ulm/Donau, 1964. S. 97
  7. Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis . 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7. S. 58ff
  8. Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis . 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7. S. 27ff
  9. Hedwig Piotrowski-Manz: Die Kunst des Schröpfens, Basiswissen und Praxis. 3. Auflage. Sonntag Verlag, Stuttgart, 2004. ISBN 3-8304-9091-7. S. 31
  10. Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis . 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7. S. 69ff
  11. Hedwig Piotrowski-Manz: Die Kunst des Schröpfens, Basiswissen und Praxis. 3. Auflage. Sonntag Verlag, Stuttgart, 2004. ISBN 3-8304-9091-7. S. 21f
  12. Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis . 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7. S. 21
  13. Ilkay Zihni Chirali: Schröpftherapie in der Chinesischen Medizin. 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München, 2002. ISBN 3-437-56250-9. S. 3ff
  14. The efficacy of wet-cupping in the treatment of tension and migraine headache, Am J Chin Med. 2008;36(1):37-44., Ahmadi A, Schwebel DC, Rezaei M., Kermanshah University of Medical Sciences, Iran
  15. Hedwig Piotrowski-Manz: Die Kunst des Schröpfens, Basiswissen und Praxis. 3. Auflage. Sonntag Verlag, Stuttgart, 2004. ISBN 3-8304-9091-7. S. 132ff
  16. The effectiveness of wet-cupping for nonspecific low back pain in Iran: a randomized controlled trial, Farhadi K, Schwebel DC, Saeb M, Choubsaz M, Mohammadi R, Ahmadi A. Department of Anesthesiology, Critical Care and Pain Management, Pain research center, Kermanshah University of Medical Sciences, Iran., Complement Ther Med. 2009 Jan;17(1):9-15. Epub 2008 Jun 24
  17. The Internet Journal of Alternative Medicine ISSN: 1540-2584
  18. Michalsen A, Bock S, Lüdtke R, Rampp T, Baecker M, Bachmann J, Langhorst J, Musial F, Dobos GJ: Effects of traditional cupping therapy in patients with carpal tunnel syndrome: a randomized controlled trial. J Pain. 2009 Jun;10(6):601-8. Epub 2009 Apr 19. PMID: 19380259 http://www.scienceticker.info/2009/04/27/hinweise-auf-wirksamkeit-des-schroepfens/
  19. Lee MS, Choi TY, Shin BC, Kim JI, Nam SS: Cupping for hypertension: a systematic review. Clin Exp Hypertens. 2010;32(7):423-5. Epub 2010 Sep 9. PMID: 20828224
  20. Dr. med. Ulrich Abele, Dr. med. Erich W. Stiefvater: Aschner-Fibel, Die wirkungsvollsten konstitutionstherapeutischen Methoden nach Aschner. Karl F. Haug Verlag, Ulm/Donau, 1964. S. 99ff
  21. Hedwig Piotrowski-Manz: Die Kunst des Schröpfens, Basiswissen und Praxis. 3. Auflage. Sonntag Verlag, Stuttgart, 2004. ISBN 3-8304-9091-7. S. 77ff
  22. Ilkay Zihni Chirali: Schröpftherapie in der Chinesischen Medizin. 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München, 2002. ISBN 3-437-56250-9. S. 99ff
  23. Hedwig Piotrowski-Manz: Die Kunst des Schröpfens, Basiswissen und Praxis. 3. Auflage. Sonntag Verlag, Stuttgart, 2004. ISBN 3-8304-9091-7. S.72
  24. Ilkay Zihni Chirali: Schröpftherapie in der Chinesischen Medizin. 1. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München, 2002. ISBN 3-437-56250-9. S. 201
  25. Hedwig Piotrowski-Manz: Die Kunst des Schröpfens, Basiswissen und Praxis. 3. Auflage. Sonntag Verlag, Stuttgart, 2004. ISBN 3-8304-9091-7. S.76
  26. Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis . 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7. S. 115
  27. Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis . 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7. S. 121ff
  28. Johann Abele: Schröpfkopfbehandlung, Theorie und Praxis . 8. Auflage. Karl F. Haug Verlag, Stuttgart, 2007. ISBN 978-3-8304-7237-7. S. 126