Benutzer:Malanoqa/Roseninsel

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Roseninsel
Roseninsel von Feldafing
Roseninsel von Feldafing
Gewässer Starnberger See
Geographische Lage 47° 56′ 30″ N, 11° 18′ 33″ OKoordinaten: 47° 56′ 30″ N, 11° 18′ 33″ O
Malanoqa/Roseninsel (Bayern)
Malanoqa/Roseninsel (Bayern)
Länge 233 m
Breite 176 m
Fläche 2,56 ha
Einwohner 2
78 Einw./km²
Hauptort Wörth
Karte der Roseninsel, Lenné, um 1850
Karte der Roseninsel, Lenné, um 1850

Die Roseninsel (bis ins 19. Jahrhundert Wörth[1]) ist die einzige Insel im Starnberger See.

Die Roseninsel liegt 170 Meter vom Westufer des Sees entfernt in der Feldafinger Bucht, auf Höhe des so genannten Glockenstegs. Die Insel ist Gemeindegebiet von Feldafing mit dem Schloss als Gemeindeteil Wörth (Roseninsel), Grundeigentümer ist der Freistaat Bayern. Die Einwohnerzahl wird mit „2“ (für den die Insel ganzjährig bewohnenden Kastellan mit Partner) angegeben.[2]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Form und Größe der Insel ändert sich langsam, aber stetig durch Aufschüttungen und Verlandung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrug die Fläche der Insel 1,3 Hektar, um 1850 1,7 Hektar, heute misst sie 2,56 Hektar.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Relikte ehemaliger Pfahlbauten auf der Roseninsel

Die ältesten Nachweis für Menschen auf der Roseninsel stammen aus der Jungsteinzeit. Mit Hilfe von Keramikfunden konnte das Südostbayerische Mittelneolithikum[4] (SOB, erste Hälfte 5. Jahrtausend v. Chr.) sowie die jungneolithische Münchshöfener Kultur[5] (MHK, zweite Hälfte 5. Jahrtausend v. Chr.) nachgewiesen werden. Der vorgeschichtliche Schwerpunkt der Inselnutzung liegt in der Bronzezeit. Von der frühen Bronzezeit bis zur Urnenfelderkultur sind zahlreiche Keramik- und Metallobjekte von der Roseninsel bekannt[6]. In die Urnenfelder Kultur datiert auch ein 13,46 m langer Einbaum, der am Westufer der Roseninsel entdeckt und geborgen wurde[7].

Aus der nachfolgenden Eisenzeit, Hallstatt und Latené, liegen vereinzelte Keramikfunde vor. An der Nordostspitze der Roseninsel wurden hölzerne Konstruktionen untersucht, die in die Mitte des letzten Jahrtausends vor Christus datieren. Ihre Funktion ist bisher noch nicht eindeutig geklärt. Ob in vorgeschichtlicher Zeit Pfahlbauten im eigentlichen Sinne einer Inselsiedlung im ufernahen Bereich vorhanden waren, ist nach wie vor Gegenstand der Forschung.

Bei Bauarbeiten im 19. Jahrhundert stieß man im Boden der Insel auf zahlreiche menschliche Skelette, welche in der Erde oder in Steinkisten bestattet waren, ferner fand man Feuersteinwaffen, Tongefäße aus verschiedenen Epochen und aus römischer Zeit unter anderem Münzen, Schmuckstücke und Geräte. Im 7. Jahrhundert wurde auf der Insel eine frühromanische (karolingische) Kirche aus Tuffstein mit eingezogenem Chor erbaut, von der heute allerdings nur noch die Westwand und die Fundamente erhalten sind (integriert und überbaut durch das Gärtnerhaus von 1853). Man kann davon ausgehen, dass auch diese Kirche bereits einen hölzernen Vorgängerbau hatte.

Im Jahr 1545 ging die Insel als Erblehen von Herzog Wilhelm IV. in den Besitz der Rosenbusch von Possenhofen über, die diese Insel behielten als sie 1588 die Hofmark Possenhofen verkauften. 1730 teilten die letzten Töchter der Rosenbusch-Familie die Insel unter sich auf. Die eine Hälfte gehörte der Familie Schattel, die andere der Familie de Stock. 1758 erwarb Janson de Stock auch die Schattelsche Hälfte. Um 1762 erwarb Johann Kaspar Reichsgraf Basselet von La Rosée dann die gesamte Insel beziehungsweise die damalige Hofmark Wörth zusammen mit den Hofmarken Feldafing und Possenhofen und besaß so das größte geschlossene Ufergebiet am Würmsee (Starnberger See). Sein Enkel, der ehemalige Hofrat Desiderius Joseph Reichsgraf Basselet von La Rosée, der meist auf der Insel gelebt hatte, starb 1834 kinderlos, anschließend verkauften seine Erben den gesamten Besitz an Herzog Maximilian in Bayern, König Ludwig I. erhielt die Insel Wörth.[8]

Casino Südseite

Der Dichter Lorenz Westenrieder äußerte im Hinblick auf die romantische Qualität der Insel bereits um 1800: „… groß genug wäre die Insel, um darin irgendeinen Kummer zu begraben, auch groß genug, zwei Herzen aufzunehmen, die jetzt in der süßesten und glücklichsten Schwärmerei ihrer Seelen nichts bedürfen als sich selbst und nichts wünschen als Gebüsche, ihr Glück vor den Augen des Neids zu verbergen.“[9]

Holzstich 1871 (Die Gartenlaube)
Roseninsel, Holzstich von Hans Wolf, 1876
Blick vom Glockensteg mit Fähre zur Roseninsel
Rosengarten und Casino
Casino vom See aus gesehen
Die Gläserne Säule im Zentrum des Rosariums

Im frühen 19. Jahrhundert trug die Insel noch den Namen Wörth und gehörte der in Feldafing ansässigen Fischerfamilie Kugelmiller (heute Kugelmüller), die dort ein Gasthaus betrieb. Seit 1840 hatte der spätere König Maximilian II. von Bayern ein Auge auf die Insel geworfen. Zunächst plante er, dort den Sitz seiner Studienstiftung Maximilianeum einzurichten, die aber dann doch in München untergebracht wurde. 1850 schließlich kaufte der König die Insel, nun in der Absicht, sich dort ein ruhiges Sommerdomizil zu schaffen. Die Planung und Ausführung der Gartenanlagen um das geplante Insellandhaus lag erst in den Händen des königlichen Hofgartenintendanten Ludwig Carl Seitz, welcher erste Gestaltungsmaßnahmen einleitete.[10] Danach beauftragte der König den Potsdamer Gartendirektor Peter Joseph Lenné mit dem Entwurf der Gartenanlage und den Architekten Franz Jakob Kreuter mit dem Bau einer königlichen Villa, dem pompejanisch-bayerischen Casino (in der Bedeutung eines saisonal genutzten Sommerhauses) inmitten einer Parkanlage mit einem ovalen Rosarium als Zentrum. Das Rosengärtchen mit hunderten von hochstämmigen Duftrosen gab der Insel ihren heutigen Namen. In seiner Mitte steht eine etwa fünf Meter hohe, weiß-blaue Glassäule mit der Plastik eines Mädchens mit Papagei. Säule und Plastik waren ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. an seine Cousine Marie von Preußen und deren Mann, den bayrischen König Maximilian II.[11] Das Casino wurde 1853 fertiggestellt, allerdings vom Architekten Eduard Riedel, da es mit Kreuter aufgrund zu hoher Kosten zwischenzeitlich zum Zerwürfnis gekommen war.[12]

Der Sohn Maximilians, Ludwig II., nutzte den abgeschiedenen Ort für den Empfang von Staats- und anderen Gästen wie der russischen Zarin Maria Alexandrowna, den preußischen Kronprinzen und späteren 99-Tage-Kaiser Friedrich III. oder Richard Wagner. Ludwig schätzte die Insel auch als abgeschiedenen Rückzugsort und traf dort gelegentlich mit Kaiserin Elisabeth von Österreich zusammen.[13]

Die Kaiserin kannte die Gegend gut, sie hatte einen großen Teil ihrer Jugend im nahegelegenen Schloss Possenhofen verbracht und kam auch später viele Jahre im Sommer nach Feldafing, wo sie im „Hotel Strauch“ (heute „Hotel Kaiserin Elisabeth“) zu residieren pflegte. Elisabeths Vorliebe für die romantische Insel war wohl der Hauptgrund, warum Ludwig den Ort so sorgfältig pflegen ließ, nachdem sein eigenes Interesse an der Insel im Laufe der Zeit nachgelassen hat. Ein Treffen der beiden wurde 1972 von Luchino Visconti mit Romy Schneider und Helmut Berger in dem Film Ludwig II. auf der Roseninsel nachgestellt.[14]

Nach dem Tod Ludwigs ließ das Interesse des Hauses Wittelsbach an der Insel nach, Casino und Rosengarten blieben über Jahrzehnte der Verwahrlosung und dem Verfall ausgesetzt.

1970 erwarb der Freistaat Bayern die verwahrloste Roseninsel für 800.000 DM vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds und machte sie wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. 1997 wurde nach intensiven Planungen mit der Wiederherstellung der Insel begonnen. Heute sind das Casino und der Rosengarten weitgehend originalgetreu restauriert bzw. wiederhergestellt. Das Casino ist von Mai bis Mitte Oktober als Museum zu besichtigen.

Die Roseninsel ist eine von 111 prähistorischen Pfahlbausiedlungen, die 2011 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurden.[12]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die unter Denkmal- und Landschaftsschutz stehende Roseninsel ist Ziel von bis zu 4.000 Touristen monatlich[15] und wird an schönen Sommertagen gerne als Ziel von Tagesausflüglern gewählt, die von München und den umliegenden Orten aus an den See kommen. Vom 1. Mai bis 15. Oktober setzt ein Fährboot[16][17] vom zum Park Feldafing gehörenden Glockensteg aus zur Insel über[18]. Der Fahrtakt der Fähre wird an die Zahl der Besucher angepasst, die Überfahrt dauert etwa fünf Minuten. Bei geringem Andrang muss der Fährmann mittels einer am Steg angebrachten Glocke gerufen werden.

Aufgrund ihrer ruhigen, straßenverkehrsfreien Lage im See und des relativ ebenen und gut gepflegten Wegenetzes wird die Roseninsel gerne auch von älterem Publikum besucht, auch für Rollstuhlfahrer und Personen mit Kinderwagen ist sie gut zugänglich.

Das Mitführen von Hunden und Fahrrädern auf die Insel ist nicht gestattet. Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf der Insel nicht. Das Zelten, Entfachen von Feuer, Sonnenbaden, Picknicken, Nächtigen und Betreiben von Geräte- oder Ballsportarten sind untersagt.

Die prähistorische Pfahlbauten rund um die Roseninsel sind als „Schutzzone UNESCO-Welterbe Pfahlbauten“ ausgewiesen. Das Schutzgebiet ist durch Bojen und Hinweistafeln gekennzeichnet. Zum Erhalt dieser wertvollen Denkmäler soll der geschützte Bereich, zu dem auch das Ufer der Roseninsel gehört, weder durchfahren noch durchschwommen und auch nicht betreten werden.[19]

In den Sommermonaten finden regelmäßig standesamtliche Eheschließungen im Casino statt.

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man die Insel am besten über einen ca. 30-minütigen Fußmarsch ab der S-Bahn-Haltestelle Possenhofen oder Feldafing (S6).

Literarisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben Kaiserin Elisabeth schrieb auch der Schriftsteller Karl Zettel um 1890 Gedichte über die Roseninsel:

Vom dunkelblauen See umflutet,
ein Eiland ist es, still und klein,
wo tiefer jede Rose glutet
in goldighellem Sonnenschein.

Dort ruht der König unter Rosen
von schweren Sorgen einsam aus,
wenn sanfte Lüftchen ihn umkosen
sein vielgeliebtes Ruhehaus.

Und Volkes Liebe segnet gerne
mit treuer Hand und wahrem Wort
des Königs Ruhe, seine Sterne
und seiner Roseninsel Hort.

Film und Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1972 verfilmte der italienische Regisseur Luchino Visconti die Biographie von König Ludwig II. und wählte die Roseninsel mit dem Casino als Drehort für vier Filmsequenzen. Die Insel ist in den Landschaftsbildern zwischen den Szenen der ARD-Telenovela Sturm der Liebe zu sehen. Im Kinofilm Ich bin die Andere liegt das Wohnhaus des Protagonisten am Starnberger See gegenüber der Roseninsel. Szenen für den Fernsehkrimi Die reichen Leichen wurden auf der Insel gedreht.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elmar D. Schmid, Martinus Fesq-Martin, Amei Lang, Joachim Zeune, Manfred Stephan: Die Roseninsel im Starnberger See. Amtlicher Führer. Bayerische Verw. d. staatl. Schlösser, Gärten u. Seen, München 2003, ISBN 3-932982-49-5.
  • Christoph Hölz (Hrsg.): Königliche Träume. Casino und Park auf der Roseninsel im Starnberger See. HypoVereinsbank, München 2001, ISBN 3-930184-27-3.
  • Rudolf Reiser: Das Casino der Roseninsel und ihre Könige, Münchenverlag, 2000. ISBN 3-934036-32-5.
  • Herbert Paulus: Die Roseninsel im Starnberger See. Deutsches Institut für merowingisch-karolingische Kunstforschung, Erlangen 1953.
  • Martha Schad: Romanzen auf der Roseninsel., Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 2005, ISBN 3-475-53651-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Roseninsel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Da der See vor 1962 „Würmsee“ und davor „Wirmsee“ hieß, hieß die heutige Roseninsel damals dann entsprechend „Wörth im Würmsee“ etc.
  2. Gemeinde Feldafing, Einwohnermeldeamt
  3. Die Roseninsel, bayregio-starnberger-see.de, abgerufen am 28. Dezember 2017
  4. M. Fesq-Martin, C. v. Nicolai, A. Lang, F. Bichlmeier und K. Riedhammer: Mittelneolithische Keramik auf der Roseninsel im Starnberger See und die Frage potenzieller Landnutzungsstrategien im nördlichen Alpenraum. In: Bericht der Bay. Bodendenkmalpflege. Band 60, 2019, S. 43–52.
  5. M. Fesq-Martin, A. Lang und M. Peters: Scherben der Münchshöfener Kultur von der Roseninsel im Starnberger See. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Band 67, 2002, S. 167–173.
  6. S. von Schab: Die Pfahlbauten im Würmsee. In: Beitr. Anthr. und Urgesch. Bayerns. Band 1, 1877, S. 1–90.
  7. T. Pflederer: Die Einbäume des Starnberger SeeS. In: Fesq-Martin, M., Lang, A. & M. Peters (Hrsg.): Der Starnberger See – Natur- und Vorgeschichte einer bayerischen Landschaft. Pfeil-Verlag, München 2013, S. 148–157.
  8. Dieter Albrecht: Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Heft 3: Das Landgericht Starnberg. München 1951, S. 19
  9. Homepage der Fährbetreiber: Vorwort.
  10. Gerhard Hojer (Hrsg.): Bayerische Schlosser: Bewahren und Erforschen. Band V. Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 1906, ISBN 978-3-9805250-0-8, S. 333.
  11. Otto Krätz: Vom Glanz vergangener Tage – Die Geschichte einer Statue auf der Starnberger Roseninsel. In: Kultur & Technik. Magazin des Deutschen Museums, 4/2010, S. 36–41
  12. a b Leben auf Pfählen in Süddeutsche Zeitung vom 20. Juni 2012
  13. Fesq-Martin, Martinus., Schatz, Uwe G., Jung, Kathrin,, Bayern. Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen: Roseninsel im Starnberger See amtlicher Führer ; [Deutsch]. 3. aktualisierte Auflage. Bayerische Schlösserverwaltung, München 2011, ISBN 978-3-941637-12-2.
  14. Oberbayern: Filmreifes Urlaubsidyll in Stern vom 29. September 2009
  15. http://www.starnbergersee.de/sehenswuerdigkeiten/87-die-roseninsel-ein-unikat.html
  16. http://www.faehre-roseninsel.de/ Fährverbindung bis 31. Dezember 2015
  17. http://www.roseninsel.bayern/
  18. https://www.google.de/maps/place/F%C3%A4hre+Roseninsel,+82340+Feldafing/@47.9448772,11.305118,17z/data=!4m2!3m1!1s0x479dcee0e714bea3:0xee8e659f6ba2d70f Fährstelle
  19. Anlagenvorschriften Roseninsel